www.Crossover-agm.de V.A.: Motorcitysonic / Autumn 2000
von rls

V.A.: Motorcitysonic / Autumn 2000    (Motorcitysonic)

Die Stuttgarter Bandfamilie rings um die Underground-Agentur Motorcitysonic stellt sich ein weiteres Mal auf einem Promosampler der geneigten Öffentlichkeit vor. Die vorliegende Herbstedition beweist, daß man einen entscheidenden Schwachpunkt der 2000er Frühjahrsausgabe beseitigen konnte: Man bekommt diesmal im Booklet die Kontaktadressen der Bands serviert. Da fällt einem dann auf, daß mit den Bonner Indierockern Craving, die leider durch eine gewisse ideelle Monotonie auffallen, und Matthias' Soundworld aus Leipzig (scheinbar ein Einmannplusquotenfrauprojekt, das französisch vokalisierten Pop aus der Synthieretorte holt, dessen zentrales Thema mir derart bekannt vorkommt, daß ich zu gerne wüßte, woher) auch zwei Nicht-Stuttgarter Bands den Weg auf die CD gefunden haben. Acht der zwölf Formationen standen schon auf dem Frühjahrssampler, während neben den beiden erwähnten die eine Art Kreuzung aus Indiesounds und Melodic Punk mit allerdings recht unauffälligem Gesang fabrizierenden Bhang Dextro und die zwischen allen neumodischen metallischen Stühlen sitzenden Subsistence (prinzipiell recht Neo-Grunge-lastig, aber einige noisige Parts und Sepultura-artige Shouts ebenso unterbringend wie einen ruhigen Zwischenteil mit weiblichen Vocals, der auch der Gothic Metal-Szene hätte entstammen können) die weiteren Neuzugänge markieren. "X" von Die Gelb ist mir etwas zu nichtssagend, wohingegen Rayon Seeds mit dem abwechslungsreichen Indierocker "De N'Existentialisme" ein Glanzlicht setzen können. Bold Fish Inc. klingen nicht mehr ganz so sehr nach reichlich pilzgeschwängertem Proberaum, wobei "Toxic" in einer Demo-Version vertreten ist, die mich nicht erschließen läßt, was für ein Unterschied zu einer eventuell existenten regulären Version dieses etwas psychedelisch anfangenden, aber später kraftvoll nach vorne marschierenden Rockers besteht. Hotblack Desiato haben ihren Sänger immer noch behalten, ihn scheinbar aber unter Androhung schrecklicher Strafen zu etwas weniger einschläfernder Arbeit gezwungen. Trotzdem schafft er es noch, ein paar der Gesangslinien ein gutes Stück an den Songvorgaben vorbei zu plazieren. Stilistisch ist man etwas vom Progrock abgekommen und statt dessen leicht in eine Led Zeppelin-artige Strömung geraten. Das "Worst Case Szenario" von Throw Me A Cord spielt sich in ähnlichen, jedoch alternativeren Gefilden ab, wobei der Gesang zwischen fast Ärzte-artigem Cleangesang, leicht Rap-verdächtigen Passagen und wildem Geschrei hin und her pendelt, wobei letztgenanntes im Refrain das titelgebende Szenario recht eindrucksvoll untermalt. Wie man einen ausgezeichneten Song durch einen uncharismatischen Gesang plättet, machen Soulstrip mit "Company Matters" vor. Die gepreßt-kehligen Lautäußerungen sind zwar im melodischen Sinne nicht ungelungen, erlauben mir aber kein angenehmes Hören, da man dabei irgendwie automatisch Heiserkeitsgefühle bekommt. Die instrumentale Seite dagegen hat modernen Hardrock im Programm, der automatisch gute Laune hervorruft. Leider verschwindet diese beim anschließenden "Wie weit ist es noch" von Longjumpmin schnell wieder, und die titelgebende Frage bekommt einen zweiten Bedeutungsaspekt: "Wie weit ist es noch bis zum Songende?" Longjumpmin scheinen ihren Proberaum ausgefegt und alles in einen Topf geworfen zu haben, was sie dort gefunden haben, vom Drumloop über Indierock und Die Toten Hosen bis zu superkomischen Geräuschen aus dem Synthie, die einen ein ums andere Mal besorgt zum CD-Player blicken lassen, ob der denn jetzt endgültig seinen Geist aufgäbe. Bleiben zum Schluß noch Navel, die mit elektronischen Mitteln einen Neurosis-artigen Klangwall errichten, ohne dabei aber die Intensität von Ministry zu erreichen, aber es trotzdem schaffen, mir das Prädikat "Anstrengend" zu entlocken, zumal sich der immer ruhiger werdende Schlußteil geradezu kaugummiartig in die Länge zieht. Weniger Anstrengung dürfte indes vonnöten sein, bei Motorcitysonic, Reinsburgstraße 112, 70197 Stuttgart, Tel. 0711-2369189, motorcitysonic@gmx.de nachzufragen, zu welchen Konditionen man den Sampler ins Haus bekommen kann.
 




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