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7. Cross Music Metalfest   24.-25.10.2008   Friedewald, Festhalle
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Mit neuem Festivalkonzept und neuer Location außerhalb der Kulturmetropole Bad Hersfeld lud der Verein CrossMusic bereits zum siebten Mal die metallische Gemeinde in die osthessische Provinz zum fröhlichen Headbangen ein. Ein zweitägiges Festival zu organisieren ist selbst für eine motivierte Mannschaft eine logistische Herausforderung. Dass man mit den Malta-Doomstern FORSAKEN als Headliner einen echten Coup landen, zudem noch die angesagten holländischen Metalcorler BORN FROM PAIN verpflichten, darüber hinaus die schwedischen Melodic-Metaller HARMONY für ihren ersten Deutschland-Gig gewinnen konnte, verdeutlicht die attraktive Besetzung des diesjährigen Metalfests. Leider trübte die gähnende Leere in der Friedewalder Festhalle zumindest am Samstag den positiven Gesamteindruck.

Fr., 24.10.
Laut Olaf Becker waren insbesondere BORN FROM PAIN und die thrashigen Southern-Metaller DIMELESS die Abräumer des ersten Festivaltages. Das überwiegend junge, zahlreich erschienene Publikum dankte es wohl mit wilden Moshpits und frenetischem Applaus. Wir reisten allerdings erst am Samstag an, um den eher traditionell-metallischen Bands auf den Zahn zu fühlen. (tk)

Sa., 25.10.
Einen guten Anheizer vor wahrlich beschämend kleiner Menge legten die Kirchheimer Thrasher Taste Of Doom hin. Ich kannte die Band nur von einigen Interviews diverser Magazine, mit der Musik war ich jetzt überhaupt nicht vertraut. Macht ja nichts. Mit Old School Thrash rennt man bei mir eh offene Türen ein. Und mit einer Menge Spielfreude und 'ner Menge Spaß in der Backe legten die vier Jungs auch los: Teutonen-Thrash - hätte auch nicht gedacht, daß man dabei zumindest bei einem Stück gut Polka tanzen kann. Gut 40 Minuten wurden wir bestens unterhalten und mit "Rectifier" von Tankard (Ähnlichkeiten mit den Frankfurtern waren nicht von der Hand zu weisen) gab es auch noch einen coolen Coversong. (dh)

Die nun folgenden Fuldaer Melodic-Prog. Metaller MERCURY FALLING hatte ich noch vom Metalfest 2002 in recht guter Erinnerung, konnte man schon damals mit verheißungsvollem melodiösen Prog.-Sound überraschen. Seitdem hat sich die Band mächtig weiterentwickelt und überzeugte in Friedewald mit professionellem Stageacting und durchweg starkem, an VANDEN PLAS und POVERTY'S NO CRIME erinnernden Prog. Metal. Mit dem immer noch aktuellen Longplayer "Human Nature" (2006) im Gepäck hat der Osthessen-Fünfer exzellente Songs in der Hinterhand, die bis ins kleinste Detail ausgetüftelt und arrangiert auch live sehr zu gefallen wissen. Insbesondere der blonde Jungspund Paul am Bass zeigte, dass er sich einiges bei den Großen des Genres abgeschaut hatte. So konnte er mit butterweichen Zupf- und Anschlag-Variationen für Aufsehen sorgen. Auch wenn Sänger Michael mit Fröschen im Rachen zu kämpfen hatte und sich selbst wohl darüber ärgerte, dass er gesanglich nicht ganz auf der Höhe war, traf er doch zumeist die Töne, die er treffen musste. Wunderbare Melodiebögen, prägnante Riffvariationen, untermalt von sparsamen, aber gut platzierten Keyboardeinlagen prägten den Gig der immer noch recht jungen Band. Der Livesound war druckvoll, ausdifferenziert und klar, so dass auch hier alles im grünen Bereich lag. Von diesen sympathischen Jungs wird man in Zukunft noch einiges hören. (tk)
Setlist MERCURY FALLING
Welcome Home
Undertow
Stranger In Us All
Sacred Love
News Gods
Wash Away My Sins
Aeons Of Time
Pandora's Box

Nach einem countrymäßigen Intro (reiten Sacrificium nun gegen Sonnenuntergang Richtung Bonanza-Ranch? ;-) ) legten die Schwaben mit "Towards The Edge Of Degeneration" auch gleich richtig los. Leider mal wieder ohne ihren Bassisten (habe ich die Jungs+Mädel eigentlich schon mal mit Bassist live erlebt?) (ich ja, aber das war 2000, noch mit Roman am Mikro ... - Anm. rls), der kurzfristig ins Krankenhaus wegen sehr hohem Fieber eingeliefert wurde. Hoffe, du hast es gut überstanden. Sacrificium machten jedenfalls das Beste aus ihrer Situation. Mit viel Power spielten sie sich durch ihre zwei Platten, nen neuen Song gab es auch, der natürlich neugierig auf das restliche Material machte. Eine neue Platte wurde eingespielt, jetzt hoffen und beten wir alle mit, daß Sacrificium schnell ein neues Label finden werden, ihr altes Label Black Lotus ging ja pleite. Aber wenn sowas wie Gerechtigkeit, Leidenschaft und musikalisches Können in der Metalszene noch zählen, dürfte dies eigentlich kein Problem sein. Meine Unterstützung und Gebet habt ihr - und für Claudio noch nen Bibelvers aus 2. Mose 20, 17: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Bandshirts"; falls diese Versuchung allerdings zu groß ist, verzichte ich auch auf das Tragen aus Liebe um meines Nächstens willen. Ein "Human Sacrifice"-Shirts tut's ja schließlich auch. ;-) Nimm's mir bitte nicht übel. (dh)
Setlist Sacrificium:
Intro
Towards The Edge Of Degeneration
Killing With Style
As Silence Dies
Contradiction Of A Depressed Void
Shivering
Kill Me
Episode 666
Canvas
I Am The Enemy
Of Traumatic Memories And Tears
Afraid To Breath
White Throne

Als Co-Headliner bestieg nun die dienstälteste Combo des Festivals SQUEALER die Bühnenbretter. Die Schwalmstädter haben turbulente Zeiten hinter sich, nicht zuletzt durch den tragischen Unfalltod ihres ehemaligen Bandkopfes Henner und den Freitod ihres ehemaligen britischen Sängers Gus Chambers. Man kann vor dieser Band nur den Hut ziehen, denn sie bewahren das musikalische Erbe ihrer verstorbenen Bandkollegen in ehrwürdiger Weise und verstehen die Schicksalsschläge der Vergangenheit als Ansporn, um weiterhin großartige Abrissbirnen wie den jüngsten Geniestreich "The Circle Shuts" zu veröffentlichen. Mit einem bombastischen Livesound und einer professionellen Bühnenshow zog der Fünfer das gesamte Register seines Könnens. Die Melange aus Powermetal und Melodic-Thrash kam auch sehr gut beim Friedewalder Publikum an. Sänger Norbert Vornam ist ein echtes Energiebündel und überraschte mit voluminösem, sehr variablen Gesang. Die Gitarrenfraktion schüttelte Riffattacken en masse aus dem Ärmel, so dass keine Matte ungeschüttelt blieb. Bezeichnenderweise ordnete Norbert bei seinen Ansagen die Songs schon vorab der Henner- und der Gus-Ära zu, um die verschiedenen Schaffensphasen zu kennzeichnen. Neue Songs wie "I Came For You" wurden ebenso frenetisch abgefeiert wie die älteren Klopfer "Wrong Time, Wrong Place" und die Zugabe "Liar". Hier stand eine routinierte Truppe auf der Bühne, die ihre Klasse voll ausspielte und unterstreichen konnte, warum sie eine der besten Bands des hiesigen Undergrounds sind. Hessen-Thrash rules!
Setlist SQUEALER:
God-Like
Left Bleeding
Blood Red Halo
Sources Of Ignition
The Circle Shuts
Kamikaze Nation
Wrong Time, Wrong Place
Under The Cross
Nowhere To Hide
I Came For You
Mask Of The Betrayer
But No One Cares
Painful Lust
Facing The Death
---
Liar

Mit dem neuen Track "Aidenn Falls" des im Frühjahr '09 erscheinenden neuen Albums eröffneten die Malta-Recken FORSAKEN ihren Doom-Metal-Gottesdienst. Noch epischer, noch wuchtiger und düsterer als jemals zuvor konnte man schon nach den ersten Takten die musikalische Weiterentwicklung der CANDLEMASS- und TROUBLE-Jünger erkennen, was auf weitere Großtaten schließen lässt. Leo war wieder voll in seinem Element, unterstrich jede Silbe mit ausladender Gestik und ergriffenem Mienenspiel und wird gerade deshalb nicht zu Unrecht mit Ronnie James Dio verglichen. Sean an der Sechssaitigen ritt bei den zahlreich eingestreuten Soli in wahnwitzigem Tempo über das Riffbrett, so dass nicht nur die Doomjünger aus dem Staunen gar nicht mehr rauskamen. Albert und Simeon hingegen sorgten mit intensivem Bass- und Drumspiel für die notwendige rhythmische Basisarbeit. FORSAKEN legten Wert darauf, mindestens einen Song pro Album zu kredenzen, wobei der Schwerpunkt klar auf "Dominaeon" lag. Zwar hatte meinereiner noch auf Granaten wie "Kindred Veil" oder "All Is Accomplished" gehofft, angesichts der begrenzten Spielzeit von 75 Minuten und den überlangen Songs waren Abstriche in der Setlist aber unausweichlich. "Sins Of The Tempter" und "Metatron ..." als weitere neue Songs fügten sich nahtlos in die Setlist ein. Als ein besonderer Höhepunkt sollte man die schlussendliche Hymne "Carpe Diem" hervorheben, in deren Verlauf Leo das "Pater noster" auf Lateinisch vortrug und somit noch einmal den Gottesdienst-Charakter dieses Gigs unterstrich. FORSAKEN ließen keine Zweifel aufkommen, dass sie zu den überzeugendsten Vertretern des Doom-Genres gehören und diese Musik leben und atmen. Ein emotional mitreißender Gig und einmaliges Live-Erlebnis, das kein Metalfest-Besucher so schnell vergessen wird. Ein Jammer, dass diese großartige Band an diesem Abend so wenige Zuhörer hatte. (tk)
Setlist FORSAKEN:
Aidenn Falls
Dominaeon
Wretched Of The Earth
Daylight Dies
Sins Of The Tempter
Kenosis
Metatron And The Mibor Mythos
Resurgam
---
Via Crucis (The Way Of The Cross)
Carpe Diem

Sie können einem echt leid tun, die schwedischen Jungs von Harmony. Da spielen sie zum ersten Mal in Deutschland und dann nur Pleiten, Pech und Pannen. Erst ging ihr Fahrzeug kaputt, sie mußten lange auf einen Leihwagen warten, dann kamen sie total erschöpft erst circa 45 Minuten vor ihrem Auftritt an und mußten vor doch sehr spärlicher Kulisse spielen. Die letzten Kraftreserven gerade beim Sänger noch rausgeholt, ihr neues Album "Chapter II: Aftermath" frisch im Gepäck ebenfalls dabei, gab es noch zum Abschluß eine frische Melodic Metal-Bedienung. Hoffe nur, daß die Schweden sich bald unter besseren Voraussetzungen wieder bei uns sehen lassen. "Dreaming Awake", "Chapter II", von beiden Platten (ach ja, die EP nicht vergessen) wurden reichhaltig Songs gespielt. Jungs, ihr müßt unbedingt bald nochmal kommen. Und an alle Metalfans aus der näheren und etwas ferneren Umgebung: Bewegt eure Hintern gefälligst zum nächsten Metalfest 2009 und support the Underground zu wirklich fairen Preisen. (dh)
Setlist Harmony:
Prevail
End Of My Road
Aftermath
Dreaming Awake
Kingdom
I Run
Rain
Without You
Eternity
Aftermath

Fazit: Die Bandauswahl war auch in diesem Jahr wieder exzellent, das Billing überschaubar - mehr als sechs Bands pro Tag lassen sich auch nur schwer verdauen. Unser Dank gilt Andi Pfeiffer, Martin Strienz und der gesamten CrossMusic-Mannschaft, die uns ein professionell organisiertes und von Gastfreundschaft geprägtes Festival präsentiert haben. Vielleicht wäre es zukünftig besser, die stilistische Vielfalt an beiden Festivaltagen zu pflegen, um so eine ausgeglichenere Besucher-Frequentierung zu gewährleisten. (tk)



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