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Bang Your Head!!! 2003   26.-28.06.2003   Balingen, Messegelände
von Joachim Schlums (js) und Georg Lögler (gl)


So sollte es sein ...
Donnerstag:

Same procedure as every year: Die Donnerstagabend-Warm-up-Show in der Discothek WOM (ca. 400 m vom Festivalgelände entfernt) zieht vor allem Metal-Freaks an, die eher an Underground-Acts interessiert sind, hier sieht man Leute in Shirts von DAMIEN THORNE, LETHAL, HOLY TERROR (von der Tour 1987: spannt etwas inzwischen :-)) oder OBLIVEON! Sicher lag das aber auch wieder an dem einzigartigen Line-Up, denn mit HIRAX und DESTRUCTOR hatten an diesem Abend gleich 2 US-Acts ihre allerersten Deutschland-Auftritte überhaupt! Und obwohl mit STORMWITCH (als Headliner) eine weitere, vermeintlich zugkräftige Band auftrat, war der Zuspruch dieses Mal nicht so groß, konkret: Es war noch Platz! Während des Einlasses ertönten schon die ersten Klänge und vor der Bühne standen ca. 25 Leutchen? Hä? Die stehen so statisch rum, ach so, ok - noch Soundcheck! Reichlich skurril vor den schon anwesenden Bangern! So hatte man danach wenigstens noch die Möglichkeit, die Musiker zu begrüßen.

Das Programm zur Warmup-Show
HIRAX aus Buena Park, Kalifornien ist eine Gruppe, die sich seit 1984 um den charismatischen und mit einer hohen Sirenenstimme ausgestatteten und schwarzen Sänger Katon W. De Pena bewegt (obwohl er selbst kurioserweise 1986 die Band mal verlassen hatte). Mittlerweile dürften so an die 20 Leutchen durch die Band geschleust worden sein, auch Jim Durkin (von DARK ANGEL) ist aktuell nicht mehr dabei. Die ersten Releases waren Thrash Metal mit Melodie-Einsprengsel, später wurde es m.E. dann immer Hardcore-lastiger. Man höre sich mal die ersten zwei Demos an - das ist IRON MAIDEN-mäßiger Metal! Der Enthusiasmus der Meute war recht groß, wochenlang hatten einige mit "Bombs Of Death"-Postings im Guestbook sich auf die Show gefreut und taten es jetzt mit genau diesem Ausruf auch vor Ort kund! Ehrlicherweise berichtet war der Gig phasenweise etwas chaotisch und asynchron (ein Song musste zweimal begonnen werden mangels Absprache!) was daran lag, dass der brandneue Drummer, ein Argentinier, gerade mal 2 Wochen in der Band ist! Das wurde aber absolut wettgemacht mit Spielfreude, Power, Energie, Stagediving und Gebange sowie einem äußerst agilen Katon und einfach Spaß, vor solch einem begeisterungsfähigen Publikum aufzutreten. Im Line-Up inzwischen übrigens Gitarrist Glen Rogers, der für VENGEANCE und DELIVERANCE einige der besten christlichen Thrash-Granaten geschrieben hat. (Thanks, Olaf, für die Info!) Teilweise gehen die Songs von HIRAX ja ... ähem ... nur 'n paar Sekunden und wer das Songmaterial nicht kennt, wundert sich da. Platsch! Da landet schon wieder ein Diver auf den umstehenden bei uns vorne in der 3. Reihe, man hilft natürlich mit beim "Herunterholen" (Ja-ja, ihr wisst schon, wie ich das meine!!!). Achtung, da kommen sogar zeitweise zwei gleichzeitig geflogen! Nicht ungefährlich, wenn es nicht gerade so dicht gedrängt voll ist in den Reihen. Der Auftritt kann insofern als gelungen gewertet werden, man sollte es nicht allzu genau auseinandernehmen.
Als nächstes waren DESTRUCTOR aus Cleveland, Ohio am Start, die ebenfalls bereits 1984 gegründet wurden, aber nur eine LP "Maximum Destruction" im Jahre 1986 veröffentlichten. Sie gaben sich damals alberne Pseudonyme wie Pat Rabid, Dave Holocaust (!), Dave Overkill und Matt Flammable. Aber irgendwie war das damals - vielleicht gerade wegen dem wahnwitzigen Cover und dem Gepose - klasse und die Platte mit kompromisslosem Thrash hörte man sich bisweilen gerne an. Die Band wurde von einem sehr schweren Schicksalsschlag getroffen, denn Bassist Dave wurde in der Silvesternacht 1987 ermordet! Von sich aus ist die Band nicht mehr darauf eingegangen, man sollte das traurige Thema dann auch nicht mehr ansprechen. Wie Hirax trat man auch schön old-fashioned in Nieten und Leder auf und bot den Headbangern das volle Thrash-Bett, ein wenig routinierter und besser eingespielt als die Opener. Musikalisch etwas schwerer, die Songs länger aber nicht minder interessant bot man eine Zeitreise zurück nach 1986, spielte aber natürlich auch Songs der neuen EP.
Irgendwie war für viele (incl. mir) danach die Luft raus (im doppelten Sinne!) Draußen wurden neue Bekanntschaften getroffen und alte gepflegt. STORMWITCH konnten diese 2 Auftritte in Sachen Aufmerksamkeit oder Interesse nicht mehr toppen, bemühten sich zwar sehr, hatten auch ihre Anhängerschaft vor der Bühne, klar - wirkten nach den beiden Vorgängern aber harmlos und lauwarm. (gl)

Freitag:

Destructor
Es ist 10 Uhr morgens, die Sonne knallt nur so auf mein metallisches Hirn und auf der Bang Your Head-Bühne stehen die Jungs von DESTRUCTOR. Wer sind denn DESTRUCTOR? So dürften die meisten der Besucher gedacht haben und harrten der Musik, die da kommen mag. Und die kam verdammt gut! Einen besseren Opener als "Maximum Destruction" vom gleichnamigen 85er Debütalbum konnte man gar nicht wählen. Der Song kam hammermäßig rüber und der gute Sound tat sein übriges dazu! Die Band spielte sich in einen wahren Rausch, präsentierte u.a. auch Songs von ihrer kürzlich erschienenen CD und dürfte nach der nur kurzen Spielzeit von 35 Minuten jeden Speedmetal-Fan überzeugt haben! Wenn man bedenkt, dass dies der erste Auftritt nach 18 Jahren auf deutschem Boden war, kann man nur sagen ... spitzenmäßig!!!

Betsy von Bitch

Betsy von Bitch im Profil

Be My Slave!!!
Es sollte ein weiterer kultiger Act folgen! Auch BITCH feierten nach 21 Jahren ihr Deutschlanddebüt und dürften mit ihrem Auftritt mehr als zufrieden gewesen sein. BITCH fand ich seit deren "Be My Slave"-Veröffentlichung nie so besonders, doch was uns Betsy da auf der Bühne präsentierte, war schon klasse! Die Powerfrau zog eine erstklassige Show ab und überzeugte mit Klassikern wie dem Opener "Be My Slave", "Leatherbound", "Thunder" oder "Skull Crusher". Auch optisch ist Betsy heute noch eine Augenweide und einigen Leuten dürfte bei deren Show einer abgegangen sein (gell Peterle!). (js)
... wobei das überraschendste für mich das CHEAP TRICK (Yeah!)-Cover "Auf Wiedersehen" zum Abschluss war; wenn man dann nachher Betsy mal von nahem sah, dann doch nicht mehr so verwunderlich (CHEAP TRICK-Schriftzug zweimal in die Schulter tätowiert! Wen's interessiert: METALLICA spielten bei ihrem ersten San Francisco-Auftritt als VORGRUPPE von BITCH!).

Rick Renström aus der Rage Of Creation-Band

Rob Rock
Als nächstes kam ROB ROCK und seine RAGE OF CREATION-Band (so die Bezeichnung, wie die Gruppe auch heißen wird) und trotz der unglücklichen Situation, dass das neue Album erst am Montag nach dem Festival erschien, präsentierte man mit dem Riffmaster "Rock The Earth" und "Eyes Of Eternity" zwei Songs dieses Albums. Rick Renstrom, dessen Solo-Scheibe auch gerade erschien, postierte sich rechts auf der Bühne, den Fuß auf einem Amp gestützt und die Massen standen mit offenen Mündern da und starrten ihn an! Der zweite Gitarrist Bob Rossi und Bassist Stephen Elder teilten sich den linken Raum der großzügigen Bühne und Rob begab sich bisweilen auf dem "Laufsteg" nach vorne. Bei gerade mal 40 Minuten Spielzeit musste man Gas geben, damit neben den insgesamt 3 neuen Songs, 2 Stücken vom Vorgänger, nämlich "Judgement Day" und "In The Night", noch der alte M.A.R.S.-"Projekt DRIVER"-Song "Nations On Fire" und auch noch "Warrior" - (kurioserweise von Rob selbst als IMPELLITTERI-Song angekündigt!) gespielt werden konnten. Rob zeigte sich stimmlich in Bestverfassung, kraftvoll und ausdrucksstark wie immer und der Auftritt war von den Publikumsreaktionen her ein voller Erfolg.
Dieser Festivalbericht ist rein subjektiv - irgendwann braucht man mal ein Break, und da wir beide absolut keinen Bezug sowohl zu AMON AMARTH (wie auch zu HYPOCRISY am Folgetag) haben, hierzu keine Berichte.

Regenmacher: Bernhard Weiss von Axxis

Der nicht mehr ganz so neue Axxis-Gitarrist - aber wie hieß er gleich noch ...?
"You get what you wish for" ... dieses Motto wird AXXIS-Sänger Bernhard Weiss wohl nicht vergessen, denn er gab zu, sich im Vorfeld KEINEN Sonnenschein gewünscht zu haben: Prompt fing es während des AXXIS-Sets an aus Kübeln zu schütten! Hut ab vor all den Tausenden, die jedoch eisern vor der Bühne blieben und die Band und ihre Songs weiterhin feierten. Als da wären z.B. "Brother Moon", "My Little Princess" oder "Flashback Radio" - angesichts dieser Umstände verdient das Publikum, das nass wurde, Beifall!

Tony Harnell von TNT
Dann betraten die Norweger TNT zum ersten Mal seit 16 Jahren!!! ("Tell No Tales" Tour 1987 - habe ich das recht in Erinnerung, ja?) eine deutsche Bühne, wobei es schön war mit anzusehen, dass auch solch eine Band erheblichen Andrang verursachen kann. Tony Harnell bewegte sich recht langsam und bat bei "Hey Love" sogar um Erlaubnis: "Are we allowed to play a ballad at Bang Your Head?!" Von der neuen EP wurden gleich 3 der 5 Stücke gespielt und als guitar-hero baute Ronnie LeTekro bei einer Spielzeit von 50 Minuten zu viele Soli ein. Wirklich zu viele, denn der Band wurde vor dem Song, den jeder erwartete, der sie kennt, nämlich "10.000 Lovers", der Saft abgedreht! (Was hinter den Kulissen für einiges Galama sorgte ...) Insgesamt war der Auftritt jedoch ordentlich und aus meiner Sicht gut. (gl)

Jeff Waters von Annihilator
Keine Probleme die gute Stimmung beizubehalten hatten die amerikanischen Speedies von ANNIHILATOR! Man durfte jedoch gespannt sein, wie sich der neue Sänger machen würde, welchen Jeff Waters erst kürzlich eingespannt hatte. Und der gute Junge machte seine Sache wirklich nicht schlecht und hinterließ bei Songs wie "King Of The Kill", dem kultigen "Phantasmagoria" oder DEM ANNIHILATOR-Song schlechthin "Alison Hell" einen sehr guten Eindruck. Schade nur, dass ANNIHILATOR wenige alte Stücke präsentierten und sich Jeff Waters durch sein übertriebenes Stageacting (Scott Ian lässt grüßen!) etwas zum Affen machte. Ansonsten war es kein schlechter Auftritt, nur die Jungs können es eben besser! (js)
Nun kamen DOKKEN - oder das, was noch davon übrig geblieben ist! Mürrisch und grimmig kam Don heraus, wiederum etwas molliger geworden, und wirbelte ständig den Mikroständer durch die Gegend. Ein mysteriöses Line-up, denn es kursieren mittlerweile ja viele Reviews, manche schreiben, es sei Alex De Rosso als Gitarrist gewesen oder Barry Sparks als Bassist, was beides nicht zutraf, aber auch von Don nicht aufgeklärt wurde, denn weder sprach er auch nur einen Ton mit den beiden "Statisten" noch stellte er die Band vor! Ja, er sprach übers Mikro nur mit Drummer Mick (der ja selbst letztes Jahr mal hingeschmissen hatte!). Am Bass war ein gewisser Greg Smith und an der Gitarre agierte ein gewisser Jon Levin, der ansonsten als Anwalt der Band tätig ist! Er machte seine Sache aber sehr gut und rettete so den Set, der u.a. aus "Breaking The Chains", "Into The Fire", "It's Not Enough", "In My Dreams" und dem unvermeidlichen "Tooth And Nail" bestand. Dons Arroganz wurde wieder deutlich in dem Ausspruch "Viel Spaß mit DIO" - es scheint ihm sichtlich ungelegen, dass noch 2 Bands vor dem Headliner nach ihm spielen durften! (gl)
Bühne frei hieß es dann für unsere deutschen Thrashgötter SODOM. Nicht nur ich, sondern auch unser Georg (Hä?!? - wie bitte? Das beste an dem Set war der Spruch "Fick den Krieg" - gl) war gespannt, was uns der gute Tom Angelripper um die Ohren ballern würde. Und das war nicht von schlechten Eltern, was den mittlerweile gut 15.000 Besuchern in den folgenden 60 Minuten geboten wurde. Ein Klassiker folgte auf den anderen und bei "Sodomy And Lust" und "Outbreak Of Evil" schwelgte ich mit Sabina Classen von HOLY MOSES in den guten alten Zeiten als die deutsche Thrash Metal-Szene (VIOLENT FORCE, EXUMER, IRON ANGEL etc.) mächtig boomte. Sonstige Höhepunkte waren "Wachturm" oder "Bombenhagel" als auch eine perfekte Bühnenshow. Dass SODOM noch lange nicht am Ende sind, haben sie uns mit diesem Auftritt bewiesen! (js)

Joacim Cans: Da hinten ist der Hammer gefallen!!

Oscar Dronjak
Dann enterten HAMMERFALL die mit einem Riesen-Backdrop gestaltete Bühne und legten gleich imposant los. Die Vertreter des True Metal haben ja so viele Fans wie Feinde, wie oft muss man das Klischee "Tralala-Metal" noch hören? Joacim Cans zeigte sich stimmlich in Bestform und gab einen sehr guten Frontmann ab. Es war meine erste Live-Begegnung mit HAMMERFALL und er gefällt mir eindeutig besser als bei WARLORD. Die meisten anspruchsvolleren Soli scheint Stefan Elmgren zu übernehmen, Oscar hingegen fiel durch absolutes Non-Stop-Headbanging auf. Und alle waren ständig in Bewegung und sehr agil. Das hymnenartige Songmaterial wie "Crimson Thunder" oder "Hammerfall" sorgte für begeisternde Stimmung, die viel zu abrupt beendet wurde, schade.
Denn einen Stimmungsabfall nach der Pause beim Beginn vom Auftritt von DIO kann wohl keiner leugnen. "Killing The Dragon" eröffnete den Set und danach kam schon "Straight Through The Heart" (Zitat Joachim: "Gibt bessere Songs auf dem Album.") (Recht hat er - an den Titelsong und "Rainbow In The Dark" kommt der Rest nicht ran - Anm. rls) Das Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel ging auch mal wieder bei DIO weiter, denn nun war mal wieder Craig Goldy in der Band - zum dritten Mal! An einen Doug Aldrich (der ja diesen Monat bei WHITESNAKE spielt) kann er nicht heranreichen, was auch deutlich wurde und auch von wenigen danach festgestellt wurde. Schon ganz früh im Set eine langweilige Schlagzeug-Einlage von Simon Wright mit Chören und Synthie-Klängen - war unnötig. "Mob Rules" wurde auch schon mal packender präsentiert. Nach ca. 1 Stunde verließen wir den Platz, da es uns beiden nicht gefiel und wir DIO schon so oft gesehen hatten und zwar besser. Wir sind so ehrlich und stellen das hier nicht rückwirkend anders hin. Tausende (!) kommen mittags um 12.00-14.00 erst zum Festival bei der 3. oder 4. oder gar 5. Band, wir haben's halt andersrum gemacht und hinten mal eine Stunde abgezogen. (gl)

Samstag:

Katon W. De Pena von Hirax

Mike Brickman

Verstärkung für Hirax durch Jack Starr
Nach einem anstrengenden Tischfußballabend mit Georg auf einem Sackpfeifen-Vereinstreffen (Jedes Spiel gnadenlos verloren, du Sackpfeife!!) (Mir war das Mädchen vom Sackpfeifen-Verein noch im Sinn ... - gl) in irgendeinem Kuhdorf hinter Balingen ging's dann Samstag morgen noch unausgeschlafen und gerädert wieder aufs Gelände, um eine der wohl genialsten Thrash Metal-Bands zu lauschen. Die Rede ist von den Amijungs HIRAX, deren Sound ich seit Veröffentlichung des Debütalbums "Raging Violence" aus dem Jahre 1985 liebe! Unvorstellbar, dass Katon und seine Jungs es erst nach 18 Jahren auf die Beine bekommen haben, in Deutschland aufzutreten. Nachdem ich die Clubshow von HIRAX verpasst hatte, war ich also gespannt. Und es war schlichtweg der HAMMER!!! HIRAX verpassten dem anwesenden Publikum einen Nackenbrecher nach dem anderen. Ohne Gnade wurden Songs wie "Destroy", "Broken Neck", "El Diablo Negro", "Demons Evil Forces" oder der "Metal Massacre"-Klassiker "Bombs Of Death" in die bangende Menge geschleudert! Nach 35 Minuten war dann leider schon Schluss, doch dieser an Spielfreude kaum mehr zu übertreffende Auftritt war hoffentlich nicht der letzte in Deutschland. See you next year again!!! (js)

Lee Altus, heute in Diensten von Angel Witch

Chef von Angel Witch: Kevin Heybourne
Weiter ging's mit ANGEL WITCH, die wohl nur noch (wenigen) älteren Semestern ein Begriff sind, zumal sich die Band verpflichtet hat ausschließlich Songs von ihrem Debut zu spielen - und das erschien 1980!! Im Line-up der (einstmals englischen Band inzwischen neben Bandleader Kevin Heybourne gleich 2 Mitglieder von HEATHEN und einer von LAAZ ROCKIT, also drei Amerikaner. Laut Info von rls residiert Heybourne schon lange in Frisco, deswegen nicht so verwunderlich. Sein etwas schnoddriger Gesang tat der Freude, die alten Klassiker wie "Angel Of Death" und "Angelwitch" mal wieder bzw. zum 1. Mal live zu hören, nur ein klein wenig Abbruch. Lee Altus überzeuge durch tolle Soli (und übrigens die längsten Haare aller Musiker des gesamten Festivals.) Ein gelungener Retro-Auftritt.

Masterplan-Bassist Jan S. Eckert mit seinem Fischgrätenbaß
MASTERPLAN, die ja mit ihrem Debut erhebliche Wellen geschlagen hatten, durften (oder mussten) bereits um 11.30 auf die Bühne. Trotz des großen Erfolges sind sie ja faktisch gesehen ein Newcomer, in zwei Jahren spielen sie sicher als vorletzte ... Noch vor wenigen Tagen konnte man Markus Großkopf mit KICKHUNTER als opener von DEEP PURPLE und LYNYRD SKYNYRD sehen und nun zwei weitere (diesmal Ex-) HELLOWEEN-Mitglieder: Roland Grapow (Gitarre) und Uli Kusch (Drums) heizten der Menge trotz der ohnehin brennenden Sonne gut ein und der (m.E.) neben Rob Rock beste Sänger des Festivals, Jorn Lande, der ja schon bei MILLENIUM brillierte, konnte stimmlich überzeugen. Logisch, dass ausschließlich Songs des Debuts gespielt wurden, die zumindest in den ersten 30 Reihen auf große Begeisterung stießen. (gl)

Andy B. Franck von Brainstorm
Nach dem enttäuschenden Auftritt von MASTERPLAN (wer braucht diese Band eigentlich?) war Schwabenpower angesagt! Nachdem BRAINSTORM vor 2 Jahren schon einen soliden Auftritt hingelegt hatten, so wurde dieser in diesem Jahr noch übertroffen. Frontmann Andy B. Franck, der für mich zu den besten deutschen als auch internationalen Sängern gehört, hatte das Publikum von Anfang an im Griff. Die zahlreichen Fans dankten es ihm und gingen bei Songs wie "Blind Suffering", "Under Lights" oder auch neuerem Material wie "Highs Without Lows" ab wie die Feuerwehr. Der sehr an die alten VICIOUS RUMORS oder SAVATAGE angelehnte Sound ist aus der Szene keineswegs mehr wegzudenken und man darf jetzt schon wieder auf neues Songmaterial gespannt sein. Erste Sahne, Jungs! (js)

Viel pinkfarbige Sahne auf dem Backdrop ...

David Readman von Pink Cream 69
Nun PINK CREAM 69! Als großer Fan der Band (zu Zeiten der ersten drei Platten), der danach enttäuscht wurde (Album "Change"), war dies für mich ein update, da ich die weiteren Platten mit Sänger David Readman nicht kenne. Mit "Keep Your Eye On The Twisted" erfolgte der Einstieg mit einem Song vom 3. Album aus dem Jahre 1993. David wirkte sympathisch und gesanglich überzeugend, seine Ansagen teils in englisch, teils in Deutsch, locker und freundlich. Es fiel auf, dass ein fünfter Mann auf der Bühne stand, ein weiterer Gitarrist (ein Gitarrenlehrer aus Karlsruhe), der Alfred Koffler ergänzen soll, da jener eine Gelenkkrankheit hat. Der Auftritt, der zur Hälfte aus Material der Deris-Phase bestand ("Livin' My Life For You" und "Welcome The Night" noch) gefiel nicht nur mir gut, denn PINK CREAM 69 unterschrieben kurz nach ihrem Auftritt einen neuen Plattenvertrag bei SPV!

Dave Meniketti

Phil Kennamore

Verstärkung für Y & T: Dee Snider
Y & T waren die Band, der wirklich viele entgegengefiebert hatten! (Wer war schon bei deren letzten Auftritten in Deutschland 1983 dabei?!) Man konnte dies auch an dem "Völkerwanderungs"-Szenario erkennen, das nach dem Auftritt von HYPOCRISY stattfand. Die Kalifornier hatten schon auf ihrer Spanien-Tour im Frühjahr und auf dem Sweden Rock laut Korrespondenten-Berichten schwärmende Fans zurückgelassen. Dave Meniketti & Co. enterten die Bühne mit "Open Fire" und hatten die Massen gleich auf ihrer Seite und dies nach SO langer Abwesenheit. Auch wenn in vielen Berichte über Joey Alves geschrieben wurde, war dieser gar nicht dabei, sondern wurde ersetzt durch einen gewissen John Nymann an der zweiten Gitarre. Ansonsten trat mit Phil Kennamore am Bass und Leonard Haze am Schlagzeug die bekannte Besetzung aus den 80ern an. Die Klassiker wie "Black Tiger", "Mean Streak" und "I Believe In You" (bei dem sich Dave in einen regelrechten Rausch spielte), wurden mit enormem Enthusiasmus entgegengenommen und vor lauter Begeisterung schwenkte ich die zugehörigen Vinylcover in die Luft - was zwei positiv Verrückte vor mir dazu animierte Huldigungen, Kniefälle und Verbeugungen vor den Covern abzuhalten! Yeah: Y & T forever! Und genau: "Forever" die passende Hymne zum Abschluss kam auch noch und plötzlich stürmte Dee Snider (noch ungeschminkt natürlich) auf die Bühne und half beim Refrain mit aus. Ein historischer einmaliger Auftritt! (gl)

Blitz the world: Overkill
Dass OVERKILL eine erstklassige Liveband sind, haben sie uns ja schon des öfteren bewiesen. Zu bemängeln gab es für mich jedoch immer nur, dass man mittlerweile kaum mehr auf Klassiker der ersten beiden Scheiben zurückgreift. Dies sollte sich beim diesjährigen Bang Your Head-Auftritt ändern. Nachdem OVERKILL letztes Jahr wegen eines schlimmen Unfalls von Blitz nicht auftreten konnten, galt es dieses Jahr etwas gutzumachen. Der 60minütige Set war vollgepackt mit neueren Stücken als auch alten Klassikern wie "Elimination", "Hammerhead", "Rotten To The Core" oder dem obligatorischen "Fuck You". Schon lange habe ich solch einen klasse Auftritt von OVERKILL nicht mehr gesehen und wurde damit belehrt, dass sie noch lange nicht am Ende sind!

U.D.O.s Saitenfraktion

Der Meister spricht ...
Nach dem tollen Auftritt von OVERKILL lag es nun an Deutschlands Frontmann Nummer 1, U.D.O., die schon gigantische Stimmung noch zu toppen. Während sich Kollege Lögler mal wieder den schönen Dingen des Lebens widmete (Metalbräute, wo seid Ihr?) (Falsch, ich kämpfte bei der Y&T-Autogrammstunde in der langen Schlange mit einem Stapel voller Cover um eine Audienz - gl) (Das eine schließt das andere ja nicht aus - Anm. des grinsenden rls), ließ ich es mir nicht nehmen, den Klängen des Meisters zu lauschen. Und wer in seiner Setlist zu 80% ACCEPT-Klassiker stehen hat, kann eigentlich nichts falsch machen. "Metal Heart", "Balls To The Wall" "Princess Of The Dawn", das selten gespielte "I'm A Rebel" oder DER ACCEPT-Song überhaupt "Fast As A Shark" wurden vom Publikum euphorisch aufgenommen. Nur werde ich bei seinen Auftritten immer das Gefühl nicht los, dass seine eigenen Songs kein Schwein interessieren (wie auch uns beide!). Und so gibt das Ganze eben immer einen faden Beigeschmack, denn es kann nicht sein, dass ein U.D.O.-Auftritt überwiegend ACCEPT-Songs beinhaltet. Daran sollte meines Erachtens noch gearbeitet werden. Ansonsten war's ein ordentlicher Auftritt! (js)

Thin Lizzy - oder was John Sykes heute dafür hält
Auch unter dem Namen THIN LIZZY wurde musiziert, was schon bei der Reunion (?) vor 3 Jahren von einigen mit Skepsis aufgenommen wurde. Ich sah seinerzeit in Karlsruhe einen arschgeilen Gig, den ich absolut positiv beurteilte. Doch dass nun dieses Projekt 2003 immer noch, auch ohne Darren Wharton, Marco Mendoza und Tommy Aldridge endlos weitergeführt wird, hat mit einem Nachruf nicht mehr viel gemein. Übrig blieben also John Sykes und Scott Gorham, ergänzt durch neue Musiker, die einen lauen Abklatsch der damaligen Konzerte boten. Für mich neben DOKKEN die große Enttäuschung des Festivals.

Twisted Fuckin' Sister
Die Stimmung war elektrisch aufgeladen, alles wartete auf den Headliner TWISTED SISTER, und die Jungs (?) hatten sogar ihre alte Jeans-Kutten von 1986 mit dem Logo hintendrauf wieder ausgegraben und liefen backstage darin herum. Als sie dann, allen voran Dee in absolutem Tunten-Make Up mit "What You Don't Know" die Bühne stürmten, gab es kein Halten mehr und die größte Party 2003 in Deutschland startete! "The Kids Are Back" - nuff said: Alles rockte, bangte, spielte gemeinsam Air-Guitar etc., direkt neben mir im Publikum die Musiker von DESTRUCTOR beim Abfeiern - soviel zu den alten Klischees ... Dee wies natürlich darauf hin, dass es 'zig Reunions mit einem oder zwei Gründungsmitgliedern gebe, aber hier das Original-Line-up auf der Bühne stehe! (Was ja nun auch nicht ganz stimmt, aber wenigstens war's die "klassische Besetzung" - Anm. rls) Mensch, wann hatten wir das letzte Mal einen Drumriser gesehen?!? So lange her, dass man es nicht mal mehr weiß! Gespielt wurden Songs aus den ersten 4 Alben querbeet, die 5. ("Love Is For Suckers") wurde ausgespart. Es ist simple Musik, es sind keine virtuosen Instrumentalisten, aber die Songs, die unwahrscheinlich viele nach wie vor Wort für Wort (!) mitsingen konnten, kamen dermaßen gut an und zauberten noch Stunden danach ein breites Grinsen in das Gesicht jedes Anwesenden. Dies äußerte sich auch in immer wieder aufflackernden "We're Not Gonna Take It"-Schlachtgesängen, sowohl direkt im Konzert nach dem Song minutenlang, so dass die Band gezwungen wurde eine Pause zu machen und erst mal zuzuhören, als auch über 1 Stunde NACH dem Showende!! So etwas gab es wohl noch nie!! (Doch - siehe Christians Bericht vom Blind Guardian-Festival - Anm. rls) Ein unheimlich packendes Event, welches mit Pyro-Einlagen, von der Bühne gestarteten Riesen-Bällen - gefüllt mit Konfetti - und einem Feuerwerk, das etwas zu früh während dem letzten Song losging, seinen Abschluss fand. Und jeder, der dabei war, hat hier ganz großes Kino gesehen! (gl)
Setlist:
What You Don't Know
The Kids Are Back
Stay Hungry
Destroyer
Like A Knife In The Back
Under The Blade
You Can't Stop Rock 'n' Roll
I Am (I'm Me)
The Fire Still Burns
Ride To Live, Live To Ride
Shoot 'Em Down
We're Not Gonna Take It
The Price
I Believe In Rock 'n' Roll
Burn In Hell
I Wanna Rock

Zugaben:
Come Out And Play
SMF

Im Nachsatz möchten wir noch anmerken, dass es ein extrem friedliches Festival war mit keinerlei Ausschreitungen, Schlägereien oder dergleichen - im Gegenteil, man fühlte sich wohl, keiner macht Ärger, wenn man mal aus Versehen jemand anstößt - so sollte es sein. Wir wagen es stark zu bezweifeln, dass eine solch entspannte Atmosphäre bei einem Auftritt von den Böhsen Onkelz möglich wäre (siehe aktuelle Wacken 2004-Diskussion). (Abwarten und nächstes Jahr den Wacken-Bericht bei uns lesen - Anm. rls)
Gerade als wir schreiben wollen, dass auch die Akzeptanz der Zivilbevölkerung gegenüber den "Metal-Horden" immer größer wird, was man ja merkt im Umfeld bei den 3 Tagen, erreichte uns nachträglich die schlimme Nachricht, dass eine Vergewaltigung stattfand in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Eine Zeitung titelte "Metal-Fan gesucht" - Na, danke - somit erhielt leider durch diesen einen einzigen miesen Typen, der zum Glück gefasst wurde, das Festival einen etwas getrübten Nachgeschmack.

See you in 2004, rain or shine - wenn es wieder heißt: Burn your head!!! Denn Sonnencreme vergisst man nur einmal, ich sage nur BYH 2000, wo wir beide als Osram-Männchen Werbung für rote Lampen liefen ... (gl + js)






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