www.Crossover-agm.de DENY THE URGE: Blackbox Of Human Sorrow
von ta

DENY THE URGE: Blackbox Of Human Sorrow   (G.U.C.)

Vier Jahre nach ihrem Debüt "Subsequent Confrontation" hauen Deny The Urge über das kleine, aber feine Todesmörtellabel G.U.C. ihren 36minütigen Zweitling "Blackbox Of Human Sorrow" auf den Markt und überzeugen mit einem exquisiten, transparent und druckvoll produzierten Brutalococktail, der in Herz und Nacken geht. Die Basis ist zweifellos Death Metal amerikanischer Prägung, technisch angehaucht, aber dennoch straight und brutal. Der Röchelgesang von Henrik Osterloh ist kellertief, die Songs drücken, die Geschwindigkeit variiert von Blast bis zu treibendem Midtempo.
Angereichert haben Deny The Urge ihre Basis jedoch um einige weitere Elemente. Am augenfälligsten sind hierbei die völlig geilen Gitarrensoli. Allein die zweite/dritte Minute des Opening-Doppels "Isolation"/"Open The Gates" haut einen aus den sprichwörtlichen Socken: melodiös, rasant, in den besten Momenten an eine räudige Mischung aus Michael Romeo (Symphony X) und Jeff Waters (Annihilator) erinnernd - und als Tupferl gibt es in zweitgenanntem Track noch eine kurze Double-Lead-Passage obendrauf, die derart gute Laune verbreitet, dass man beim isolierten Hören dieser Passage nie auf die Idee kommen würde, hier musiziere eine Death Metal-Band. "Open The Gates" ist ohnehin ein Referenzsong: Einerseits bietet die vielschichtige Gitarrenarbeit viele Details, andererseits peitscht Schlagzeuger Kai Ludwig den Song durchgängig mit Slayer-Beats voran. M.a.W.: Deny The Urge haben eine gute Balance.
Ein zweites augenfälliges Element sind die in drei Stücken - "Challenge Yourself", "The Legacy Of War" und "All Of Your Creation" - dezent im Hintergrund klingenden, sehr einfach gehaltenen Keyboardakkorde, die man in dieser Form im Death Metal selten hat. Das erinnert dann gelegentlich im Zusammenspiel mit rasant aufsteigenden Gitarren und Blastgewitter an schwedischen Black Metal, wie in "The Legacy Of War", und passagenweise auch an die Griechen Septic Flesh zu "Sumerian Daemons"-Zeiten, wie in meinem persönlichen Highlight des Albums, dem vielschichtigen "All Of Your Creation", das spielerisch zwischen purer Bösheit in den langsamen Passagen und liebreizender Ohrenschmeichelei bei den Leads wechselt. Famos! Als letztes musikalisches Unikum der Band seien die kammermusikalischen Streicherintros genannt, derer es gleich drei gibt ("Preludium", "The Veiling", "Intro") und die mich persönlich eher verwirrt als begeistert haben.
Apropos "verwirrt": Deny The Urge sind eine der seltenen Todesbleibands, bei denen der Blick ins Booklet Sinn macht. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen sind ihre Texte nicht nur frei von Gewaltfiktionen, sondern zielen ernsthaft auf Aktivismus im Alltag ab. Da findet man einen bodenständigen Aufruf zu Offenheit und Toleranz, etwa gegenüber Hip Hop ("Isolation") neben einer Kritik an der sagenumwobenen, nur auf Spaß aus seienden Generation X, die mit einem sozialpsychologischen Überbau überrascht ("The Legacy Of War"). Und als ob das nicht genug wäre, zeigt Texter Osterloh im zynischen "Material God" und dem überspitzten "All Of Your Creation" auch noch Humor.
Kurz: "Blackbox Of Human Sorrow" ist vollends gelungen und für gut angelegte 10 Euro im G.U.C.-Shop zu bekommen. Bleibt nur noch die Frage, warum die Hälfte der Besetzung so aussieht, als ob sie von The Haunted ausgeliehen wäre.
Anspieltipps: "Open The Gates", "The Legacy Of War", "All Of Your Creation".
Kontakt: www.denytheurge.com, www.guc-area.de

Tracklist:
1. Preludium
2. Isolation
3. Open The Gates
4. Challenge Yourself
5. Material God
6. The Veiling
7. Father Of All
8. The Legacy Of War
9. All Of Your Creation
10. Intro
11. The Mask Itself



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