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WORLDVIEW: The Chosen Few

von tk

WORLDVIEW: The Chosen Few   (M24 Music Group)

Als ich 2002 davon erfuhr, dass eine Wiedervereinigung der frommen US-Metaller RECON geplant war, brach ich in Jubel aus, gehört deren einziges Studioalbum "Behind Enemy Lines" aus dem Jahr 1990 zu den ganz großen Werken des US-Powermetals. Vorausgegangen war eine begeisternde Reunion-Show, die während der "80s Metal Retro-Night" beim legendären Cornerstone-Festival stattfand und auch mitgeschnitten wurde. Lediglich Sänger Vett Roberts zeigte damals deutliche Abnutzungserscheinungen. Mit der Reunion wurde es dann leider nichts, obwohl mit "The Chosen Few" schon ein Arbeitstitel für das neue Album gefunden war. Sogar T-Shirts hatte man bereits drucken lassen. Zwölf Jahre später hat sich Bandboss und Gitarrist George Ochoa, der damals auch für die Speed 'N Thrash-Institution DELIVERANCE die Saiten bearbeite, entschlossen, eine neue Band mit einer stilistisch größeren Bandbreite zu gründen. WORLDVIEW war geboren. Seit zwei Jahren galoppiert nun schon der Epik-Hammer "The Last Cry" durch die Weiten des World Wide Web, doch erst im Frühjahr 2015 konnte das Album nach etlichen Verzögerungen fertiggestellt werden. Neben Johnny Gonzales (dr) und Todd Libby (b, keys) konnte George den ehemaligen SACRED WARRIOR-Sänger Rey Parra gewinnen. Außerdem wirken noch illustre Namen wie Les Carlsen (BLOODGOOD), Larry Farkas (Ex-ONCE DEAD), Jimmy Brown II (DELIVERANCE) und STRYPERs Oz Fox mit. Dass einige Kollegen der schreibenden Zunft das dröge Songwriting bemängeln, kann ich nach mehrmaligem Durchlauf dieser Scheibe nicht nachvollziehen, zumal WORLDVIEW in ihrem Spektrum eine recht eigenständige Variante zwischen epischem Melodic Metal mit progressiven Elementen und AOR gewählt haben, in der zwar auch einige Zitate großer Prog.-Metalacts wie FATES WARNING, QUEENSRYCHE und DREAM THEATER verarbeitet werden, letztlich aber nirgendwo abgekupfert wird. Neben den mit orientalisch-mystischen Elementen angereicherten Tracks "Mortality" und "The Mirror" brillieren vor allem der mit einigen deftigen Growls flankierte Song "Illusions Of Love" und das exzellent groovende, mit starkem Backgroundgesang ausstaffierte "Prionser Of Pain". Der bereits erwähnte Schlusstrack "The Last Cry" treibt dann als dramatisches Epikmetal-Epos den Adrenalinspiegel nahezu bis zum Anschlag. Über allem thront der heroische Gesang von Rey Parra, der nach wie vor zu den ganz großen Stimmen des Metal gehört und mit einer ausdrucksstarken Performance durchweg überzeugen kann. Producer-Legende Bill Metoyer konnte für den Mix und das Mastering gewonnen werden. "The Chosen Few" braucht Zeit, um sich dem Hörer in seiner Tiefgründigkeit zu erschließen. Für schnelles Konsumieren nebenbei ist die Scheibe also ungeeignet. Vor dem Erwerb sollten Genrefans unbedingt reinhören und sich ein eigenes Urteil bilden. Ich jedenfalls bin begeistert.
Bandkontakt: www.worldviewmetal.com, www.facebook.com/worldviewmetal, m24musicgroup@gmail.com

Tracklist:
1. Mortality
2. Illusions Of Love
3. Back In Time
4. The Mirror
5. Why
6. Prisoner Of Pain
7. Two Wonders
8. Walk Through Fire
9. The Chosen Few
10. The Last Cry



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