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von rls

EDENBRIDGE: Arcana   (Massacre Records)

Wie man Melodic Metal, der einen latenten Prog-Einschlag aufweist, eine langweilige Komponente unterschiebt, bewiesen Edenbridge mit dem Opener ihres Debüts "Sunrise In Eden", "Cheyenne Spirit": Generell ein sehr ansprechender Song mit guter Melodieführung, begeisternder Energie und einem einprägsamen Refrain, sorgten die ohne Punkt und Komma durchgehämmerten Doublebassdrums (man höre mal genau hin: Außer in den Passagen, wo gar kein Schlagzeug erklingt, gibt es in der Tat keinerlei Variation dieses Stilmittels) für ein unerquickliches monotones Moment. Man darf nun den dem bombastischen Intro "Ascending" folgenden Opener des zweiten Albums "Arcana", "Starlight Reverie", vergleichshalber danebenstellen - und siehe da, es geht doch: Roland Navratil trommelt immer noch sehr energiereich, aber mit einer bedeutend größeren Variationsbreite speziell eben bei den Bassdrums, und da die Ösis erwartungsgemäß ihr arrangementöses Können nicht mal so eben hinter den sieben Bergen der Alpen vergessen haben, entsteht sogleich ein feines Stück melodischer Metalkunst, dessen Titulierung als Metal Puristen immer noch aufstoßen wird, da sich trotz Hinzunahme eines zweiten Gitarristen namens Andreas Eibler die nach deren Meinung für Metal notwendige Grundaggressivität weit und breit nicht feststellen läßt. Das soll uns an dieser Stelle aber reichlich egal sein - wer wunderbare melodische Soli wie das in "Fly On A Rainbow Dream" zustande bringt, der wird hoffentlich den Teufel tun, seine Fähigkeiten durch selbstlimitatorische Stilfragen zum Torso verkommen zu lassen. Nur müssen Edenbridge aufpassen, daß sie darob nicht anfangen, schon in einem frühen Stadium der Bandexistenz bei sich selbst zu klauen (das dürfen allenfalls AC/DC nach 25 Jahren Schaffens). Jedenfalls gibt's das Anfangselement von "Starlight Reverie" bei "Color My Sky" mit minimalster Variation gleich noch einmal zu hören. Fragmente asiatischer Herkunft verrät die melodische Gestaltung des Intros zu "Into The Light", während sich Edenbridge ansonsten eher im europäischen Kulturkreis bedienen, Elemente der verschiedensten Klassikepochen zum integralen Bestandteil ihres Sounds werden lassend, ohne solche aber direkt zu covern oder gar platt zu klauen. Zum Beweis dieser These kann wiederum "Into The Light" dienen, in diesem Fall das Hauptsolo, das lose von Scarlatti zu Rimski-Korsakow wandert - aber schon der Cembalosound in "A Moment Of Time" ist diesbezüglich aussagekräftig genug. Die europäische Combo, die dieses Konzept am ähnlichsten verfolgt, ist - Lanvall mag es nicht gerne hören - tatsächlich Nightwish, die im direkten Vergleich allerdings etwas metallischer und druckvoller zu Werke gehen und zudem aufgrund der Herangehensweise leicht differieren - Hauptkomponist Tuomas Holopainen kann sich auf der Bühne bekanntlich auf ein Instrument, nämlich die Keyboards konzentrieren, während sein Kollege Lanvall sowohl als Gitarrist als auch als Keyboarder fungiert. Die oft postulierten Parallelen zwischen den beiden Sängerinnen haben mittlerweile allerdings mehr Relevanz gewonnen, da Tarja Turunen die reinen Sopranlagen, in denen "Oceanborn" angelegt war, auf den neueren Alben mehr und mehr zugunsten des Mezzosoprans, in dem sie sich eher beheimatet sieht, zurückgefahren und sich damit ein Stück auf Sabine Edelsbacher zubewegt hat, die wiederum seit "Sunrise ..." etwas an Stimmvolumen hinzugewonnen hat, von der Stimmanlage aber nach wie vor einige Töne tiefer ihr Optimum besitzt als Tarja. Außerdem hört man deutlich die körperlichen Unterschiede der beiden heraus (selbst wenn man ihre Optik nicht kennen würde, wär's auffällig genug): Tarjas Resonanzraum ist bedeutend größer und ihre Stimme entsprechend kräftiger, wohingegen Sabines Stimme nach wie vor etwas Zerbrechliches an sich hat, obwohl sie produktionstechnisch auf "Arcana" sehr in den Mittelpunkt gestellt wurde. Aber lassen wir die musikologischen Analysen beiseite: Trotz mitunter fast ans Pathetische grenzenden Bombasts ist die Brücke nach Eden auch auf Album numero zwo tragfähig genug, um den Freund ausziselierten melodischen Metals genußvoll hinüberschreiten zu lassen, wozu der zehnminütige epische Titeltrack (was für ein emotionsgeladener Mittelteil!), das schnelle "Suspiria", der mit interessanten Tonartwechseln ausgestattete Powertrack "Color My Sky" (den das Info witzigerweise als "Ballade" bezeichnet), die tatsächlich balladesk wehenden "Winter Winds" oder auch fast alle anderen Tracks ihr Scherflein beitragen.
Kontakt: www.massacre-records.com, www.myspace.com/edenbridge
 




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