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BAND 9415: Gehst Du allein ...?
von *tf

BAND 9415: Gehst Du allein ...?   (Eigenproduktion)

Der etwas kryptisch anmutende Name der auf vorliegender Scheibe zu hörenden Combo ergibt sich aus der simplen Tatsache, dass Stützengrün, die Heimat der Musiker, zu längst vergangenen deutschen demokratischen Zeiten diese Postleitzahl trug. Und da die Bandhistorie weit vor neugesamtdeutscher Historienschreibung begann, ergab sich diese originelle Bezeichnung wie von selbst. Was gibt's zu hören? Die 11 Songs werden mit einem waschechten Blues eingeläutet, der den bezeichnenden Titel "Foundation" trägt. Also bluesige Songs, mal mehr, mal weniger rockig, zumeist aus der Feder des Bassisten und Bandleaders Gerald Leistner, der auch für die Texte verantwortlich ist. So ungewöhnlich die Dramaturgie der CD beginnt, so vertraut geht's weiter. Deutsche Texte zum Zuhören und Nachdenken über Gott, die Welt und uns mittendrin. Dabei gibt's einige unspektakuläre, aber liebevoll arrangierte Songs zu entdecken. Gleich das zweite Stück "Mein Leben war so fade" gehört dazu. Anschließend wird in Liedermachergefilden gewildert: Gitarren pur plus Gesang – die Stützengrüner Version von Günther/Birr. Szenenwechsel im anschließenden "Kirchenbankblues", der musikalisch und textlich hält, was er verspricht und mit einer Orgelintroduktion des Liedes "Es ist ein Ros' entsprungen" aufwartet. Der Titelsong scheint sich drei Punkte von Trinitatis und die Songstruktur von Jesus Crews „Leben“-Scheibe zu leihen. In Folge gibt's eine bunte Melange aus vorangenannten Ingredienzen, aus denen das mitsingkompatible "Vergeben und vergessen" herausragt. Das vorangegangene "Sünde ist Süß" dagegen überzeugt mich nicht. Die Story des Alkoholikers und des Mischwesens aus Dieb und Workaholic ist aus der Distanz erzählt, ohne dass eigene Lebenserfahrungen glaubhaft werden. Interessant wären doch die Fragen, was sich eigentlich hinter dem vor allem für Jugendliche schwer verständlichen Begriff Sünde verbirgt, wie man selbst zur legalen Droge Alkohol steht, ob Alkoholismus nicht auch eine Krankheit ist, ob Krankheit Sünde sein kann usw. usf. ... Klar, dass man nicht alles im Rahmen eines Songtextes behandeln kann – auch EG-Hitschreiber Paul Gerhardt hat für seine komplexeren Themen mehrere Dutzend Liedverse gebraucht, aber anstoßen ist auch schon eine Menge Action. Kurz vor Schluss begeben wir uns noch auf "Endlose Straßen", die allein schon durch die überdurchschnittliche Songlänge charakterisiert werden könnten. Der Schlagzeuger scheint sich inmitten dieser Überlänge verlaufen zu haben und wird durch seinen elektronischen Kollegen ersetzt. Rechtzeitig zum Schluss des Silberlings taucht er jedoch in "Zermürbende(n) Nächte(n)" wieder auf. Ein schönes biographisches Stück im Spannungsfeld zwischen Depression und Hoffnung, glaubhaft und echt. Insgesamt ist die CD ein mustergültiges Beispiel für christliche Rockmusik aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt, äh Chemnitz.
Kontakt: www.band9415.de



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