www.Crossover-agm.de ODIUM: Written In Flesh
von ta

ODIUM: Written In Flesh   (Eigenproduktion)

Bei so einem liebreizenden Albumtitel hätte es mich nicht gewundert, handelte es sich bei Odium um die gleichnamige Black Metal-Combo. Tatsächlich haben Odium aus Hasselroth/Neuenhaßlau mit Black Metal aber nicht viel am Hut. Das Quintett spielt vielmehr Thrash/Heavy Metal, der über weiteste Strecken dermaßen Old School ist, dass ich mir ein breites, weder wirklich gut noch wirklich bösī gemeintes Grinsen nicht verkneifen kann. Die alten Metallica und Megadeth hat vermutlich jedes Bandmitglied ausgiebig konsultiert, auch Savatage bis inklusive "Power Of The Night" schimmern hier und da durch, Overkill schauen eigentlich permanent um die Ecke. Allerdings muss man Odium zugestehen, dass sie diese Basis geschickt in einen eigenen Sound überführen. Dieser stellt nämlich die definitiv einfachere Variante der genannten Bands dar: Kein Savatage-Pomp, keine Megadeth-Technik, kein Metallica-Galopp, dafür schwer bratende, gitarrenlastige Midtempo-Songs, die grooven und rollen, im Nackengebälk anklopfen und bestens, weil klar und heavy produziert sind. Selbst bei vereinzelten schnellen Songs wie dem streckenweise recht brutalen Titeltrack "Written In Flesh" oder dem knackigen Rausschmeißer "The Trip Returns" (Monstertext auch) verliert die Band - wiederum vergleichbar mit Overkill - nicht ihren Groove und legt Wert auf anständige Rhythmuswechsel. Auch in gepflegter Mittelgeschwindigkeit werden eine dicke Riffmaschinerie und eingängiges Drumming aufgefahren, etwa im Opener "Searching For The Exit", in "All Is Bleeding" (mit einer kurzen schnelleren Passage im Mittelteil) oder im mit beinahe doomigen Passagen durchsetzten "Beyond The Limits". Balladen bleiben außen vor, dafür ist der völlig geile erste Teil vom dynamischen "[konfident?]" richtig düster ausgefallen und mit "Paperhouse" ist ein sehr melodischer, etwas melancholischer und bremsender Song unverständlicherweise schon an die zweite Stelle in der Tracklist des Albums gesetzt worden. Was mir auch nicht so schmeckt, ist die Tatsache, dass zwingende Gesangsmelodien besonders in den Refrains etwas rar gesät sind. Dafür, dass Odium eben weder wie Megedeth technisieren, noch speeden wie Metallica, noch episieren wie Savatage noch einen so kreischenden Sänger wie Overkills Blitz in ihren Reihen stehen, sondern mit Reinhard Runkel einen mittellagigen, aber gut Metal-lastigen Sangesmann vorzuweisen haben, könnten sie ruhig noch ein wenig an mitreißenderen Gesangsmelodien feilen. Denn ein Ein-Ton-Chorus wie in "Searching For The Exit" ist zwar nicht schwer nachvollziehbar, aber auch etwas bieder und unkreativ. Genauso übrigens die Texte, die sowohl thematisch als auch in Sachen Vokabular und Schüttelreim stark nach Frühneunziger-Klischee-Metal müffeln, der versucht, etwas seriöser zu sein: Der eigene Kopp ist genauso verseucht oder leer wie die Leute drumherum, es gibt böse Menschen, die böse Taten zeitigen, Achtung: tot, Achtung: kaputte Partnerschaft, ... aber das alles so allgemein formuliert, dass sich alles und jeder dahinter verstecken könnte. Es geht ja nur um ein paar passende Worte zur Musik. Sei`s drum, diese ist fett und knackig und gut und, wir hatten es bereits, Old School wie Sau. Höhepunkt ist neben dem genannten Finsterling "[konfident?]" übrigens die flott-treibende Fan-Hymne "Bé:orscype". Nicht nur von der dürfen sich all die Leute, denen die in dieser Rezension pausenlos genannten Referenzbands spitze Lauscherchen bescheren, sofort angesprochen fühlen. Mit Ausnahme der Black Metal-Odium-Fraktion natürlich.
Kontakt: Rochus Pfaff, Hauptstr. 30b, 63594 Hasselroth/Neuenhaßlau; www.odium-metal.de

Tracklist:
1. Searching For The Exit
2. Paperhouse
3. Written In Flesh
4. Memories Of A Trip To Come
5. All Is Bleeding
6. Bé:orscype
7. Beyond The Limits
8. As Dead As Leaves
9. Chaotic
10. [konfident?]
11. The Trip Returns



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