Der Bandname korrespondierte an diesem Abend in exzellenter Weise mit dem Motto der Veranstaltung: Die Nacht für den Frieden, der traditionelle Abschluß der Friedensdekade in der Jugendarbeit des Kirchenbezirks Borna, drehte sich um Bioethik, Gentechnik und die damit verbundenen Ängste vor diesbezüglichen Zwischenfällen. Falls es vorab bei irgendeinem Besucher die letztgenannten Phobien auch bezüglich der musikalischen Komponente des Abends gegeben haben sollte, so stellten sich diese aber alsbald als nichtig heraus. Chefdenker und Jugendwart Andreas Bergmann hätte zwar auch andere Combos anheuern können, die namentlich gut gepaßt hätten (Malevolent Creation beispielsweise oder auch Napalm Death :-)), aber im Interesse der Allgemeinverträglichkeit (ich vermeide bewußt den Terminus "Massenkompatibilität") waren die mittlerweile in Leipzig ansässigen zwischenFall zweifelsohne die bessere Wahl.
Da die Bioethik-Diskussion weite Kreise von Mendel zu Dolly und wieder zurück gezogen haben muß, endete sie mit gehöriger Verspätung. zwischenFall gestalteten den Raum dann ambientetechnisch erstmal etwas ins Gemütliche um (dazu bedurfte es lediglich einer Handvoll Kerzen und etlicher knallroter bzw. -gelber Matratzen zum Hinsetzen oder -fläzen), bevor sie ihren Set starteten. Lief der Motor im Opener "Die Fahrt" noch etwas auf Sparflamme, offenbarten zwischenFall speziell mit dem wenig ausdifferenzierten Sprechgesang in diesem Stück noch Ausfeilungspotential, so nahmen sie spätestens mit dem folgenden "Der Trend" richtig Fahrt auf. Marco und besonders Tobias in vorderster Front zeigten, daß sie richtig singen können, und schreckten auch nicht vor zweistimmigen Ansätzen zurück. Auch die instrumentale Komponente machte einen interessanten Ansatz deutlich: Gestartet einstmals wohl als recht traditionelles Liedermacherduo, hatte zunächst Marco die Vielfalt der Instrumente entdeckt (die er auch an diesem Abend vorführte - Gitarren verschiedenen Typus, Zerrwanst und Banjo gaben sich die Mischpultkabel in die Hand und versahen ihren Dienst nach leichten Startschwierigkeiten ohne Probleme). Der ebenfalls ausgegrabene Drumcomputer kam an diesem Abend nur noch punktuell zum Einsatz, statt dessen präsentierten sich zwischenFall nunmehr als Trio: Schlagzeuger Carsten wußte mit einer gleichermaßen songdienlichen wie dynamischen Leistung zu überzeugen, obwohl er hinter einem wahren Minimalistenkit saß. Das ergab einen recht originellen Sound, der aufgrund des fehlenden Basses nichts mit den gängigen Akustikrockbands zu tun hatte, aber eben auch meilenweit vom traditionellen Liedermachergestus entfernt anzusiedeln wäre. Die angenehme Lautstärke ließ ein problemloses Verfolgen der von Tobias erdachten und größtenteils auch intonierten Lyrik zu, was sich als hochgradig lohnender Prozeß entpuppte, dem es von der Comedypassage bis zum ernsten religiösen oder moralischen Anwurf an nichts gebrach, wobei man auf philosophisch-dichte Traktake allerdings verzichtete. Stoff zum Nachdenken lieferten allein die rezitierten Zwischentexte zum Oberthema "Frieden" schon genug - und das auf einem Level, das weder die Jugendlichen noch die in spärlicher Anzahl vorhandenen Berufsjugendlichen unter- oder überforderte.
Von der Setlist her mixten sich zwischenFall einen bunten Cocktail ihres Werkkanons zusammen. Die "Bandhymne" "zwischen Fall" fehlte ebensowenig wie das zwischen Kult und Bitterkeit pendelnde und von Tobias mit einer Blockflöte abgerundete "Anja Müller hat Geburtstag". Flottere Beinahe-Rocker machten öfter Platz für getrageneres Schaffen, und so wurde es beim Hören nie langweilig, wozu diverse witzige Einfälle in der instrumentalen Komponente ihr Scherflein beitrugen (was wird Marco wohl eingebastelt haben, als in "Gauloises" die Textzeile "Wir rauchen nichts, wir trinken Tee und hören Klassik" erklang?). Eine erbauliche Stunde gleich aus mehrerlei Gründen, die ob der fortgeschrittenen Zeit letztlich leider keine Fortsetzung in Form einer Zugabe mehr fand.

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