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Fanzine-Rezensionen aus CrossOver 1/01

Achimer Hausfreund, Original Sin, Motorcitysonic, Eternity, mitarbeiten, Der Auftrag, Mystic Obsession, Fatal Underground, Animalize, Clarino, Klassik heute, Turn Or Burn!?!, Musik und Kirche, Metalica, G.U.C.

Diesmal müssen die Fanzine-Reviews mit einem Nachruf begonnen werden, denn die Nr. 35 des Achimer Hausfreunds ist gleichzeitig auch die letzte, womit dem Underground eine ziemlich kultige Publikation verlorengeht. Wo sollen nun die ganzen kleinen Nachwuchssocialbeatautoren hin? Und wie verarbeiten die Herausgebergehirne selbst den zwangsläufig entstehenden Ideenstau? Die Zukunft wird es zeigen. Jedenfalls enthält die Abschiedsausgabe wie üblich in A5 und auf 32 Seiten Lyrik und Prosa aus den verwinkelteren Gassen der Literaturstadt, dazu eine collagenhafte Story namens "Gedanken über Liebe und Tod (Short Cut-Version)", den Baukasten für blöde Prosa (ist der nun lustig, oder tut er nur so? Oder, anders gefragt: Wieviel Dope braucht man, um den zu verstehen?), eine Handvoll Rezensionen von Gelesenem und Gehörtem sowie - jetzt wird's wirklich kultig - einem A3-Poster mit Vorstellung und Text eines gewissen, zum Redaktionskollektiv gehörigen Daniel Dachtewitz (sofern das kein Witz ist, den ich nur mal wieder nicht verstanden habe :-)). Abgerundet wird das Heft wie üblich durch diverse Hinweise und Tips, sich im Undergroundkulturdschungel zurechtzufinden; das Ganze übrigens in abwechslungsreicherem Layout, als man das vorher gewöhnt war. Wer sich das Vermächtnis aus Achim ins Haus kommen lassen möchte, wende sich mit 2,50 DM (wohl zzgl. Porto) an Factory 27, C.C. Kruse, Postfach 2148, 28826 Achim. Tschüssi, Leute, war schön mit Euch.



Die augenfälligste Änderung, die Original Sin Nr. 30 gegenüber seinen Vorgängern auffährt, findet sich im Untertitel auf dem Cover. Zwischen die altbekannten Begriffe Wave, Goth, Indie, Punk und EBM hat sich da nämlich auch noch Metal geschlichen. Wer daraus nun aber rasiermesserscharf auf eine inhaltliche Themenhärtung schließt, liegt daneben - Nr. 30 ist nicht stählerner als die bisherigen Hefte, sondern bietet erneut eine stilistisch extrem breitgefächerte Mixtur aus allen möglichen Genres, die sich im musikalischen Underground herumtreiben. Wie bekannt, zerrt Didier hauptsächlich kleinere bis kleinste Bands ans Tageslicht, hat diesmal volle drei Seiten Fanzinereviews am Start, stellt das Minilabel Pickled Egg Records aus Leicester vor (aktiv im Popmusik-Underground) und interviewt Bands wie die Industrial-EBMer The Boris Yeltsin Love XI (aus Schottland, nebenbei bemerkt), die Guitarpopper Bodixa oder die deutschen Elektrofreunde Dynamic Masters, die auch das Cover zieren. Im Vorwort kanzelt Didier diesmal die (Vorsicht Ironie!) sorgenvollen Blicke der Majorplattenfirmen auf die CD-Brenn-Bewegung ab (merke: die Mutterkonzerne dieser Firmen stellen neben zahlreichen anderen Produkten auch CD-Brenner und -Rohlinge her ...). Wie üblich kommen die zahlreichen A5-Seiten in leicht verständlichem Englisch und mit kultigem Schreibmaschinenlayout über den Pommesäquator gewandert, wenn man ein Äquivalent von einem IRC, einem US-$ oder 36 belgischen Francs an Didier Becu, Jozef Guislainstraat 6, B-9000 Gent, Belgium auf den Weg bringt. Übrigens gibt's auch ein Onlinefanzine namens Original Sin, das unter www.the-original-sin.com zu finden ist, allerdings aus den USA kommt, sich im Ska-, Punk- und Emounderground bewegt und damit eine prima Ergänzung zu unserem belgischen Zine darstellt, obwohl beide nichts miteinander zu tun haben. Wenige Tage vor Redaktionsschluß kam mir Nr. 31 ins Haus geflattert, die ich aber zeitlich nicht mehr bewältigt habe. Nur soviel: Didier hat mit dieser Ausgabe doch tatsächlich auf Computerlayout umgestellt. Mehr darüber in den nächsten Fanzine-Rezis.


Neben einem neuen Sampler hat die Stuttgarter Bookingagentur & Bandfamilie Motorcitysonic auch die dritte Ausgabe ihres Fanzines draußen. Diese gehört ausschließlich den Motorcitysonic-Bands, nachdem in der Nr. 2 ja noch einige "Fremdthemen" aufgetaucht waren. Die Stories sind durch die Bank weg knapp gehalten und lassen dem Leser mitunter recht viel Interpretationsspielraum. Als eindeutiger Oberbrüller stellt sich schnell das fiktive Gespräch von Branco Zebec und Cesar Luis Menotti heraus, die sich im fußballtypischen Slang unter der Überschrift "Im aktuellen Tonstudio" über das neue Schaffen einiger Motorcitysonic-Bands auslassen. Einen Livebericht vom Umsonst & draußen-Festival 2000, wo etliche Motorcitysonic-Bands spielten, gibt's schlußendlich auch noch. Stilistisch reicht das Spektrum vom Ambient (Navel) bis zu Zwischen-allen-Stühlen-Metal (Subsistence). Das saubere, aber großzügig-schlichte Layout wird nicht jedermanns Sache sein, aber dem inhaltlichen Lesespaß tut das keinen Abbruch. Das A5-Heft ist kostenlos (1,50 DM Rückporto sollten trotzdem investiert werden) bei Motorcitysonic, Reinsbergstraße 112, 70197 Stuttgart, motorcitysonic@gmx.de, zu haben.


Das Eternity präsentiert sich mit einer Art Umbruchausgabe: "Nur" 76 A5-Seiten (wie üblich in professioneller Herstellungsqualität) informieren den geneigten Anhänger der härteren Metalsorten in Nr. 16 übers mehr oder weniger undergroundige Geschehen und leiten über zur Nr. 17, welche die erste ist, mit der das Heft alle zwei Monate deutschlandweit in allen Bahnhofsbuchhandlungen ausliegt und hoffentlich auch gekauft wird. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Katja, Kai & Co. mit diesem Schritt zuviel aufgebürdet haben oder ob gerade das der richtige, konsequente Schub zur Weiterentwicklung war, den das Heft gebraucht hat. Wünschenswert wäre natürlich letztgenannte Alternative, aber Fakt ist auf jeden Fall auch, daß mit Nr. 16 zwei schreiberische Stützen das Team verlassen haben, nämlich Robert Pöpperl und Sascha Blach, die beide mit ihren anderweitigen Aktivitäten (Rock Hard, Legacy, Radiomoderation etc. pp.) voll und ganz ausgelastet sind und spürbare Lücken hinterlassen haben, die ihre nachrückenden Kollegen nach wie vor nicht schließen können. Klar, solide Infokost ist das hier allemal, und diverse Highlights hat der interviewöse Sektor auch wieder vorzuweisen (re-Vision als Exempel), nur ist eben leider auch etwas Material mit Füllcharakter dabei, das nicht zur Mit-Ruhm-Bekleckerung beiträgt (hier mögen Antropofagus als Beispiel dienen - nicht unbedingt wegen dem trocken-stumpfen Gebrabbel von Sänger Argento, sondern wegen Intervieweuse Sandra Ternes, die das doch glattweg mit selbsternannten Intelligenzmaßstäben zu bewerten versucht, womit sie zwangsläufig Schiffbruch erleidet; das Titelinterview mit Cryptopsy beweist allerdings, daß sie sowas eigentlich gar nicht nötig hat). Übrigens, lieber Bruno von Hypnos: Wenn man schon meint, antichristliche Parolen loslassen zu müssen, sollten die wenigstens grammatikalisch richtig sein, gelle :-) ? Dann doch lieber das Enid-Interview lesen, denn da wird richtig tiefsinnig nachgedacht, was dieses (überraschenderweise von Pascal Zuger, mit dessen Stil ich sonst so gar nicht warm werde, geführte) Interview zum Glanzpunkt von Nr. 16 macht. 5,50 DM an Eternity, Hausburgstraße 24, 10249 Berlin, und ein Heft (incl. CD, u.a. mit Anasarca, Novembers Doom und den Leipzigern Thotamon) kommt ins Haus geflattert.


So 'ne Art Schwesterblatt von Musik & Message aus Bayern stellt mitarbeiten vom Landesjugendpfarramt der Ev.-Lutherischen Landeskirche Hannovers dar, allerdings mit dem Unterschied, daß sich Friedrich Rößner & Co. in ihren Schwerpunktthemen auf musikrelevante Exempel konzentrieren, während die Hannoveraner Mannen um Wilhelm Scheele als Untertitel "Informationen - Meinungen - Positionen" gewählt haben und laut Impressum "Informationen für die evangelische Jugendarbeit" bieten wollen, was musikalische Themen nicht ausschließt, aber auch nicht zur Ausschließlichkeit werden läßt. In der 3/2000 geht's schwerpunktmäßig um "Rap, Rock, Pop in der Evangelischen Jugend", wobei recht schnell deutlich wird, daß die Hannoveraner erstmal einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit solche Musik überhaupt in dortige Kirchenstrukturen Einzug hält. Sie leisten also bei der Leserschaft (die sich weniger aus Jugendlichen als vielmehr aus kirchlichen Mitarbeitern rekrutiert) Lobbyarbeit, und angesichts der Zielgruppe erscheint auch das sparsame Layout angebracht. Der eingeschlagene Bitterfelder Weg (Greift zur Feder, Jugendarbeiter!) sorgt für ein breites Erfahrungsspektrum der Beiträge und transportiert Themen, Projekte und Positionen, die durchaus auf andere Gemeinden übertragbar sind und damit Hand in Hand mit einer ursprünglichen CrossOver-Philosophie gehen. Das Ganze passiert ein gutes Stück tiefgründiger als in den letzten mir bekannten Musik & Message-Heften, so daß man über den einen oder anderen naiveren Standpunkt schmunzelnd hinwegsehen kann. Bandporträts, Liveberichte und ähnliche Features fehlen auf den 40 A4-Seiten natürlich ebenfalls nicht. Und als Krönung liegt dem Heft auch noch eine CD bei, einen Querschnitt durch die Hannoveraner Kirchenbandszene bietend, 15 Bands aller poprockigen Spielarten featurend (Metal ist leider abwesend - liegt Wolfsburg als Homebase von Seventh Avenue eigentlich im Hannoveraner Arbeitsbereich?) und zudem professionell bei Jan Nemec (!) produziert. Ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter der Hannoverschen Landeskirche können mitarbeiten kostenlos beziehen, alle anderen Interessenten fragen einfach mal beim Landesjugendpfarramt der Ev.-Lutherischen Landeskirche Hannovers, PF 265, 30002 Hannover, Tel. 0511-1241428, Fax 0511-1241978, Email landesjugendpfarramt@evlka.de, www.ejh.de, nach, zu welchen Konditionen sie das Heft ordern können.


"Orientierung im Leben - Dynamisches Christsein" hat sich ein Blatt namens Der Auftrag untertitelnd auf seine Fahnen geschrieben. Dem Verein Jugend mit einer Mission entstammend und vierteljährlich erscheinend, wählt man jeweils ein Thema aus dem Komplex "Religion und Gesellschaft", das dann von einer Armee mehr oder weniger fester Autoren allseitig aus verschiedenen, aber stets christlich fundierten Positionen (von progressiv bis zu fundamentalkonservativ) beleuchtet wird. Von daher schießt man natürlich am Ziel vorbei, wenn man das Heft anhand einzelner Beiträge in den Himmel loben oder aber negativ abkanzeln will. Globales Thema in der Nr. 77 (Dezember 2000) ist "Kunst - Was soll der Luxus?!", und hier sind sich ALLE vertretenen Autoren einig, nicht nur konkrete evangelistische Einsatzgebiete der Kunst herauszustellen, sondern auch den Wert von Kunst allgemein als Ausdruck einer von Gott verliehenen Kreativität nicht zu vergessen. Im Gegensatz zu diversen Superfundamentalchristen, die beide genannten Aspekte gerne abstreiten und damit geradezu bilderstürmerisches Verhalten an den Tag legen, überzeugen die Auftrag-Autoren durch auch im religiösen Sinne (wenn auch nicht in jeder Ausprägung) stringente Argumentation und nachvollziehbare Quellenangaben, nicht zuletzt bei der Angabe der verwendeten Bibelübersetzung. Natürlich kann ich mich nicht jeder Meinung anschließen, aber - wie bereits geschrieben - das ist auch nicht Sinn und Zweck der Sache, und interessante Denkanstöße bekommt man allemal. Und allein Steve Millers "Moderne christliche Musik"-Auszug ist Grund genug für jeden, der in einer christlichen harten Band spielt, sich das Heft ins Regal zu stellen. Einige Buchempfehlungen zum Zentralthema sowie aktuelle News rund um den Trägerverein und seine internationale Mutterorganisation Youth With A Mission runden das 68seitige, durchgehend vierfarbige und professionell hergestellte A4-Heft ab. Sollte in christlichen Kreisen durchaus auf großes Interesse stoßen. Ein Einzelheft gibt's für 7,50 DM (zzgl. Porto), ein Jahresabo mit vier Heften für 28 DM (incl. Porto), wobei die Lieferung gegen Rechnung erfolgt. Bestelladresse: Redaktion Der Auftrag, Schloßgasse 1, 86857 Hurlach, Tel. 08248-12220. Im Netz ist Der Auftrag unter www.der-auftrag.de zu finden.


Nicht durchgängig warm werde ich mit der siebenten Ausgabe des Mystic Obsession. Klar, die klassischen Trademarks des 60seitigen kopierten A4-Heftes sind erhalten geblieben, man widmet sich erneut dem eher traditionellen Metal verschiedenster Bauarten und hat seine Ehrlichkeit selbstredend nicht an den Nagel gehängt. Allerdings sind die Interviews diesmal ausgesprochen schwerverdaulich ausgefallen. Gut, der Sofaplauderton ist Geschmackssache, jeder soll halt die Interviews führen, wie er mag, aber einige der Unterhaltungen mit nichtdeutschsprachigen Musikern treiben mir doch den Angstschweiß auf die Stirn, da es ein wenig an der redaktionellen Nachbearbeitung hapert (die wörtliche Übersetzung von Sprichwörtern bzw. Redensarten ist da nur die Spitze des Eisberges). Schade, das haben Bienidiction und ihre Crew früher besser hingekriegt. Außerdem outet sich Hans "Ace" Dammann in seinem Bericht vom Bang Your Head-Open Air als Scheuklappenträger allerschlimmster Kajüte und ist offenbar der Meinung, ein Metaller müsse eine an Borniertheit grenzende Intoleranz sowie ein möglichst asoziales Verhalten an den Tag legen, um sich zu Recht ein Metaller nennen zu dürfen. Mensch, da gab's mal 'ne Zeit (die ich nur noch vom Hörensagen kenne), wo man als Metaller akzeptierte, wenn der andere lieber Slayer hörte, auch wenn man selber eher auf die Scorpions stand. Erst über Primal Fear und Hammerfall abzulästern und einige Zeilen später zu behaupten, wir seien doch alle "brothers & sisters in metal", ist ja wohl ein Hohn, oder? Ich mag Primal Fear im musikalischen Sinne auch nicht (obwohl's stilistisch durchaus mitten in mein Interessengebiet fällt), aber ich akzeptiere, was sie tun, und das, was sie tun, das machen sie zweifellos gut. Bevor ich mich jetzt gar nicht wieder einkriege, weise ich lieber noch darauf hin, daß solche Ausfälle dankenswerterweise sehr selten im Heft auftreten. Interviews gibt's u.a. mit After Forever, Seventh Gate, Samson, Ayreon, Asgaia und Morgenstern, und neben dem BYH war man auch bei den Chaostagen in Leipzig (alias Wave Gotik Treffen 2000) und selbstredend in Wacken vor Ort. Mittlerweile ist die Ausgabe allerdings vergriffen. Infos: www.immortalvinyl.de.


Was soll ich noch groß über's Fatal Underground schreiben? Nr. 9 ist das dickste FU, das es jemals gab, und da die Jungs aus Dessau im Vorwort darauf hinweisen, man arbeite jetzt STRENG nach der neuen Rechtschreibung und habe somit auch keine Fehler mehr im Text, will ich mich gar nicht bei Formalien aufhalten (nur die durch mehrere Interviewseiten getrennten Reviews gefallen mir immer noch nicht). Sehr viel Death Metal ist diesmal vertreten (darunter mit Encabulos und Intense Hammer Rage zwei australische Bands, deren Äußerungen doch glattweg die Vermutung aufkommen lassen, das Ozonloch sei noch größer als erwartet und habe in diversen Hirnen Trockenmasse erzeugt), aber selbstredend widmet man sich auch wieder unmetallischen Themen wie den Freiberger Elektronikern Mainform oder den völlig unkategorisierbaren Mila Mar. Resurrected steuerten einen Bericht über das Milwaukee Metal Fest bei, während die Klein & Co.-Crew sich auf dem Fuck The Commerce III-Festival bei Torgau und dem Dynamo Open Air, allerdings nicht dem in Holland, sondern dem gleichnamigen im tschechischen Litomerice, verlustierte. In der Vorstellung verdienter Undergroundlabels hat's diesmal Cudgel Agency getroffen, und nach dem (ausgesprochen interessanten) Interview mit dem Autor Bard Miraclyst verstehe ich zwar dessen Schreibgründe und -welten deutlich besser, aber Gefallen finde ich an seinen Gedichten und Geschichten leider nach wie vor nicht wirklich. Ist aber unterm Strich wohl auch Geschmackssache. Viele, viele Reviews runden das (wie immer) kopierte, (wie immer) lesenswerte A5-Heft ab, das es (wie immer) gegen 1,50 DM Rückporto bei Egbert Klein, PF 301355, 06849 Dessau zu ordern gibt.


Zu den altgedienten metallischen Heften zählt das Animalize. Die Ausgabe 26 (Frühjahr 2000), die mir gemeinsam mit der Nr. 27 (Herbst 2000) ins Haus geflattert kam, markierte das 10jährige Bestehen des Heftes, und auch von der Demission eines guten Teils der Mitarbeiterschaft anno 1999 (der das Bright Eyes gründete) läßt sich Chefpolizist Oliver Loffhagen nicht entmutigen und macht halt fast solo weiter, verstärkt lediglich um Chris Mummelthey, der sich um den härteren Sektor sowie um irgendwelches verdrehtes Zeug kümmert, wohingegen der Chef eher aus der traditionsmetallischen Ecke kommt. Der Untertitel des Animalize lautet allerdings "heavy music & more", und dieses "more" manifestiert sich beispielsweise in den Plattenkritiken mit einer Extra-Rubrik "Pop", worunter dann alles von Alanis Morissette über Guildo H. bis Falco und Nina Hagen fällt. Auch interviewös gibt sich immer mal ein nichtmetallischer Vertreter die Ehre, so in Nr. 26 Peter Meyer (ja, genau, der von den Puhdys) oder in Nr. 27 Dirk Bielefeldt (ja, genau, der Polizist "Herr Holm"). Ansonsten standen hauptsächlich größere Bands vor den Interviewmikros, was wieder mal 'ne Diskussion entfachte, ob denn das der Sinn eines Fanzines sei oder nicht. Im Falle des Animalize argumentieren Oliver und Chris, daß sie den größeren Bands tiefgründiger auf den Zahn fühlen wollen, als das viele größere Hefte tun - akzeptiert, nur gelingt dies noch nicht immer durchgängig, obwohl man mit vielen Beiträgen auf einem guten Weg ist. An die Praxis, Plattenbesprechungen gleich neben den Interviews mit den reviewten Bands unterzubringen (wobei man die erste Hälfte des Reviews dann auch als Intervieweinleitung serviert bekommt), kann ich mich indes nicht so richtig gewöhnen. Lesenswert ist dieses professionell hergestellte A4-Mag (so um die 50 Seiten) jedoch zweifellos, wenn mir auch das Layout nicht so richtig zusagen will (ähnlich wie beim "Ableger" Bright Eyes ist es mir eindeutig zu großzügig, außerdem scheint das Computersystem akute Probleme mit Umlauten und dem ß zu haben). Unterm Strich kommt es ja schließlich auf den Inhalt an. Gegen 3 DM Rückporto fliegt Euch ein Heft von Oliver Loffhagen, PF 1217, 23758 Oldenburg/Holstein ins Haus. Ach so, noch was: Sag mal, Oliver, das ist doch kein Zufall, daß die in Nr. 27 reviewten Eigenproduktionen (von zwei Ausnahmen abgesehen) allesamt auf den 99/00er "Unerhört!"-Scheiben vom RockHard vertreten waren, oder?


Metallisch in einem völlig anderen Sinne geht's bei Clarino zur Sache, denn hier regiert die Blasmusik, und das bedeutet Blech, Blech und nochmals Blech. Dabei spricht das Heft allerdings weniger das durchschnittliche Gemeindeposaunenchormitglied an, sondern fährt teilweise recht hohe Schwierigkeitsgrade auf, für deren Umsetzung man schon ein halbwegs vernünftiges Bläserensemble braucht. In diese Kategorie gehört beispielsweise der erste größere Beitrag des mir vorliegenden Heftes 1/01, der sich mit schwierigen Stellen für Mallets (das sind die Percussionisten im Blasorchester) auseinandersetzt. Das Titelensemble, ein Sextett plus Malletisten namens Ensemble Classique, wird auf zwei Seiten ausführlich beleuchtet, die Bläserkapazitäten Alfred Reed und Juan Vicente Mas Quiles, die beide am gleichen Tage 80 Jahre alt wurden, dürfen sich über gelungene Würdigungen freuen, und ansonsten gibt's die üblichen Bestandteile eines solchen Heftes wie aktuelle News, Termine, Tips, Angebote und Hinweise sowie Live- und Tonträgerrezensionen. Sehr gut gefällt mir die anderthalbseitige Aufstellung über Sendungen mit konzertanter Bläsermusik im Rundfunk. Vom Stilspektrum her kann man einen relativ breiten Fächer anlegen, der allerdings seine stärkste Ausprägung im Brassband- und sinfonischen Blasorchester-Bereich findet, womit auch die Hauptzielgruppe in der Leserschaft abgesteckt sein sollte. Herstellung und Layout der 48 vierfarbigen A4-Seiten genügen den üblichen professionellen Standards, nur letztgenanntes ist mir ein gutes Stück zu großzügig ausgefallen. Wenn etwa auf S. 40 beim Artikel über den 26. Schweizerischen Brassband-Wettbewerb Überschrift, Untertitel und Autorenname die Hälfte der A4-Seite einnehmen, erlaube ich mir einfach mal, von Platzverschwendung zu sprechen. Das tut dem für die entsprechende Zielgruppe auf jeden Fall lesenswerten Inhalt aber keinen Abbruch. Clarino erscheint monatlich und ist zum Einzelheftpreis von 9,50 DM (plus Versandkosten) bei Druck und Verlag Obermeyer, Bahnhofstraße 33, 86807 Buchloe, www.blasmusik.de, zu bekommen.


Bleiben wir gleich noch ein wenig im eher klassischen Bereich und gehen zu Klassik heute über, einem professionellen, 130seitigen und durchgehend vierfarbigen A4-Heft, das inhaltlich erfreulich unelitär zu Werke geht. Vier Seiten gehören der Weltmusik, sechs dem Jazz, und auch unter den weiteren Inhalten und Themen findet sich Spartenübergreifendes, Innovatives, was dem Klassikpuristen sauer aufstoßen mag, aber wesentlich zur Geschmacksvielfalt des Heftes und damit auch zu seiner Relevanz beiträgt. Die genannte Vielfalt spiegelt sich auch in den (größtenteils recht ausführlichen und kenntnisreich geschriebenen, aber nicht verkopft wirkenden) Rezensionen wider, wozu eine große Zahl freier Mitarbeiter ihr Scherflein beiträgt. Neben CDs und Büchern verschließt man sich auch dem Medium DVD nicht. Die thematischen Beiträge reichen von der Ensemblevorstellung (z.B. Modern String Quartet) über Einzelporträts (z.B. über den dänischen Komponisten Vagn Holmboe oder den Dirigenten Thomas Hengelbrock, der im Interview eine heilige Kuh nach der anderen schlachtet) bis hin zu Initiativen (z.B. die Strings Of Fire-Festivals im Gewandhaus Leipzig oder die Franz-Liszt-Klavierwettbewerbe in Parma und Weimar) und musiktheoretisch angehauchten Abhandlungen (so etwa über flämische Komponisten des 20. Jahrhunderts). Sehr positiv darf hervorgehoben werden, daß zu den meisten Vorstellungen Diskographien mitgeliefert werden, anhand derer man sich ins entsprechende Oeuvre vorarbeiten kann. Zahlreiche Premieren an mitteleuropäischen Spielstätten finden ein Echo, eine zweiseitige Liste erteilt Auskunft über die im Folgemonat anstehenden Premieren, und eine Konzertübersicht gibt's auch, die sich aber leider im wesentlichen auf die Spielstätten der Großstädte beschränkt. Daß im Inhaltsverzeichnis eine Vorstellung der Städtischen Bühnen Köln angekündigt ist, während auf der besagten Seite dann eine des Theaters Lübeck steht, kann man mit einem Grinsen abtun, denn das Urteil, daß mit Klassik heute eine der erfreulicheren und im positiven Sinne massenkompatiblen Publikationen des Klassikmarktes vorliegt, wird davon nicht beeinträchtigt. Gibt's in diversen Presseshops oder auch direkt beim Josef Keller Verlag, PF 1455, 82317 Starnberg, Tel. 08151-7710 für 9 DM (wohl zzgl. P&V).


Turn Or Burn !?! Nr. 6 hätte eigentlich gar nicht erscheinen dürfen, denn schon mit Nr. 3 hatte Oliver Schmidt angekündigt, die Printausgabe einzustellen und nur noch im Internet weiterzuwerkeln. Nun scheint es ihm aber wirklich ernst zu sein, denn dem Vorwort entnehme ich, daß nicht nur Nr. 6 definitiv die letzte Ausgabe der Printversion ist, sondern auch die Homepage www.turnorburn.de demnächst vom Netz geht. Schade, denn damit stirbt ein nicht unwichtiges Medium für die christliche Extremmetalszene, und da ja auch das Borderline akut schwächelt, müssen wir beim CrossOver, besonders auf der Homepage, versuchen, etwas für diesen Bereich zu tun. Jedenfalls gibt's in Nr. 6 noch einmal einen Stapel Interviews, unter denen die beiden überlangen von Olaf Becker (Rev Seven/Titanic sowie Oracle, letztgenanntes mehr als sieben Seiten lang) herausragen, und ebenso einen Stapel Tonträgerrezis. Beide Komponenten thematisieren christliche Metalbands aller Spielarten, allerdings bevorzugt solche der ganz harten Sorte (Slechtvalk, Brutal Arts, Encryptor als Exempel). Leider ist keine Skala angegeben, was denn die Bewertungspunkte zu bedeuten haben. Das sparsame Layout und das Erscheinungsbild (kopiert und geklammert) erinnern an ganz alte Fanzinetage, und daß mit Kontaktadressen der vertretenen Bands nicht gegeizt wird, ist ausgesprochen erfreulich. Nur seine eigene Adresse hat Oliver darob unter den Tisch fallen lassen. Also reiche ich die hier nach: Wendet euch an Oliver Schmidt, Postfach 4616, 54236 Trier, email schm2101@uni-trier.de, und fragt mal nach, ob es noch Exemplare der letzten Nummer zu erstehen gibt.


Kirchenmusik ganz anderer Art findet sich in Musik und Kirche, nämlich eher solche der klassischen Sorte. Jedes der sechs pro Jahr erscheinenden Hefte (durchgängig zweifarbig, knapp 100 Seiten, etwas größer als A5) steht unter einem zentralen Thema; in der vorliegenden 1/01 nehmen die "Ökumenischen Perspektiven der Kirchenmusik" etwa ein Drittel des Heftes ein, wobei Musik und Kirche eher aus der evangelischen Ecke kommt, hier aber die katholischen Kollegen vermehrt zu Wort kommen läßt, um sinnvolle Synergien zu ergründen und einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen, der in Zukunft auch weiter über die deutschen Grenzen hinaus schweifen soll. Einem evangelischen und einem katholischen Kirchenmusiker aus Wiesbaden im Interview die gleichen Fragen zu stellen, ermöglicht ebenfalls hochinteressante Einblicke und Vergleiche. Ansonsten gibt's u.a. eine Abhandlung über "Kirchenmusik im Internet", die Vorstellung je einer neuen Orgel und eines neuen Kirchenliedes, zahlreiche Rezensionen und eine große "News & Vermischtes"-Rubrik, bevor Eigenwerbung des Bärenreiter-Verlages einen Informationsteil mit u.a. Stellenausschreibungen und einer Kurzübersicht ausgewählter Kirchenmusikerausbildungsstätten einleitet, den der kirchenmusikalisch Aktive sicher sinnvoll verwerten kann. Das Heft ist mit 15 DM allerdings nicht ganz billig. Interessenten wenden sich an den Bärenreiter-Verlag, Musik & Kirche, Heinrich-Schütz-Allee 35, 34131 Kassel, Tel. 0561-3105154. (bis hierher: rls)


Als mir Roland anbot, das argentinische Metal-Fanzine Metalica zu rezensieren, nahm ich natürlich dankbar an, zumal ich alles, was aus Südamerika über den Teich zu uns herüberschwappt, mit besonders viel Liebe und Enthusiasmus aufsauge. Nun liegt es vor mir, Metalica Nro. 33 (Nov./Dez. 2000), und was soll ich sagen: Ein rundherum interessantes, qualitativ ansprechendes Underground-Fanzine, dem sogar zwei CDs beigelegt wurden, auf die ich im weiteren noch zu sprechen komme. Selbstverständlich haben die Herausgeber nicht auf ihre Heimatsprache, in diesem Falle Spanisch, verzichtet, so daß man als der spanischen Sprache Nicht-Mächtiger mit ein bißchen Phantasie „zwischen den Zeilen“ lesen muß, um inhaltlich einiges heraus zu tüfteln. Das Cover ist vierfarbig gehalten, der Innenteil durchweg zweifarbig, aber mit viel Liebe zum Detail gelayoutet. Sicherlich hätte man die Schriftgröße noch um ein bis zwei Punkte größer setzen können, aber so geht’s freilich auch. Im Innenteil erfahren wir reichlich über die neuesten Outputs from down under, wobei auch hierzulande bekannte Acts wie Sacred Steel, White Skull, Powergod oder Nevermore zum Zuge kommen. Klar, schwerpunktmäßig werden hier Bands verhandelt, die dem „True Metal“ huldigen, aber auch Thrash- und Death-Truppen kommen zum Zuge. Ansonsten sind nationale Acts, wie Selidor, Sacred, Alegory oder Incesto vertreten. Christliche Bands, wie Boanerges oder Lazaro sucht man allerdings vergeblich. Dafür gibt’s ein Diskussionsforum, das sich „Pensamiento Metalero“ schimpft. Hier wird überraschenderweise das Thema „Heavy Metal, Glaube & Kirche“ diskutiert, wobei – nach meiner Interpretation - die Frage im Raum steht, ob sich Heavy Metal auch mit religiösen Themen beschäftigen sollte oder ob ausschließlich die bekannten Trademarks a la Manowar, Sacred Steel, Hammerfall, etc. verwendet werden sollen. Besonders hervorheben möchte ich „Union Underground“, wo man auf einer Seite sämtliche Adressen, e-mail-Anschriften von Bands und Fanzines zusammengefaßt hat plus alle Heavy Metal-tauglichen Radiosender ... davon können wir hier in Europa nur träumen! Die beigelegten CDs, die ich oben schon erwähnt habe, wurden in Kooperation mit Hurling Metal Records  herausgegeben und bieten einen gelungenen Querschnitt über die Underground-Szene Südamerikas – von klassischem Metal bis zum fiesesten Grunzgurgel-Röchel-Grind – wobei etliche Bands doch noch einige Zeit im Proberaum verbringen sollten, ehe man sie mit  ‘nem Silberling auf die bangenden Horden losläßt. (Dafür isses bei anderen aber überfällig, daß man sie endlich auch in Europa kennenlernt! – Anm. rls) Fazit: Für Underground-Freaks ein gefundenes Fressen; und für all diejenigen interessant, die von Hammerfall & Co. langsam genug haben. Kontakt: Metalica Fanzine, Paraguay 1335 3° “4“, CP:1057, Capital Federal, Argentina, e-mail: madheavymax@ciudad.com.ar (tk)


Ich konnte die Ankunft des immer noch in klassisch edlem schwarz/weiß-A5-Format erscheinenden G.U.C. Nr. 15 kaum erwarten - und das nach nur einer gelesenen Ausgabe! Mit dem neuen Werk bin ich alles andere als enttäuscht worden. Nahezu alle noch letztens von mir bemängelten Gestaltungsfehlerchen sind behoben worden. Der Inhalt ist interessanter denn je: Man wartet mit gutgelaunten Fangorn- und Regent-Interviews auf, außerdem kommen Desaster, Purgatory, Despairation, Massgrave, Jack Slater, Mental Dissection und Die Allergie zu Wort, und mit Sorath ist eine tschechische Band vertreten, was ich immer begrüße. Tuomas von Nightwish stellte sich Rolands kniffligen Quiz-Fragen, das ellenlange Sunblaze-Interview findet mit Teil 2 seinen Abschluß. Tonnen von CD- und Demo-Besprechungen finden ebenso ihren Platz wie Zine- und Bücherkritiken. Ein verspäteter Wacken-Rückblick aus streng truemetallischem Blickwinkel, News, Konzerthinweise und ein Gedicht runden die Sache ab, und zwei ganz besondere Schmankerl hat man auch noch parat: den gewagten ersten Teil eines Specials über Massenmörder, der vor allem sprachlich und gestalterisch ausbaufähig ist, und den ebenfalls ersten Teil der wahren Geschichte der fahrenden Spielleute des Mittelalters. Ich bin beeindruckt! Eine CD liegt dem Heft auch wieder bei, auf der löblicherweise hauptsächlich eigenproduzierte Stücke der härteren Gangarten vertreten sind. Wer das G.U.C. nicht kennt, ist selbst schuld. Das mittlerweile auf 112 Seiten verstärkte Büchlein kriegt Ihr für schlappe 5 DM beim G.U.C., PF 280145, 01141 Dresden. (Janet)



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