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von rls

PINK CREAM 69: Thunderdome   (Steamhammer/SPV)

Schon komisch, daß das einzige Album von Pink Cream 69, was sich bislang in meiner Sammlung befindet, nun ausgerechnet "Change" ist, das mit seinem alternativen Anstrich sowohl der allgemeinen stilistischen Grundlinie der Band als auch meinen bekannten Hörvorlieben am wenigsten entspricht. Aber wenn man sich das Album mal genau anhört, fällt auf, daß es zwar anders ist, aber auch nicht schlecht. Verkauft hat es sich trotzdem wohl alles andere als gut, und mit den Folgealben kehrten die Karlsruher schrittweise zu den traditionellen Hardrockklängen zurück, die ihnen auf ihren Frühalben große Erfolge beschert hatten. Zudem hatte sich der neue Sänger David Readman, der auf "Change" den zu Helloween abgewanderten Andi Deris ersetzt hatte, nach und nach organischer in die Band integriert und sein stimmliches Spektrum ausgeweitet, so daß er auch die Derisschen Höhenlagen problemlos erreichte. Aber auch von diesen Folgealben fand komischerweise keines in Komplettheit den Weg in meine Tonträgersammlung - bis eben zum aktuellen Werk "Thunderdome". Dieses macht zwar vom Cover her einen fast futuristischen Eindruck und läßt damit geringe Verdachtsmomente aufkommen, ob die Karlsruher wieder einmal vom traditionellen Pfad abgewichen sind. Der dem Intro "The Last Stance" folgende, schwer groovende Titeltrack ermöglicht diesbezüglich noch keine Entscheidung (er hätte, abgesehen von den wenigen hohen Gesangspassagen, durchaus auch auf "Change", aber wohl eben auch auf einem beliebigen anderen Album der Band stehen können), aber danach heißt es "Gods Come Together", und dieses Zusammentreffen geschieht in Uptempobereichen mit fröhlich-traditionellem Gestus (der etwas an "Seas Of Madness" vom Vorgängeralbum erinnert, wie diverse Rezensentenkollegen richtigerweise anmerkten) - Entwarnung also, auch wenn "Gods Come Together" der schnellste Song der CD bleiben soll. Für Geschwindigkeitsfanatiker ist "Thunderdome" somit ungeeignet (andernorts im traditionellen Hardrock, nämlich in dessen schwedisch geprägter Variante, kann man durchaus eine Ausweitung des oberen Geschwindigkeitsspektrums beobachten - hier ganz und gar nicht). Dafür besitzt "Here I Am" eine sanfte Keyboardorchestrierung im Hintergrund - aber auch die bleibt so dezent, wie sie die neoklassische Schwedenfraktion wohl nie positionieren würde. Wer für diese Keys verantwortlich ist, darüber schweigt sich das Booklet aus - im folgenden "That Was Yesterday" (nette, aber nicht weltbewegende Halbballade; kein Foreigner-Cover!) und später auch nochmal in "See Your Face" jedenfalls gastiert Günter Werno von Vanden Plas an den Tasten. "Shelter" macht dann wieder relativ geradlinig Laune und Tempo, und überhaupt fällt eine relativ schnörkellose Herangehensweise der Band auf (nicht mit Eindimensionalität gleichzusetzen wohlgemerkt, aber ein plötzlicher Ausbruch wie in "Retro Lullaby" oder die flackernde letzte Bridge in "Another Wrong Makes It Right" gehen schon fast als der Gipfel der Progressivität Pink Cream 69s durch). Solcherartige Bodenständigkeit schreibt man deutschen Bands ja gerne zu, übersieht im Falle Pink Cream 69s aber, daß die zwar in Karlsruhe ihr Headquarter haben, jedoch international verstreute Wurzeln besitzen: Gitarrist Alfred Koffler ist der einzige Deutsche im Quartett, dazu kommen der Brite David Readman am Mikro, der Ami Dennis Ward am Baß und auf dem Produzentensessel sowie der Grieche Kosta Zafiriou hinterm Schlagzeug. Mit Gitarrist Uwe Reitenauer ist mittlerweile aber noch ein fünftes Mitglied an Bord, wenn auch zunächst nur für Liveauftritte - Koffler ist aufgrund einer langwierigen Handverletzung stark gehandicapt (wüßte man es nicht, man würde in den Studioaufnahmen, die er wie gewohnt im Alleingang bestritt, aber keine Anzeichen heraushören - ganz große Kabinettstückchen in der Gitarrenarbeit bleiben zwar aus, aber aufgrund meiner angesprochenen begrenzten Kenntnis des Backkatalogs der Band kann ich nicht beurteilen, in welchem Grade solche früher im Songmaterial auftauchten). Eine Coverversion gibt es auch zu hören - man nahm sich "My Sharona" von The Knack vor und strickte diesen (auswahltechnisch nicht unbedingt originellen) Song soundseitig so um, daß man ihn nicht als Fremdkörper empfindet, wenngleich Kostas zerrissen-akzentuierte Drums in diesem Song ein Stilelement einführen, das es sonst nirgendwo auf der CD zu entdecken gibt. Von den 11 auf der regulären CD enthaltenen Songs (das Intro nicht mitgerechnet) kommen nur zwei nicht zwischen vier und fünf Minuten zum Stehen - auch das ein Beweis für die kompakte Herangehensweise der Band. Der Digipack enthält mit "Carved In Stone" noch einen Extrasong, eine bezaubernde Ballade, die zu den stärksten Songs der CD gehört. Insgesamt kein Überflieger, aber eine gutklassige Mannschaftsleistung.
Kontakt: www.spv.de, www.pinkcream69.com

Tracklist:
The Last Stance
Thunderdome
Gods Come Together
Carnaby Road
Here I Am
That Was Yesterday
Shelter
Retro Lullaby
My Sharona
As Deep As I Am
Another Wrong Makes It Right
See Your Face
Carved In Stone
 




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