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Arena   07.10.2005   Lorsch, Rex
von gl

Das Ticket
Mit Verzögerung kamen sie doch noch auf eine "Pepper's Ghost"-Tour, die britischen Musiker, nachdem sie im Frühjahr lediglich für eine einzige Show zum Eclipsed-Festival nach Aschaffenburg angereist waren. Diese Show - zusammen mit RPWL - war in meinen Augen das Non-Plus-Ultra in Sachen Live-Konzerte im Jahre 2005, an diesem Tag im Mai stimmte einfach alles: Die Performance (beide Bands zelebrierten 2 Stunden+ edle Musik), der exzellenter Sound, die Zuschauer (aus ganz Europa kamen Prog-Fans angereist), die Begeisterung und Stimmung im Saal und die Einstellung der Musiker (meine Interviews mit beiden Bands waren keineswegs elitäre Vergnügen, alle Musiker quatschen mit allen Fans ewig lang und signierten alles). So - warum diese lange Einleitung? Weil die Erwartungen im Vergleich zu diesem damals als (einzigartige) Special-Show anlässlich des zehnjährigem Bandjubiläums konzipierten Auftritt ganz klar runtergefahren werden mussten.
Ein dreiviertel Jahr nach Veröffentlichung ihres 6. Albums also nun die Tour, Ian Salmon ist wieder mit an Bord (er wurde im Frühling live von dem ehemaligen ARENA- und IQ-Basser John Jowitt vertreten) und ARENA haben sich entschlossen, ohne Vorgruppe zu touren. Das macht gar nichts, im Gegenteil, einigen ist das sogar recht, zumal die Band so lange spielt wie andere Bands incl. Opener! Der Laden ist so angelegt, dass die Musiker nicht von hinten kommen, sondern quasi halb durchs Publikum auf die Bühne gelangen. Dort eröffnen sie dann standesgemäß auch mit dem 1. Titel der noch neuen Platte, nämlich dem mitreißenden "Bedlam Fayre". Nachdem ich die Band nun schon mehrmals sah, sind John Mitchells Blicke ins Publikum nicht als Besorgnis zu deuten, sondern er nimmt die Stimmung auf, wie auch Ian und Sänger Rob Sowden, der leicht versetzt erscheint zu seinem Einsatz. Der Club ist nicht voll, aber die ca. 180 Personen, die da sind (und zum Teil mehrere Hundert Kilometer angereist), genießen die Musik in vollen Zügen. Mehrere Freaks vor der Bühne kennen sichtlich alle Lieder und gehen begeistert mit. Als zweites Lied wird gleich der Evergreen "Crack In The Ice" vom "The Visitor"-Album gespielt, ein Stück, das die Band im Mai sogar gleich ZWEIMAL performte (wir wollten sie halt damals nicht gehen lassen, und John Jowitt musste sich ja nicht alles neue draufpacken!). Das melancholische "Hanging Tree" und das treibende "(Don't Forget To) Breathe" kommen dieses Mal auch recht früh im Verlauf des Konzertes im Vergleich zur "Contagion"-Tour 2003, so dass man auf die letzte halbe Stunde sehr gespannt war. Und auch wieder die üblichen Frozzeleien der Musiker untereinander werden vorgetragen, das wirkt aber gar nicht aufgesetzt oder einstudiert, ich bin mir sicher, dass Schlitzohr Clive Nolan nichts plant, sondern seine ironischen Bemerkungen situationsbedingt sind. Heute hat er seinen Drummer Mick Pointer im Visier, der unbedingt eine Kostprobe auf einem neuen Instrument geben will: Er hat Querflöte gelernt und zeigt dies auch. Aber Clive will, dass er beim Schlagzeug bleibt!
Noch ein paar Takte zu Sänger Rob Sowden: wer ihn gerade nur einmal sah, wohl damals im Vorprogramm von SAGA 2001, mag ihn für einen eingebildeten Schlacks halten, ich kann euch versichern, das Gegenteil ist der Fall: Seine theatralischen Bühnenbewegungen und sein zu Beginn seines Einsteigs bei ARENA mitunter herrisches Gebaren sind pure Performance-Elemente, er ist offstage ein ganz Netter und hat auch nach dem Gig erzählt, dass er bald heiraten wird: Herzlichen Glückwunsch. Bei ARENA gibt's live auch keine Höhepunkte, weil jeder Song einer ist und die Show durchgehend auf hohem Niveau ist! Aber ok, lasst mich das neue Doppel - hintereinander gespielt - "Smoke And Mirrors" und "Purgatory Road" lobend hervorheben, grandios dargeboten die beiden neuen gefühlvollen Songs. Irgendwann packt's den Rezensenten dann auch und er will weiter vor, direkt vor die Bühne! Dort wird ein Knaller nach dem anderen in die glückselige Meute gefeuert: "Medusa", "The Shattered Room", "City Of Lanterns", was will man mehr? Klar die Zugaben und das sind einfach Stücke, die immer wieder froh machen und begeistert aufgenommen werden: "Solomon", "Jericho" und "Crying For Help"!!! Die musikalischen Meister aus England haben doch tatsächlich das Kunststück fertig gebracht, fast an ihre Show beim Eclipsed-Festival ranzukommen, was ich wirklich nicht für möglich gehalten hätte.

Die Setlist






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