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von rls

V.A.: Stars In Sight 2   (Rockwerk Records)

Diese Samplerreihe erscheint in Zusammenhang mit dem Musiker Magazin und wird in einer Stückzahl von ca. 15000 unters dieses Heft lesende Volk gestreut, und das besteht hauptsächlich aus Musikern sowie aus Vertretern des Musikbusiness. Stilistisch geht's quer durch den Gemüsegarten, und 16 Bands sind mit je einem Track auf Vol. 2 vertreten. Amok Peterson eröffnen mit "Commercial Pilgrims" und sind nicht so schlecht, daß ein Herr Peterson deswegen Amok laufen müßte, aber so richtig vom Hocker haut mich ihr Indierock auch wieder nicht. Da gefallen mir die nachfolgenden Überdrukk schon besser, die einen leider arg betroffenheitstriefenden, hamburgerschuligen Text (in deutsch übrigens) über ewiggestrigen, aber guten (Hard) Rock gelegt haben (ein Großteil der Bandmitglieder sieht auch nicht mehr allzu jung aus), der besonders durch den energischen Gesang besticht. Eine Halbballade namens "Remember Me" kommt aus dem Hause Image 1, wobei ich nicht weiß, wie diese per Eigendefinition "Rock-Pop" fabrizierende Combo sonst zu Werke geht. Der Song jedenfalls ist so richtig schön kuschlig, passend zum morgigen Valentinstag (auch die Lyrics passen sich diesem Gestus an), und enthält ein gefühlvolles halbakustisches Solo. Das Auffälligste an SIne DiE bleibt anschließend die Schreibweise ihres Bandnamens, denn der eher gemächliche Alternative Rock (wobei die Stromgitarre derart weit im Hintergrund vor sich hinwuselt, daß mancher nicht mal mehr "Rock" dazu sagen würde) fließt ohne größere Höhepunkte vor sich hin. Chamaeleon gehen in "Für immer" einen Schritt Richtung Image 1 zurück - auch hier erklingt eine Halbballade einer eigentlichen "Rock/Pop"-Band, allerdings eine, aus deren Text man problemlos einen fürchterlich platten Beitrag für den Grand Prix de la Eurovision stricken könnte. Diese Klippe umschiffen Chamaeleon musikalisch gekonnt, wobei der warme Baß besonders positiv auffällt. Aus Solingen kommen nicht nur Accept, sondern auch Krisenherd, und beide Bands haben was mit Klassik zu tun - Krisenherd bestehen allerdings im Gegensatz zu Accept hauptsächlich aus Orchestermusikern, die nebenbei auch noch ein Faible für Popmusik haben. Ebensolche mit massiven Einflüssen der eigentlichen Brötchengeber gibt's dementsprechend in "Kinderschlager" zu hören (oder sind Frenchhörner mittlerweile popmusikalisches Gemeingut?), das zudem textlich ein kritisches Szenario transportiert. Der absolute Höhepunkt der CD folgt mit Mark Pwllheli & Judith Saròn: "Take Me To The Stars" wird als "Musical-Pop" bezeichnet, glänzt mit einem brillanten Arrangement und ausgezeichneten Gesangsleistungen der beiden Protagonisten, die natürlich haufenweise Pathos auffahren, aber nie ins Peinliche abkippen. Absolute Perfektion! Da können PeakSeason nicht ganz mithalten, obwohl auch ihr Poprock richtig gut wäre, wenn da nicht das etwas zu verspielte Schlagzeug etwas unnötige Unruhe in "Sleep Tonight" hineintragen würde. Als groben Stilanhaltspunkt darf man Toto anführen, wenn es bis zu deren Routine und Klasse auch noch ein Stück Wegs für die beiden Auricher ist. Auf der Routineskala höher punktet Ulli Möhring, der stilistisch irgendwo in der Ecke von Sting siedelt, aber mir trotz tadellosen Handwerks zu wenig Überraschendes bietet (die Tatsache, daß außer dem Titelwort "Borderline" der ganze restliche Text in deutscher Sprache daherkommt, stellt so ziemlich den einzigen nicht ausrechenbaren Faktor des Songs dar). Dann schon lieber Addis Band, obwohl man für die wiederum harte Nerven braucht, denn dieser Vierer parodiert in "Kotelett & Bratwurst" die deutsche Grillabendkultur in musikalisch zwischen "angekohlt" und "durchgebraten" liegenden Sphären, wo durch den aus Aldi-Rindfleisch bestehenden Schaschlyk ein Mahagonispieß durchgeht. Daß die Bremerhavener optisch eine Erinnerung an die DDR-Ulkrocker Possenspiel in mir hervorrufen, dürfte allerdings Zufall sein. Zu den mittlerweile recht zahlreichen Bands mit echten Violinenklängen zählen Virgin & Fish, deren "Foreigner" sich auch auf einer alten Subway To Sally-Platte nicht schlecht gemacht hätte und dort qualitativ nicht durchs Sieb gerutscht wäre. Mit unleaded folgen weitere Toto-Nacheiferer, und Sänger Oliver Kratzer hört man tatsächlich ein bißchen an, daß er in klassischem Gesang ausgebildet ist, auch wenn er in "Don't Worry" bei weitem nicht alles zeigt, was er vermutlich kann. Die Elektrosounds von Yenz in "Vampyr" sagen mir persönlich überhaupt nicht zu und sind mir zu monoton ausgefallen, allerdings hab' ich bekanntermaßen in dieser Richtung keinerlei Ahnung, weshalb das nicht als Qualitätsindiz gewertet werden sollte. Deshalb gleich weiter zu Herman d' German, dessen Pseudo gefährliche Nähe zu Herman Ze German, dem ehemaligen Scorpions-Trommler, welcher unter seinem Pseudo auch mehrere Soloplatten veröffentlichte, aufweist. Allerdings ist dieser Herman hier mindestens doppelt so dick wie sein schlagzeugender Kollege und erzeugt dreckigen Deutschrock mit gewissen Hardrocktendenzen, womit er automatisch ein bißchen in die Zeltinger/Parche-Richtung schleudert. "Dein Leben" beschreibt zwar nicht meins, aber den Grundtenor gab's schon früher unter dem Slogan "Birth - School - Work - Death". Die Frage nach dem Warum stellen auch secret in sanity mit "Why" in Gestalt angedüsterten Power Metals, der leider etwas unter einer pappigen Produktion leidet, aber generell recht ansprechend ausgefallen ist und zudem mit dem eher an Sven D'Anna (Wizard) als an die Eunuchenfraktion erinnernden Gesang einen gewissen Originalitätsfaktor aufweist, auch wenn die Gesangslinien ruhig noch etwas mehr ausgefeilt werden dürfen. Den Abschluß markieren die Funpunker von Nullbock, über deren "Lolita" wir nach den knapp drei Minuten alles wissen, auch das, was wir gar nicht wissen wollten. Daß der Vierer dem Genre Kiddiepunk neue Impulse verleihen kann, sollte von vornherein niemand erwarten.
Ob's den Sampler auch unabhängig vom Musiker Magazin 1/2002 zu erwerben gibt, weiß ich nicht. www.talentcity.de oder www.musiker-online.com können dem Interessenten aber sicherlich weiterhelfen.



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