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Z-Rock Festival Germany   05.10.2002   Ludwigshafen, Das Haus (Colosseum)
von gl


Z Rock 2002
Das zweite Z-Rock Festival in Deutschland stand an, nachdem das Festival letzten Jahres leider etwas unglücklich verlief, als ENUFF Z'NUFFs toller Auftritt abgebrochen wurde, da die TYGERS OF PAN TANG als Headliner spielten und dann das schrecklichste Konzert gaben, dass ich in den letzten 10 Jahren sah!! Damals wie heute waren Jeff Scott Sotos HUMANIMAL angekündigt, die aber zum 2. Mal nicht kamen - so macht man sich nicht gerade Freunde. Eine weitere Band, die auch schon letztes Jahr vorgesehen waren, nämlich SHY waren - neben SILENT RAGE - der Grund für mich, die doch recht stolze Summe von 36,20 Euro hinzulegen. Das Konzert fand dieses Mal in Ludwigshafen statt in einer Location mit dem kuriosen Zusatznamen Colosseum, darunter stellt man sich doch eine Riesen-Arena vor, oder? Doch es ist lediglich das Haus der Jugend, umbenannt in "Das Haus" (klingt nicht so altbacken) und zusätzlich auch noch in obigen albernen Namen, letztendlich hat es die Größe einer Schul-Aula, in der sich schätzungsweise nur ca. 350-400 Leute einfanden.
Über die Wormser SEDUCTION kann ich nichts berichten und die Franzosen NORTHWIND vermag ich nicht zu beurteilen, da ich erst gegen Ende ihres Sets eintraf.
Die Briten CONTAGIOUS boten erneut einen soliden Gig - sie spielten bereits letztes Jahr in Mannheim. Mittlerweile ist man (?) vertraut mit ihrem guten Songmaterial vom Album "The Calling" und ihrer EP "Red, White And Slighty Blue", sie spielen gut zusammen und der Sänger ist ihre Stärke.
ARABIA haben eine kuriose Bandgeschichte hinter sich: Nach dem sehr starken Album "1001 Nights" kam es offensichtlich zu Streitigkeiten, so dass drei Viertel der Mitglieder der Band den Rücken kehrten und Sänger John Blaze mit 3 neuen Leuten - und nach nur 5 Proben, wie hinterher bekannt wurde - den Weg von New York nach Deutschland antrat. Angesichts dieser ungünstigen Ausgangsbedingungen bot das Quartett einen ordentlichen aber keinen hochklassigen Auftritt, der übrigens mit einem AC/DC-Intro (It's a long way to the top if you wanna Rock'n'Roll) und mit der Coverversion von "You've Got Another Thing Comin'" (JUDAS PRIEST) beendet wurde. Dazwischen das gute Material des Debuts, allen voran der Titeltrack und das raue "The Heart Is A Lonely Hunter", sowie 2 Songs des künftigen Albums "Eternity". Die Amerikaner hatten aber auch mit völligem Desinteresse des Publikums zu kämpfen: John fragte "Do you want another song?" - NULL Resonanz, er zuckte mit den Schultern, so dass die Band früher als geplant, einpackte und das noch geplante "Armed And Ready" (MSG) nicht mehr gespielt wurde. Dies erzählte mir Eddie Campbell, der Gitarrist, der auch in Diensten von ADRIANGALE steht. Die New Yorker machten dies aber in Punkto Fanfreundlichkeit wett: Bei jedem, der sich ein Autogramm holte, bedankten sich alle 4 mit Handschlag, auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten sollten mal erwähnt werden.
Brighton Rock
Nochmal Brighton Rock
BRIGHTON ROCK aus Kanada waren verdammt lange weg von der Bildfläche und Sänger Gerald McGhee hat sich drastisch verändert und trat in ... ähem, ungünstiger Kluft mit Shorts auf, bewies aber eindrucksvoll, dass auch Kurzhaarbanging funktioniert. Überhaupt war der Auftritt der Kanadier der härteste des Abends und live eher Heavy Metal als Melodic Rock! Leider waren gesanglich einige Schwächen auszumachen, Gerry kommt eben einfach nicht mehr in die hohen Stimmlagen, was besonders bei "One More Try" vom Album "Take A Deep Breath" aus dem Jahre 1988 deutlich wurde. ("This Song was released as a Single in Germany - we know it, 'cos we have it at home.") Dies glich Bassist Stevie Screebs mit tollem Stage-Acting aus. Amüsant: BRIGHTON ROCK spielten ihren Song "Rebels With A Cause" und die Nachfolger SILENT RAGE ihren Song "Rebel With A Cause". Zum Abschluss auch hier erneut eine Coverversion, diesmal "Highway To Hell".
Silent Rage
Nochmal Silent Rage
Dann SILENT RAGE - damit konnte nun wirklich keiner rechnen, dass ausgerechnet sie als Vertreter der 2. Reihe der (mittlerweile sogenannten ...) "Hair-Metal"-Bands im Jahre 2002 in Deutschland auftauchten, aber sie waren damals schon Faves von mir: Die vier aus Los Angeles, drei von der Originalbesetzung, boten den tightesten Gig des Abends, perfekt aufeinander eingespielt und haben den Luxus, gleich 3 (!) Leadsänger, die sich abwechseln, in ihren Reihen zu haben. E.J. Curse, der evtl. einigen weiblichen Lesern unbewusst bekannt sein dürfte, denn er tourt auch mit den Chippendales und war im Playgirl zu sehen, machte seiner Rolle im "Rockstar"-Film hier alle Ehre und zeigte seinen Revue-Körper. Die Auswahl aus den 2 alten Alben und dem neuen "Still Alive" war klasse - wenn ich auch meinen persönlichen Favoriten "Tonight You're Mine" vermisste. Auch Jesse und Mark wirkten sehr routiniert und gaben zum Schluss noch mal richtig Gas, es schien der Abend der Coverversionen zu sein: "Heaven And Hell" und "Blackout" (grandios!) beendeten einen exzellenten Auftritt, der übrigens mitgeschnitten wurde für eine Live-Scheibe.
Shy
Nochmal Shy
Konnten SHY dieses hohe Level halten? Nach Jahren der Trennung ohne gemeinsamen Auftritt ...? Die Ankündigung "In Originalbesetzung" stimmte nicht: Lediglich Tony Mills, Gitarrist Steve Harris und Bassist Roy Davis sind noch dabei, Keyboarder Paddy McKenna spielte zwar die neue Platte ein, wollte aber nicht touren - für ihn ist nun ein zweiter Gitarrist (!) dabei: Ian Richardson (der mit Tony bei SIAM war). Zuguterletzt wurde Alan Kelly am Schlagzeug durch den sehr überzeugenden Bob Richards ersetzt. Um die o.e. Frage zu beantworten: SHY überzeugten auf ganzer Linie und boten einen phänomenalen Auftritt - zusammen mit TITAN FORCE für mich die Show des Jahres! Bei den sage und schreibe 6 Songs des Mega-Albums "Excess All Areas" von 1987 hatte ich zeitweilig eine Träne im Knopfloch, so begeisternd kamen die Jungs aus Birmingham rüber. Tony, der das Publikum bisweilen sehr intensiv beobachtete, phrasierte die alten Songs etwas anders, auch er kam nicht immer in ganz hohe Stimmlagen, umging dies aber sehr geschickt. Der 2. Schwerpunkt lag natürlich auf "Unfinished Business", aus dem auch 6 Songs geboten wurden. Steve "Magic hands" Harris hielt sich - schüchtern - im Hintergrund auf, faszinierte aber mit melodösen Gitarrenläufen. Zum Abschluss noch eine Acoustic Session mit einem völlig umarrangierten "Talk To Me" und "Telephone". Die Live-Aufnahmen von diesem Konzert werden nächstes Jahr erscheinen und ich habe schon jetzt einen Platz in meiner Sammlung dafür reserviert! Welcome Back, Guys!
Als Headliner fungierten BONFIRE, nach dem Ausstieg von Keyboarder Chris Lausmann nun nur noch zu viert und demzufolge fehlte einigen Songs der Keyboardteppich, der ihr Flair ausmacht und auch dazugehört. Aufgrund der Verkaufszahlen sicherlich berechtigt, die Band als letztes spielen zu lassen, aber als Claus Lessmann wieder anfing mit seinen Reden, kippte der anfangs gute Eindruck wieder. Er dozierte live auf der Bühne, dass der falsche Kandidat die Bundestagswahl gewonnen habe, aber er wolle sich ja nicht unbeliebt machen. Unabhängig von politischer Meinung bin ich der Ansicht, dies gehört nicht hierher. Auch die unvermeidliche Südstaatenjacke mit den Sternchen kam wieder zur Geltung und gibt natürlich erneut Abzug in der B-Note. Seine weitere Zwischenrede galt dem seines Erachtens viel zu hohen Eintrittspreis, womit er Recht hatte. Bei "Sweet Home Alabama" war es dann aber genug für mich. Alles Gute für BONFIRE, der Erfolg sei ihnen gegönnt, mein Ding ist es nicht.

Fotos: DJ Bonne (http://www.rock-avenue.de)



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