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Full Metal Osthessen   05.03.2016   Niederjossa, DGH
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Leider war es mir im Jahr 2015 nicht vergönnt, das FMO zu besuchen, doch in diesem Jahr wollte ich unbedingt wieder vor Ort sein, zumal das Billing einige echte Knaller aufbot, die den Anhängern des klassischen Stahls schlagkräftige Argumente lieferten, nach Niederjossa zu pilgern. Bereits am Freitag rockten 667 (Iron-Maiden-Tribute-Band), ODIUM, GRIMGOD und WARRANT die Bühne und verlangten den Headbangern schon einiges ab. Der Samstag versprach aber noch mal eine musikalische Steigerung, zumal mit den Belgiern OSTROGOTH und den slowakischen Powermetallern SIGNUM REGIS auch internationale Acts am Start waren, die in der Presse durchweg begeisterte Kritiken einheimsten. Mit den Sachsen ALPHA TIGER, die der treuen CrossOver-Leserschaft wohl bestens bekannt sein dürften, hat man zudem noch eine junge aufstrebende Band verpflichten können, die schon auf den großen Bühnen Wackens und beim Bang Your Head-Festival ihr Können präsentierten.

Elvenpath
Die Frankfurter Powermetaller ELVENPATH eröffneten den samstäglichen Metalreigen mit einer kraftvollen Show, die neben altbewährtem HELLOWEEN- und MAIDEN-durchtränktem Songmaterial auch etliche technische Kabinettstückchen enthielt. Dass die sympathischen Hessen schon seit einiger Zeit aktiv sind und als eingespielte Einheit agieren, merkte der aufmerksame Hörer schon nach den ersten Takten. Sänger Dragutin hatte die Headbanger fest im Begriff und erledigte mit seinen Bandkollegen den Job des Anheizers nahezu perfekt.

Tales Of Horror  Tales Of Horror
Die Bielefelder Combo TALES OF HORROR griff dann aber ganz tief in die Old-School-Kiste und bot mit besten Essenzen aus DIO und JUDAS PRIEST ein Metalbrett der besonderen Art. Vor allem die groovigen Stücke kamen sehr gut beim Publikum an und verlangten der Nackenmuskulatur Schwerstarbeit ab. Die hymnenhaften Songs, allen voran "Back To Metal" und "(We Don't Need To) Burn In Hell" bohrten sich recht schnell in den Gehörgängen fest und hallten auch nach dem Gig noch in so manchen Ohren nach. Während sich Gitarrist Andreas mit maximaler Energie durch die Songs riffte, agierte auch Frontmann Markus höchst engagiert. Man spürte ihm ab, dass er den urigen Spirit des Früh-Achtziger-Metals geradezu atmete. Wer auch nur ansatzweise etwas mit der Blütezeit des Metal anfangen kann, wird diese Band lieben.
Setlist TALES OF HORROR
Devil's Daughter
One Million Dollar Song
Back To Metal
The Dragon Sign
Revelation Of Pyromania
Horror Night
(We Don't Need To) Burn In Hell
Scream In The Night
Tonight We Rock

Signum Regis  Signum Regis

Signum Regis
Dass die Slowaken SIGNUM REGIS auch in unseren Breitengraden längst keine Unbekannten mehr sind, verdeutlichen die überwältigenden Pressereaktionen zum aktuellen Album "Chapter IV: The Reckoning". Ein dermaßen mitreißendes neoklassisches Livebrett hätte aber selbst meinereiner nicht erwartet. Die Band gab von Beginn an Gas und zeigte eine hochprofessionelle Bühnenshow mit enormer Spielfreude. Mayo hat sich inzwischen zu einem perfekten Frontmann entwickelt, der von den frenetischen Publikumsreaktionen selbst überrascht war. Filip ackerte sich mit maximalem Einsatz durch die Songs und produzierte schneidende Riffs am Fließband, während Ronnie am Tieftöner den ruhenden Pol in der Band bildete. In Sachen Geschwindigkeit und Virtuosität steht Filip längst auf einer Stufe mit Calle Grimmark und Chris Impellitteri, auch wenn seine Spielweise noch stärker von klassischen Komponisten geprägt ist. Konsequenterweise legten die Slowaken den Schwerpunkt ihrer Songauswahl auf das aktuelle Album und die EP "Through The Storm", wobei auch das wuchtige "Let Us Go" und der Rausschmeißer "The Ten Plagues" vom "Exodus"-Album perfekt umgesetzt wurden. SIGNUM REGIS zogen alle Register und konnten an diesem Abend eine Menge neuer Fans hinzugewinnen.
Setlist SIGNUM REGIS
Enslaved
Through The Desert, Through The Storm
Living Well
Voice In Wilderness
Let Us Go
Come And Take It
Lost And Found
Purple Born
Vengeance/Liar
The Ten Plagues

Stallion  Stallion

Stallion
Die mir bis dato nur dem Namen nach bekannten STALLION (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Melodic Metallern) konnten den Level der Begeisterung, den SIGNUM REGIS zuvor entfacht hatten, aber locker halten und zelebrierten eine 1980er-inspirierte Heavy-/Speedmetal-Show vom Allerfeinsten. Auch Outfit-technisch wie optisch kam der Fünfer so rüber, als hätten sie sich ins Jahr 1985 zurückgebeamt. Sänger Pauly ist eine Frontsirene vor dem Herrn, der sich zudem als perfekter Entertainer entpuppte und die headbangende Meute jederzeit im Griff hatte. Das Song-Repertoire reichte von rock'n rolligen Stücken bis hin zu lupenreinen Speedmetal-Granaten, die an frühe AGENT STEEL und NASTY SAVAGE erinnerten. Die Fangemeinde war komplett aus dem Häuschen und feierte den Fünfer gebührend ab. Wer die glorreichen alten Zeiten des Speedmetal vermisst, sollte sich diese Band unbedingt anschauen, z.B. beim diesjährigen Bang Your Head-Festival.

Ostrogoth  Ostrogoth

Ostrogoth
Angesichts der frenetischen Publikumsreaktionen, die STALLION und SIGNUM REGIS verbuchen konnten, war es für die Belgier OSTROGOTH nahezu unmöglich, dem noch einen drauf zu setzen, was sich letztendlich auch bewahrheitete. Die Songs der metallischen Urgesteine aus Ost-Flandern waren indes auch wesentlich epischer und vertrackter, was den Partyeffekt etwa bremste. Technisch sind die Herren über jeden Zweifel erhaben und hatten mit ihrem streckenweise an WARLORD erinnernden Sound auch alle Trümpfe in der Hand. Was den Songs allerdings fehlt, ist diese Schmissig- und Eingängigkeit, mit der die vorangegangenen Acts die Besucher begeistern konnten. Nichtsdestotrotz ein solider Gig der Herren aus unserem westlichen Nachbarland.

Alpha Tiger  Alpha Tiger

Alpha Tiger  Alpha Tiger
Die Headliner des Abends ALPHA TIGER ließen von Beginn an keine Zweifel darüber aufkommen, dass sie nicht nur zum Biertrinken nach Niederjossa gekommen waren. Obschon die Truppe vom Alter her, ähnlich wie die Franzosen EXISTANCE, gerade mal in den frühen bis mittleren Zwanzigern angesiedelt ist, spielt sie schon auf einem technisch hohen Niveau. Sänger Benjamin gehört zweifelsfrei zu den großen Hoffnungsträgern unter den deutschen Metalshoutern, auch wenn sein Kiske-ähnlicher Gesang in Nuancen noch etwas ausbaufähig ist. Die Freiberger spielten sich tight durch ihre Setlist und boten einen gelungenen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem aktuellen Album "Identity" lag. Benjamin ist der geborene Frontmann, ein kleiner Wirbelwind, der auch das Publikum jederzeit mit einzubinden wusste. Die Gitarrenfraktion sorgte neben doppelstimmigen Leads auch für mächtig Dampf im Rhythmussektor und beeindruckte mit kreativem Saitenspiel. Wieso man allerdings Ausflüge in Reggae-Gefilde unternehmen muss, erschloss sich mir nicht, wobei dieser Part im Set wohl eher als humoreske Einlage gedacht war. Der immer noch reichlich versammelten Headbangerschar schien es gefallen zu haben und das ist schließlich ausschlaggebend.

Fazit:
Das diesjährige FMO konnte mit einem hochkarätigen Programm überzeugen und dürfte jeden Fan anspruchsvoller Metalklänge der klassischen Schule vollauf zufrieden gestellt haben. Vor allem SIGNUM REGIS und STALLION waren DIE Abräumer des Festivals und haben sich exzellent verkauft, was wiederum deutlich macht, dass gerade Bands des Undergrounds noch hungrig und spielfreudig sind. Besucher, die am Sonntag zum Rock-Gottesdienst geblieben sind, konnten mit Victor Griffin auch noch eine Legende des Doom-Metal erleben, der nicht nur aus dem Nähkästchen plauderte, sondern auch noch Spannendes über sein Glaubensleben zu berichten wusste. Ein großer Dank geht wieder mal an das gesamte Cross Music-Team für ein nahezu perfekt organisiertes Festival, das sich einmal mehr durch Fan-freundliche Preise und eine familiär geprägte Atmosphäre auszeichnete.

Fotos: tk



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