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Fanzine-Rezensionen 1/02

Eternity, Zeitgeist, Lärmbelästigung, Mystic Obsession, Unser Weg, Musiker Magazin, G.U.C.

Langsam füllen sich die Zinereviews mit Nachrufen: Auch das Eternity legt mit Nr. 19 seine Abschiedsausgabe aufs Papier, wird dem Vernehmen nach aber unter www.eternitymagazin.de online weiterwerkeln. Der Schritt zum großen Kioskvertrieb war also doch 'n bissel zu wacklig (wobei spekulativ bleibt, ob die Printausgabe weiter existiert hätte, wenn eben jener Schritt nicht getätigt worden wäre). Die 76 A5-Seiten der "Tschüß"-Ausgabe sind wie immer gefüllt mit einem bunten Metal-Mix mit gewissen Schwerpunkten auf "hart" und "düster" und den bekannten leichten Schwankungen in der journalistischen Qualität. Mit Ancient Rites steht ein höchst interessantes Interview gleich zu Beginn (Gunther Theys wird mir langsam immer sympathischer), auch von Melechesh sind wissenswerte Dinge zu erfahren (auf die man, wenn man selbst schon das Privileg hatte, in Israel weilen zu dürfen, wenn auch für nicht mal zwei Wochen, natürlich einen eigenständigen Blick entwickelt), und nach der Lektüre des Logar's Diary-Interviews dürften in puncto Rollenspiele eigentlich keine Fragen mehr offenbleiben. Natürlich gibt's auch wieder den einen oder anderen Interviewten, bei dem man sich ein widerwilliges Grinsen nicht verkneifen kann (so ein "Klassiker" wie Belphegor ist aber nicht dabei, obwohl bei Rebellion nicht viel dran fehlt). Dem ebenfalls traditionell reichlich gefüllten Reviewpool folgt als gewissermaßen rahmenschließendes Element ein Interview mit den deutschen Doom Metallern Mirror Of Deception. Warum rahmenschließend? Nun, die Jungs waren vor Urzeiten Titelband des ersten Eternity-Heftes. Für 5,50 DM kann man sich den Eternity-Letztling (dem auch wieder eine CD beiliegt, Beyond The Sixth Seal und Logar's Diary markieren meine Favoriten) von der Adresse Eternity Magazin, Straßmannstraße 49, 10249 Berlin ins Haus schicken lassen. Und kaum ist dieser Nekrolog eingetippt, schon flattert mir Heft Nr. 20 auf den Schreibtisch, den Rücktritt vom Rücktritt markierend. Mehr darüber beim nächsten Mal.



Welches Zine ist wohl am Start, das nacheinander Bands wie Silbernacht, Bizarre 12, Suburban Skulls, Gratitude, Delicate AWOL und Hamadryad abhandelt? Klarer Fall, das müssen das Original Sin oder der Zeitgeist sein, und da erstgenanntes ja als Printversion nicht mehr unter den Lebenden weilt, kommt nur die neueste Ausgabe (3/2001) unserer schottischen Zeitgeist-Freunde in Frage. Mit dem United World Underground Audiozine geht's reviewtechnisch los, danach wird die beschriebene ganz und gar nicht zeitgeistig musizierende und stilistisch nicht breiter gefächert sein könnende Bandkaskade besprochen (Interviews oder ähnliche Kinkerlitzchen gibt's in der sechs A4-Blätter umfassenden Printversion bekanntermaßen nicht), und in dem Stile erfolgt dann auch die Fortsetzung bis zu den letzten zwei Seiten, die traditionell den Buchreviews gehören und wo diesmal u.a. ein Kunstbildband namens "Cross" von Kelly Klein vertreten ist, der das Kreuz-Symbol in unzähligen Varianten, Situationen und Zusammenhängen abbildet. Wie immer gibt's den Zeitgeist gegen einen IRC fürs Porto bei Zeitgeist, PO Box 13499, Edinburgh EH6 8YL, UK, www.the-rocker.co.uk, zu ordern.


"Back to the roots" geht Lärmbelästigung Nr. 8, denn die ganze Prog- und Power Metal-Fraktion ist mittlerweile aus dem Redaktionskollegium ausgeschieden, und Herausgeber Karim Daire will das Heft seiner Unterzeile "Krach Propaganda Magazin" wieder etwas näher bringen. Auf der beiliegenden CD gibt's demzufolge unterhalb der Härtegrenze des Death Metal gar nix mehr zu hören, und interviewtechnisch sind die Progmetaller Digital Ruin und die etwas an Tourniquet erinnernden Thrasher Prototype wohl auch die letzten "Stilfremden" im Heft. Statt dessen liest sich die Interviewliste wie ein Who is Who des extremen Metals: Immolation, Cryptopsy, Thorium, Iniquity, Nasum ... Klar, daß da nicht nur Intelligenzbolzen drunter sind, aber wenn man einen Menschen (?) wie Thomas Westphal losläßt, um über sowas zu schreiben, hat der gute Geschmack halt keine Chance. Da freut man sich dann richtig über 'ne Band wie Soul Demise, in deren Interview und Schaffen "Blood & Gore" keine Rolle spielt, oder gar über Cryptopsy, die in Salzburg lieber das Mozart-Haus besichtigen, als besoffen im Tourbus rumzukotzen. Ein guter Teil der 92 A4-Seiten gehört auch wieder den Tonträgerreviews, und es sollte niemanden überraschen, daß sich auch hier die Proportion etwas in Richtung extremeren Metals verschoben hat. Somit dürfte jetzt jeder wissen, ob sich ein Erwerb für ihn lohnt oder eher nicht. Für wenn ich mich recht erinnere 7 DM bei Lärmbelästigung, Karim Dairé, Marienstraße 67, 21073 Hamburg, laermbelaestigung@gmx.de zu kriegen.


Die Traditionalistenfraktion macht dafür mit der neunten Ausgabe des Mystic Obsession Boden gut, auch wenn Bienidiction & Co. diesmal auch eine Sampler-CD beiliegen haben, die erstaunlich weit in der heftigeren Ecke anzusiedeln ist und gar nicht so sehr im erweiterten Echtmetallsektor. Holy Moses sind auf dem Titel, und erwartungsgemäß schwelgt The Holgman mit Sabina Classen in alten bis sehr alten Erinnerungen.  Noch immer nicht ganz ausgereift sind die Nachbearbeitungen der englischen Interviews, aber eine deutliche Steigerung kann sich die Boizenburg-Crew diesbezüglich auf jeden Fall gutschreiben lassen. Paragon, Logar's Diary oder Mystic Prophecy gefallen mir trotzdem besser, ebenso Night In Gales oder Mourning Caress aus der eher härteren Ecke, Sunas Beitrag über Letzte Instanz ist was für Freaks (wer ihren Reviewstil kennt, weiß, was einen erwartet), und auch den Plausch mit Wacken-Häuptling Holger Hübner darf man lobend erwähnen. Mystic Circle und Marduk ... naja, der Intelligenzgrad schwankt mitunter leicht, aber interessant liest sich's schon auch. Dazu wieder wie üblich Reviews quer durch den metallischen Gemüsegarten, auch ein paar Live- und Zinereviews sind dabei, und nur ein paar layouterische Diffizilitäten erschweren das Lesen der 64 kopierten A4-Seiten leicht (nein, keine Hintergrundbilder oder Schnörkelschriften, sondern die Tatsache, daß sich Fragen und Antworten mitunter ungenügend voneinander abheben und man bisweilen unsicher ist, ob man noch bei Holgmans meist ausführlicher Fragestellung oder schon beim antwortenden Kommentar ist). Insgesamt für den eher traditionell veranlagten Metaller aber zweifellos eine lohnende Investition. Mittlerweile ist die Ausgabe allerdings vergriffen. Infos: www.immortalvinyl.de.


And now for something completely different: Unser Weg nennt sich der Freundesbrief der Freien Christlichen Jugendgemeinschaft Lüdenscheid, dessen 16 A4-Seiten aktuelle Informationen rund um diese überkonfessionelle Bewegung bieten, angefangen bei Personalien über Veranstaltungsrückblicke und entsprechende Vorankündigungen bis hin zum Unterstützungsaufruf. Der Leitartikel der Ausgabe November 2001, "Ground Zero", versucht, den Ereignissen des 11. September eine religiöse Dimension beizumessen (inwiefern er der Argumentation folgt, muß natürlich jeder Leser selbst entscheiden), die Rubrik "Mitarbeiterschule" berichtet von der Arbeit in den Partner- oder Eigenprojekten in der ganzen Welt, und auch die lokale Arbeit in Lüdenscheid, beispielsweise in der Drogenreha, bleibt nicht unreflektiert. Nicht jeder Agnostiker und/oder Atheist wird dem Blatt was Lesenswertes abgewinnen können - aber vielleicht auch gerade dieser Personenkreis und eben nicht der in sein eigenes Gemeindeleben eingebundene Christ. Egal, hier die Kontaktadresse, wo man den Freundesbrief kostenlos bestellen kann: FCJG Überkonfessionelle Dienste, Wislader Weg 9, 58513 Lüdenscheid, info@fcjg.de


Schlicht und einfach Musiker Magazin nennt sich eine Zeitschrift, die zwar offiziell vom Kulturellen Jugendbildungswerk e.V. herausgegeben wird, die aber praktisch eher so 'ne Art Vereinsorgan des Deutschen Rock- und Popmusikerverbandes e.V. darstellt. Man arbeitet ohne jegliche stilistische Einschränkungen, aber leider bisweilen auch ohne Zuordnung einzelner Artikel zu einem bestimmten Mitarbeiter. Vier große Komplexe tun sich im Inhaltsverzeichnis des professionell layouteten und gedruckten A4-Vierfarbheftes (die Nr. 1/02 hat 84 Seiten) auf: "Stories", "Internet", "Musikbusiness" und "Rubriken". Einziges "Internet"-Thema ist eine Abhandlung über Musiktauschbörsen neben Napster (die im paradoxen Gegensatz zur in den Newsmeldungen durchscheinenden Ablehnung dieser Prozederes steht), die "Stories" enthalten u.a. ebensolche über Reamonn, den Deutschen Rock- und Pop-Preis 2001 (mußte Rudi Schenker unbedingt aufs Cover?) oder das angebliche "Comeback der Lederjacken", sprich der Rock-Radiosender, und die "Business"-Artikel enthalten für aktive Musiker wichtige Informationen in rauhen Mengen, angefangen von der Warnung vor dem offensichtlich unseriös arbeitenden Produzenten Roland Pospichal über das ewig junge Thema GEMA und zahlreiche Tips und Ratschläge verschiedenster Themenbereiche (für alle, denen Kerstins "Werben oder Erben" über die ersten Schritte hinausgeholfen hat). Schlußendlich gibt es die erwähnten "Rubriken" mit Vorstellungen von Clubs, Plattenrezensionen (wo ich mir generell allerdings mehr Kontaktadressen wünschen würde - wie soll man sonst an die reviewten Eigenproduktionen rankommen?), Technik-News, massig Titelschutzanzeigen (die sollte der aufstrebende Musiker besonders eifrig studieren, damit ihm nicht im Falle plötzlichen Erfolgs jemand ans Bein fährt, der schon viel länger so heißt) und die Vorstellung des dem Heft beiliegenden "Stars In Sight 2"-CD-Samplers, auf dem sich 16 Bands eines Spektrums vom wunderbaren Musical-Pop aus der Feder von Mark Pwllheli & Judith Saròn über die Ulkpopper Addis Band (kann sich eigentlich jemand noch an Possenspiel erinnern?) und den relativ kommerziellen Dancefloor von Yenz bis zu den Münchener Traditions- (nicht True-!) Metallern von Secret In Sanity tummeln. Für aktive Musiker auf jeden Fall interessante Lektüre und die 5,90 DM garantiert wert, der Musik lediglich konsumierende Teil der Bevölkerung sollte aber erstmal im Bahnhofs- oder Flughafenkiosk probeblättern. Falls dort kein Heft vorrätig ist, hilft ein Schreiben an Kulturelles Jugendbildungswerk e.V., Ole Seelenmeyer, Kolberger Straße 30, 21339 Lüneburg, os@musiker-online.com vielleicht weiter. (bis hierher: rls)


Den G.U.C.-Leuten drücke ich die Daumen, dass sie mit ihrer 17. Ausgabe keine Probleme mit irgendwelchen „Sittenwächtern“ kriegen, denn der 3. Teil des Panoptikums des Grauens über Massenmörder beschäftigt sich mit Kannibalismus und Vampirismus und hat es ganz schön in sich! Meine Güte. Für Interviews standen diesmal u.a. Tristania, Lykathea Aflame, Beyond Serenity und die etwas aus der dunkel-derben Ausrichtung des Heftes herausstechenden Leipziger Toxic Smile zur Verfügung. Die Massen an Reviews werden lediglich in „Headbangers Heaven“ (und hier in „Knaller“ und mittelprächtige Scheiben) und „Headbangers Hell“ (die irgendwie immer nur Ralf und Vadim abkriegen, die armen Schweine – wieso ist das so?) (Keine Ahnung – aber für Nr. 18 hat mir Rüdi auch wieder mal mindestens einen Eintrag dieser Kategorie beschert – Anm. rls) unterteilt und alphabetisch abgehandelt, egal in welche „Schublade“ sie gehören und ob sie Stars oder Proberaumkellerbands sind. Sylkes Bericht über den fahrenden Spielmann im Mittelalter dreht sich diesmal um seine Funktion in der damaligen Zeit und ist im übrigen ganz und gar nicht „trocken“, sondern höchst interessant. Sehr abrupt endet das immer noch beste Underground-Heft, das ich kenne, mit den Zine-Reviews.
Die 130 tollen Seiten kosten ab sofort 3 Euro, weil das Binden so teuer ist. Aber das sollte es jedem wert sein! Eine großartige CD mit ausschließlich Underground-Bands gibt’s schließlich auch noch dazu. Kontakt: G.U.C., Postfach 280145, 01141 Dresden, www.guc-area.de (Janet)



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