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Elements Of Rock   14.-16.03.2014   Uster (CH), Stadthalle
von dh und tk

Das Banner zur Veranstaltung
Nicht zu glauben, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist seit dem großen EOR-Jubiläumsfestival und das nächste EOR auf dem livehaftigen Menüplan stand. Aus sicherheitstechnischen Gründen musste das Festival in diesem Jahr in die Stadthalle verlegt werden, die sich aber in unmittelbarer Nähe zum Stadthofsaal befindet, so dass es ein Festival der kurzen Wege bleiben sollte. Mit den wieder formierten schwedischen Hardrockern MODEST ATTRACTION war dem Veranstalter ein Überraschungscoup geglückt, schließlich liegt der letzte, von uns umjubelte Auftritt beim BORDERLINE-Festival fast 18 Jahre zurück. Daneben fieberten wir besonders den Auftritten unserer Doom-Kumpels A SICKNESS UNTO DEATH und der ukrainischen Folk-Metaller OSKORD entgegen und freuten uns, seit längerer Zeit mal wieder die schwedischen Deathmetal-Recken PANTOKRATOR und das holländische Blackmetal-Schlachtschiff SLECHTVALK live on stage erleben zu können. Leider mussten Pastor Bob und Jim LaVerde - EOR-Stamminventar nicht nur hinsichtlich des geistlichen Futters - absagen, so dass ein kleiner Wermutstropfen im Knopfloch hängen blieb.

Freitag, 14.03.

Bei strahlendem Sonnenschein und bestem Frühlingswetter ging es mal wieder Richtung Süden. Leider zerrte ein extrem langer Stau auf dem Züricher Nordring an unseren Nerven, so dass wir später als geplant in Uster eintrafen, wo wir noch schnell das Hotelzimmer bezogen und uns flugs zur Stadthalle begaben, vor der schon die ersten Headbanger sehnlichst auf den Einlass warteten. (tk)

Diese wurden von den Thrashern DOLOHRUZ auch gleich herzlich in Empfang genommen. Die Band mit den kürzesten Anreiseweg - sie kommt aus dem Züricher Raum - heizte das Publikum mit einer ordentlichen Prise Old School-Thrash ein und versprühten bei mir einiges an Nostalgie - nicht zuletzt, da ein Bandmitglied ein Exumer-Shirt trug, die ja aus meiner alten Heimatstadt kommen. Cooler Einstieg.

Leder, Nieten, Warpaint - alles, was man von SLECHTVALK gewöhnt ist. Halt, mir fehlten die Streitäxte, Schwerter und die Kriegshörner! Aber was soll's. Dafür gab es optisch als Platzhalter eine etwas klapprig aussehende entlaubte Birke auf der Bühne. Cooler Gag, Jungs! Trotz des krankheitsbedingten Fehlen des Keyboarders lieferten Slechtvalk wie gewohnt eine saubere Mischung aus Viking/Folk und Black Metal. War schön, euch nach längere Abwesenheit mal wieder gehört zu haben, Jungs, jetzt wird es aber so langsam mal Zeit für ein Nachfolgealbum des 2010er Albums "A Forlorn Throne". Aber dies scheint wohl schon in der Mache zu sein. (dh)

Die als Headliner angekündigten schottischen Symphonic-Powermetaller GLORYHAMMER zogen wie erwartet die große Show auf, so dass vor allem für das Auge etwas geboten wurde. Mit EMERALD-Sänger Thomas Winkler am Mikro hatte sich die Band auch einen charismatischen Frontmann geangelt, der vordergründig allerdings durch klischeetriefendes, heroisch anmutendes Gepose auffiel, statt sich auf seine gesanglichen Qualitäten zu konzentrieren. Der musikalische Aspekt litt unterdessen massiv unter der dick aufgetragenen Geckerei, denn das, was die Band zeigte, haben STRATOVARIUS und RHAPSODY OF FIRE in dieser Form schon überzeugender dargeboten. Der Gitarrensound war in dem Bombastbrei kaum zu vernehmen, lediglich das dominante Keyboardgedudel blieb in den Ohren kleben. Einige beinharte Fans zeigten sich hochzufrieden mit dem freilich unterhaltsamen Auftritt der Schotten, meinen Geschmack traf das Quintett aber eher weniger.

Auf die nachfolgenden slowakischen Powermetaller SIGNUM REGIS war ich besonders gespannt, denn auch das aktuelle Album "Exodus" überzeugt mit starken Songs und herausragender Instrumentierung. Inzwischen hat Bandboss und Bassist Ronnie König mit Mayo Petranin auch einen formidablen Live-Sänger gefunden, der zudem recht sympathisch durch das Set führte. Nach der gecken Schottenshow stand endlich wieder Heavy Metal im Vordergrund, was auch etliche vor der Bühne versammelte Headbanger mit Erleichterung zur Kenntnis nahmen. Gitarrist Filip Kolus zog alle Register und brillierte sowohl mit sauberer Rhythmusarbeit wie auch mit halsbrecherischen Licks, mit denen er sich mühelos neben den weltbesten Saitenhexern einreihen kann. Mayos Stimmlage hob sich zudem wohltuend vom Gros der Powermetal-Sänger ab, da er vorwiegend in mittleren Lagen agierte und nur selten mal zu spitzen Screams ansetzte. Das Keyboard kam nur unterstützend oder bei diversen Intros zum Einsatz, ansonsten dominierte sattes Riffing. Neben dem ultimativen Power-Dampfhammer "Let Us Go!" brillierten auch Melodic-Speedfetzer wie das fulminante "The Promised Land". In der Mitte des Sets durfte dann noch einmal Thomas Winkler auf die Bühne kraxeln, um "Enslaved" mit Mayo im Duett zu trällern. Wie verwandelt zeigte sich der eidgenössische Sänger gegenüber seinem GLORYHAMMER-Auftritt und bestach mit einer starken gesanglichen Performance. So soll es sein! Als Zugabe kredenzte uns das Quintett den "Song Of Deliverance" und zeigte sich von den frenetischen Publikumsreaktionen mehr als beeindruckt. SIGNUM REGIS konnten an diesem Abend mit einer bestechenden musikalischen Leistung viele neue Fans hinzu gewinnen.
Setlist SIGNUM REGIS
Intro
Let Us Go!
Mountain Of God
The 10 Plagues
Exodus
Enslaved (feat. Thomas Winkler)
The Promised Land
Purpleborn
Mystical Majesty
Oathbreaker
All Over The World
--
Song Of Deliverance

Selten durfte beim EOR mal eine Progressive-Metal-Band den Schlusspunkt eines Festivaltages setzen. Die Schweizer Combo MARHOLD sorgte mit ihrer überaus interessanten Mischung aus modernem Melodic Metal, Prog. Rock und funkig-jazzigen Elementen für eine positive Überraschung. Zudem präsentierte sich Frontfrau Alexandra als exzellente Sängerin und Multi-Instrumentalistin, die mal eben sämtliche Casting-Sternchen in Grund und Boden sang und mit ihrer ausdrucksstarken, glockenklaren, aber voluminösen Stimme das I-Tüpfelchen des MARHOLDschen Sounds bildete. Zumindest die ersten drei Songs zeichneten sich durch interessante Wendungen, hochmelodischen Gesang und satte Gitarrenriffs aus. Da uns nach der langen Fahrt allerdings die Müdigkeit übermannte, beschlossen wir vorzeitig Richtung Hotel aufzubrechen und sanken erschöpft in unsere Betten, so dass wir den Rest des Sets verpassten. (tk)

Samstag, 15.03.

Nach einem geruhsamen Schlaf und einem guten Hotelfrühstück ging es wie gewohnt zum Gottesdienst. Trotz Fehlen von Pastor Bob Beeman und Jim La Verde gab es wieder rockigen Lobpreis und eine gute Predigt eines Sanctuary-Church-Vertreters, wobei unsereins wohl eher die englischen Wörter als die schweizerischen Übersetzungen nachvollziehen konnte. (dh)

Den Auftakt des samstäglichen Live-Programms übernahmen die eidgenössischen Metalcorlerer FRANK NEEDS HELP, die mit wildem Gebrüll, fiesem Geschrei und schrammelnden Gitarren zumindest Teile des jungen Publikums begeistern konnten, als Anheizer ihren Job auch passabel erledigten, für unsereiner aber eher eine Randnotiz bleiben sollten.

Doom ist und bleibt eine Nischensparte des Metal, die nicht unbedingt für die Masse geschmiedet ist, in der Regel aber für musikalischen wie emotionalen Hochgenuss sorgt. A SICKNESS UNTO DEATH präsentierten sich beim diesjährigen EOR als Vertreter des Doom-Genres erstmals dem Schweizer Publikum. Leider plagte Sänger Tim ein hartnäckiger Reizhusten, dem er aber on stage mit einem zünftigen Kamillentee zumindest vorübergehend den Garaus machen konnte. Der Gesang war auch klar zu vernehmen, nach meinem Empfinden im vorderen Hallenbereich aber etwas zu leise abgemischt. Eine gewisse Entschleunigung nach dem lärmenden Auftakt und vor dem nächsten Black-/Deathmetal-Act tat ganz gut. Die Band präsentierte in den ihr zur Verfügung stehenden 45 Minuten einen Querschnitt ihres bisherigen Song-Repertoires, dennoch ist und bleibt "Ghost Light Dawn" auch live mein Favorit, zumal sich der Song spannungsgeladen aufbaut und mit intensiven Riffs auch mal für Haarschütteleinlagen eignet. Wenn man bedenkt, dass es für die Band überhaupt erst der zweite Live-Auftritt war, muss man wirklich den Hut ziehen. Mit zunehmender Spielpraxis wird sicherlich auch die Bühnenperformance noch etwas an Intensität und Ausdruckskraft gewinnen. (tk)
Setlist A SICKNESS UNTO DEATH
Epic Fail
Intoxicated
Goddess In Dust
Ghost Light Dawn
Remains Of Misery
Flames Leap High

Traue keiner Band nach dem Äußeren, vielmehr beurteile nicht zu vorschnell eine Band nach ihren Äußerlichkeiten und schiebe sie voreilig in eine bestimmte musikalische Schublade. Dies ging mir mit den Dänen von THE ASCENDANT nämlich so. Als ich 2012 ihr Debütalbum "The Alteration" in den Händen hielt, dachte ich vom Aussehen des Plattencovers und dem Betrachten des Gruppenfotos eher an eine Hardcoreband. Doch hier belehrten mich die Jungs gleich eines Besseren. Leicht experimentellen Black/Deathmetal haben sich Ascendant auf die Fahne geschrieben und dieser kam beim Publikum auch bestens an. Eine kleine Releaseparty stand ebenfalls auf dem Programm, denn Ascendant hatten an diesem Abend auch ihre neue EP "Serenity" im Gepäck dabei, die sicher nach diesem überzeugenden Livegig einige Male über die Ladentheke ging.

So sehr wir uns auf OSKORD seit ihrer Releaseparty 2011 in Kiew auch gefreut haben, ein wenig Schwermut und Traurigkeit machten sich doch breit. Unter anderem natürlich aufgrund der dortigen unsicheren politischen Lage (den Opfern des Maidan-Platzes widmete man auch einen Song) und natürlich des Ausscheidens unseres langjährigen Freundes, Backgroundsängers, Gitarristen und Mitgründers Sergey Nargorny. Über die näheren Umstände wird er uns hoffentlich demnächst selber Auskunft geben können. Eine mitreißende Folkmetalshow lieferten uns Oskord dennoch und auch Sergeys Nachfolger machte seine Sache trotz anfänglicher Schüchternheit sehr ordentlich. So wurde das gesamte "Weapon Of Hope"-Album präsentiert, auch neue Songs, die neugierig auf ein hoffentlich baldiges neues Album machen. Das Publikum ging absolut steil, und gerührt von solchen euphorischen Redaktionen durften Oskord trotz vorgerückter Stunde noch eine Zugabe spielen.

Auf die Schweden von PANTOKRATOR freute ich mich ebenfalls sehr. Ist schon einige Jahre her, seit ich sie das letzte Mal live erlebt habe; hinzu kam noch, dass die fünf Jungs ihr brandneues Album "Incarnate" dabei hatten, von dem sie auch sieben Songs live spielten. Der Sound war erste Sahne und so stand einer skandinavischen Deathmetalbedienung, die Pantokrator mit etwas Doom und leicht vertrackten Einflüssen auflockerten, nichts mehr im Weg. Frontmann Karl schwang wie gewohnt Fahnen mit christlichen Symbolen, musikalisch gab es vor allem Songs von ihrem neuen Album und der "Aurum"-Platte, die mit "King Of Babylon" auch einen würdigen Abschluss stellte. (dh)

Wunder gibt es immer wieder. Das ist nicht nur der Titel eines deutschen Schlagers, sondern trifft auch auf die Verpflichtung der schwedischen Hardrocker MODEST ATTRACTION für das diesjährige EOR zu. Nachdem mir Sänger Christian Liljegren schon im Dezember 2013 während der Christmas Rock Night die anstehende NARNIA-Reunion beichtete, hat er nun seine Vorgänger-Band reanimiert und dazu noch Original-Gitarrist Stephan Mohlin aus der Mottenkiste gezaubert, den wohl keiner auf dem Zettel hatte (ich zumindest hatte mit CJ Grimmark als Saitenhexer gerechnet). Schon beim Intro "Depravity" wurden meine Augen feucht, und spätestens beim Auftakt zu "Firefall" gab es kein Halten mehr. Der Bass röhrte und grummelte, die Drums knallten und zischten, die Gitarre zerschnitt mit berstenden Riffs die heiße Hallenluft. Christian, ohnehin der geborene Frontmann, hatte die ausrastende Meute von Anfang an im Griff und heizte die bereits überkochende Stimmung weiter an. Die Band bot ein famoses Set mit einem gelungenen Querschnitt ihrer beiden Alben "The Truth In Your Face" und "Divine Luxury". Lediglich beim etwas ruhigeren Epikrocker "Tonight" gab es mal eine kurze Pause zum Durchschnaufen, ansonsten gab das Quartett Vollgas. Der Livesound war drückend und homogen abgemischt, so dass ungetrübtem Hörvergnügen nichts im Wege stand. Wer an diesem Abend die Magie des klassischen Rock 'N Roll der Marke SWEET, URIAH HEEP und DEEP PURPLE nicht verstanden hat, wird es im irdischen Leben wohl auch nicht mehr begreifen. Nach zwei großartigen Zugaben, bei denen das Publikum noch mal alle Kräfte mobilisierte, war dann endgültig Schluss. MODEST ATTRACTION präsentierten sich als absolut würdiger Headliner, der imstande ist, jede Metalband an die Wand zu spielen. Bärenstark. (tk)
Setlist MODEST ATTRACTION
Depravity (Intro)
Firefall
Healing Touch
Burning Flame
Cheap Talk
Tonight
Hypocrisity
Don't Worry
15 Years
I Can't Live Without Your Love
Mr. Bitter
Time
--
Feed Your Fire
Down On My Knees
Divine Luxury (Outro)

Kein Elements Of Rock ohne Claudio Enzler, würde ich sagen - egal ob mit seiner Hauptband Sacrificium, Thy Bleeding Skies und nun mit der schwäbischen MY DARKEST HATE. Er macht (egal mit welcher Band) immer eine gute Figur, ist ein hervorragender Frontman, Growler und Entertainer. Der rhythmuslastige, meist im Midtempo gehaltene Deathmetal sorgte für einen gelungenen Abschluss des diesjährigen Elements und ich bin schon jetzt gespannt, mit welcher Band ich Claudio nächstes Jahr erleben werde. Ich tippe mal auf Thy Bleeding Skies. (dh)

Fazit:
Trotz eines kleineren Budgets und der kurzfristig anberaumten Ersatz-Location - bei der man im Vergleich zum Stadthofsaal kaum Abstriche beim Sound machen musste - hat sich auch das 11. Elements Of Rock als Volltreffer erwiesen. Ein großer Dank geht an Samuel Hug, Mike Hauser und das gesamte EOR-Team, die es wieder einmal geschafft haben, ein Festival auf die Beine zu stellen, das so in Europa einzigartig ist. Wo findet man schon Gelegenheit, mit Musikern aus Europa und USA gemeinsam zu feiern und die Leidenschaft zu teilen? Wo fressen einem Musiker aus der Hand, wenn man ihnen 22 Jahre alte Demotapes zum Signieren unter die Nase hält? Wo kann man als Christ und Metalfan seinen Lebensstil so ungezwungen und authentisch ausleben wie hier? Das sind nur wenige Aspekte, die den besonderen Reiz des EOR ausmachen. Wir kommen auch 2015 gerne wieder.



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