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Full Metal Osthessen   08.03.2014   Niederjossa, DGH
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Wer das letztjährige FMO live miterleben konnte, wird bestätigen, dass das kleine, aber feine Metalevent in der osthessischen Provinz vor allem mit einer familiären Atmosphäre, fanfreundlichen Preisen und extrem spielfreudigen Bands begeistern konnte. Schon früh stand das diesjährige Billing fest, so dass man sich in aller Ruhe auf die auftretenden Bands vorbereiten konnte. Ferner waren diesmal ausnahmslos nationale Metalacts am Start, so dass der Charakter der kleinen Metalparty für die heimischen Fans noch stärker zur Geltung kam. Besonders gespannt war ich auf die Pfälzer Tradionsmetaller PALACE, die mir mit ihrem 2008er Album "Divine Intervention" noch im Gedächtnis hingen. Im Fokus des allgemeinen Interesses stand aber die neue Bombast-Melodicmetal-Hoffnung ORDEN OGAN, die den heimischem Metalmarkt schon ordentlich aufgemischt haben und dies bei etlichen Festivalauftritten eindrucksvoll unter Beweis stellen konnten.

Die Anhängerschaft
Wie bereits im vergangegen Jahr gab es vor dem Mainevent eine FMO-Warm Up-Show, die die Lokalmatadoren TAKE FIVE und LANE mit zünftigen Rock 'N Roll-Klängen gestalteten und dies nach Auskunft anwesender Besucher wohl auch ordentlich erledigten.

Straight From Hell
Die Gewinner des diesjährigen Bandcontests STRAIGHT FROM HELL durften den Abend eröffnen und pfefferten dem Publikum eine ordentliche Melodic-Deathcore-Schwarte um die Ohren. Der Vierer aus Hünfeld ging dabei zwar ordentlich brutal zu Werke, konnte aber mit einigen progressiven Einschüben und melodischen Parts für Überraschungsmomente sorgen. Obschon SFH nicht so ganz zur musikalischen Ausrichtung des Festivals passten, ernteten sie doch mehr als Höflichkeitsapplaus und empfahlen sich für weitere Festivals der eher härteren Gangart.

Mesmerized  Mesmerized
Mit der Kasseler Powermetal-/Thrashcombo MESMERIZED enterte eine Band die Bühne, auf die ich besonders gespannt war, zumal sie mir live schon einige Male durch die Lappen gegangen sind. Mit ihrer recht eigenständigen Mischung aus Power- und Thrashmetal, die mit NEVERMORE-Zitaten gespickt und einigen MORGANA LEFAY-Anleihen garniert ist, begeisterte das Quintett die anwesenden Banger, so dass sich erste kleinere Haarschüttel-Pits vor der Bühne bildeten. Sänger Armin mimte dabei den lässig-coolen Frontmann, der auch gesanglich einige Glanzpunkte verzeichnete, besonders wenn er zu spitzen Screams ansetzte. Lediglich mit der holprigen Ballade "My Love" taten sich die Nordhessen keinen Gefallen. Dennoch überzeugten MESMERIZED vor allem mit Spielfreude und einer tighten gesanglichen Performance. Die musikalische Entwicklung des heimischen Quartetts werde ich von nun an schärfer im Auge behalten.
Setlist MESMERIZED:
Darkness
Haze Of You
Day X
Memories
My Love
Face Of The World

Thornbridge  Thornbridge
Die Gewinner des letztjährigen Bandcontests THORNBRIDGE waren diesmal mit einem etwas längeren Set am Start und verzückten vor allem Liebhaber der europäischen Metalschule. MAIDEN und HELLOWEEN waren allgegenwärtig in den Songs und stimmten die Anhänger genannter Combos besonders glücklich. Obwohl die Bühnenperformance noch etwas verhalten wirkte, überzeugte das Quartett aus Südhessen mit starken Songs, jeder Menge hoppelnder doppelstimmiger Gitarrenläufe und einem ausgewogenen Livesound, was auch die inzwischen zahlreich versammelten Besucher zu honorieren wussten. Da aber auch ein Rezensent mal seinen knurrenden Magen besänftigen muss, nutzte ich die zweite Hälfte des Sets, um der Besänftigung nachzukommen.

Palace  Palace

Palace
Als heimliche Headliner des Abends entpuppten sich zur Überraschung aller die Pfälzer Traditionsmetaller PALACE, die mit einer bärenstarken Show, grandiosen Songs und einem ultimativen 1980er ACCEPT-Feeling geradezu magische Momente ins DGH zimmerten. Dass die Liveshows der Pfälzer von purer Energie geprägt sind, hatte ich schon im Vorfeld vernommen, dennoch überraschte die Band aus Speyer mit einem wahrhaftig denkwürdigen Auftritt. Gefielen mir PALACE bisher auf CD nur bedingt und überzeugte mich der Gesang eher weniger, muss ich zumindest, was den FMO-Auftritt betrifft, meine Meinung revidieren. Diese Combo gehört mit zum Edelsten, was der deutsche Metal-Underground zu bieten hat, und darf jedem Genrefan wärmstens ans Herz gelegt werden. Nahezu jeder Song entpuppte sich nach wenigen Riffs als mitsingtaugliche Hymne. Sänger Harald Stiller könnte mit seiner knödelig-heiseren Stimme glatt als Udo-Dirkschneider-Pendant durchgehen. Der sympathische Frontmann hatte die Meute fest im Griff und lebte Heavy Metal mit jeder Faser seines Musiker-Daseins. Gitarrist Jason Mathias beherrschte indes das Gitarrenspiel gleich in zweifacher Hinsicht, nämlich in luftoraler wie auch in saitentechnischer Form. Stampfende Midtempo-Kracher und schnelle Banger hielten sich die Waage, so dass reichlich Abwechslung geboten wurde. In dieser Form können auch Genregrößen nur schwer mit PALACE mithalten.
Setlist PALACE:
Between Heaven And Hell
High Speed World
Civilization Of Rock
Killing Drones
Dreamevilizer
Dark Prophecies
The Healer
Sons Of War
Rock The Nation
Women In Leather
Machine Evolution

Gun Barrel  Gun Barrel

Gun Barrel
Nach dem PALACEschen Paukenschlag war es auch für eine angesagte klassische Heavyrock-/Metalband wie GUN BARREL geradezu unmöglich, die musikalische Messlatte noch einmal höher zu legen. Nach zwei, drei Songs zündete aber auch der rotzig rollende Hardrock/Metal mit markanter MOTÖRHEAD- und SAXON-Schlagseite bei den Besuchern und riss bis zum letzten Akkord jeden mit. Selbst einige dem Punkrock zugeneigte jugendliche Besucher hatten mächtig Spaß mit dem rheinischen Rock 'N Roll-Quartett und tanzten beschwingt in der vorderen Reihe mit. Klampfer Rolf Tanzius geht schon rein optisch als der Prototyp des Rock 'N Rollers durch und zwirbelte dem Genrefan ein Hammerriff nach dem anderen unter das Haupthaar, während Sänger Patrick Sühl mit seinem rauen frenetischen Organ das partytaugliche Songmaterial der Combo bestens untermalte. Neben älteren Stücken aus über 12 Jahren Bandgeschichte gab es auch Songs der brandneuen Langrille "Damage Dancer" zu hören, die die Tradition des "Dirty Rock 'N Roll" konsequent weiterführt. Wer GUN BARREL bisher noch nicht live gesehen hat, sollte das unbedingt auf deren anstehender Tour nachholen.

Orden Ogan  Orden Ogan

Orden Ogan  Orden Ogan
Nach einem etwas längeren Change Over und mit einer standesgemäßen Gestaltung des Bühnenbildes betraten die Westfalen von ORDEN OGAN die Bühnenbretter. Zugegebenermaßen habe ich die Truppe vom Winternachtstraum-Festival 2005 noch in unguter Erinnerung, doch seitdem ist viel Zeit verstrichen, und man sollte einer jungen Band auch einen Entwicklungs- und Reifungsprozess zugestehen. So stand ich dem Auftritt von ORDEN OGAN offen und neugierig gegenüber. Die Band legte auch sofort mit speedigem Powermetal ordentlich los und hatte von Beginn an die Headbanger-Schar auf ihrer Seite. Frontmann "Seeb" Levermann stimmte etliche Mitmachspielchen an, um das Publikum zu später Stunde bei Laune zu halten. Seine gesangliche Performance bildete indes den Schwachpunkt des ansonsten spieltechnisch sauberen und mit etlichen eingespielten CD-Samples flankierten Sets. Für meinen Geschmack war die gesangliche Darbietung einfach zu gleichförmig und spannungsarm. Die stärksten Momente hatten ORDEN OGAN immer dann, wenn das Gaspedal ordentlich durchgetreten und mit pfeilschnellen Gitarrenleads gearbeitet wurde. Die BLIND GUARDIAN-Vergleiche mögen zumindest an dieser Stelle passend sein, ansonsten agieren die Arnsberger doch eher in gediegenen Melodic-Powermetal-Gefilden mit modernen Einsprengeln und folkigen Elementen. Vielleicht wäre es ratsam, die Fülle an Sample-Einspielungen etwas zu drosseln, denn instrumentenseitig kann die Combo absolut überzeugen und ihre Live-Qualitäten sehr gut ausspielen. Die Anhängerschaft der Band kam an diesem Abend jedenfalls voll auf ihre Kosten.

Fazit:
Das Full Metal Osthessen hat sich binnen drei Jahren zu einem echten Geheimtipp unter den Underground-Metalfestivals gemausert. Der gestiegene Besucherzuspruch in diesem Jahr untermauert diese erfreuliche Entwicklung. Für magische Momente sorgten vor allem PALACE, letztlich konnten aber alle vertretenen Bands mit spieltechnischer Qualität und viel Engagement auf der Bühne für beste Unterhaltung sorgen. Es zeigt sich mal wieder, dass nicht zwingend große Namen des Metalzirkus erforderlich sind, um musikalisch ansprechende Qualität zu bieten. So darf es auch 2015 weitergehen. Ein dickes "Dankeschön" geht an Andi Pfeiffer und die Cross-Music-Crew für eine reibungslose Organisation und Durchführung des Festivals.

Fotos: tk



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