www.Crossover-agm.de GARY HUGHES: Once And Future King Part I
von rls

GARY HUGHES: Once And Future King Part I   (Frontiers Records)

Nein, nicht Glenn Hughes, sondern Gary Hughes zeichnet für dieses zweiteilige Monumentalwerk ("rock opera" steht auf dem Infoblättle) verantwortlich, der Mann, dessen Karriere in den Frühneunzigern mit zwei unter seinem Namen veröffentlichten Alben begann ("Eines Tages wird Gary Hughes einen Smash-Hit der Güteklasse Foreigner landen", prognostizierte seinerzeit ein Rock Hard-Redakteur) und der in der Folgezeit mit Ten reihenweise gutklassige bis exzellente Alben herausbrachte. In letztgenannte Kategorie gehörte eindeutig das 2000er Werk "Babylon", ein Konzeptalbum, dessen Handlung am Ende des 3. Jahrtausends spielte. Nun also hat Hughes erneut ein großes Konzept realisiert, ist diesmal aber in die entgegengesetzte Zeitschiene ausgewichen und hat sich einem Thema gewidmet, das schon Legionen anderer Rock- und Metalbands inspirierte: die Geschehnisse um König Artus und dessen Tafelrunde. In derart epischer Breite näherte sich bisher allerdings wohl noch keine Band diesem Themenkreis (Grave Digger beispielsweise beschränkten sich mit "Excalibur" auf ein Album, Blind Guardian versahen "Imaginations From The Other Side" nicht mit einer durchgehenden Handlung): Hughes hat 22 Songs geschrieben, die auf zwei Alben verteilt wurden (welchen Sinn außer einer Erhöhung des Return On Investment die zeitversetzte Veröffentlichung des Gesamtwerkes auf zwei einzelnen CDs aufweist, erschließt sich dem Rezensenten nicht - die betriebswirtschaftlichen Grundlagen lassen sich bedarfsweise bei Ayreons "Universal Migrator" nachlesen, wobei hier nicht mal die stilistische Divergenz als Grund greift, die es bei Ayreon zwischen den beiden CDs gibt, hier dagegen nicht). Apropos Ayreon: Arjen Lucassen taucht tatsächlich als Gastmusiker auf dem Album auf - er steuerte das Keyboardintro zum Opener "Excalibur" bei. Auch ansonsten hat Hughes wie erwartet ein All-Star-Ensemble verpflichtet, das ihn in der Instrumental- und Gesangsarbeit unterstützt. Dabei werden die Instrumente mit Ausnahme von Lucassen und dem mir unbekannten Graham Woodcock von der versammelten Ten-Besetzung bedient, eine interessante Arbeitsteilung bei den Gitarren offenbarend, die in der eigentlichen Bandarbeit so nicht feststellbar war: John Halliwell konzentriert sich laut Infoblatt ausschließlich auf die Akustikgitarrenarbeit, die stromverstärkten Parts seinem neuen Partner Chris Francis überlassend. Erstaunlicherweise fehlt der sonst bei ähnlichen Projekten omnipräsente Erik Norlander - scheinbar hatte er mit seinem parallel realisierten "Music Machine"-Projekt genug um die Ohren, so daß er nur seine Frau Lana Lane ins Rennen schickte, welche die Rolle von Artus' Gattin Guinevere übernommen hat. Die Rolle des Artus hat sich logischerweise Häuptling Hughes selbst vorbehalten, allerdings wäre durchaus zu überlegen gewesen, ob man dafür nicht jemand mit einer gewaltigeren, "königlicheren" Stimme hätte verpflichten sollen. Viel Zauberisches besitzt auch Bob Catley als Merlin nicht in der Stimme, aber das fällt nicht ganz so sehr ins Gewicht. Ferner hat man zwei alte, aber nicht mehr omnipräsente Bekannte besetzt: Ex-Tyketto-Stimme Danny Vaughn übernimmt die Rolle des Lancelot, und als Sir Galahad taucht Sean Harris aus dem Diamond Head-Nebel wieder auf (allerdings mit doch etwas reduzierter Stimmgewalt, in "Sinner" geradezu angestrengt wirkend). Für Morgana wurde eine der holländischen Jansen-Schwestern ausgewählt, allerdings nicht die durch After Forever weitreichend bekannte Floor, sondern die bisher nur in Nebenrollen in Erscheinung getretene Irene, die aber beweist, daß auch sie zu Größerem in der Lage ist. Mit dem Prolog von Damian Wilson hätten wir das Personal der ersten CD komplettiert und können uns dem eigentlichen Songmaterial widmen. Das ist stilistisch gar nicht so weit von der genannten "Babylon"-CD Tens entfernt, natürlich unter Abzug aller futuristischen Elemente hauptsächlich in der Keyboardarbeit. Der Bombastfaktor liegt erstaunlich niedrig (beim Begriff "Oper" denkt man ja zu Unrecht automatisch an pompöse Arrangements); einen geradezu basischen Riffrocker wie "Avalon" hat es im mir bekannten Ten-Schaffen noch nicht gegeben. "Excalibur" eröffnet recht flott, der erste richtige Höhepunkt kommt aber erst in "Dragon Island Cathedral" zum Vorschein, das etwas bombastischer inszeniert und mit phantastischen Gitarrenarrangements angereichert wurde. Auch das von Irene Jansen eingesungene "Shapeshifter" erlebt seine echte Klimax erst im Solopart, wohingegen "King For A Day" von vorn bis hinten als große Rockhymne durchgeht. Überhaupt fällt auf, daß ein Großteil der Songtitel anderweitig als Bandnamen gebräuchlich sind; zumindest Combos namens Excalibur, Avalon, King For A Day, Sinner und In Flames sind mir geläufig, und es wird vielleicht in irgendeinem Winkel der Welt auch noch die eine oder andere mir bisher nicht über den Weg gelaufene Band geben, die einen der fünf anderen Namen trägt. Mit "Lies" jedenfalls kommen wir zum Ende des ersten Teils und blenden über in das Review des zweiten (wie gesagt, einen inhaltlichen oder musikalischen Bruch gibt es nicht wirklich).
Kontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
Excalibur
Dragon Island Cathedral
At The End Of Day
The Reason Why
Shapeshifter
King For A Day
Avalon
Sinner
In Flames
Lies



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