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VII. Long Heavy Night   26.09.2015   Eschwege, E-Werk
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Bereits zum siebten Mal ging die Long Heavy Night in Eschwege über die Bühne, die auch anno 2015 mit abwechslungsreichen wie interessanten Acts überwiegend aus der heimischen Metalszene die Besucher anlockte. Das Festivalteam um Cheforganisator Jens Manegold hat es sogar geschafft, aus dem eintägigen ein zweitägiges Festival zu formen. Natürlich stand der Auftritt der JUTTA WEINHOLD BAND im Blickpunkt des Interesses, aber auch die junge aufstrebende Truemetalband EXISTANCE aus Frankreich dürfte die Neugier so manchen Genrefans geweckt haben, spielte das Quartett doch seine erste Show in Deutschland überhaupt. Daneben wurde auch noch ordentlich gethrasht, gedoomt und gefolkmetalt, so dass fast jede Sparte der klassischen Metalspielart vertreten war.

Hardholz
Bereits am Freitag konnten die Headbanger u.a. mit den Thrashern PILSATOR und dem Old-School-Metal-Quartett HARDHOLZ exzellente Vertreter der Thüringer Metalszene erleben, die auch jede Menge Zuspruch geerntet haben sollen.

Taste Of Doom
Das samstägliche Bühnenprogramm eröffneten die Kirchheimer Thrashmetaller TASTE OF DOOM, die in der nordosthessischen Region zu den wichtigsten Genrevertretern gehören. Das Quartett, welches mir noch vom Cross Music Metalfest 2008 in Erinnerung war, erwies sich erneut als der perfekte Anheizer für einen zünftigen Metalabend. Die Kutte lässig über den Mikroständer gehängt, hatte Frontröchler/Basser Sven keine Probleme, die Headbanger auf Trab zu bringen. Mit ihrem an TANKARD erinnernden, punkig durchsetzten Sound spielten die Jungs ihr 35-minütiges Set mal ordentlich fett riffend, bisweilen auch rotzig rollend engagiert und routiniert herunter.

Dawn Ahead  Dawn Ahead
Die nun folgenden, mir bis dato noch gänzlich unbekannten südhessischen Power-/ Thrashmetaller DAWN AHEAD hatten mit dem jungen Saitenhexer Marcel Martin ein großes Talent an der Sechssaitigen in ihren Reihen, der mit halsbrecherischen Soli und einer an Gary Lenaire (Ex-TOURNIQUET) erinnernden Spielweise alle Blicke auf sich zog. Der Mix aus vertracktem Thrash und melodischem Powermetal funktionierte perfekt, wenngleich das Songmaterial alles andere als leicht verdauliche Kost offerierte. Bandvergleiche fallen hier schwer, da man doch einen sehr eigenständigen Sound kreiert hat, wenngleich auch ein paar METALLICA-Zitate verarbeitet wurden. Der Fünfer aus Ginsheim-Gustavsburg fand aber die perfekte Balance zwischen Härte und Melodie und zeigte eine energetische Bühnenshow. Auch Frontmann Christian überzeugte mit einer durchweg guten Leistung am Mikro. Die Jungs sollte man unbedingt im Auge behalten.

Dying Gorgeous Lies  Dying Gorgeous Lies

Dying Gorgeous Lies
Mit den Kulmbachern DYING GORGEOUS LIES wurde die nächste Thrashkeule ausgepackt, wobei diesmal kein Frontschreier am Mikro stand, sondern eine zierliche Dame, die aber in bester Sabina-Classen-Manier röchelte und fauchte. Liz hat jedenfalls Charisma und konnte sich als Frontfrau sehr gut in Szene setzen. Stilistisch sind die Oberfranken ebenfalls schwer einzuordnen, da sie zwar moderne Elemente verarbeiten, aber basisch den klassischen Thrash europäischer Prägung spielen. Geboten wurde ein gelungener Querschnitt des bisherigen Schaffens der Band, wobei ich mit deren Diskographie ebenso wenig vertraut bin wie mit dem Songmaterial an sich. DGL schrecken auch nicht davor zurück, deutsche Texte zu verarbeiten und so gab es mit dem Song "Schein" auch mal was Muttersprachliches zu hören, was man in der Form eher von SODOM & Co. gewöhnt ist. Textseitig hat das Quintett jedenfalls Tiefgründiges und Nachdenkliches zu bieten, was man schon als kleinen Kontrapunkt zum bisherigen Prügelprogramm des Abends werten durfte. Ein durchweg überzeugender Gig einer originellen und spielfreudigen Band.

Existance  Existance

Existance
Nun wurde es spannend, denn die französischen Truemetaller EXISTANCE enterten die Bühne, die aber schon nach den ersten Riffs und Haarschüttel-Attacken für reihenweise herunter geklappte Kinnladen sorgten. Eigentlich war man geneigt den Jungspunden eine Stulle zu schmieren und ihnen ein Glas Milch auf die Bühne zu stellen, aber was das Quartett an Spielfreude, technischer Präzision und Professionalität zeigte, war phänomenal. Die älteren Metalheads im Publikum fühlten sich gleich mal 30 Jahre jünger, und lachend erlebte meinereiner die goldenen 1980er noch einmal. Mit besten Essenzen aus seligem NWoBHM und feinem US-Metal feuerten die Jungs Salven klassischen Stahls ins Hallenrund, dass es nur so dampfte. Auch der Livesound war bombastisch und rückte die instrumentellen Fähigkeiten der Musiker sehr gut in den Fokus. Besonders das Saitenduo Julian/Antoine spielte sich mit heißen Riffduellen und exzessivem Posing in die Herzen der Headbanger. Julian entpuppte sich zudem als exzellenter Shouter, was nicht verwundert, schließlich war sein Papa Sänger der legendären Speedmetaller H-BOMB. Angesichts des hohen Niveaus, auf dem EXISTANCE bereits in jungen Bandjahren musizieren, kann man nur hoffen, dass sie geerdet bleiben und ihr musikalisches Talent nicht dem schnöden Mammon opfern.

Setlist EXISTANCE
Legends Never Die
Black Viper
Steel Alive
Existance
Innocent
Diamonds & Rust
Son Of Wolf
Waverly Hills
Dead Or Alive
Slaughter & Drum Solo
Prisoner
From Hell

Jutta Weinhold Band  Jutta Weinhold Band

Jutta Weinhold Band  Jutta Weinhold Band
Wäre an diesem Abend nicht JUTTA WEINHOLD mit ihrer BAND noch auf die Bretter gestiegen, wäre es wohl für jede Band schwer geworden, dem Hammergig der französischen Youngster nochmals einen drauf zu setzen. Aber Jutta ist nun mal eine Ausnahmeerscheinung, die mit großer Bühnen- und Live-Erfahrung gesegnet ist. Nicht umsonst gilt sie in Szenekreisen als das weibliche Pendant zu Ronnie James Dio. Mit ihrem alten ZED YAGO-Kumpel Klaus Reinholdt alias Bubi the Schmied an den Drums und den Neuzugängen Holger Marx (Gitarre) und Fabian Ranft (Bass) hatte sie wieder eine erstklassige Mannschaft um sich geschart, um ihren Dramatic Metal mit alten ZED YAGO-/VELVET VIPER- und neueren Songs zu präsentieren. Stücke wie "The Spell From Over Yonder", "Merlin" oder "Mary Stuart" sind einfach Magie pur und erzeugten auch an diesem Abend wieder eine Gänsehaut nach der anderen. Fast jeder Song wurde mit einer kleinen Hintergrundgeschichte von Jutta eingeleitet, so dass man förmlich in die lyrische Thematik eintauchen konnte. Zum "Black Bone Song" durften dann erstmal die Herren der Schöpfung mit auf die Bühne, bevor zum abschließenden "Rebel Ladies" dann die Damen an die Reihe kamen. Einfach eine tolle Idee, die Besucher zum Mitmachen zu bewegen und damit auch Teil der Show zu werden. Der homogene Livesound und die erstklassige Lightshow sollten auch noch erwähnt werden. Ein würdiger Headliner-Gig mit maximalem Unterhaltungswert, der wieder einmal deutlich machte, warum große Momente des Metal oft auf kleineren Bühnen gefeiert werden.

Setlist JUTTA WEINHOLD BAND
Intro & Zed Yago
Beacon Light
The Spell From Over Yonder
Merlin
The Man Who
Queen And Priest
Pale Man
Millstone Of Rage
Intro & Valkyries
Mary Stuart
Revenge
Fear Of Death
United Pirate Kingdom
Stay The Course
Horsewomen
Black Bone Song
Rebel Ladies

Fazit: Mit hochkarätigen Acts wie EXISTANCE und der JWB hat sich die Long Heavy Night mal wieder als Festivalhighlight der Region erwiesen und konnte Freunde der harten Klänge aus mehreren Bundesländern nach Eschwege locken. Sogar Metalheadz aus Paris und Belgien waren gekommen, um sich die Bands anzuschauen. 2016 soll es aber erstmal eine Pause geben, um 2017 wieder voll durchstarten zu können. Einstweilen "Danke" an Jens und sein Team für ein professionell organisiertes und qualitativ hochwertig besetztes Festival!

Fotos: tk



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