www.Crossover-agm.de MILLENIUM: Hourglass
von rls

MILLENIUM: Hourglass   (Frontiers Records)

Ah, was Neues von Frontiers Records. In Erwartung gediegenen Melodic Rocks mache ich es mir im Sessel bequem - und werde prompt vom speedlastigen Opener "Power To Love" in die Kissen gepreßt. Ein opulentes Gesangsarrangement mit einem kapitalen Refrain sowie ein ruhiger Zwischenteil lassen die AOR-Wurzeln der Band aber dennoch mehr als deutlich durchscheinen, auch wenn es bis zu Song vier, "No More Miracles", dauert, bis Ralph Santolla und seine Mannen in traditionellem Bon Jovi-Revier zu wildern beginnen. Bis dahin begleiten noch das ebenfalls sehr druckvolle "Wheels Are Turning", das von einem phänomenalen Gitarrensolo gekrönt wird, und der Titelsong das Ohr des geschätzten Hörers. Besagtes "Hourglass" ist mit über sechs Minuten nicht nur der längste Song der dritten Millenium-CD, sondern auch der stärkste: ein urbritischer Hardrocker in gemäßigtem Tempo, der an eine Kreuzung der stärksten Momente von Ten und Whitesnake erinnert und ebenfalls in einem prachtvoll mitshoutbaren, aber nicht platten Refrain gipfelt. Apropos Whitesnake: Wen der Gesang mitunter etwas an David Coverdale erinnert, der liegt nicht sonderlich weit daneben, sang doch Jorn Lande vor Millenium bei The Snakes bzw. Company Of Snakes, einer Band, die von den klassischen Whitesnake-Gitarristen Micky Moody und Bernie Marsden ins Leben gerufen wurde, wo er nicht selten dahingehend beurteilt wurde, er klinge mehr nach Coverdale als Coverdale selbst. Das soll jetzt nicht heißen, daß Lande auch bei Millenium als Coverdale-Imitator durchgehen könnte, aber bestimmte Anlagen in dieser Richtung lassen sich nicht verleugnen.
Der Rest der international besetzten Band (die Gitarristen sind Amerikaner, die Rhythmusgruppe kommt aus Österreich - Lande selbst ist Norweger) präsentiert sich ebenfalls auf technisch allerhöchstem Niveau. Daß die CD druckvoller aus den Boxen donnert als alles, was die Radiorock-Mitbewerber so abliefern (hier kann nicht mal Tens "Babylon" mithalten), dürfte zu einem nicht geringen Teil dem Aufnahmepersonal zuzuschreiben sein. An den Aufnahmen der Rhythmusparts war Mark Prator zur Hälfte beteiligt (genau der, der "The Dark Saga" von Iced Earth eingetrommelt hat), und die andere Hälfte sowie der komplette Endmix lag in den Händen von Tom Morris, der sonst hauptsächlich Death Metal (!) produziert. Diese Leute können zwar auch nicht verhindern, daß das Songmaterial nach dem Titeltrack qualitativ etwas abfällt, aber man schiebt 90% der Kollegen auch damit noch locker von der Straße. Wenn Night Ranger heute nochmal ein Album wie "Midnight Madness" aufnehmen würden, könnte das durchaus mit "Hourglass" vergleichbar sein. Dazu noch etwas Blues (höre "I Will Follow") - fertig ist ein feines Dreiviertelstündchen melodischen Powerrocks, das man sich als Genrefreund bedenkenlos in die Sammlung stellen kann. Nur beim Opener sollte man die Anlage nicht so weit aufdrehen, es sei denn, der Nachbar wollte schon immer mal wissen, was passiert, wenn 'ne AOR-Band in Richtung Speed Metal schielt.
 
 





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