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Zeitschriften-Reviews 2008

Trottoir, Metal Obsession, Metalica, Clamando Venganza, Ultimatum, Blue Jean/Headbang, Eisenblatt, Musik in Sachsen, Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V., Musik und Kirche, outdoor, Panorama, G.U.C.

So wie die elektronische Datenverarbeitung das (hinterfragungswürdige) Ideal des papierlosen Büros nie erreichen wird, so gelingt es auch den publizistischen Presseorganen im Internet nicht, die gedruckte Zeitschrift ganz zu ersetzen, und so hat sich seit geraumer Zeit eine Art von Koexistenz herausgebildet. Hier daher wieder ein paar Blicke aus der Netzperspektive auf das, was für die Freunde des Gedruckten zur Verfügung steht, ohne daß man seinen eigenen Drucker anwerfen muß.



Das Trottoir macht schon im Untertitel klar, was man im Innenteil zu erwarten hat: "Kleinkunst, Kabarett, Varieté, Gala, Marketing-Veranstaltungen" steht da nämlich zu lesen, und so hat man dann fast einen kleinen Künstlerkatalog vor sich. In Nr. 57 (Winter 2007/2008), die vor dem Rezensenten liegt, nimmt die Kulturbörse Freiburg, welche justament ihr 20jähriges Jubiläum feierte, einen breiten Raum ein, nämlich immerhin ein Achtel der 72 Seiten, wobei sich die Berichterstattung auf einige allgemeine Fakten stützt, aber ansonsten rein umfangsbedingt (dort sind 300 Aussteller dabei) nur Schlaglichter setzen kann. Der Rest des Heftes ist entweder regional (Szene Berlin, Hamburg, Nordwest, Baden, München etc. pp - nicht abgedeckte Regionen haben möglicherweise keinen "Volkskorrespondenten") oder thematisch (Varieté, Zauberkunst, Kindertheater, Clown/Mime etc. pp) sortiert und entweder kolumnenhaft oder als Konglomerat einzelner Künstlervorstellungen (welchselbige praktischerweise meist parallel auch noch mit Anzeigen vertreten sind ...) strukturiert sind. Das führt beim ersten und auch noch beim zweiten Blick mitunter etwas zur Unübersichtlichkeit, wenn man Text und Anzeigen auseinandernehmen will, aber sei's drum - der Informationsgehalt stimmt jedenfalls. Zwei der A4-Seiten tragen "Neue CDs" als Überschrift, widmen sich allerdings zumeist Hörbüchern oder Produktionen aus dem Comedy-Fach; auch die Musikfreunde werden aber auf zwei Seiten bedient, diesmal mit einem Blues-Special. Generell sind die Berichte eher knapp gehalten und lesen sich recht flüssig, aber aufgrund dieser zwei Eckpunkte kann man den zumeist eher übersichtlichen Tiefgang ausloten. Freilich: Den großen Überblickscharakter macht dem Trottoir so schnell niemand nach, und wenn man in dieser Branche arbeitet, kommt man vermutlich nicht drum herum. Ein Einzelheft kostet 6 Euro; Kontakt: Stefanie Maltha, Carl-Benz-Straße 7, 56751 Polch, maltha-verlag@t-online.de, www.trottoir-magazin.de

Die Layoutfraktion vom Metal Obsession beginnt 3-D-Effekte für sich zu entdecken. Das trägt nicht eben zur Entzifferbarkeit mancher Bandlogos auf dem Titel von Nr. 22 bei, aber sei's drum - auf den Inhalt kommt's bekanntlich an, und da überzeugt auch dieses Heft, mit 84 Seiten übrigens extradick, wieder einmal, wenngleich man selbstredend nicht an jeder Stelle mit der traditionsmetallisch fixierten Meinung des einen oder anderen schreibenden Menschen mitgehen muß. Über die Kluft innerhalb der traditionsmetallischen Szene muß man hier nichts schreiben, das kann man im Heft selber nachlesen, und es ist tatsächlich nur traurig, daß man selbst innerhalb einer relativ kleinen Gruppierung mit generell übereinstimmendem musikalischem Geschmack dazu neigt, sich gegenseitig zu zerfleischen, anstatt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Exemplarischer Streit hat sich an der Band Ritual Steel entzündet (der läuft schon seit Jahren), und das Metal Obsession läßt hier lobenswerterweise beide Parteien interviewseitig zu Wort kommen (also die aktuelle Ritual Steel-Besetzung und die Titan Steele-Fraktion), die beide das Kriegsbeil eher begraben würden als die sich mittlerweile gebildet habenden beiden "Lager". Mit Gamma Ray, Brainstorm, Iron Savior und U.D.O. ist diesmal ein größerer Block der deutschen Szeneikonen am Start, das Scandinavian Attack-Festival in Frankreich wurde gleich noch zu Interviews mit den dort spielenden fünf Bands (die teilweise völlig verstrahlt argumentieren) genutzt, an Ausgrabungen finden sich Martyr und Oliver Magnum, und mit Mortifer und Holy Dragons wirft man auch einen Blick nach Osten, nämlich gen Rußland und Kasachstan (wobei Stefan Wendle, dessen Interviews sich rein inhaltlich sonst recht interessant lesen, schon mal hätte auffallen können, daß sich hinter Chris Caine von Holy Dragons eine Frau verbergen dürfte, ähem ...). Dazu kommen wie immer eine Handvoll Livereviews hauptsächlich von Festivals, zahllose Tonträgerreviews (in denen sich das penetrante Herumreiten auf manchen Bands, die man als nicht oder nicht mehr true ansieht, bisweilen etwas anstrengend liest - niemand wird gezwungen, Band X oder Y zu hören) und das wie immer hochgradig lesenswerte Bootleg-Special. Und in den Tagen, da diese Zeilen hier online gehen, kommt auch Nr. 23 auf den Markt, liegt bisher aber noch nicht auf dem Schreibtisch des Rezensenten. Kontakt: Holger Welsch, Richard-Markmann-Straße 58, 19258 Boizenburg, metalobszine@aol.com

Machen wir gleich einen großen Sprung nach Südamerika. Daß dort der Metal boomt, ist nicht erst seit gestern bekannt, und auch nachhaltige Wirtschaftskrisen haben ihn nicht in die Knie zwingen können. Als Fels in der Brandung arbeitet seit den Mittachtzigern das Metalica-Fanzine aus Argentinien, dessen 52. Ausgabe vom April 2007 vor dem Rezensenten liegt; in der Zwischenzeit dürften aber schon wieder etliche weitere Nummern das Licht der Welt erblickt haben. In unregelmäßigen Abständen gibt es als Beilage den "Hermandad Metalica"-Sampler, Nr. 52 enthält jedoch keinen, ist dafür in Argentinien aber auch kostenlos zu haben (hierzulande bezahlt man auch nur einen eher symbolischen Betrag). Die 68 Seiten sind gefüllt mit zahllosen Informationen über den Metal der eher traditionellen Spielarten, was ein Spektrum von Hardrock bis Death Metal umfaßt. (Für Spanischkundige: "No se incluyen nuevas tendencias comerciales. Acceso denegado a estrellitas del Rock.") Destroyer aus Santa Fe sind auf dem Cover, die größte Story gehört aber dem dort ebenfalls angekündigten Ross The Boss, der von Chefredakteur Fabián de la Torre und Gastschreiber Gustavo Acosta (ja, der von Feanor und Montreal) förmlich Löcher in den Bauch gefragt bekommt (und offensichtlich bester Laune war). Hier spürt man den Enthusiasmus dieser Jungs auch dann, wenn man das Spanische (in dieser Sprache ist das komplette Heft gehalten) nur bruchstückhaft per verstehendem Lesen entziffern kann. Die Artikel über Blitzkrieg und Mago de Oz sind keine Interviews, sondern "lediglich" Zusammenfassungen der jeweiligen Bandgeschichte, aber dafür werden als weitere internationale Band die legendären Baron Rojo aus Spanien ausführlich "verhört". Mit Arkanos aus Bolivien und Dominus Praelii aus Brasilien wirft man auch innerhalb Südamerikas einige Blicke über die Grenzen (Silvio Rocha von Dominus Praelii beweist einen ganz eigenen Sinn für Humor, wenn er auf die Frage, welchen Song er auflegen würde, wenn er nur noch fünf Minuten zu leben hätte, grinsend "Vielleicht Beethovens 9. Sinfonie" antwortet ...) und konzentriert sich ansonsten auf die heimische, also argentinische Szene. Und was dort für starke Bands arbeiten, ahnt der Europäer oftmals nur! Anhand der Reviews und der Anzeigen kann er sich aber wieder ein Stück weit in die argentinische Szene vorarbeiten. Die Liveberichte fallen diesmal eher spärlich aus, eine kleine Rubrik gehört Reviews anderer Fanzines, eine riesige Adressenliste am Heftende macht aber klar, wie viele Radiostationen in Argentinien sich der harten Musik widmen. Klarer Fall, der Metal lebt, und solche Idealisten wie die Metalica-Leute gehören unterstützt. Die Hefte (und tonnenweise coole Metal-CDs aus ganz Lateinamerika) bekommt man in Deutschland am einfachsten bei Rainer Krukenberg via www.metaleros.de - wer direkten Kontakt nach Argentinien aufnehmen will, tue das unter der Adresse Paraguay 1335 3° <<4>> CP(1057) Capital Federal, Argentina, metalicafanzine@yahoo.com.ar, www.metalicazine.com.ar. Totalmente recomendable!

Etwas unklar erscheint dem Rezensenten die organisatorische Struktur des Clamando Venganza, von dem ihm Nr. 4 vorliegt, erschienen bereits im Dezember 2004. Das Team ist überwiegend das gleiche wie das vom Metalica, das Motto ist auch identisch (der alte Manowar-Slogan "Muerte al falso metal") und dementsprechend logischerweise auch die stilistische Bandauswahl, selbst das Layout wurde fast 1:1 übernommen, sieht man von der etwas kleineren Schriftgröße ab. Vorliegende Nr. 4 hat 16 Seiten mit einer Riot-History sowie Interviews mit Skiltron, Montreal, Therianor sowie den US-Mädels von Ignitor, die auch das Titelblatt zieren, dazu kommen eine Handvoll Reviews von Tonträgern und Zines sowie die Rubrik "Panteón Ancestral", also die Vorstellung eines vergessenen Klassikers (an dieser Stelle ein Dank an Chefredakteur Victor Arteta, daß er "The Dying Race" von den Crows wieder ans Tageslicht zerrte). Die kultigste Anzeige kommt von Icarus Music, die auf der Heftrückseite das CD-Debüt "Into Salvation" einer Nightwish-ähnlichen Band namens Kapel Maister ankündigen. Geschrieben ist auch dieses Heft logischerweise in Spanisch und als Ergänzung zum Metalica durchaus brauchbar - allein der Sinn dieser Abspaltung ... Bekommt man hierzulande ebenfalls via www.metaleros.de, oder man kontaktet Boca Juniors-Fan Victor Arteta, San Lorenzo 1656, CP(3300) Posadas Misiones, Argentina, clamandovenganza@yahoo.com

Schnell noch ein Blick hinüber nach Brasilien, von wo die Nullnummer des Ultimatum vorliegt, erschienen Anfang 2006. "True Metal Legacy" steht als Übertitel auf dem Cover, aber so ganz genau nimmt Chefredakteur Ader Jr. das nicht, denn er hat offensichtlich auch eine Ader für Klänge aus Zeiten, als Manowar den Terminus "True Metal" noch gar nicht erfunden hatten. Das zeigt sich am deutlichsten in der Titelstory, einem großen Gedenkbeitrag für Paul Samson, der zwar seinen für die Musikgeschichte prägendsten Einfluß in der Ära der NWoBHM ausübte (und sei es, weil seine Band als Ersatzteillager für Iron Maiden fungierte), aber schon lange vorher im Geschäft war, und am allerdeutlichsten in der Story über Fanny, eine Allgirlband, deren musikalische Wurzeln immerhin bis in die späten Fünfziger (!) zurückreichen und die sich später u.a. im Umfeld der Beatles herumtrieben und mit Größen wie den Kinks auf der Bühne standen. Auffällig ist die extreme Ausführlichkeit vieler Storys, die daher im vorliegenden Heft trotz großzügiger Seitenzuteilung (sieben für Samson, acht für Sacrifice - insgesamt sind es nur 44!) nicht beendet werden können und für die eine Fortsetzung in der Folgenummer angekündigt ist, wobei die Existenz von Folgenummern bisher nicht verifiziert werden kann, zumal die Frage offen ist, wie Ader das finanzieren kann bzw. will - ein Preis ist nirgendwo aufgedruckt, Anzeigen sind nur ein paar wenige im Heft, und der Druck der 1500 Exemplare auf Hochglanzpapier mit Farbcover war garantiert alles andere als billig. Wie auch immer: Die weiteren Interviews gehören Power From Hell und Wytchkraft (letztgenannte fahren das lustige Prinzip, ihre Pseudonyme alle auf "ator" enden zu lassen, also Carburator, Marretator, Destructator, Desgracator und der nicht mehr zur Band gehörende Cervejator), ein kleines Labelspecial widmet sich Doomed Planet Records aus den USA (wobei zwar alle Veröffentlichungen aufgezählt, aber nicht einzeln besprochen werden und der Hauptteil einem Interview mit Labelmacher Rob Preston gehört), von den drei Seiten Livereviews waren zwei schon zur Veröffentlichung zwei Jahre alt (Ader war Anfang 2004 mal in den Staaten und hat dort reihenweise Metalgigs besucht), und die üblichen Tonträgerreviews fehlen natürlich auch nicht (leider gerade bei Eigenproduktionen oftmals ohne Kontaktdaten). Eine kleine Newsrubrik und zwei Seiten Buch- und Zinereviews runden das in Portugiesisch verfaßte Heft ab, und auch hier kann man bei www.metaleros.de fündig werden; ansonsten schreibe man an Ultimatum Magazine, Caixa Postal 119.435, Macaé - RJ - CEP: 27.901-970, Brasil, oldschool@lagosnet.com.br

Einmal um die halbe Welt, und wir landen in der Türkei, wo der Rezensent beim Heimflug nach seiner Ararat-Besteigung auf dem Flughafen Ankara im Zeitungsshop auf ein eigenartiges Package stieß, nämlich ein Bündelpaket aus zwei Zeitschriften und zwei Beilagen. Die Beilagen entpuppten sich als vier 3D-Bilder u.a. von Tokio Hotel und Avril Lavigne sowie als Poster, bei dem Judas Priest und Madonna friedlich miteinander koexistieren. Die erste der Zeitschriften nennt sich Blue Jean, und auch deren Ausgabe für den Monat Haziran 2008 hat Madonna auf dem Cover. Die 96 Seiten wühlen sich quer durch das Spektrum der populären Musik, wobei die meisten Artikel recht knapp gehalten sind und man leider auch bei den türkischen Künstlern so gut wie nie eine URL-Angabe findet, um sich bei Interesse tiefergehend mit dem einen oder anderen zu befassen. Das Ganze macht nicht unbedingt einen teenieorientierten Eindruck, ist aber trotzdem phasenweise ähnlich bunt wie die Bravo (oftmals aber auch geschmackvoller in abgestuften Brauntönen gehalten und natürlich hochglanzgedruckt). Das Madonna-Titelinterview ist mit drei Seiten das längste des Heftes, The Offspring, Travis, Coldplay oder Usher müssen sich mit ein bis zwei Seiten weniger begnügen, und geschrieben ist alles in Türkisch, was beim verstehenden Leseversuch des Rezensenten noch größere Schwierigkeiten aufwarf als Spanisch oder Portugiesisch. Eine Handvoll Tonträgerreviews muß sich summiert ebenfalls mit drei Seiten begnügen, dazu kommen noch etliche Livereviews (z.B. von Metallica aus L.A.) und einige Specials, so z.B. über türkischen Rap. Daß in den Jungs auch Metalherzen schlagen, beweisen Artikel über Pentagram oder die Einbindung eines Musikers von Catafalque in eine inhaltlich nicht näher zu entschlüsselnde Umfrage, und außerdem fungiert das Heft offensichtlich als Mitpräsentator des dreitägigen Uni-Rock-Festivals in Parkorman, wofür als Headliner immerhin Opeth, Testament und Dark Tranquillity verpflichtet worden sind und ansonsten eine repräsentative Auswahl türkischer Metalbands spielt, von denen eine den lustigen Namen Altona trägt. Verkappte Hamburger? Kontakt: www.bluejean.com.tr
Das zweite Heft nennt sich Headbang und ist, wie man anhand des Namens schon vermutet, ein reines Metalheft, auch vierfarbig, aber in der Ausgabe für den Monat Haziran 2008 nur mit 36 Seiten. Freilich werden die Hoffnungen, sich hiermit tiefer in den türkischen Metalunderground vorarbeiten zu können, schnell enttäuscht, denn die Black Metaller Zifir sind die einzigen einheimischen Vertreter bei den Interviews, und auf den zwei Seiten Tonträgerreviews wurden solche gleich ganz verbannt. Weitere Interviews gehören Opeth (Herr Akerfeldt grinst uns auch vom Cover an), Judas Priest oder Anathema, eine History widmet sich dem Schaffen Joe Lynn Turners, und mit vier Seiten ist ein weiteres Special der umfangreichste Beitrag des gesamten Heftes: Utku Usta rollt die Geschichte des schwedischen Death Metals auf - allerdings halt auch wie alles andere in Türkisch. Lustige Werbung findet sich übrigens in beiden Heften. Kann man bunten Werbeseiten für türkische Bade- oder sonstige Mode (schöne Frauen übrigens, richtig schöne Frauen ...) im Blue Jean noch einen gewissen inhaltlichen Zusammenhang einräumen, so ist dessen Erkennbarkeit im Falle des Headbang schon etwas schwieriger ... Kontakt: www.headbang.com.tr

Eine ganz andere räumliche Zuordnung findet sich beim Eisenblatt, zudem noch eine geschichtlich determinierte, denn der Untertitel lautet "Das Zentralorgan für Heavy Metal in Ostdeutschland". Wer auf diesen Seiten seinen Platz finden will, muß also irgendwas mit einer Band zu tun haben, die schon zu DDR-Zeiten aktiv war (unabhängig davon, ob er zu DDR-Zeiten selbst in einer solchen spielte oder erst nach der Wende in weiterexistierenden alten aktiv wurde oder mit alten DDR-Metal-Kämpen gemeinsam musiziert). "Heavy Metal in der DDR" war ja ein Kapitel für sich; die jeweilige strukturelle Situation in den ehemaligen RGW-Staaten unterschied sich drastisch, und so wurde Ungarn zum Paradies für den DDR-Metaller ohne NSW-Kontakte, denn dort bekam man einiges mehr an Platten, Mode und Accessoires als in der DDR selbst. Auch die staatliche Kontrolle war in jedem RGW-Land unterschiedlich ausgeprägt, selbst innerhalb der DDR unterschied sich die Intensität der staatlichen Repressalien gegenüber den unliebsamen "langhaarigen Asozialen" deutlich. Die einige Jahre nach der Wende losrasende Ostalgiewelle erfaßte die alten DDR-Metalbands erstaunlicherweise kaum, und so dauerte es lange, bis sich kleinere Strukturen herausbildeten, die sich der Pflege dieses Sektors annahmen. Das "Zentralorgan" ist also nun das neue Magazin "Eisenblatt", das strukturell am Ostmetal-Projekt von Hendrik Rosenberg hängt, über das auch die CDs von German Democratic Recordings herauskommen. Die erste Nummer, erschienen im April 2008, hat 52 Seiten und läßt einen, so man alt genug, das alte Fanzinefeeling von vor 20 Jahren wieder erleben: Schreibmaschinenschrift, kopierte Seiten, simples Layout - die Alte Schule halt, und da nimmt man auch in Kauf, daß man auf vielen Bildern wenig bis nichts sieht. Inhaltlich gibt es mehrere strukturelle Rubriken, also News, Tonträgervorstellungen, ein "Lexikon des Ostmetals" mit Erläuterungen zu bestimmten Begriffen, die seinerzeit eine Rolle spielten, sowie eine Geschichte des Ostmetals. Dazu kommen Interviews mit einzelnen Bands, sowohl längst aufgelösten als auch heute noch aktiven (Hardzrock, Rübezahl, Thrash Attack und Vantom aus der ersten, Moshquito und Pandea aus der zweiten Kategorie, und bei Formel 1 weiß man ja immer nicht so richtig, ob sie mal wieder just for fun zusammenkommen ...), wobei das Gros der Beiträge von Chefdenker Hendrik Rosenberg (der zwar mittlerweile in Nürnberg wohnt, aber mit dem Herzen offensichtlich nach wie vor treuer Ossi ist) selbst geschrieben worden ist. Moshquito und Pandea sind mit je sechs Seiten recht ausführlich am Start, die meisten anderen Interviews finden auf zwei Seiten Platz. Für alle, die damals selbst dabei waren, ist das Eisenblatt Pflichtprogramm, und wer einen ungeschminkten Einblick haben möchte, wie das damals so zuging im DDR-Metal (und sich nicht nur auf die zwar informativen, aber bisweilen auch etwas tendenziösen Artikel Wolf-Rüdiger Mühlmanns im RockHard stützen will), der kommt an dem Heft auch nicht vorbei. Mittlerweile ist auch Nr. 2 erschienen, allerdings noch nicht auf dem Schreibtisch des Rezensenten gelandet; der Kontakt läuft über Hendrik Rosenberg, Gleißnerplatz 4, 90471 Nürnberg, www.ostmetal.de

Grenzen wir den räumlichen Aspekt noch weiter ein, kommen wir zu Musik in Sachsen, das nach wie vor vierteljährlich vom musikalischen Geschehen in unserem schönen Freistaat berichtet, wobei in bekannter Weise dem eher klassisch orientierten Schaffen der Fokus gehört, wenngleich sich in der großen Konzertübersicht (mit über 2000 Veranstaltungen im vierten Quartal 2008!) auch der eine oder andere "Ausreißer" findet. Die thematischen Beiträge behandeln diesmal u.a. den neuen Konzertsaal der Dresdner Musikhochschule oder die Vergabe der Johann Walter Plakette 2008 für besondere Verdienste um die Musikpflege in Sachsen. Dazu kommen wie immer nützliche Hinweise vielerlei Art, etwa Ankündigungen von Wettbewerben oder Weiterbildungsmaßnahmen, und die Jugendmusikprojekte des Sächsischen Musikrates bekommen wie immer vier Extraseiten, wo sie diesmal u.a. über Touren in Finnland und Südafrika berichten. Die 60 A4-Seiten, die sich allein schon wegen des Konzertkalenders lohnen (wenngleich man festhalten muß, daß das neue Layout des Heftes zwar eleganter und großzügiger wirkt, aber auf der gleichen Seitenzahl nunmehr weniger Inhalt steht, die Informationsfülle also geringer ausfällt als früher), bekommt man beim Sächsischen Musikrat e.V., Berggartenstraße 11, 01277 Dresden, musikinsachsen@saechsischer-musikrat.de, www.saechsischer-musikrat.de

Bleiben wir noch ein wenig in unserem schönen Freistaat: Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz feierte anno 2008 ein 100jähriges Jubiläum und gönnte seiner Reihe der Mitteilungshefte, von denen auch in diesem Jahr drei erschienen, sogar ein wenig Silberfarbe auf dem Einband. Böse Zungen behaupten, daß diese Farbe der dominierenden Haarfarbe der Mitglieder entspräche, aber einerseits muß man nun mal der Tatsache ins Auge sehen, daß gerade Heimatpflege und Heimatschutz eher von älteren Mitbürgern als Aufgabe wahrgenommen werden, und andererseits gibt sich der Landesverein durchaus Mühe, auch jüngere Generationen für das, was in ihrer direkten Umgebung geschieht, zu interessieren und ihnen selbst in der heutigen Zeit der unbegrenzten Mobilität zumindest die Ahnung eines Heimatgedankens zu vermitteln. Da läuft etwa seit 2007 in Kooperation mit mehreren Partnern eine Aktion zur Bestandserfassung des Glühwürmchens in Sachsen, die ohne jugendliche Hilfe in dieser Form nicht realisierbar wäre, und für Stadtkinder kann eine Führung auf den vom Verein bewirtschafteten Bergwiesen im Osterzgebirge ein Entdeckungserlebnis sondersgleichen sein. "Naturschutz, Heimatgeschichte, Denkmalpflege und Volkskunde" weist der Untertitel der "Mitteilungen" aus, deren aktuelle Nummer 3/2008 mit 72 Seiten daherkommt und thematisch diesmal ein wenig "populärer" anmutet als sonst, was aber ein subjektiver Eindruck eines jeden Lesers bleiben wird. Ein leicht philosophisch angehauchter Beitrag widmet sich der Devastierung von Heuersdorf, zwei recht sachlich gehaltene Abhandlungen thematisieren die jüngste Verwaltungsreform in Sachsen (und kommen zu dem für Außenstehende erstaunlichen Ergebnis, daß alles noch viel schlimmer hätte kommen können), und ein großer Beitrag dreht sich um den Coselturm auf Burg Stolpen, in dem die etwas zu emanzipierte Geliebte Augusts des Starken ihre letzten Lebensjahre zu verbringen hatte. Die heute fast vergessenen, in ihrer Schaffenszeit im 19. Jahrhundert aber recht bis sehr populären Bildhauer Josef Gareis und Johannes Schilling erfahren eine Würdigung, und dem Naturschutzaspekt widmet sich der Beitrag über die Echte Walnuß, welche anno 2008 den Titel "Baum des Jahres" trug. Seit dem Heft 1/2008 findet sich außerdem noch eine farbige Beilage in jedem Heft, und zwar die Reproduktion je einer historischen Karte, der dann jeweils auch ein vorstellender Beitrag im Heft gewidmet ist (in der 3/2008 handelt es sich um die "Neue Reise Charte durch Sachsen" von Johann Georg Schreiber, erschienen frühestens 1730). Dazu kommen kleinere Beiträge über bestimmte Aktivitäten von Mitgliedern, Mitgliedsvereinen etc., Literaturhinweise und weitere Mitteilungen über die Vereinsarbeit. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum 100. und weiterhin maximale Erfolge! Kontakt: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Wilsdruffer Straße 11/13, 01067 Dresden, landesverein@saechsischer-heimatschutz.de, www.saechsischer-heimatschutz.de

Musik und Kirche als eines der Zentralorgane für die evangelische Kirchenmusik existiert auch noch und erscheint regelmäßig im Zweimonatsturnus. Neben liebgewonnenen Einzelrubriken wie "Ein neues Lied" (wenngleich das diesmal vorgestellte "Sieh diesen Spalt der Tageszeit" so neu nun auch wieder nicht ist) und den Rezensionen von Büchern, Noten und CDs gibt es pro Heft ein übergreifendes Thema, in der vorliegenden Ausgabe Januar/Februar 2008 heißt es "Ökumenische Aspekte". Fünf größere Beiträge widmen sich diesen Aspekten, wobei die Denkrichtung meist aus evangelischer Position erfolgt und sich einige Autoren über die Bewertung der Wiederzulassung der lateinischen Messe durch Benedikt XVI. anno 2007 und deren Auswirkungen auf die Kirchenmusikpflege richtig schön uneins sind. Eher unangenehm liest sich Christa Reichs Abhandlung über die Zweifelhaftigkeit der Aussagen in vielen als für den ökumenischen Gebrauch determinierten Liedern, wobei die Autorin eher neue Gräben aushebt als die bestehenden zuschütten zu helfen. Richtig klasse dagegen ist der Beitrag von Ingo Bredenbach und Bernhard Schmid über die immer enger werdende Kooperation der beiden Kirchenmusikhochschulen in Rottenburg und Tübingen - die eine ist evangelisch, die andere katholisch, und beide finden immer neue Schnittpunkte in ihrer Arbeit. So sieht richtig verstandene Ökumene aus! Einige kleinere, nicht zum Schwerpunktthema gehörende Beiträge wie ein Nachruf auf den Komponisten Petr Eben und eine Abhandlung über die kirchenmusikalische Situation in Frankfurt/Main (die mit der gesellschaftlichen Bedeutung der Stadt in keinster Weise korrespondiert) runden die Ausgabe ab. Zu bekommen beim Bärenreiter Verlag, Heinrich-Schütz-Allee 35, 34131 Kassel, www.musikundkirche.de

Und nun zu etwas völlig anderem: Neben dem Rezensenten gibt es ja auch noch etliche andere Menschen, die in ihrem Urlaub nicht von einem Museum ins nächste sprinten oder sich am Strand in der Sonne rösten lassen, sondern den nächstbesten oder auch einen weit entfernten Berg zu besteigen trachten. Für diesen Personenkreis ist eine Zeitschrift namens outdoor geeignet, deren Untertitel "Wandern, Trekking, Abenteuer" schon deutlich macht, wo der Hase hier entlang läuft. Exemplarisch vor dem Rezensenten liegt Nr. 5/2008 der monatlich erscheinenden Zeitschrift mit 112 Seiten, die in diesem Fall allerdings viel dicker ist - es gibt u.a. einen McKinley-Ausrüstungskatalog als Beilage. Zwei Hauptkategorien beherrschen den Inhalt des Heftes. Zum einen finden sich zumeist sehr schön bebilderte Berichte über interessante Touren auf der ganzen Welt, im vorliegenden Heft beispielsweise über die Äußeren Hebriden an der schottischen Atlantikküste, die Seenlandschaft von Ontario (Kanada), den Rennsteig auf dem Kamm des Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges sowie als Titelthema eine Mehrtagestour im Wallis, die in Chamonix am Fuße des Montblanc endet. Als Special findet sich außerdem eine Zusammenfassung von Touren, die man im Frühjahr auf der Südseite der Alpen bereits erwandern kann, während andernorts noch tiefer Schnee liegt. Den zweiten Komplex bilden Praxistips und hier insbesondere Ausrüstungstests, in der vorliegenden Ausgabe einmal über Wanderhosen und einmal über Leichtwanderschuhe. Die Testberichte sind trotz knapper Wortwahl doch recht informativ, so daß man sich ggf. auch selbst sein Urteil bilden kann. Dazu kommen eine Unmenge an Anzeigen, die zwar betriebswirtschaftlich nötig, der Übersichtlichkeit beim Durchblättern und selbst beim Lesen allerdings weniger dienlich ist, sowie ein paar kleinere Artikel zu verschiedenen Themen. Einige der Tourenberichte sind zudem in einem Speziallayout zum Ausschneiden und Sammeln zusammengefaßt. Generell macht das Meiste beim Lesen einen recht kompetenten Eindruck; wenn allerdings in den Rennsteigkarten gleich beide Saaletalsperren falsch geschrieben sind (und man auch beim Namen der Autorin zwei unterschiedliche Varianten angeboten bekommt), dann ist das peinlich, allerdings noch nichts gegen die lebensgefährliche Aussage im Artikel über die Orientierung ohne Kompaß, daß auf der Nordhalbkugel die Sonne um 12 Uhr im Süden steht - wer sich blindlings und ohne Nachdenken darauf verläßt, kann von der Sommerzeit eiskalt erwischt werden. So etwas darf in einer solchen Zeitschrift nicht durchrutschen. Generell aber durchaus lesenswert. Kontakt: outdoor magazin, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart, info@outdoor-magazin.com, www.outdoor-magazin.com

Und wenn wir im Genre bleiben wollen, werfen wir noch kurz einen Blick aufs Panorama, das Magazin des Deutschen Alpenvereins, das sechsmal jährlich erscheint. Generell ist das Themenspektrum natürlich dem im outdoor ähnlich, erfährt aber durch den Charakter als offizielles Mitteilungsorgan des Alpenvereins eine etwas andere Gewichtung. So spielen die verschiedenen Aufgabenfelder des Vereins vom Wegebau bis hin zur Ausbildungstätigkeit natürlich eine Rolle in der Berichterstattung, und auch die Aktivitäten der einzelnen Sektionen bekommen einen gewissen Platz eingeräumt. Eine relativ ausgedehnte Newssektion leitet im Heft 6/2008 über zu den Tourenberichten, auch hier natürlich reichhaltig bebildert - Skitouren im Berchtesgadener Land sowie eine Tour in Jordanien stehen diesmal im Mittelpunkt. Ein Porträt widmet sich der 82jährigen Kletterseniorin Hermi Lottersberger aus dem Zillertal, das Hüttenporträt behandelt die Tutzinger Hütte unterhalb der Benediktenwand in Bayern, die anno 2008 auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken konnte, im Rahmen eines Heroinentzugsprogramms begleiten wir einige Suchtkranke auf dem E5 zwischen Oberstdorf und Meran, und einige kleinere Artikel thematisieren u.a. Traumata nach Bergunfällen oder das immer beliebter werdende Gehen auf Schneeschuhen (diese runden tennisschlägerähnlichen Dinger, nicht mit dem historischen Zweitnamen für den Ski zu verwechseln!). Techniktests gibt es auf den 108 Seiten dieses Heftes nicht, dafür aber einige Buchrezensionen und wie immer den Sonderteil "Knotenpunkt" der Alpenvereinsjugend, der diesmal das übergreifende Thema "Risiko" behandelt. Als Alpenvereinsmitglied bekommt man das Heft kostenlos und automatisch geliefert; ob bzw. zu welchen Bedingungen man auch als Nichtmitglied herankommt, beantwortet sicherlich gern der Deutsche Alpenverein e.V., Von-Kahr-Straße 2-4, 80997 München, dav-panorama@alpenverein.de, www.dav-panorama.de (bis hierher: rls)

G.U.C. Nr. 24 (2008)
Eins der feinsten Underground-Hefte für den härter orientierten Metaller geht in die 24ste Runde und alles ist beim alten geblieben, nur etwas kürzer ist die diesjährigen Ausgabe geworden. Format DIN A5, 132 Seiten, davon 60 Seiten Rezensionen, s/w-Farbgebung, eine mit 70 min vollgepackte Krach-CD und Interviews mit eher bekannten (Fall Of Serenity, Skew Siskin, Manos, Blood) und eher unbekannten Truppen (Crunch Head Club, Introxicum, Sequester u.a.) gibt es auf Augen und Ohren, neben den üblichen Unverwechselbarkeiten dieses Hefts: Die Serienmördermörderserie "Panoptikum des Grauens" von Torsten Staude behandelt in ihrem zehnten, dreizehn dicht und absatzlos beschriebene Seiten langen Teil vornehmlich Rassisten; unser Roland verleiht seiner Bergsteigerleidenschaft diesmal nicht nur im Rezensionsteil Ausdruck, sondern auch im Interview mit den Gipfelmoshern (Slogan: "Nur ein bemoshter Gipfel ist ein guter Gipfel!"), bei denen ich mir bis zum Besuch der Website www.gipfelmoshen.de eigentlich sicher war, dass sie ein Phantasieprodukt unseres Redaktionsleiters seien; und es gibt eine tolle (neue) Vorstellungsrunde von kleinen Metal-Clubs/Bars durch Enrico Haagen, darunter das schmucke Leipziger Helheim. Das Highlight von Ausgabe 24 ist allerdings die CD, die angefangen beim GehmiraufdenSack-Thrash von Hatchery über den hier kürzlich rezensierten Epic Techno Death von Deny The Urge bis zum klug gebauten Black Metal von Mathyr mehr Knaller als je zuvor parat hält. Top Teil!
Erhältlich ist das Magazin für 3 Euro bei G.U.C., Staudacher Str. 7, 93354 Siegenburg, www.guc-are.de (ta)



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