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Elements Of Rock   13.-15.03.2015   Uster (CH), Stadthofsaal
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Nachdem die Veranstalter des inzwischen schon legendären Schweizer Elements-Of-Rock-Festivals im vergangenen Jahr auf die benachbarte Stadthalle ausweichen mussten, fand das diesjährige EOR in gewohnter Umgebung im neu überdachten Stadthofsaal statt. Zwar konnte man auch 2015 keine bekannte Metalgröße aus den USA verpflichten (meinereiner hatte ja noch auf SACRED WARRIOR spekuliert), dennoch überzeugte das Billing erneut mit einer ausgewogenen Mischung klassischer Spielarten aus dem frommen Hardrock- und Metalsektor. Mit den lang ersehnten Reunions der schwedischen Melodic-Metal-Institution NARNIA im klassischen Line-Up mit Christian Liljegren am Mikro sowie der norwegischen Blackmetaller FROSTHARDR waren magische Bühnenmomente vorprogrammiert. Nach neun Jahren Abstinenz standen auch die finnischen Melodic Deather IMMORTAL SOULS endlich mal wieder auf der EOR-Stage und sollten für fliegende Haarprachten sorgen. Mit der Präsenz von Pastor Bob und Jim LaVerde kehrte auch der ursprüngliche Geist des EOR nach Uster zurück, so dass einem ultimativen Festivalvergnügen nichts mehr im Wege stand.

Freitag, 13.03.

Die äußeren Bedingungen waren auch in diesem Jahr ideal, so dass wir bei angenehm vorfrühlingshaftem Wetter und einem nur unwesentlich kleinen Stau pünktlich am Veranstaltungsort eintrafen, schnell im Hotel eincheckten, um uns dann zügig zum Stadthofsaal zu begeben, wo sich schon etliche Besucher vor dem Eingang versammelt hatten. (tk)

Und die einheimischen Jungs von Freakings heizten dem Publikum als Einstimmung gleich voll ein. Kein Wunder, mit einer so starken Neuveröffentlichung wie "Gladiator", die unter anderem Demo des Monats im Rock Hard wurde, konnte man ja auch gar nichts falsch machen. So genoss man ein astreines teutonisches Thrashfeuerwerk - unglaublich, wie sich die drei Jungs musikalisch und live gesteigert haben. Sie hinterließen ein fröhlich moshendes und bangendes Publikum, das sich schon bei der ersten Band schon auf die richtige Betriebstemperatur brachte.

Nun lag es an den Finnen von Immortal Souls, die angeheizte Stimmung mit ihrem Wintermetal wieder ein wenig abzukühlen. Ist es wirklich schon neun Jahre her, als sie das letzte Mal beim Elements aufspielten? Kinder, wie die Zeit vergeht. Gleich vorweg, die hohen Erwartungen, die ich hatte, wurden nicht ganz erfüllt. Dies lag zum einen an dem nicht ganz optimalen Sound, bei dem einige Feinheiten gerade im Gitarrenbereich untergingen. Songauswahlmäßig lag der Schwerpunkt vor allem auf ihren letzten Platten wie "Wintereich" und "Requiem", wobei ich mir aber auch noch einige ältere Stücke von ihren Platten "Ice Upon The Night" und "Under The Northern Sky" gewünscht hätte. Der vereinzelte Cleangesang, präsentiert von einem Sänger im Mönchskostüm, war zwar gesanglich im grünen Bereich sorgte auch optisch für einige nette Hinkucker, passte aber musikalisch nicht ganz zu dem Melodic Deathmetal der Finnen. (dh)

Die italienischen Symphonic-Metaller SLEEPING ROMANCE sorgten dann für einen markanten Stilwechsel. Die fünfköpfige Band mit Frontfrau im Feen-Outfit überzeugte trotz ihres jungen Bestehens mit einer professionellen Bühnenshow und ließ keine Zweifel darüber aufkommen, dass man in der ersten Liga mitzuspielen gedenkt. Die mit Elementen aus klassischer Musik durchtränkten Songs versprühten durchaus Charme, vor allem dann, wenn die Saitenfraktion ordentliche Riffwände auffuhr. Der piepsige Gesang Federicas bereitete meinereiner allerdings wenig Freude, da er einfach zu ausdrucksschwach für das stellenweise wuchtig-bombastische Songmaterial über den Äther kam. Vielleicht sollte sie einfach mal mit HBs Johanna ein paar Übungsstunden absolvieren. Für Freunde des Genres und Fans von NIGHTWISH, EPICA, HB und ähnlich gelagerten Female-fronted-Bands waren SLEEPING ROMANCE sicherlich eine erfreuliche Neuentdeckung, die ganz bestimmt ihre Anhänger finden wird.

Der Headliner des Festivals NARNIA stand bereits seit längerem fest, so dass sich jeder Fan der schwedischen Vorzeige-Melodic-Metaller innerlich auf deren Auftritt vorbereiten konnte. Dennoch kam die Reunion mit Sänger Christian Liljegren, der letztes Jahr mit seiner 70s-beeinflussten Hardrock-Formation MODEST ATTRACTION einen denkwürdigen Auftritt in Uster hinlegte, einem Paukenschlag gleich. Unter tosendem Beifall erklang "The Gates Of Cair Paraval" als CD-Einspielung, während die Gladiatoren die Bühne enterten. Doch wo war Christian? Nach gut fünf Minuten Instrumental-Improvisation zeigte sich der agile Frontmann, um die erste Strophe von "Inner Sanctum" zum Besten zu geben. Gab es in den ersten 20 Minuten noch einige Abstimmungsschwierigkeiten, war spätestens bei "Into This Game" der Knoten geplatzt. Die Songauswahl ließ kaum Wünsche offen und bot einen gelungenen Querschnitt des musikalischen Schaffens der Band. Den Text des einzigen Stückes vom "Course Of A Generation"-Album "Scared" musste Christian allerdings vom Blatt ablesen, was aber nur selektiv wahrgenommen wurde. Calle trieb ständig Schabernack auf der Bühne und hatte mächtig Spaß in den Backen, was man von dem vielseitigen Saitenhexer eh schon gewohnt ist. Der zweite Teil des Sets hatte es ordentlich in sich, so dass auch das Publikum immer mehr aus sich herausging und neben den speedigen Nummern "Dangerous Game" bzw. "The Witch And The Lion" vor allem die machtvolle Bandhymne "Long Live The King" nach allen Regeln der Kunst abfeierte. Der Zugabenblock war ausschließlich dem Debütwerk "Awakening" gewidmet, das nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Diskographie genießt. Nach gut 1 3/4 Stunden verabschiedeten sich die fünf Recken unter tosendem Applaus unter die Dusche. NARNIA haben sich eindrucksvoll und spielfreudig wie nie zurückgemeldet und dürften mit ihrer energiegeladenen Show weitere Fans hinzugewonnen haben. (tk)
Setlist NARNIA
Gates Of Cair Paravel (CD-Einspielung)
Inner Sanctum
The Mission
Scared
Into This Game
Revolution Of Mother Earth
Show All The World
Dangerous Game
Shelter Through The Pain
The Witch And The Lion (inkl. Drum Solo)
Long Live The King
Living Water
---
Guitar Solo / The Awakening
No More Shadows From The Past
Break The Chains

Das Elements sorgt doch immer wieder für nette Neuentdeckungen in Sachen Bands. Diesmal waren es die Polen Malchus, die auch schon seit 2004 existieren und mich überraschten. Ich muss gestehen, dass mir die Band schon seit einigen Jahren ein Begriff ist, ich mich aber musikalisch noch nicht intensiver mit ihnen auseinandergesetzt habe, geschweige denn ein Album von ihnen zugelegt habe. Dies sollte sich nach diesem Auftritt aber ändern. Dieser war auch zugleich eine CD-Release-Party ihres neuen Albums "Dom Zly". Und da mich ihr Auftritt - eine gelungene Mischung aus melodischem Deathmetal mit progressiven Einsprengseln - überzeugt hatte (die Band singt übrigens ausschließlich in ihrer Heimatsprache), ging ihr neues Album auch nach ihrem Auftritt gleich in meinen Besitz über. (dh)

Samstag, 14.03.

Jeden Samstagmorgen das gleiche angenehme Ritual: Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Uster ging es gleich wieder rüber in den Stadthofsaal, wo uns Jim La Verde und Pastor Bob zum Gottesdienst erwarteten. Wäre übrigens auch mal nicht schlecht, die Worshipsongs auf einer CD zu veröffentlichen. Nach dem geistlichen Input ging es wieder zum obligatorischen Schokieinkauf und nach einer kurzen Erholung sollte es auch schon bald weitergehen. (dh)

Das Live-Programm des Samstags eröffneten die Eidgenossen von CHANGED, die mit ihrem melodiösen Hardrock und einigen knackigen AOR-Nummern schon mal ein positives Ausrufezeichen setzen konnten. Sängerin Simone Kunz überzeugte im Gegensatz zu etlichen "Grazien" der Symphonic-Metal-Sparte mit einer angenehm rockigen Stimme, die zwar noch etwas voluminöser hätte tönen können, dem Songmaterial aber Nachdruck und Verve verlieh. Warum man allerdings "Killing In The Name" von RAGE AGAINST THE MACHINE covern muss, erschließt sich mir nicht, zumal die Nummer auch nicht wirklich zum übrigen Songmaterial der Band passt. Insgesamt konnten CHANGED aber eine Punktlandung verbuchen und gerade unter den einheimischen Besuchern, die die Solothurner Band offenbar gut kannten, eine Menge Zuspruch ernten. (tk)

Gar nichts Gentleman-Artiges bzw. die feine englische Art durften wir von Bloodwork erwarten. Diese legten mal schön fein und säuberlich den Stadthofsaal mit ihrem oldschooligen Mix aus Death und Blackmetal in Schutt und Asche und sorgten mit ihrer Abrissbirne "World Without End" für so manche staunende offene Münder. Was für ein Abrisskommando. (dh)

Nach diesem wahrlich apokalyptischen Getrümmer stand wieder mal gediegener Melodic Metal auf der EOR-Menükarte. Mit der schwedischen Allstar-Combo EMPIRE 21 und ihrem noch gänzlich unbekannten Sänger Ricard Hulteke an der Front gab es allerdings eine Live-Premiere zu erleben, denn die Band trat in dieser Besetzung bisher noch nie auf. Überrascht war ich vom brillanten Live-Sound, der im vorderen Hallenbereich sogar noch etwas ausgewogener als beim NARNIA-Gig tags zuvor zur Geltung kam. Merkte man Ricard die anfängliche Nervosität an, taute der fast schon schüchtern wirkende Sänger im Laufe des Sets immer mehr auf und brillierte mit einer gesanglichen Top-Leistung, die auch seinen Kollegen Christian Liljegren zu Begeisterungsstürmen hinriss. Calle Grimmark zeigte mal wieder seine übliche Lausbüberei und bearbeite die Axt mit gewohnter Präzision und Leidenschaft. EMPIRE 21 spielten ihr Debütalbum komplett herunter, die Setlist war somit deckungsgleich mit der Tracklist des Albums. Die Keyboards kamen erfreulicherweise nur dezent untermalend zum Einsatz und hatten eher auflockernden Charakter. Mit dem rhythmisch treibenden "No Matter The Winds Of Change" endete ein mitreißender Auftritt, der vor allem von Unbekümmertheit und großer Hitdichte geprägt war. Das Publikum war jedoch noch dermaßen hungrig, dass man die Band für eine nicht eingeplante Zugabe auf die Bühne zurückholte. EMPIRE 21 waren DIE Entdeckung des Festivals, deren starker Live-Einstand Lust auf mehr machte. (tk)

Aufgrund des fehlenden Frontmannes, der ja bekanntlich zur Zeit in den USA weilt und sich dort bei Innersiege und bei A Hill To Die Upon austobt, und trotz der Tatsache, dass Frosthardr einige Zeit auf Eis lagen oder das noch tun, holte man sich einfach den Frontmann von Arvinger ins Boot und der krächzte ebenso gekonnt in bester Blackmetalmanier ins Mikro. Auch neue Songs gab es zu hören, eine Pre-Release-CD konnte man ebenfalls erwerben. Ihren klirrenden eiskalten Blackmetalsound untermalten die Norweger wie schon vor einigen Jahren mit einem netten künstlichen Schneegestöber und sogar Calle Grimmark, der ja eher in der neoklassischen Metalecke beheimatet ist, ließ es sich nicht nehmen bei einem Song auf die Bühne zu kommen und ein Solo zum besten zu geben. Welcome back, Jungs. (dh)

Die nun folgende finnische Combo HB gilt unter Genrefans als die christliche Antwort auf NIGHTWISH, wobei ihr neueres Songmaterial wenig mit dem ursprünglichen Sound zu tun hat und mit Dance-Musik unter einigen anwesenden Metallern für fassungsloses Kopfschütteln sorgte. Ich für meinen Teil habe um die Band bisher immer einen großen Bogen gemacht, was nach den neuerlich gewonnenen Live-Eindrücken auch so bleiben wird. Immerhin konnte man mit Ur-Sängerin Johanna die Rückkehr einer großartigen Stimme feiern, denn die quirlige Finnin bildete sowohl optisch wie auch gesanglich das Highlight der Show. Selbstverständlich agieren HB auf einem technisch ansprechenden Niveau. Allerdings tragen Keyboard-Teppiche aus der Konserve nicht wirklich zu einer authentischen Live-Performance bei. Zieht man den Auftritt von SLEEPING ROMANCE tags zuvor als Vergleich heran, schnitten nach meinen Eindrücken die Italiener um einiges besser ab, was weniger am Gesang, sondern an der Qualität des Songmaterials lag. Wieso man als Abspann dann auch noch Technobeats einspielen muss, um damit das letzte verbliebene metallische Feeling zu zerstören, bleibt wohl ewig ein Geheimnis der Band. Den anwesenden Fans schien es zu gefallen. Und das ist es, was letztlich zählt.

Leider mussten die helvetischen Hardrocker POLUTION krankheitsbedingt sehr kurzfristig absagen; mit den Schweinerockern THREE ELEMENTS konnten die Veranstalter aber adäquaten Ersatz anberaumen, so dass nach dem eher zwiespältigen Auftritt des Co-Headliners HB mal wieder kauzige Stromgitarrenmusik angesagt war. Vor allem die jungen (Punk-)Rockfans waren überglücklich über den Auftritt der Band aus Thun. Die Combo sorgte mit ihrem punkigen Schweinerock, der sich irgendwo zwischen FOO FIGHTERS und PETER PAN SPEEDROCK verorten lässt, für ausgelassene Partystimmung, die zu vorgerückter Stunde den Ausklang des 12. EOR einläutete. Meinereiner hatte allerdings schon mit erheblichen Konditionsproblemen zu kämpfen, so dass ich mir den Rest der Show sitzend im hinteren Hallenbereich anschaute und dem Quartett beste Unterhaltungsqualitäten bescheinigen kann. (tk)

Zum Abschluss gaben sich noch Morgarten zum Besten. Ich hatte anfangs die Band mit einer anderen fast gleich klingenden Namens verwechselt. Diejenigen, die sich aber an diesem Abend präsentierten, waren Schweizer und präsentieren eine coole Mischung aus Folk (zum Glück kein übertriebenes Folkgedudel - Morgarten hatten den Dreh raus, wie man Metal mit Folkeinflüssen gekonnt untermalt) und Blackmetal, hinzu kam ein nettes Bühnenoutfit. Für die Optik muss ja schließlich ebenfalls gesorgt werden. Und irgendwie erging es mir wie bei der gestrigen letzten Band Malchus. Wieder eine CD-Release-Party, wieder eine neu entdeckte Band, gelungener Auftritt und die CD "Risen To Fight" ging ebenfalls in meinen Besitz über.

Fazit:
Auch in diesem Jahr erwies sich das EOR als Festival-Highlight und sorgte mit geballter skandinavischer Macht für großartige musikalische Momente, auch wenn kein Doom- bzw. Prog. Metal auf der Menükarte stand. Natürlich sind im Zuge der Entkoppelung des Franken vom Euro die Preise für Fans außerhalb der Schweiz schon recht happig, allerdings könnte das Geld wohl kaum besser angelegt sein. Und bei welchem Festival kann man es schon erleben, dass sich ein amerikanischer Pastor voller Enthusiasmus BLOODWORK-Vinyl besorgt, um sich daheim eine Ladung extremen Metal zu verabreichen?! Selbstverständlich werden wir auch 2016 am Start sein, dann hoffentlich wieder mit klassischem US-Metal im Live-Programm. (tk) Einige Bands aus Skandinavien wie Grave Declaration, Crimson Moonlight, Dalit und Reinxeed wären auch nicht zu verachten. (dh) (Na, wenn wir hier gerade bei "Wünsch dir was" sind: Wie wär's mit Reunion-Gigs von Nowyi Sawjet oder Monomakh? - Anm. rls)

Hochauflösende Bilder vom Festival gibt es bei den Kollegen von WhiteMetal.it zu bestaunen:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.855135364546374.1073741829.100001497545963&type=1



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