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6. Cross Music Metalfest   15.09.2007   Bad Hersfeld, Cross Music Hall
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem aus steuer- und vereinsrechtlichen Gründen das Metalfest im Jahre 2006 ausfallen musste, zudem der alte Güterbahnhof abgerissen wurde, meldete sich der neu gegründete Verein Cross Music mit neuer Location und einem sehenswerten Billing im Veranstaltungszirkus zurück. Neben dem ersten Deutschland-Auftritt der finnischen Allstar-Truppe ESSENCE OF SORROW und einem der seltenen Live-Abstecher der schwedischen Prog. Doom-Institution VENI DOMINE, die ihre neue Scheibe "Tongues" im Gepäck hatte, gab es genügend Anreize, ins zentralgermanische Kurstädtchen Bad Hersfeld zu pilgern und die Lauscher ganz weit aufzusperren, wenn auch im organisatorischen Umfeld des Metalfests nicht alles so rund lief, wie sich Veranstalter, Supporter und Metalfans das gewünscht hatten. (tk)

Awas  Awas
Eher ungewohnt, das Metalfest gleich mit einer Deathmetalband zu starten, aber was soll's - da hatte man gleich etwas zum richtigen Anheiten. AWAS, die vierköpfige Band aus Bonn, boten jedenfalls eine solide oldschoolige Deathmetalkost. Sänger Victor sprang jedenfalls wie ein aufgestachelter Bullterrier (auch optisch :-)) über die Bühne und versorgte uns mit Songs von ihrem Debütalbum "Hope". Die Bassläufe erinnerten mich das eine und andere Mal an alte Mortification-Zeiten, von denen es zum Abschluß auch eine gelungene Umsetzung des "Scrolls Of The Megilloth"-Titeltracks gab. (dh)

Die Lokalmatadoren THE NO NOTES aus Bebra sind schon seit einigen Jahren als Coverband in Waldhessen unterwegs und versorgten die einheimische Fanschar mit einer energetischen Rockshow, die mit MOTÖRHEAD-ähnlichem Dezibel-Pegel das Tragen von Ohrenstöpseln zwingend notwendig machte. Mit ihrer Melange aus Parodie und schweißtreibendem Rock'n Roll kam der Hessenfünfer bestens an beim Publikum und insbesondere Sänger Jens hatte mit einigen schrägen Ansagen die Lacher stets auf seiner Seite. Hier flogen mal ein paar quietschbunte Luftballons ins Auditorium, dort flammten ein paar Pyros auf, während Klassiker der Rockgeschichte zum Besten gegeben wurden, u.a. "Ace Of Spades" von MOTÖRHEAD, "Great Balls Of Fire" von Jerry Lee Lewis oder "Live Wire" von AC/DC. Der knarzige wie rotzige Gitarrensound passte hervorragend zum Erscheinungsbild der Band und so erlebten wir eine Zeitreise bis in die Anfänge der Rockmusik, als die Musikwelt noch nicht von Alternative und HipHopsigem Irgendwas-Core infiziert war. Spieltechnisch ließ die Band nichts anbrennen und man spürte primär der Saitenfraktion ab, dass hier Musiker mit jahrelanger Erfahrung auf der Bühne standen. THE NO NOTES zelebrierten eine Ode an den Rock 'n Roll und ihre wichtigsten Vertreter. Bestes Ohrenfutter am Spätnachmittag zum Aufwärmen für die Heldentaten, die noch folgen sollten. (tk)
Setlist THE NO NOTES:
Ace Of Spades
Johnny B. Goode
Walk All Over You
Great Balls Of Fire
Bomber
Hell Ain't A Bad Place To Be
La Grange
Starmaster
Going To Brazil
Say Something Nasty
Nice Boys
Live Wire

Essence Of Sorrow  Essence Of Sorrow
Eine der Überraschungen bzw. eines der Highlights des diesjährigen Metalfestes waren eindeutig die Finnen ESSENCE OF SORROW. Dabei ist diese Band eigentlich zum Teil auch nur eine Zusammenwürfelung von Musikern, die man von anderen Bands kennt. Sänger Christian Palin kommt von Random Eyes und Gitarrist Jani Stefanovic ist einem natürlich von Divinefire, Renascent, Crimson Moonlight und circa 776 anderen Bands ein Begriff. Fest steht auf jeden Fall, dass sie die leicht vertrackte düstere Powermetalmucke aus ihrem "Reflections Of The Obscure"-Album äußerst laut und präzise ins Publikum abfeuerten. Jani Stefanovic schnitt dabei allerlei lustige Grimassen, Sänger Christian ist allein von seinem Outfit her sowieso ein Entertainer vor dem Herrn (mich erinnert er ja immer wieder an einen jungen Michael Sweet) und dass der Drummer gerade erst zwanzig Lenze zählt und dabei sein Kit gekonnt vertrümmert, spricht ein weiteres Mal für die Band. Kommt bald wieder, Jungs. Hat viel Spaß gemacht. (dh)

Seventh Avenue
Wo immer meine Wolfsburger Helden SEVENTH AVENUE aufkreuzen, ist Hochstimmung garantiert. An diesem Abend waren sie allerdings etwas zu früh in der Running Order platziert, denn in punkto Spielfreude und technischer Finesse hätte man auch locker auf die Position NARNIAs vorrücken können. Da Stamm-Trommler Mike aus beruflichen Gründen in den USA weilte, sprang kurzerhand Aushilfs-Drummer Akin ein, der seine Aufgabe mit Bravour meisterte und seine technischen Fähigkeiten gleich während eines Solos unter Beweis stellten konnte. Das arg abgespeckte Drumkit der Firma Musik Schmidt war einer Band wie SEVENTH AVENUE selbstverständlich unwürdig, doch das nur nebenbei bemerkt. Der Livemix hätte aber einer dringenden Korrektur bedurft, denn die Gitarren schepperten indifferent durch die Gegend und nur bei Herbies Soli konnte man einigermaßen zufrieden sein. Markus an seinem Rickenbacker ackerte sich mit maximaler Impulskraft durch den aus altbekannten Klassikern bestehenden Set. An dieser Stelle ist vielleicht auch mal etwas Kritik angebracht, denn die Setlist könnte nach all den Jahren etwas Abwechselung gebrauchen und welcher AVENUE-Anhänger hätte etwas dagegen, mal wieder "May The Best One Win" oder einen alten Klassiker wie "Way To Paradise" zu hören?! Als die Band zwei neue Songs zum Besten gab, wurden endlich diejenigen Lügen gestraft, die meinen, die Band aufgrund ihrer musikalischen Vergangenheit immer noch in die HELLOWEEN-Schublade stecken zu müssen. Denn "Needs" und "Crowd In The Dark" sind schlicht eine Hommage an die Glanzzeiten der Eisernen Jungfrauen, wie immer auf höchstem kompositorischen und spielerischen Niveau: einprägsame Hooks, eine Chorusline zum Mitgröhlen und Killerriffs en masse. Metalerherz, was willst Du mehr?! Ein wieder mal Headliner würdiger Gig der Niedersachsen, die mit ihrem in Bälde erscheinenden neuen Konzeptalbum doch endlich den längst überfälligen Durchbruch schaffen sollten. (tk)
Setlist SEVENTH AVENUE:
Future Tale
Levy Your Soul From Hate
Raging Fire
A Step Between The Worlds
Needs
Infinite King
Rest In Peace
Crowd In The Dark
Big City Sharks
Iron Man
Run To The Hills

Mad Max
Über die Alt-Hardrocker MAD MAX braucht man eigentlich gar nicht viel Worte verlieren. Sie kamen, sie rockten und siegten wie beim Elements Of Rock auf der ganzen Linie. Die Jungs sind ja auch schließlich Profis genug und wissen, wie eine gute Hardrockshow zu funktionieren hat. Los ging's auch gleich mit "Homeless", dem Songs wie "Hope To See You" und "Night Of Passion" folgten. Es wurde auch wieder tief in der 80er-Songkiste gewühlt - jawohl, so gefällt uns das. Die Acoustic-Session durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen und als besonderes Schmankerl gab es sogar mit "Holy Holy Holy I Want To See You" einen Worshipteil. Mit dem Sweet-Cover "Fox On The Run" hinterließ man schließlich ein rundum zufriedenes Publikum. Und wer immer noch nicht genug hat, kann schon im Oktober die Band mit Pink Cream 69 wieder live erleben. (dh)

Veni Domine
Die Schweden VENI DOMINE gehören zu jenen verkannten musikalischen Genies, die viele nur am Rande wahrnehmen, die aber, wenn sie irgendwo livehaftig aufkreuzen, zu den am meisten umringten und respektierten Bands gehören. So wundert es nicht, dass sie als heimliche Headliner des diesjährigen Metalfests gehandelt wurden, deren Gig eine spürbar knisternde Spannung vorausging. Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, es gab keine neuerliche "Fall Babylon Fall"-Retrospektive wie anno 2004 beim Elements Of Rock. Stattdessen beschränkten sich die Weinesjö bros. und ihr charismatischer Sänger Fredrik Sjöholm auf eine homogene Song-Zusammenstellung aus den unterschiedlichen Schaffensphasen, wobei sich das neue Songmaterial bestens einfügte. Auch der Livesound war zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Wucht. Als das Anfangsriff zu "The Meeting" vom "Material Sanctuary"-Album ertönte, brandete erstmals laut Jubel auf. Was Torbjörn Weinesjö mit seiner Axt fabrizierte, war einfach nur hypergalaktisch genial. Der Mann versteht es, seinem Gitarrenspiel nicht nur eine ganz außergewöhnliche Note zu verleihen, sondern sein Instrument Geschichten erzählen zu lassen. Kaum ein anderer mir bekannter Saitenzupfer schafft es, auf kongeniale Weise akustisch verträumte Parts mit wuchtigen Mosh-Salven zu verknüpfen, die immer wieder von filigranen Soli durchsetzt sind. Daneben glänzte Fredrik mit einer soliden gesanglichen Leistung, wobei er erst gar nicht versuchte, die extremen Höhen vergangener Zeiten anzusteuern. Mit dem schlussendlichen, von vielen Kennern und Liebhabern geforderten "Wisdom Calls" ihres Jahrhundert-Opus "Fall Babylon Fall" verabschiedeten sich VENI DOMINE mit einem Paukenschlag vom Bad Hersfelder Publikum. Dieses forderte zwar lautstark Zugaben, welche angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit aber ausblieben. Ein akustischer wie auch optischer Höhepunkt des Metalfests.

Narnia
Was, schon wieder NARNIA?! Sicherlich mag sich mancher Headbanger Nase rümpfend ob der massiven Präsenz der schwedischen Melodic Metaller beim Metalfest gefragt haben, inwieweit ein neuerlicher Headliner-Gig gerechtfertigt war. Dennoch waren die Herrn Rivel, Grimmark & Co. wieder eine exzellente Wahl, denn sie stellten einmal mehr unter Beweis, dass sie eine phantastische Liveband sind, die es mit jedem großen Act der Szene locker aufnehmen kann und endlich raus muß aus der muffigen, auf den christlichen Musikmarkt fixierten Ecke. Lediglich das neuartige Showkonzept mit einem sog. Illusionisten darf hinterfragt werden, denn welche aus erstklassigen Musikern bestehende Band braucht Showeinlagen a la David Copperfield? Ähnliches haben schon TOURNIQUET während ihrer Glanztage mit Devino versucht. Umso interessanter war dann das instrumentale Gerüst, welches sich um die visuelle Performance-Kunst herum aufbaute. Spieltechnisch ließen die Nordmänner natürlich nichts anbrennen, zockten Klassiker ihrer zehnjährigen Bandgeschichte, wobei man mit "Can't Get Enough Of You" (Japan-Bonustrack der "Long Live The King"-Scheibe) auch einen Track serviert bekam, der in Deutschland noch nie live gespielt wurde. Dafür fehlten Kracher wie "Dangerous Game" oder "The Witch & The Lion". Christian war pausenlos darum bemüht, das Publikum anzufeuern; Calle alberte und flachste herum, brillierte in gewohnter Weise mit halsbrecherischen Soli und selbst der ansonsten eher zurückhaltend wirkende Andreas Olsson ließ sich zu markigen Posen und Grimassen hinreißen. Überaschenderweise hatte die Band ihren ehemaligen Keyboarder Martin Claésson an Bord, der aber in gebotener Zurückhaltung eher als Randfigur wahrgenommen wurde. Der Live-Sound war - wie schon bei VENI DOMINE - der beste des Abends, so dass auch hier alles im grünen Bereich lag. NARNIA sind und bleiben Meister ihres Faches, sollten sich in zukünftigen Liveshows aber ausschließlich auf die musikalische Darbietung beschränken. (tk)
Setlist NARNIA:
Intro - Gates Of Cair Paravel
Into This Game
Back From Hell
The Mission
Show All The World
Revolution Of Mother Earth
Inner Sanctum
Can't Get Enough Of You
Trolloli - One Way To Freedom
Long Live The King
Living Water
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Awakening

Irgendwie hatten IMMORTAL SOULS bei diesem Festival die berühmte A…karte gezogen. Erst im Billing hin und her geschoben, dazu der nicht optimale Sound (die Ohren klingeln bei mir heute noch) und die schon sehr vorgerückte Zeit kosteten mich in meinem gesundheitlich angeschlagenen Zustand auch die letzten Kraftreserven. Wenigstens einige Songs führte ich mir noch zur Gemüte auch aufgrund ihres starken neuen Albums "Wintereich": Rauher kalter Melodic Death wie gehabt, wobei die Leadgitarre doch recht unterging. Wir entschlossen uns dann doch zur Heimreise. Wird ja nicht das letzte Mal gewesen sein, die Finnen live zu erleben und dann hoffentlich zu nicht allzuspäter Stunde und vor allem wieder in einer gesundheitlich besseren Verfassung. Versprochen. (dh)

Fazit: Eine Menge Licht und ein wenig Schatten prägten das diesjährige Metalfest. Trotz einiger widriger Umstände, angefangen von Planungspannen über den bisweilen doch eher an Baulärm erinnernden Live-Sound bis hin zur massiven Abweichung des Zeitplans muss man den Veranstaltern anerkennend bescheinigen, dass sie aus der Not eine Tugend gemacht haben. Und so geht auch in diesem Jahr ein dickes Dankeschön an Andi Pfeiffer, Martin Strienz und die gesamte Cross Music-Mannschaft, die sich auch von diversen meckernden Redakteuren (Wink mit dem Zaunpfahl ;-) nicht haben lumpen lassen und das Abenteuer Metalfest mit maximaler Tatkraft und Zuversicht angepackt haben. Im kommenden Jahr darf es dann aber mal ein anderer Headliner als NARNIA sein und Flyer sollten möglichst auch nicht erst eineinhalb Wochen vor dem Fest die Verteiler erreichen. (tk)

Alle Fotos: dh. Weitere Fotos vom Metalfest gibt's hier:
http://allover-ffm-rock.de/joomla/index.php?option=com_zoom&Itemid=334&catid=535



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