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V.A.: Progressive DisDURPance Vol. 3
von rls
(DURP)
Noch bevor man auch nur einen Ton dieses Samplers gehört hat, nimmt einen die Optik für ihn ein, sowohl das liebevolle Artwork von Larry Elmore als auch die Tatsache, daß man im Booklet alle möglichen und wichtigen Informationen über die beteiligten Bands bekommt, was leider eine Ausnahmeerscheinung in der heutigen Musiklandschaft darstellt (druckkontrasttechnisch sind zwar noch Steigerungen drin, aber man kann trotzdem alles lesen). Dickes Lob also an Markus und Renald, die mit DURP eines der wichtigsten Netzwerke im Progressive-Bereich betreiben. Daß die beiden auch musikalisch Geschmack haben, wird allein schon durch die Tatsache, daß Sunblaze
auf Vol. 1 dieser Samplerreihe vertreten waren, bewiesen. Zwar wird es kaum einen Menschen draußen geben, der JEDEN Song der CD mag, aber es dürfte auch JEDER mindestens eine entdeckenswerte Band finden, zumal das vertretene Spektrum ziemlich breit ist ("best advanced rock & metal" heißt's im Untertitel, und das übernehme ich einfach mal so).
Yoke Shire eröffnen mit "The Brook, The Mirror And The Maiden" und überfallen einen gleich mal mit mehrstimmigen A-cappella-Gesangssätzen, die einem wohlige Erinnerungen an Yes bescheren, bevor die Band in Areale ausbricht, die Jethro Tull beackert haben könnten, wenn sie vor 400 Jahren schon existiert hätten. Agent Cooper klingen keineswegs wie 'ne Mischung aus Agent Steel und Alice Cooper, sondern haben sich eher AOR-Größen wie Night Ranger oder Journey als Vorbild genommen. Nangyala und Zenobia haben auch je ein Vorbild, an dem sie zwar nicht kopistisch
kleben, das man aber doch deutlich durchhören kann. Im Falle der Holländer
Nangyala sind's Marillion zu "Brave"- bzw. "Afraid Of Sunlight"-Zeiten, die Berliner Zenobia zeigen sich von Emerson, Lake & Palmer beeinflußt, wozu stimmliche Parallelen zu Keith Emerson ihr Scherflein beitragen. Scythes
"Eruption: The Arrow's Point" ist eigentlich nur ein knapp dreiminütiges
Intro zum Song "Each Other", kann aber auch als alleinstehender Track überzeugen. Tunnelvision setzen "Reach The Moon" traditionell progpowermetallisch um, wobei der Mikroinhaber irgendwo zwischen den beiden Stratovarius-Timos liegt. TellTaleHard haben mir mit ihrem RockHard-"Unerhört"-Beitrag "Fight The Fear" zwar besser gefallen, kultivieren aber auch auf "Tip The Scale" ihre Stärken, zu denen u.a. der eigenartige Riffsound, der halbakustisch anmutet, aber trotzdem voll verzerrt ist, gehört. Überhaupt nichts anfangen kann ich mit Body Full Of
Stars, deren an Frank Zappa erinnernde analog zum Bandnamen betitelte
und fast pseudomilitärisch anmutende Soundcollage allerdings nur eine Facette ihres Schattens featurt. Da sagt mir "In The Pink" von Platos HalO schon mehr zu, obwohl Sängerin Marija leider nur ein zweitklassiger Kate Bush-Verschnitt ist. Besonders die xylophonartigen Keyboardthemen machen diese kleine Schwäche locker wett. Transcendence haben nicht so viel mit Crimson Glory am Hut, wie man anhand des Namens vermuten könnte, aber auch sie sind im songorientierten Progmetalbereich anzusiedeln und bauen zudem noch catchy Violinen ein. Zu Sfumatos Instrumental "Take 2" will mir so gar nix einfallen. Progrock, ja. Aus Deutschland, ja. Ähem, weiter zu "Trinity" von Prototype, dem absolut härtesten Track der CD. Prototype sind im Progressive Thrash-Areal anzusiedeln und verdeutlichen, wie Tourniquet klingen könnten, wenn sie ihre Exkurse in stilfremde Gefilde unterließen und statt dessen melodischen Akustikelementen breiteren Raum einräumten. Paranoise
versuchen, traditionelle Rockelemente mit musikalischen Elementen anderer
Kulturen zu verbinden, was ja prinzipiell ein lobenswertes Unterfangen ist, mir aber zumindest beim Song "Tarana" Nervenflattern beschert, da die orientalischen Gesangslinien so gar nicht mit dem Rest der Songs harmonieren
wollen. Die letzten beiden Songs sind "previously unreleased": Mystery aus Kanada verbinden traditionellen Progrock mit fest gregorianisch anmutenden
Melodiebögen, was im Gegensatz zu Paranoise tadellos funktioniert und mir nur noch das Rätsel aufgibt, an wen mich der Sänger erinnert. Salem Hill schlußendlich nehmen sich in "The Last Enemy" eines Themas an, das etwas an HammerFalls "Glory To The Brave" (!!!) erinnert und in den ersten drei Minuten auch ähnlich, aber natürlich auf progrockende Art und Weise, umsetzt, bevor der ruhige Mittelteil einsetzt und den Song zu einem kleinen Juwel veredelt.
Zu ordern sind diese höchst empfehlenswerten 73 Minuten bei Markus Weis, Am Gangsteig 9, 85551 Heimstetten. Die DURP-Homepage, via derer die meisten der kompletten Tonträger der vertretenden Band und noch 'ne riesige Anzahl anderer bestellbar sind, gibt’s unter der leicht zu merkenden Adresse www.durp.com
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