(Dark Balance)

Nee, das ist nicht Omas Weihnachts-CD mit den schönsten Melodien von André Rieu, dem niederländischen Schmalzgeiger, auch wenn die Kirchenglocken am Anfang kurz zu Stirnrunzeln führen. Aber das sind natürlich keine Kirchenglocken sondern "Soulbells", dem Intro zum ersten Akt der Todeskunst (zwei weitere Akte werden folgen). Aber weiter im lustigen Assoziationsspiel mit den melodischen Todesmetallern aus dem fichten- und mückenverseuchten Finnland: Die ersten Takte des dritten Tracks klingen ein wenig nach Regionalliga-Fangesängen, gespielt auf winterlich rauer E-Gitarre. Aber Immortal Souls, die sich mit dieser Scheibe 2011 nach vier Jahren Studioabstinenz wieder mit einem Silberling zurückmeldeten, treiben flugs alle kindischen Gedanken aus. Riff-Exorzisten wider allzu kleingeistige Rezensentenphantasien. Böse gesinnte Geister könnten von Stagnation sprechen, wohlgesinnte von Konstanz. Die musikalischen Veränderungen fallen wenig eklatant aus. Aber mal ehrlich: Wer will schon von einer der (meiner bescheidenen Meinung nach) besten Bands des Genres noch Quantensprünge erwarten? Etwas melodiöser geht es im Vergleich zu den Vorgängeralben zu, die Arrangements sind ausgefeilter, die Songs etwas komplexer. Meisterschaft! Punktlandung: Das vermutlich beste Requiem seit, ähm ... ach, geschenkt. Dass dieses knallharte musikalische Fichtenbrett auch noch sehr persönliche Züge, ja fast schon Dringlichkeit besitzt, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass während der Aufnahmesessions ein Mitglied der Familie Sarkioja (es ist nicht ganz klar, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu den beiden Sarkiojas aus der Band stand) gestorben ist. So bekommen manche Todes- und Winterbilder eine Relevanz jenseits aller genretypischen Klischees und wirken damit alles andere als lächerlich. Kein überragendes, aber ein sehr sehr gutes Album. Man darf gespannt sein, auf welche musikalischen Qualitätsgipfel uns die Finnen noch führen werden. Von mir gibt's 8 von 10 tiefgefrostete Mücken!
Kontakt: www.immortalsouls.com

Tracklist:
1. Art Of Death Act I: Soulbells
2. Evil Believer
3. Nuclear Winter
4. I Wept
5. Absolution
6. Art Of Death Act II: The Last Journey
7. Reek Of Rotting Rye
8. Last Day On Earth
9. Hypnotic Atrocity
10. Thoughts Of Desolation
11. One Last Withering Rose
12. Art Of Death Act III: The Requiem Of The Funeral Eve
 

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