www.Crossover-agm.de GARY HUGHES: Once And Future King Part II
von rls

GARY HUGHES: Once And Future King Part II   (Frontiers Records)

Die Überblende aus dem ersten Teil (alle strukturellen Infos zum Projekt siehe in dessen Review) nimmt in Part II "Kill The King" auf, kein Rainbow-Cover, sondern ein fast in den Melodic Metal hinübergleitender Abgeher, der bei leicht druckvollerem Unterbau durchaus auch auf ein Album von Silent Force passen würde. Natürlich trägt an diesem Faktum die Übernahme der Vocalparts durch DC Cooper auch eine Mitschuld - er verkörpert den Sachsenkönig Aelle, der Artus nach dem Leben trachtet, aber in mehreren Schlachten geschlagen wird. Über einen eher besinnlichen Teil der Geschichte (Artus und seine Frau Guinevere erneuern ihre Liebe, nachdem Guinevere im ersten Part ein Schäferstündchen mit Lancelot eingegangen war, der später die Seiten wechseln soll und in der Sachsenschlacht umkommt), der eigentlich in "Oceans Of Tears" gipfeln müßte (dies aber nicht so richtig tut, denn dazu ist der Song, speziell die Choruslinie, zu unauffällig), nähern wir uns erneuten dramatischen und kämpferischen Ereignissen: Artus wird in die Zange genommen, zum einen von Morgana und Mordred (nach dem Thron trachtend), was mit dem für Ten-Verhältnisse fast brutal unterrifften und von Irene Jansen gemein vokalisierten "Rise From The Shadows" symbolisiert wird, zum anderen durch Nimue, die erst ihren Lehrmeister Merlin beseitigt, weil der ihr im Kampf gegen das sich ausbreitende Christentum zu inkonsequent handelt, und dann ebenfalls gegen Artus ins Feld zieht, dessen religiöse Toleranz ihr viel zu weit geht. Den Songunterbau dazu markiert "Believe Enough To Fight", Edenbridge-Stimme Sabine Edelsbacher als Nimue einführend - zweifellos eine exzellente Sängerin, aber in dieser Rolle als intolerante, geheimnisvolle, intrigante und skrupellose Priesterin völlig fehlbesetzt. Eine klassisch geschulte und bis ins letzte Tönchen klinisch reine Stimme paßt zu dieser Rolle einfach überhaupt nicht - das Attribut "geheimnisvoll" kann man ihr mit viel gutem Willen noch verleihen, aber das war's dann auch in diesem Zusammenhang. So ist der Song zweifellos gut, das Duett mit Bob "Merlin" Catley interessant arrangiert - nur paßt die Umsetzung nicht so richtig zur Handlung. Gleiches gilt für die Besetzung von Doogie White als Mordred, der die Hilflosigkeit des Bastards zwar rüberbringen kann, die Verschlagenheit und Grobheit aber restlos vermissen läßt. Hier wäre meines Erachtens eine Stimme der Bauart Chris Boltendahl nötig gewesen. Das Konzept von Gary Hughes, fast ausschließlich mit Leuten aus der Melodic Rock-Szene zu arbeiten, beginnt spätestens an dieser Stelle leicht zu bröckeln, denn dort findet man nun mal keine rauhen Power Metal-Stimmen, die man für eine konsequente storygerechte Umsetzung gebraucht hätte. Zudem beginnt sich das Songmaterial im Laufe der zweiten CD immer mehr zu ähneln, womit weitere Identifikationsmöglichkeiten in der großen Story verloren gehen. "The Pagan Dream", mit interessanten nasalen Vocals von Sabine "Nimue" Edelsbacher versehen, sticht noch einmal etwas heraus, verliert aber durch die fast sterilen Drums etwas an Boden. Erschreckend belanglos ist "Demon Down" ausgefallen, das immerhin auf den Endkampf zwischen Artus und Mordred hinleitet, aber nur durch eine nette Hammondorgel, einen hübschen Tonkreiseffekt und ein viel zu kurzes Solo mit dramatischen Ansätzen auffällt. Wenn ich mir vor meinem geistigen Ohr vorstelle, wie damals auf "Babylon" die Story in musikalische Elemente gepackt wurde, so zieht "Once And Future King" demgegenüber ganz klar den kürzeren. Da reißt auch "Deius", 1:41 min kurz und trotzdem reichlich monoton und damit zu lang, mit seinen Drumstakkati nichts mehr heraus, eher im Gegenteil. Wenigstens die Halbballade "Without You", mit der Sir Galahad Artus auf seine letzte Reise nach Avalon schickt und Excalibur im See versenkt, sticht mit ihren phasenweise sehr emotionalen Momenten noch einmal positiv heraus. Der letzte Gast kommt im abschließenden Titeltrack zum Vorschein: Harry Hess von Harem Scarem. Bevor er einsetzt, hat man schon einen bekannten Pianolauf entdeckt, aber das tut der überraschenden Klasse dieses fast siebenminütigen Midtemporockers, der zudem durch ein großes Solo gekrönt wird, keinen Abbruch. Somit endet "Once And Future King" doch noch versöhnlich, kann aber wie analysiert dem hohen Anspruch insgesamt nicht durchgehend gerecht werden.
Kontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
Kill The King
There By The Grace Of The Gods (Go I)
I Still Love You (I Still Do)
Oceans Of Tears
Rise From The Shadows
Believe Enough To Fight
The Hard Way
The Pagan Dream
Demon Down
Deius
Without You
Once And Future King



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