(Inside Out)

"Access Denied" war einer der stärksten Songs auf der Rock Hard-CD "Unerhört! Vol. 3" und demzufolge auch als Opener für Poverty's No Crimes Drittwerk "Slave To The Mind" prädestiniert. Und da steht er gut, denn der instrumentale Spannungsaufbau in der ersten Minute, verbunden mit phantastisch-melodiösen Gitarrenleads, gehört zum Besten, was in puncto "Songeinleitungen mit 380 Volt" seit Tristanias "Pale Enchantress" komponiert worden ist. Überhaupt haben die fünf Norddeutschen ein gutes Händchen für solche Spannungsbögen, denn schon das folgende "The Distant Call" steht "Access Denied" in nichts nach, und trotz einer gewissen Breakverliebtheit hat man nicht den Eindruck, die Songs wären am Reißbrett zusammenklabautert worden. Nein, hier wird Logik noch großgeschrieben, es folgen stets die Parts, die der jeweilige Song braucht, und nicht diejenigen, die das Ego der Musiker vorschreiben würde. Dabei vergessen Volker Walsemann und seine Mitstreiter weder den Einbau interessanter Details, die auch das 24. Hören noch spannend machen, noch eine ausreichende Anzahl eingängiger und schöner Melodien, die dafür sorgen, daß schon nach dem ersten Hören einige Passagen im Gehörgang des Lauschers festkleben.
Ob man das Ganze nun aber noch Progressive Metal nennen kann? Klar, die beiden Vorgänger "Symbiosis" und "The Autumn Years", beide ungehört an mir vorübergezogen, sollen deutlich dreamtheateriger gewesen sein, aber anspruchsvoll genug sind auch die von Herrn Walsemann intelligent betexteten neun Tracks von "Slave To The Mind" noch, obwohl ihr Wiedererkennungswert deutlich über Zimmertemperatur liegt, was bei einem elitären Proggie ja schon einem Sakrileg gleichkommt. Egal, mir gefällt's, und ich fühle mich phasenweise an Centaurs "God Complex"-Scheibe erinnert, die vor anderthalb Jahren zu Unrecht ziemlich untergegangen ist. Damit "Slave To The Mind" kein ähnliches Schicksal beschieden ist, sei Freunden beschriebener Klänge der Erwerb dieses auch optisch ansehnlichen Scheibchens angeraten.
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