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Hot Chocolate, M 3 (Classic Whitesnake), Me And The Heat   16.09.2005   Bensheim, Open Air-Gelände
von gl

Das Ticket
Obwohl gerade mal 30 km von Mannheim entfernt, kam die Kunde via Internet ins Haus: Whitesnake in Bensheim. Eine Internetrecherche ergab schnell, dass es sich keineswegs um das David Coverdale'sche Allstar-Ensemble handelt, sondern um die ehemaligen COMPANY OF SNAKES. Die Band um Bernie Marsden, Micky Moody und Neil Murray nennt sich mittlerweile M3 und in der gesamten Werbung erscheint der Zusatz "Classic Whitesnake". Dazu haben die drei ex-Mitglieder der Band zwar allen Grund, aber verwirrend ist das schon. Ein mutiges und kooperationsfreudiges Team hatte dieses recht späte Open-Air auf die Beine gestellt, und die Zusammenstellung der beteiligten Gruppen mutete doch etwas seltsam an (welcher Whitesnake-Fan mochte auch parallel Hot Chocolate und umgekehrt? - am zweiten Tag des Festivals, dem Samstag gab's dann gar Volksmusik und Zillertaler!). Dabei war alles top vorbereitet: Die Ausschilderung und Parkmöglichkeiten perfekt. Ein für mehrere Tausend Leute ausgelegtes Gelände war hochprofessionell für ein großes Event zurechtgemacht worden (riesiger Control-Tower / eine Batterie Dixies, die an das BYH gemahnte / etliche Bierstände und eine riesige Bühne) Und dann verloren sich auf dem Gelände gerade mal höchstens 400 Leutchen! Zwar hatte es tagsüber geregnet, am Abend selbst jedoch zum Glück nicht. Und selbst dafür hatte man mit Überdachungs-Zelten vorgesorgt - großes Lob an den Allendorf Event Service!
ME AND THE HEAT sind zwar ein im Rhein-Neckar-Raum bekanntes Konglomerat von 'zig Musikern um einen Kern von einigen versierten Leuten, die regelmäßig JEDEN Mittwoch das "Session No.1" in Walldorf aus allen Nähten spielen. ME AND THE HEAT" rekrutieren sich aus Musikern u.a. folgender Bands: Marius Müller Westernhagen, Herbert Grönemeyer, Söhne Mannheims, Riddim Posse, The Busters, Renée Walker Band, Nena, Jule Neigel, Marla Glen, Uwe Ochsenknecht u.v.m. Zeitweilig standen bis zu 17 Musiker auf der sehr großen Bühne, von der ein bunt zusammengewürfeltes Set verschiedenster Stilen runtergespielt wurde. Auch ein zweitklassiges Ozzy-Imitat durfte mal ran, bevor dann wieder auf Soul oder Disco umgestellt wurde, also ein Mischmasch bekannter Tunes, um die Leute zu begeistern. Das ist gewiss toll für Stadtfeste oder Bierzelte und sicherlich zählt die Truppe etliche Super-Musiker in ihren Reihen. Aber leider auch einen der größten Unsympathen des deutschen Musik-Business: Den Kotzbrocken und in Heidelberg wegen schwerer (!) Körperverletzung verurteilten Shaham Joyce von der gecasteten Plastik-Truppe BRO'SIS. Und so lang der da mitrappt, geb' ich mir die Band auch nicht, obwohl von den musikalischen Fertigkeiten der Beteiligten es da nix zu meckern gäbe. (Dass ich über so einen traurigen Tiefpunkt deutscher Musik wie Bro'Sis mal was schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht!)
Unklarheit herrschte bis zuletzt, wer denn nun als nächstes spielen würde, bis Bernie Marsden selbst seine Hand rausstreckte und zu der genugtuenden Bemerkung "No Rain!" lächelte wie ein gutmütiger Onkel, der seinen Enkeln jetzt einige Geschenke mitgebracht hatte. Dabei ist er, mit Verlaub, schon mehr als dick zu nennen, aber das nur am Rande. Denn diese drei Herrschaften, eben Marsden, Moody und Murray, repräsentieren Whitesnake, wie ich persönlich sie kennen und lieben gelernt habe. Flashback: 1981, als meine Klassenkameraden und ich das Glück hatten, dass uns unser Lehrer in Edinburgh zum Konzert gehen ließ und wir vollkommen geplättet und begeistert waren. Sowohl das Konzert damals in Schottland als auch die Headliner-Show 1983 auf dem Monsters Of Rock in Castle Donington gehören zu den 10 besten Konzerten aller Zeiten, derer ich Zeuge sein durfte. Machen wir uns nichts vor, viele ältere Semester lieben diese "alten" WHITESNAKE mehr als die spätere "amerikanisierte" Version ab "1987". Und es ist ja ein offenes Geheimnis, dass David die Band damals komplett aus optischen Gesichtspunkten austauschte (bzw. austauschen musste ...). Einer war vielleicht 'n bisschen zu dick, ein anderer zu dünn und zu groß, dazu einige zu alt, um sie zu vermarkten ... 1987 waren dann alle gleich groß, ungefähr gleich alt und hatten die selben Frisuren. Der Erfolg gibt ihm natürlich rückwirkend recht, denn WHITESNAKE waren mit 11 Millionen+ Einheiten erfolgreicher (in Amerika) als es DEEP PURPLE je waren. Bitte nicht falsch verstehen: Die Musiker, die David um sich scharte, waren stets allererste Sahne, und darunter sind einige meiner persönlichen Favoriten (Rudy Sarzo, John Sykes, Tommy Aldridge, und jetzt Reb Beach und Doug Aldrich). Aber wenn es um WHITESNAKE geht, dann wird der ursprüngliche Spirit eben von diesen "alten Kameraden" (Cozy Powell lebt ja leider nicht mehr - R.I.P.) am authentischsten 'rübergebracht. Und da gibt es etliche mehr, die eben z.B. das Original von "Here I Go Again" auf dem Album "Saints And Sinners" dem späteren Remake vorziehen. Genau das bieten die Herrschaften heute abend dem kleinen begeisterungsfähigen Haufen vor der Bühne. Der schwedische Sänger Stefan Berggren (er spielte kurioserweise zuvor in einer Band namens SNAKES IN PARADISE - na wenn das mal keine Vorhersehung war!) hat keinerlei Schüchternheit oder Bedenken, diese Songs zu interpretieren und macht diesen Job ausgezeichnet. Er imitiert Coverdale nicht, wenn er auch seinen Phrasierungen recht ähnlich ist, sondern hat sichtlich Freude Songs wie "Fool For Your Loving", "Don't Break My Heart Again" oder "Love Hunter" zu singen. Das kann man von Neil Murray nicht behaupten, der recht steif und mit verstocktem Gesichtsausdruck den Gig hinten rechts runterzockt. Micky Moody lässt sich zumindest die Enttäuschung nicht anmerken und legt das gleiche Slide-Guitar-Solo hin (inkl. Mitsingaktionen) wie in den 80ern - trotzdem schön. Tja und eben Moderator und Bandleader (?) Bernie Marsden, der strahlt und lächelt, als wären 5000 anstatt 500 Leute vor Ort. Sehr gute Einstellung, was soll man sich grämen, die haben doch alles erreicht. An den Keyboards Mark Stanway, auch er hat mit MAGNUM schon viel erreicht und am Schlagzeug Jimmy Copley (hat mit u.a. Paul Rodgers und dem japanischen Gitarristen Char gespielt). Ein guter aber nicht überragender Retro-Auftritt, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.
Von HOT CHOCOLATE hatte ich nicht allzu viel erwartet, doch die Truppe, die dann als Headliner auftrat, spielte ebenfalls all ihre Hits runter. Und dies phasenweise ziemlich rockig und härter als auf Platte. Es waren nun (überraschenderweise für uns) sogar mehr Leute in den vorderen Bühnenbereich gegangen um Songs wie "You Win Again", "You Sexy Thing", "No Doubt About It" oder "It Started With A Kiss" und "Every Is A Winner" zu lauschen. Hier bitte ich um Verständnis, dass ich da nichts konkretes zum Line-Up sagen kann, wie sich die Band um Errol Flynn entwickelt hat. Hauptsache war, dass sie immer wieder für "Ahh"s und "Ohh"s sorgten und man die alten Songs doch unwissentlich irgendwo auf einem "Read Only Memory"-Chip im Kleinhirn verankert hat, war okay der Auftritt.
Schade, dass nicht mehr Interessenten sich dieses Open Air angeschaut haben, aber wie gesagt, lag dies wohl an dem Datum nach einer (teuren) Festivalsaison und der ungewöhnlichen Zusammenstellung sowie dem Tageswetter.






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