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Bang Your Head!!! 2006 22.-24.06.2006 Balingen, Messegelände
von Bernd Steiert, Joachim "Joker" Schnurr und Georg Lögler
Und einmal mehr der alljährliche Bericht über das tolle Festival auf der schwäb'schen Alb. Nachdem die Veranstaltung letztes Jahr ausverkauft war, war dies 2006 bei weitem nicht der Fall. Angenehm für die Dauerbesucher, die sicher mindestens die Hälfte ausmachen und den "Platzgewinn" sicher durchweg als angenehm empfanden, aber andererseits keine gute Entwicklung für den Veranstalter, der auch dieses Jahr wieder ein Billing zusammenstellte, das bestimmt nicht gerade preisgünstig war. Im Vorfeld gab es einigen Hickhack um gleich 5 Bands: EUROPE hatten sich frühzeitig im Herbst als Headliner bestätigen lassen, noch 2005 beschlossen sie dann jedoch, dass sie in der letzten Juni-Woche noch im Studio sein würden, um die neue Platte fertig zu stellen. Merkwürdiges Gebaren (Welcome back, ANVIL!). EXODUS' bzw. Gary Holts Ego scheint so groß zu sein, dass er es ablehnte, NACH Death Angel zu spielen, so dass die Band mit diesem albernen Grund absagte, was man dann auch noch dubios zu verschleiern versuchte (wodurch man sich nur unbeliebt machte, zusätzlich zu den ganzen gecancelten Gigs!). Dadurch ging für COMMUNIC eine weitere Tür auf. Ebenso für die PRETTY MAIDS, da es auch die L.A. GUNS (in der Phil Lewis-Version) offensichtlich nicht gebacken bekamen, die Bedingungen zu akzeptieren und sich endlich mal wieder vor mehr als evtl. 200 Zuschauern in 'ner Kneipe hier zu zeigen. Und die Band, die die Inspiration für den Namen des Festival gab, QUIET RIOT, sagte ebenfalls ab. (Bei jenen habe ich höflich nachgefragt, sie planen, dies 2007 nachzuholen!) Zwischenzeitlich waren mal kurz tatsächlich ROUGH CUTT im Gespräch, doch auch hier wieder Kommando retour. Letztendlich standen an den 3 Tagen folgende Bands auf den Bühnen:
Donnerstag:
Die Club-Show wird leider immer noch nicht ausreichend angenommen, und sei das Billing noch so attraktiv. Trotz der allerersten (!) Solo-Show von TONY MARTIN in Deutschland, BEYOND FEAR im Programm, die grade mal 'n paar Mal für ANTHRAX eröffnet hatten, war die Disco WOM in Hechingen zwar etwas besser besucht als letztes Jahr, aber wieder nicht voll. Schade, denn um es gleich vorwegzunehmen, alle vier Bands boten tolle Leistungen und sorgten für einen munteren Einstieg in ein Wochenende voller harter Klänge.
Die Hessen ABANDONED waren die letzte Zugabe dieses Billings und eröffneten das Festival mit ihren Thrash-Noten heftigster Art.
Überhaupt nicht aufgesetzt sondern völlig down to earth und lustig kamen die ulkigen Sprüche von Sänger und Basser Kalli rüber, der seine Jungs von der "Band ohne D" von einer Speed-Granate in die nächste geleitete. Dazu wurde kräftig gebangt um dem Motto der Veranstaltung gerecht zu werden. Ja, ja, die Darmstädter können das noch, ohne albern auszusehen, Haare sind ausreichend vorhanden!
Wenn es denn so war, dass Tim "Ripper" Owens leicht verstimmt war über die Position am Abend oder dass er nicht auf der Open Air-Bühne spielte, dann ließ er sich dies zumindest nicht anmerken. Der einzige Künstler, der das BYH nun bereits mit der 3. Band bespielte (2-mal als Headliner - Judas Priest und Iced Earth) fing nun wieder mit BEYOND FEAR unten an. Doch unten war heute abend oben auf der kleinen Bühne, wo die Fans dem Ripper aus der Hand fraßen, so dass er sich gar nicht groß bewegen brauchte. Er wandelte seinen Set im Gegensatz zum Auftritt auf dem Rock Hard-Festival leicht ab und fügte heute im Gegensatz zu "Green Manalishi" andere Songs seiner Zeit bei JUDAS PRIEST ein, sowie Material von ICED EARTH und alte BLACK SABBATH-Songs ("War Pigs" und "Neon Knights"). Doch das Material der starken BEYOND FEAR-Scheibe dominierte natürlich, gespielt von einer tighten Truppe, die nicht nur Backing-Band des Sängers ist.
Die ohne große Feier sich im 30(!)-jährigen Bestehungsjahr befindlichen unzerstörbaren RAVEN kehrten in deutsche Gefilde zurück nach ihrem Auftritt auf dem "Keep it true"-Festival letztes Jahr. Ihr Set wurde von mir als kompakter und auf den Punkt gebrachter empfunden als jener in Lauda. Ob's an der Nähe zur Band - man konnte die Musiker quasi "anfassen" vor der Bühne - oder nur dem persönlichen Empfinden lag, wer weiß das schon. Aber vielleicht war das Trio tatsächlich lockerer drauf nach der langen Spielpause, denn verlieren konnten sie heute abend nicht. Bei RAVEN gibt's auch nie Rätselraten, das Line-Up steht eisern fest, nach nur einem Wechsel (jener auch schon vor 18 Jahren) bilden die Brüder Mark und John Gallagher weiterhin zusammen mit Joe Hasselvander die ewige Konstante aus UK. Vor den Augen von Muckern wie FLOTSAM & JETSAM, LEATHERWOLF und DEATH ANGEL schonten sich die Briten auch keineswegs für ihren nächsten Auftritt, der kaum 14 Stunden später anstand, sondern ballerten erfolgreich ihre hektischen Songs in die crowd.
TONY MARTINs Auftritt war ebenfalls ein rarer Leckerbissen für Freunde exzellenter Rockmusik. Der von der breiten Öffentlichkeit "vergessene" Sänger von BLACK SABBATH überzeugte ganz und gar. Auch bestens bei Stimme bot er einen Querschnitt seiner Karriere mit Songs aus seiner Phase bei BLACK SABBATH, darunter auch Stoff vom untergegangenen Album "Cross Purposes". An der einen Gitarre übrigens kein geringerer als Tonys Sohn Joe Harford, der seinen Vater nicht nur auf Tour begleitet, sondern auch seine eigene Band namens FREAK PORN ACCIDENT hat. Und für zwei Songs wurde dann Gitarrist Rolf Munkes auf die Bühne gebeten. Für ihn hatte Tony bekanntlich kürzlich das brillante zweite EMPIRE-Album eingesungen, und davon wurden "The Raven Ride" und "Breath" zelebriert - wunderbar. Aber natürlich hatte Tony auch sein eigenes Album "Scream" noch im Köcher. Besser angekommen ist jedoch natürlich "Headless Cross" und es sollte nicht das letzte Mal an diesem Wochenende sein, dass wir diesen Song vernahmen ... (Georg)
Freitag:
Sehr gespannt war ich auf den diesjährigen Opener des BYH, HELLFUELED. Auf CD hört sich ja noch alles wie eine perfekte Kopie von Altmeister Ozzy an (ist nicht negativ gemeint, da ich großer Ozzy-Fan bin). Live ist davon aber nicht mehr viel von zu hören. Dies liegt vor allem an Sänger Andy Alkman, dessen markante Stimme sich live doch sehr von der CD-Version unterscheidet, was ich auch auf dem letztjährigen ROCK HARD FESTIVAL schon feststellen konnte. Gitarrist Jocke posiert aber in bester Zakk Wylde-Manier und feuert einen Powerchord nach dem anderen in die an diesem Freitagvormittag schon recht große Fanschar. Das Beste aus den bisherigen beiden CDs wurde dabei äußerst kurzweilig dargeboten und mit "Born II Rock" gibt es ja noch eine frenetisch gefeierte Hymne erster Klasse. Ein sehr gelungener Einstieg und wenn nun auch noch auf der nächsten CD die Osbourneschen Anleihen verringert werden, kann der Weg noch steil nach oben führen.
Die absoluten Aufsteiger des Jahres 2005, COMMUNIC, müssen noch viel arbeiten, um live eine richtige Nummer zu werden. Ich persönlich bin zwar großer Anhänger dieser Band, aber live sind die überlangen und sehr komplexen Songs der Band halt nicht jedermanns Sache. Beim "harten Kern" der Fans wurden die sympathischen Norweger allerdings begeistert abgefeiert. Die Songauswahl war gleichmäßig aus den beiden bisher erschienenen Alben zusammengestellt und konnte vollends überzeugen. Allerdings: Von Performance und Bühnenshow kann man hier noch lange nicht sprechen. Zu sehr verharrte Bassist Erik Mortensen auf der Stelle und Gitarrist/Sänger Oddleif Stensland klebte förmlich am Mikroständer. Er sollte daher mal einfach über ein Headmikro nachdenken, was ihm ja völlige Bewegungsfreiheit garantieren würde und schon wäre das Problem gelöst. (Bernd)
Ein für dieses Festival typisches Wiedersehen gab es mit der Rückkehr von LEATHERWOLF auf deutschen Bühnen. Man trat zwar vor 6 Jahren noch mal in Wacken auf, aber dann war wieder ewig Sendepause. Bis heute! Denn genau am 23. Juni erschien auch die neue Platte "World Asylum". Doch zunächst setzte die Band um die Gründungsmitglieder Dean Roberts (Drums) und Geoff Gayer (Gitarre) auf Nummer sicher mit dem Hammerstück "Rise Or Fall" aus dem Jahre 1987. Der neue Sänger Wade Black interpretierte den Song rauer und auch eine Tonlage tiefer als Michael Oliveri. In Sachen Bühnenpräsenz und Auftreten ging er forsch, mutig und aggressiv voran, was ihm Pluspunkte einbrachte, wohingegen sich Michael früher bei einigen Songs eine Gitarre schnappte; die Viererfront an Gitarren gibt's halt jetzt nicht mehr zu sehen bei der Band. Wie bei Flotsam kehrte übrigens Ur-Bassist Paul Carman nur für diese Show zurück in die Band, wohingegen Neu-Gitarrist Pete Perez (Ex-DESTINY'S END, mit denen er 2001 schonmal in Balingen war) absolut zu überzeugen wusste. Dass sie wieder "Street Ready" sind und irgendwie immer noch trotz der langen Pausen "Gypsies And Thieves", belegten die Kalifornier eindrucksvoll, denn die typischen LEATHERWOLF-Trademarks wurden beibehalten und heute zelebriert, die Skepsis wich der Begeisterung. (Georg)
Beim BYH-Billing findet sich immer irgendwie eine Lieblingsband meiner frühen Jahre als Metal-Freak. So auch mit FLOTSAM & JETSAM anno 2006. Mit "Hammerhead" vom erstklassigen Debut-Album gaben sie auch gleich die Marschroute für die nächsten 40 Minuten vor: VOLL AUF DIE ZWÖLF!!!
Mit Perlen wie "Hard On You", "Swatting At Flies" oder "Escape From Within" heizten sie einer stattlichen Anzahl von Oldschool-Headbangern so richtig ein. Am herausragendsten war Sänger Eric A.K., der wirklich jeden Quadratzentimeter der Bühne ausnutzte. Stimmlich war er allerdings nicht immer auf der Höhe. Er gab aber auf jeden Fall 110 % Einsatz und ich hatte einige Male Angst, dass ihm die Halsschlagader platzt! Mit von der Partie war übrigens auch Ur-Gitarrist Michael Gilbert. Hätte eigentlich nur noch Jason Newsted gefehlt. Ich hatte ja die leise Hoffnung, die Flots würden 1-2 Songs mit ihm zocken. Als die Band nämlich als eine der Ersten für das 2006er Billing bestätigt wurden, war auch eine Überraschung in Aussicht gestellt worden. Diese blieb aber leider aus.
(Yo, habe Eric danach gefragt, der gute Herr Newsted zieht es vor, bei der TV-Show "Rockstar" Kohle zu machen, anstatt seinen alten Kumpels endlich mal wieder zu helfen, soviel zum Thema Untergrund, VoiVod hin oder her! - Anm. gl)
Und so beschlossen sie ihr Set mit "Fairies Wear Boots" von Black Sabbath. Ich hätte mir zwar lieber "Saturday Night's Alright For Fighting" von einem gewissen Elton John gewünscht, aber trotzdem: "Super gemacht, Jungs!!!!!" (Joker)
VENGEANCE zählten Mitte der Achtziger zu meinen Faves. Daher war ich sehr gespannt, ob der alte Partyband-Spirit noch vorhanden war. Und das war er! Was Leon Goewie mit seiner neuformierten Truppe an Highlights abfeuerte, war Öl ins Feuer der hardrockbegeisterten Fangemeinde des BYH. Songs wie "Rock'n'Roll Shower", "Take It Or Leave It", "Arabia" und "Back In The Ring" vom aktuellen Album verbreiteten auch durch den glasklaren Sound beste Stimmung am frühen Nachmittag. FAZIT: Richtige Band zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort!!! (Selbst wenn auch hier leider ex-Mitglied Arjen Lucassen ebenfalls nicht als Gast auftreten konnte, da er zeitgleich einen Auftritt mit STREAM OF PASSION hatte.) (Bernd)
Genau in der Hälfte des ersten Festivaltages, was die Billings-Startnummer angeht, durften die Herren von RAVEN ran. Die NWoBHM-Recken präsentierten sich dann in hervorragender Spiellaune und setzten mit "Take Control" vom "All For One"-Album gleich mal einen Glanzpunkt. Der gute Mark Gallagher hat inzwischen gut doppelt so viel Körpergewicht als früher, da konnte er sich problemlos hinter einem Besenstiel verstecken. Mit Songs wie "Live At The Inferno", "All For One", oder "Rock Until You Drop" setzten die sympathischen Inselbewohner ihren Klassegig fort. Bei einer kleinen technischen Panne stimmte John Gallagher routiniert ein Bass-Solo an, bevor sie dann mit "Mind Over Metal" und "Break The Chain" zur Schlussattacke ritten. Dazwischen gab es aber auch noch ein brandneues Stück ("Breaking You Down") zu hören, welches nahtlos am alten Material anknüpft. Wer weiß, vielleicht flattert uns bald mal wieder ein neues geiles Power Metal-Album mit dem Raven-Schriftzug ins Haus? Es wäre wünschenswert. (Joker)
Da ich JON OLIVA'S PAIN schon letztes Jahr als gefeierten Headliner auf dem Rock Hard-Festival erleben durfte, war meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Ich möchte es allerdings gleich vorweg nehmen: Sie wurde noch bei weitem übertroffen! Nun aber von Anfang an. Der Einstieg hätte mit den SAVATAGE-Klassikern "Sirens" und "Warriors" nicht besser sein können. Der Mountain King hatte die erstaunlich riesige Fanschar von der ersten Sekunde an in der Hand. An seiner unnachahmlichen Performance kann sich ein Großteil von schlankeren Sängerkollegen noch etliche Scheiben abschneiden. Auch die Songs seines bald erscheinenden neuen Albums reihten sich qualitativ nahtlos in die Setlist der Sava-Klassiker wie "Jesus Saves" oder dem Megahit "Gutter Ballet" ein. Zum Abschluß folgte natürlich noch der Übersong "Hall Of The Mountain King". Meiner Meinung nach ist diese Truppe auch in spieltechnischer Sicht über jeden Zweifel erhaben und damit der legitime Nachfolger von Savatage. Für mich persönlich die beste Show des Tages - Basta! (Bernd)
Den 2004er Auftritt von DEATH ANGEL hatte ich noch in sehr guter Erinnerung, als die 5 Filipinos gegen 16.00 Uhr erneut die BYH-Stage stürmten. Mit "3rd Floor" vom "Frolic Through The Park"-Album legten sie die Messlatte für den heutigen Gig gleich mal in schwindelerregende Höhe! Mit geliehenen Instrumenten (es gab im Vorfeld wohl einigen Trouble) thrashten die fünf heftig nach vorne. Die Songauswahl bot einen ausgewogenen Mix der bisherigen Alben: Von "Voracious Souls" ("The Ultra-Violence" - Die Metal-Scheibe schlechthin!) über "Seemingly Endless Time" (von "Act III") bis "Thicker Than Blood" ("The Art Of Dying") war alles dabei. Optisch präsentierten sich die Todesengel leicht verändert. So hatte sich Rob von seinen Dreadlocks verabschiedet und im Gegenzug haben Ted und Dennis an Haarlänge zugelegt. Bei der Bühnenperformance hatte sich aber glücklicherweise nichts geändert. Die Band war ständig in Bewegung und sie bestach mit einer ungeheueren Präzision. Einziger Kritikpunkt: Gibt es denn keinen neuen Song? 2 Jahre nach dem letzten Release sollte man von einer Band solchen Kalibers doch neues Material erwarten können, oder?! Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen!!! (Joker)
Pünktlich kurz nach 18:00 Uhr starteten HELLOWEEN ihren Set mit "The King For A 1000 Years" vom aktuellen "Keeper III"-Album. Aufgrund der Länge des Songs waren die ersten Reaktionen noch etwas verhalten. Dies änderte sich allerdings, als im weiteren Verlauf der Show ein Hit nach dem anderen geboten wurde. Der sehr agile und mit einem Dauergrinsen versehene Sänger Andi Deris war stimmlich voll auf der Höhe und meisterte auch die Songs aus der "Keeper I + II"-Ära sehr bravourös. Lediglich die arrogant und "starposerhaft" wirkende Performance von Gitarrist Michael Weikath fiel da ein wenig ab. Am Ende stieß als Special Guest noch Sänger TONY MARTIN zur Band, um mit "Headless Cross" den Schlußpunkt unter eine gute Show zu setzen. (Bernd)
Den Dämlichkeitspreis des Tages bekam die Lokalzeitung, die just am Festivaltag ein großes Bild von Lou Gramm (!) abdruckte, mit der Bildunterschrift versehen, er stünde heute abend auf der Bühne. Dem war (natürlich) nicht so, denn bei FOREIGNER singt seit geraumer Zeit der gute Kelly Hansen (ex-HURRICANE u.v.a.). Mick Jones ist zwar das einzig verbliebene Originalmitglied, aber mit Jeff Pilson (ex-DOKKEN) und Jason Bonham (ex-UFO) hat er weitere erstklassige Musiker mit an Bord. Vom "Härtegrad" her gesehen stellte sich uns im Vorfeld natürlich die Frage, ob FOREIGNER nicht besser als Headliner auf dem ROCK OF AGES-FESTIVAL aufgehoben wären. Allerdings zerstreute die Truppe schon gleich nach Beginn der Show diese Bedenken. Ein Megahit nach dem anderen sorgte nicht nur bei den älteren Semestern für ausgelassene Stimmung. Mick Jones hatte zwar nur einen sehr geringen Bewegungsradius, was seine bewegungsfreudigen Mitstreiter aber locker ausglichen. Das mittlerweile auf "Headlinergröße" angewachsene Publikum feierte Songs wie "Double Vision", "Head Games", "Cold As Ice", "Urgent" (etwas langsamer gespielt, somit auf interessante Art eindringlicher und nach all den Jahren wieder runderneuert) und "Juke Box Hero" frenetisch ab. Sicher waren auch einige froh, dass auf die bekannten Balladen heute verzichtet wurde. Für mich (gl) DIE Überraschung des Festivals. (Bernd und Georg)
Ich hatte in diesem Jahr lange überlegt, ob ich überhaupt zum BYH fahre, aber als IN FLAMES als Headliner angekündigt wurde, stand meine Entscheidung fest. Leider dachten nicht alle BYH-Besucher so wie ich, da sich gegen 21.30 Uhr die Reihen vor der Bühne doch etwas lichteten. Aber egal, ich hatte mich während Foreigner auch verdrückt und mich lieber den netten Damen am Jägermeister-Stand gewidmet. (Ähem ... und deine FRAU?!? - Ach ja, sah ich die nicht zeitgleich mit 'n paar Typen im Jack Daniels-Zelt flirten!?! - Anm. gl) Schlag halb zehn ging es dann aber endlich los und die Band machte ihrem Namen alle Ehre. Innerhalb kürzester Zeit stand die Bühne "in Flammen". Gigantisch, was hier an Pyros aufgefahren wurde!
Der Sound war perfekt, die Songauswahl über jeden Zweifel erhaben, eine laue Sommernacht, eine super eingespielte Band - Headbanger-Herz, was willst Du mehr?
Und so machte ich zu Songs wie "Leeches", "Pinball Map", "Take This Life" oder "Cloud Connected" dem Namen des Festivals alle Ehre und bangte, was das Zeug hielt! Zum Abschluß gab's bei "Sweet Shadow" noch einen Glitterregen. Aus meiner Sicht der beste Headliner, seit ich das BYH besuche (2001). (Joker)
Samstag:
POWERWOLF nutzen die seltene Chance, vor so vielen Leuten aufzutreten. Die ... ähem ... saarländischen Rumänen zauberten mehr als ein Grinsen auf die Gesichter der noch von der Nacht gezeichneten (noch) kleinen Meute, die sich traditionell, egal wer spielt, pünktlich um 10.00h bei - wie so oft - strahlendem Sonnenschein vor der Bühne versammelte. Und die sollte es nicht bereuen, denn die Band war klasse. Als Vampire geschminkt, wild bangend und die weite Bühne reichlich ausnutzend und keineswegs zurückhaltend schüchtern nur mit beschränktem Radius auftretend, machte man sich etliche neue Freunde. Sänger Attila mit weitem Mantel, ausladenden Gesten und
antikem Alt-Deutsch sowie die hymnische Musik genial ergänzender Stimme. Und wie doch ein mit einer Wolfsmaske verkleideter Typ (war das wirklich Anders von IN FLAMES?!?) die Stimmung durch Herumturnen auf der Bühne und Springen in den Fotograben so dermaßen erheitern kann, ist schon grandios. Ebenso wie das beste Stück der Band, das tolle "Kiss Of The Cobra King"! (Georg)
Als Lips, unkaputtbarer Frontman von ANVIL, an diesem frühen Samstagmorgen die Bühne betrat, musste ich erst mal fett grinsen. Mit seinen markanten Gesichtszügen und den zotteligen Haaren erinnerte er mich das ein oder andere Mal an unser WM-Maskottchen Goleo! (Aber wenigstens hatte der Kanadier eine Hose an! ;-))
Egal, aber auf jeden Fall hatte er mächtig gute Laune und zeigte diese ganz ungeniert. Mit einer super old-school-mäßigen Songauswahl wussten die Holzfäller das ebenfalls bestgelaunte Publikum zu beeindrucken. Gestartet wurde mit "March Of The Crabs", dem meiner Meinung nach zweitbesten Instrumentalstück aller Zeiten (Nr. 1: "The Ultra-Violence" von Death Angel), gefolgt von "666"; "Winged Assassin", "Mothra" und "Forged In Fire" rundeten die perfekte Songauswahl ab, bevor man mit "Metal On Metal" zum Finale kam. Nicht wenige der Fans sangen die Zeilen "Metal on Metal, it's the only way - to hell with tomorrow, let's live for today ..." aus vollen Kehlen mit. Gänsehautfeeling!!! (Joker)
Wie am Freitag VENGEANCE, waren am heutigen Festivaltag VICTORY und später noch PRETTY MAIDS für den Partyfaktor zuständig. Sehr spielfreudig und routiniert bestreiten die Mannen um Peter Knorn (bs) ihr Best Of-Set. Besonders hervorzuheben muß man aber Neu-Sänger Jioti Parcharidis (ex-Human Fortress), der über eine unglaubliche Stimme mit Gänsehautfaktor verfügt! Selbst Songs aus der Charlie Huhn-Ära werden dabei nicht nur perfekt intoniert sondern noch mit neuem Leben erfüllt. Fazit: Tolle Show bei brütender Hitze zur Mittagszeit. (Bernd)
COUNT RAVEN habe ich mir lediglich vom nahe gelegenen Parkplatz angehört. Aber weder konnte ich bisher, noch kann ich heute einem solch lahmarschigen Doomsound etwas abgewinnen! SORRY! (Na, na, wer wird denn da so intolerant sein, auch die Slo-Mo-Spezialisten hatten ihr Publikum, diejenigen, die es nicht interessiert, machten halt Pause - gl)
Pünktlich zu UNLEASHED stand ich aber wieder vor der Bühne. Dass Death Metal und brütende Nachmittagshitze nicht unbedingt ein Gegensatz sein muß, bewiesen Johnny Hedlund & Co danach in eindrucksvoller Manier. Sie brannten ein wahres Death Metal-Feuerwerk ab, so dass auch viele Fans der gemäßigteren Kategorie mit in den Bann gezogen wurden. Die unbändige Spielfreude und coolen Sprüche von Johnny konnten auch sie restlos überzeugen. Durch den guten und druckvollen Sound kamen Hits wie "Into Glory Ride", "Death Metal Victory" und "Winterland" (welch Ironie bei dieser Hitze!) so richtig zur Geltung und bescherten UNLEASHED garantiert eine große Anzahl neuer Fans.
Eigentlich wollte ich nach diesem Death Metal-Gewitter erstmal meinen Hunger stillen, entschloß mich aber, noch ein paar Takte von ARMORED SAINT aufzufangen. Da ich ARMORED SAINT in den Achtzigern nie so richtig auf meinem Einkaufszettel hatte (warum eigentlich?), waren die Erwartungen an diese Show auch ziemlich bei Null. Ein riesiger Fehler! Was die um Sänger John Bush reformierte Truppe hier ablieferte, war für mich dann der OBERÜBERRASCHUNGSHAMMER des zweiten Festivaltages! Der durch seine Ausbootung bei ANTHRAX wohl besonders motivierte Sänger (übrigens im roten Deutschlandtrikot!) war in absoluter TOP-Form! Der Rest zockte dermaßen arschtight, dass ich glatt eine Gänsehaut bekam (und das soll was heißen!!!). Ein absolutes Best Of-Programm mit allen bekannten Granaten wie z.B. "Reign Of Fire", "Aftermath", "Can U Deliver" und der Bandhymne "March Of The Saint" wurde nacheinander auf die enthusiastische Fangemeinde abgefeuert. Dabei wurden keine Gefangenen gemacht! Fanherz, was willst Du mehr? Johns sympathische Art zog alle in ihren Bann. Auch seine kritischen Äußerungen zur Kriegspolitik der amerikanischen Regierung wurden mit viel Beifall quittiert. Jetzt kann man nur noch hoffen, dass von dieser genialen Truppe bald neues Material folgt.
Die Dänen sind wieder los! Seit Jahren schon bereichern die Hardrock-Veteranen PRETTY MAIDS um Ronnie Atkins (voc) und Ken Hammer (git) jedes Festival, auf dem sie auftreten, mit bester Partylaune. So auch diesmal. Der Best Of-Querschnitt aus ihrem riesigen Repertoire verbreitete beste Stimmung bis in die hintersten Ecken des Festivalgeländes. Songs wie "Back To Back", "Future World" und das abschließende "Red, Hot And Heavy" sind halt Hymnen für die Ewigkeit. Tolle Show! (Bernd)
Es stellte sich nun die einzigartige Konstellation dar, dass die deutsche Nationalmannschaft zeitgleich zu dem Auftritt von Y & T gegen Schweden spielte! Diese Tatsache kostete die Band leider mehrere Hundert Fans ... Aber die Bay-Area-Veteranen konterten musikalisch mit "Hang 'em High" (!) und der Zwischenstand wurde on stage live mit einer altertümlich anmutenden "Anzeigetafel" verkündet.
Die Reaktionen waren gut, jedoch nicht ganz so überschwänglich wie vor 3 Jahren. Dennoch hätte die Band einen besseren Headliner als WHITESNAKE abgegeben, aber das konnte man zu dem Zeitpunkt ja nicht ahnen ... Songs wie "Black Tiger", "Mean Streak" oder "Midnight In Tokyo" sind einfach zeitlose Perlen der Rock-Geschichte, auch wenn die Band leider nie den großen Durchbruch schaffte.
Trotz Drummerwechsel bot man erneut einen hochklassigen Set, der mit den begeistert aufgenommenen "I Believe In You" und "Forever" sein Ende fand.
Auch beim Beginn des Auftritts von RIK EMMETT war das Fußballspiel noch nicht zu Ende. Der Kanadier trat doch tatsächlich mit seiner Band zum ersten Mal überhaupt live vor Publikum in Deutschland auf, nachdem es TRIUMPH nie hierher schafften. So war denn auch eine "playing a night of Triumph music"-Show angekündigt worden. Es war zwar noch Tag, doch Rik schaffte es mit seiner nach wie vor einfühlsamen Stimme und den alten Songs auch mit seiner Band, den Geist von TRIUMPH nach all den Jahren hierher zu transportieren. Dabei bot er seinen Mitstreitern auch die Gelegenheit zu Gesang und Solopassagen an.
Den Publikumsresonanzen nach zu urteilen, war das Liedgut leider nur noch einer Minderheit bekannt; jene genoss es sichtlich, andere wandten sich ab, als Rik - völlig BYH-untypisch - auch mal einen längeren Akustik-Teil mit Flamenco-Passagen auf der Gitarre darbot. (Georg)
Welch ein Selbstbewußtsein! Mit "Hunting High And Low" starteten STRATOVARIUS ihren Set. Besonders agil zeigte sich von der ersten Minute an Sänger Timo Kotipelto, der auch stimmlich bestens aufgelegt war. Auch Basser Lauri Porra war ständig in Bewegung und damit ein toller, neuer Aktivposten in der Band. Jens Johansson hampelte wie verrückt hinter seinem Keyboard und ist neben seinen spielerischen Ausnahmefähigkeiten auch ein König im Grimassen schneiden. Lediglich Timo Tolkki agierte relativ zurückhaltend, zeigte sich aber spielerisch in Topform. Das Hauptaugenmerk lag offensichtlich auf den härteren Songs ihrer bisherigen Schaffensphase. Ein Hit jagte den anderen und die Stimmung im Publikum konnte eigentlich nicht besser sein. Da sich die Band wie aus einem Guß präsentierte, zeigt der Weg nach den überstandenen Querelen wieder eindeutig nach oben! (Bernd)
Die am schwersten zu verfassende Besprechung des Festivals ist jene zu dem Auftritt von WHITESNAKE. David Coverdale hat es einmal mehr geschafft, seit 2004 ein hochkarätiges Ensemble um sich zu scharen. Darunter die beiden Gitarristen Reb Beach und Doug Aldrich - wenn jene sonst unterwegs sind, wie Reb mit seiner Solo-CD oder Doug mit Bad Moon Rising oder Burning Rain, interessierte sich kaum einer für die beiden, bei der weißen Schlange auf der Bühne ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss. Der 3. Frühling bei WHITESNAKE wird geebnet durch das Drum-Fundament von (Rückkehrer) Tommy Aldridge; Bassist Marco Mendoza, der eben mit Tommy auch bei THIN LIZZY gespielt hat und noch auf der "In The Still Of The Night"-DVD zu sehen ist, war in Balingen schon nicht mehr dabei. Neue Songs hat wohl doch wohl keiner erwartet - Auswahl siehe die angesprochene DVD. Abgesehen von der Grundsatzfrage, ob die "neueren" (noch erfolgreicheren) Whitesnake nun der alten Band - bis 1984 - vorzuziehen sind oder nicht - vergleiche hierzu auch die M3-Live-Besprechung -, steht die Qualität der Musiker auf der Bühne außer Zweifel. Und das ist vielleicht auch gerade die Krux, denn im Gegensatz zu den Musikern sind die stimmlichen Probleme von David Coverdale nicht zu übersehen / überhören gewesen; zudem hat er ständig bei hohen Passagen das Mikrofon in einiger Entfernung vom Mund weggehalten, was reichlich seltsam anmutete. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn beim Publikum Zweifel auftauchen.
Viel schlimmer war allerdings, dass das Konzert über eine halbe Stunde zu spät anfing und somit aufgrund der strikten 23.00h-Grenze dann evtl. nur gut zur Hälfte oder maximal 2/3 aufgeführt wurde! In solch einer Situation dann die (langen) Solo-Passagen nicht zugunsten von Songs zu streichen, stieß ausnahmslos auf Unverständnis oder gar Verärgerung (bis hin zum Aufbranden von "We're Not Gonna Take It"-Sprechchören während der Gitarrensoli!). Die vom Veranstalter bei der Stadt herausgeholten zusätzlichen Minuten wurden dann auch merkwürdigerweise nicht einmal angenommen mit der hanebüchenen Begründung, man habe keine so kurzen Songs, so dass dieser Auftritt von WHITESNAKE trotz der Klasse der Band als durchwachsen bis enttäuschend angesehen werden muss. Mr. Coverdale stieg von der Bühne runter in einen mit laufendem Motor wartenden Bus, während all seine (Miet/Mit-)Musiker sich durchaus backstage noch zeigten und zum Plausch bereit waren. Ende August gab es dann Schuldzuweisungen seitens des Whitesnake-Camps an den Veranstalter, was nun den vor Ort Anwesenden im Nachhinein auch nichts mehr bringt. Das letzte Wort zu der Angelegenheit ist wohl noch nicht gesprochen. (Georg)
Als Resümee sollte man jedoch durch dieses unglücklich-peinliche Ende natürlich nicht den gesamten Festivalverlauf beurteilen. Denn auch 2006 war wieder in Bezug auf die gebotenen Konzerte klasse, die Stimmung unter den Fans wie gewohnt friedlich bis ausufernd. So dass man sich sicher 2007 vom 21. bis 23. Juni wieder sieht!
Fotos: Joker (In Flames, 1x Anvil), Georg (alle anderen)
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