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U.N.IT: Dreamdance
von rls

U.N.IT: Dreamdance   Loud N' Proud Records)

Schweden dürfte, gemessen an der Bevölkerungszahl, weltweit die höchste Dichte an Heavy Metal-Bands aufweisen. Vor die Aufgabe gestellt, schwedische Bands aufzuzählen, fallen einem dann meist solche aus drei Genres ein: radiotauglicher bis traditioneller Hardrock (also Europe, Silver Mountain und Konsorten), Power Metal (HammerFall und Morgana Lefay als erste Adressen) und Death Metal (die erste Generation mit Nihilist und Carnage ebenso wie die Göteborg-Schule mit In Flames und Dark Tranquillity an der Spitze). Dagegen muß selbst der Metalkenner schon einen Moment überlegen, wenn er Progressive Metal-Bands aus Dreikronenland nennen soll. Treasure Land oder Tad Morose fallen einem dann doch noch relativ schnell ein, aber eine Band namens Heads Or Tales, die ihren Einzling "Eternity Becomes A Lie" anno 1995 veröffentlichte, kennen nur noch die wenigsten. Und um nun endlich zu U.N.IT zu kommen: Die hören sich über weite Strecken wie Heads Or Tales an, besitzen allerdings immer noch genug Eigenständigkeit, um nicht als Kopisten gebrandmarkt werden zu müssen. Vor allem die Sänger unterscheiden sich dazu deutlich genug (U.N.IT-Mikroinhaber Mathias Johansson erinnert originellerweise an eine Kreuzung aus Kristian Andren und Urban Breed - erstgenannter sang früher bei Tad Morose, letztgenannter tut dies heute). Der U.N.IT-Sound ist durch für Progmetal ungewöhnlich sparsamen Keyboardeinsatz gekennzeichnet, dafür regieren klar die Gitarren, was wiederum einen Vergleich mit Fates Warning herausfordert, der allerdings nur marginale Parallelen hervorzaubert. Statt dessen schimmern in Songaufbau und Melodik ein paar Dream Theater-Einflüsse ("Images And Words"-Phase mit leichten Schlenkern gen "Falling Into Infinity") durch. Ebenso wie die New Yorker haben auch U.N.IT das Talent, ihre Kompositionen aller instrumentalen Anspruchshöhe und Vertracktheit zum Trotz mit einigen eingängigen Melodiebögen auszustaffieren, was z.B. "Movements" fast zu einem kleinen Hit macht. Daß sich das schwedische Quartett aber auch gerne die Finger von der Hand frickelt, steht außer Frage, und damit erzeugen sie ebenso ein freudiges Glücksgefühl bei den Progfans dieses Planeten wie mit dem stimmungsvollen Fantasy-Artwork. Wer von diesem allerdings auf Fantasy-Lyrics schließt, liegt daneben, denn die U.N.IT-Texterfraktion steht mit beiden Beinen im Leben und verarbeitet Themen wie eine klassische Kaspar Hauser-/Rapunzel-Geschichte (der Titeltrack), die Wirkungen der rasanten technischen Entwicklung ("The Fourth Stage") oder die Rolle der USA in Vergangenheit und Gegenwart ("Visions"). Die Lyrics zu "Unsex Me Now" hat partiell der olle Shakespeare beigesteuert, und dieser Song ist paradoxerweise der einzige, der nicht hundertprozentig zu überzeugen weiß, weil man den Eindruck hat, daß sich U.N.IT nicht ganz einig waren, in welche Richtung sie ihn nun lenken sollen, und dies auch während seiner kompletten siebeneinhalb Minuten nicht herausfinden. Ansonsten kann der dreiviertelstündige Traumtanz jedem Liebhaber anspruchsvollen Metals ans Herz gelegt werden, selbst wenn er sonst auch mit weniger als 27 Breaks pro Minute auskommt. Labelkontakt siehe in der "Break The Chains"-Rezi von Seven, Bandkontakt: Christian Ljungberg, Gränden Duvan 2, SE-58222 Linköping, Schweden, Email unitpower@hotmail.com
 



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