www.Crossover-agm.de V.A.: Frisch gepresst! Die Bands in der evangelischen Jugend in Sachsen und drumherum 2002
von rls

V.A.: Frisch gepresst! Die Bands in der evangelischen Jugend in Sachsen und drumherum 2002   (Landesjugendpfarramt Sachsen)

Thomas' aktuelle Werkschau ist die voluminöseste seit urewigen Zeiten geworden: Auf 3 CDs tummeln sich insgesamt 54 Bands christlicher Sozialisation. Die Reihenfolge wurde salomonisch nach dem Alphabet festgelegt, was den lustigen Nebeneffekt aufwirft, daß CD 2 und CD 3 zur metalfreien Zone werden, weil alle vertretenen Metalbands mit A bis E beginnen. Stilistisch geht's völlig quer durch den Gemüsegarten, und die einzufahrende Ernte ist natürlich von wechselnder Qualität, aber durchaus respektabel. Also nehmen wir den Korb und gehen los:
Acid (natürlich die Chemnitzer und nicht die längst verblichenen Belgier) lassen in ihren mäßig aggressiven Hardcore eine Portion Metal mit einfließen, wobei der Gesang noch ein bißchen vielschichtiger und sicherer werden könnte. Trotzdem ein guter Einstand für die noch junge Combo. Zu den Alteingesessenen gehören Akzent, deren Traditionsrock zwischen verhaltenem Träumen und kräftigem Abrocken hin und her pendelt. Mit Anticipation folgt die extremste Band des ganzen Sortiments. Der hier vorgestellte Track hält das Tempo für Grindcoreverhältnisse relativ niedrig, gerät zum Ende hin gar richtig doomig, schiebt aber trotzdem alles andere locker von der Straße, speziell dank der massiven Gitarrenwand. Der Sänger brüllt in einer Weise, die dem Hörer durchaus noch ein Textverstehen ermöglicht. Massenkompatibler ist trotzdem die Arche-Band (feat. DJ Sei), die einen klassischen, ruhigen Worshipper beisteuern, der lediglich noch einen durchsetzungsfähigeren weiblichen Gesang gebrauchen könnte. Attack klauen am Anfang gleich mal Europes Keyboardsound von "The Final Countdown", überraschen aber generell mit sehr vielfältigem Einsatz dieses Instruments. Die Slowaken haben einen starken Sänger im Line-up, der ihren sehr poppigen Rock (noch mit ein paar Bläsern aufgepeppt) deutlich prägt und in seiner Heimatsprache singt. Der soundliche Unterbau des Titeltracks der "Gehst du allein ...?"-CD aus der Schmiede der Band 9415 erinnert etwas an Bonnie Tyler in den Mittachtzigern. Klassische Rockmusik ist das, auch wenn der Sänger dafür irgendwie eine zu cleane (zusammenhanglos betrachtet aber sehr gute) Stimme hat. Brain:FAQ sind im CrossOver ja schon mehrmals gewürdigt worden und arbeiten zwar immer noch mit Indiestatus, aber auf Profiniveau. "Nutze die Zeit" heißt der Opener und Titeltrack ihrer neuen CD, und auch wenn sie ihrem Neo Thrash etwas die absolute Massivität genommen haben (dafür rhythmisch noch variabler und sperriger agieren), so bleibt dies immer noch fette Beute für alle Freunde harter Musik. Zu Broken Link kann ich nicht allzuviel sagen, da der ohrenscheinlichen Proberaumaufnahme etwas die Differenziertheit fehlt und ich zwar einzelne interessante Elemente heraushören kann, diese aber nicht in einen Zusammenhang zu bringen vermag. Auch Burning Damp fehlt etwas der Druck hinter der Aufnahme (was in diesem Falle aber mit einem Dreh am Lautstärkeknopf behoben werden kann). Sie spielen relativ punklastigen Metal, der durch ein orgelndes Keyboard eine besondere Note bekommt. Nur der Sänger muß noch etwas üben - er klingt noch nicht ganz sicher. Große Soundprobleme hat das Chandler Swing Trio - vom Schlagzeug ist nur die HiHat zu hören, und der Baß steht so weit im Hintergrund, daß hier rhythmisch überhaupt nichts swingen will. Dafür agiert der Saxophonist soundlich weit im Vordergrund (er ist aber auch gut, keine Frage). Also live anschauen und hoffen, daß dort alles besser ausbalanciert ist. Child Of Innocence (der einzige Sachsen-Anhaltiner Gastbeitrag) ordnen sich selbst in der Trance-Ecke ein, und da ich davon überhaupt keine Ahnung habe, unterlasse ich weitere Ausführungen. Schön melodisch und harmonisch ist's aber immerhin. Coloured Rain haben noch höherkarätige Aufnahmen in der Hinterhand als "Lord send your spirit down", aber als Höreindruck für den erstklassig umgesetzten "Modern Gospel" der Band um Marko Kappaun ist auch dieses gut geeignet. Danach gibt's wieder Gepolter: Exalt holzen sich im Proberaum durch langsameren Hardcore mit relativ hysterischer Leadstimme. Exaudi dagegen haben unter dem Mastering zu leiden - auf ihrer "Demo 2001" betitelten Eigenproduktion jedenfalls machte "Alte Kirche" bedeutend mehr Druck, bleibt aber trotzdem ein gutes Exempel für den feierlichen (wenn auch im ganz aktuellen Material streckenweise etwas mehr Death Metal-Schlagseite aufweisenden) Gothic Metal der Dresdner. Der Kontrast zu den Falkensteiner Teenies, also einem reinrassigen Jugendchor, könnte nicht größer sein. Die Möglichkeiten der Stereoeffekte wurden durch eine "Aufteilung" des Chores gut genutzt, nur die computerisierten Drums zischeln etwas schwachbrüstig durchs Vogtland. Ohrenscheinlich ein Didgeridoo leitet den Beitrag der Fallin' Oaks ein. Ethno-Jazz nennen sie ihr gesangloses Gebräu, für das man nicht mal Klangweltenwanderer sein muß, um es gut zu finden. Nur das Saxophon ist zu laut - sein Einsatz erinnert lebhaft an die Werbung, in der die Faust aus der Kaffeetasse kommt. G.R.J.s "Jesus Is The Only Way" steht rappenderweise einzigartig auf der kompletten CD-Kollektion. Live mit einer Soundwand macht das Ding mehr Spaß (zumal man dann auch Janko bärenartig über die Bühne stampfen sehen kann), was nicht heißen soll, daß etwaige mangelnde Fähigkeiten durch Lautstärke kaschiert werden sollen. Zu Gideon gilt klangbildmäßig Analoges wie bei Exaudi, was dem traditionellen (Hard-)Rock von "Wichtig" dankenswerterweise keinen Abbruch tut. CD 1 endet mit einem Grabstein für die meines Wissens aufgelösten Erzgebirgsbewohner Go Out, nach einem akustischen Beginn in knapp unter Midtempo liegendem Rock mündend, für den der Terminus "Ostrock" durchaus ein Kompliment darstellen würde.
Mit Highlight bleiben wir zu Beginn der zweiten CD gleich im Erzgebirge, was man der Sangesfraktion in diesem Fall auch anhört, obwohl die Protagonisten feststellbar an sich gearbeitet haben. Abwechslungsreiche Rockmusik ist und bleibt das Metier der Spielzeugstädter (also Seiffener). Danach geht's wieder über den Erzgebirgskamm, und zwar nach Tschechien, wo Hrozen folkige und psychedelische Klänge mischen. Vergleiche fallen mir dazu überhaupt nicht ein, aber in den Siebzigern hätte sowas groß werden können. Mit "Bluescore" öffnen Iridium (erstaunlicherweise gibt es noch gar nicht so viele Bands, die sich nach chemischen Elementen benannt haben) eine neue Stilschublade und wollen uns damit offenbar sagen, daß sie ihren Hardcore mit bedeutend mehr traditionsrockigen Elementen anreichern, als dies gemeinhin üblich ist. Operation gelungen, Patient lebt, kann ich da nur sagen. Lobeshymnen über Jesus Crew sind im CrossOver ja schon des öfteren ausgegossen worden. "Einer für alle" offenbart, daß Doris als Sängerin weiter gereift ist (sie verfällt hier schon fast in pathetisches Deklamieren) und daß die Dorfchemnitzer nach wie vor für eine dicke Portion Traditionsrocks gut sind - hoffentlich in Zukunft auch mit ihrem neuen Tastendrücker, der die schwere Aufgabe übernommen hat, Steffen "Bean" Schürer zu ersetzen. Jona bringen das Kunststück fertig, strophenweise Jesus Crews "Könige"-Harmoniestruktur zu adaptieren (sicherlich nicht bewußt), und agieren hier eher lagerfeuerlastig, wozu auch der pfadfinderkompatible Text paßt. Zur puren Elektronik von Kairos Noir finde ich überhaupt keinen Bezug, selbst wenn sie "O Haupt voll Blut und Wunden" umsetzen. Also weiter zu Katrin Meinhold, die im christlichen Zweig der deutschen Musiklandschaft quasi einen "Majordeal" eingefahren hat. Klassischer praisender Poprock, ohrenscheinlich von einer funktionierenden Band eingespielt, insgesamt sehr professionell - einzig die Stimme der "Chefin" wirft kleine Probleme auf, da sie in den Höhen eindeutig zu dünn klingt und ihre Stärken durch leichte Transponierung nach unten besser ausgespielt werden könnten. Die Kellerband poprockt sich auch schon etliche Zeit durch die Lande. Das Cover "Komm, wir brechen auf" hört man zu verschiedensten Gelegenheiten und hier mal in einer lightrockigen Version. Die Kitago Voices erfreuen sich in der Gospellandschaft großer Beliebtheit und wissen hier mit einer sehr lebendigen Version von "More Abundantly" zu überzeugen. Ohrenscheinlich mit mehreren weiblichen Stimmen operieren Kopfsteinpflaster in ihrem Poprock, dem im Fall einer "richtigen" Aufnahme sicherlich die nötige Ausdifferenzierung zuteil würde. Die gibt's bei Kreuzschnabel schon - abgesehen vom Einsatz einer Mundharmonika bleibt das stilistische Spektrum ansonsten das gleiche, auch wenn Kreuzschnabel eine Eigenkomposition auffahren, die von gereifterem Potential spricht. "Paß auf" von Kreuzweise war ja schon auf dem letzten "Frisch gepresst"-Sampler vertreten. An den Gastthüringern fällt nach wie vor besonders der Saga-lastige Mittelteil auf. Die nächsten und zugleich letzten Gastthüringer folgen auf dem Fuße: Living Waters warten mit viel Orgel in ihrem leicht souligen Rock auf. Die Sängerin ist von ihrem Ziel, nicht speziell als deutsche Stimme identifiziert werden zu können, gar nicht mal so weit entfernt. Von New Life hätte ich persönlich einen anderen Track ausgewählt als "Unterwegs", denn so kompromißlos wie hier rocken die Großrückerswalder nur selten drauflos. Aber es ist auch einer der besten aus ihrem Schaffen, soviel steht fest. Außerdem kann sich Sängerin Jenny hier richtig schön breitmachen und ihre Fähigkeiten demonstrieren. Der nächste Sprung über den Erzgebirgskamm landet bei No Feeling, die ganz und gar nicht gefühllos californiapunken, aber die "Sonne & Surfbrett"-Attitüde nicht hundertprozentig kopieren. Selbst am Lipnostausee ist es halt nicht ganz so sonnig wie in Southern California, also muß ein bißchen mehr "Arbeiterklassebackground" durchschimmern. Angesichts des Dancefloorsounds von Noises In The Darkroom, der den zweiten Silberling abschließt, hisse ich wieder die weiße Flagge.
Stilistisch vergleichbar, aber in der Wahl der Mittel konventioneller eröffnen out of tune den letzten Silberling. Die nachfolgenden Pax Dei leiden wiederum unter dem Mastering, das ihrem angeproggten Rock etwas an Transparenz nimmt. Trotzdem gutklassig, wenn auch nicht der stärkste Song auf "Alpha". Fröhlichen Country bietet "Mit Dir", der Titeltrack der aktuellen CD von Profil - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Drums galoppieren jedenfalls sehr behende durchs Erzgebirge und überschreiten dabei dessen Kamm ein weiteres Mal, diesmal nach Prag, wo Puvodni Bures mit Folkrock gemäßigter Prägung warten und mal ganz kurz verstohlen nach Irland schielen. Mit den Reel Feelings wechseln wir zwar Ort und Staat, nicht aber das Genre. Kerstin und ihre Mannen agieren mittlerweile aber recht eigenständig und haben Effekthascherei durch hohes, tanzbares Tempo zumindest im vorliegenden Track nicht nötig. Für Punkrock sind auch Red Light Burning recht langsam, die als Gäste aus dem Lande Brandenburg den Sampler beehren und mit ausgefeiltem Schielen vom Punk in Richtung Alternative, ohne aber weinerlich zu schrammeln oder stumpf drei Akkorde zu schrubben, positiv auffallen. Ebendies tut auch das Signs Of Life-Sideproject Saitensprung mit wunderbar federleichtem Jazz, auch wenn man sich an den Übergang in den flamencolastigen Schlußteil erst gewöhnen muß. Die Urgesteine Signpost beginnen a cappella zu singen und hätten besser dabei bleiben sollen, denn das leise zischelnde Schlagzeug setzt absolut keine Akzente, und selbst das Piano holt nicht mehr viel raus. Die sängerische Umsetzung läßt allerdings wenig Wünsche offen. Die eigentliche Überraschung unter den "Altgedienten" des Samplers aber sind Signs Of Life, deren Textzeile "Manchmal frag' ich mich, was ist passiert" die Situation perfekt beschreibt: Sie haben eine großartige Rockhymne geschrieben, die lediglich im noch zu unauffälligen Gesang und den nicht ganz organisch wirkenden Halbakustikgitarrenleads kleine Verbesserungspotentiale offenbart. Aber schon das Eröffnungsriff verdient einzig die Bezeichnung "stark". Nochmal Tschechien, diesmal zur Abwechslung mit Hardcore: Skream! heißt die Band, die live garantiert für wildestes Gemoshe sorgt und nur den Cleangesang noch ein kleines bißchen hörbarer in den Sound integrieren muß. Ansonsten klasse! Song-Vision bringen textlich das Kunststück fertig, alle Probleme der Welt in einem Song zusammenzufassen. Der klingt dann massenkompatibel im positiven Sinne, etwas nach 80er Pop, wenn auch mit gewöhnungsbedürftigem Gesang. Street Of Hope haben seit dem letzten Sampler auch noch nix Neues fabriziert, deshalb ist hier nochmal der kraftvolle Rocker "Let's Rock People" zu hören, der die evangelistischen Möglichkeiten der Rockmusik auslotet und auf der "Titanic"-CD zum guten Durchschnitt gehört. Sunrises Beitrag ist gleichfalls schon drei Jahre alt, was den angeproggten Rock in "Verbotene Früchte" aber nicht schlechter macht, sondern lediglich die in der Zwischenzeit auf vier Köpfe angewachsene weibliche Gesangsfraktion noch nicht vorstellt. Eine sehr "weiche" Form von Rockmusik haben Taureif gefunden - es liegt ein Samtschleier darüber, selbst wenn die E-Gitarre Riffkrach macht. Die Integration einer Bläserabteilung verklangvielfältigt das Schaffen nochmals, nur die brutale Ausblendung am Schluß stört etwas. Für eine in den bisherigen 49 Beiträgen noch nicht dagewesene Komponente sorgen die Herren Thiem und Pellegrin, welche eine klassische Gitarre mit einem Cello duettieren lassen und von der melodischen Struktur diverse Rückgriffe in den Barock nicht leugnen. In dieser Kombination muß einfach noch mehr Sprengkraft liegen als in den vorliegenden 2:32 Minuten. Ein Proberaummitschnitt kommt von den Travellors, hauptsächlich akustische Instrumente einsetzend, die aber wenig eigene Akzente markieren, sondern eher die weibliche Leadstimme unterstützen. Nicht schlecht, aber unprätentiös. Durch unkonventionelle Tonartwechsel fallen Trinitatis in "Keine Zeit" auf. Interessante Leadvocals und ein gleichfalls unkonventionelles Arrangement (plötzlich verfällt man da auch mal in einen Dreiertakt) runden dieses eher ruhige denn rockige (wenn auch alles andere als langsame) Exempel ab. Zu den Klezmerklängen von Yiddish Blues hat Kerstin unlängst schon mehr gesagt, als mir jemals dazu einfallen würde, und dank einer aktuellen Liverezi kann ich mich auch bei den abschließenden Songpoetikern zwischenFall verweisend zurücklehnen.
Ein Booklet im engeren Sinne gibt es in der DVD-großen Box nicht, aber das Einlegeblatt enthält alle Basisinformationen, die man als Fan oder Veranstalter braucht, um Kontakt mit den Bands aufzunehmen.
Sonstige Fragen und Rückmeldungen gehen an Landesjugendpfarramt, Referat Bandarbeit, Thomas Feist, Schmidstraße 1, 04158 Leipzig, Tel./Fax 0341-9120976, mail th.feist@t-online.de, Home www.evjusa.de




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver