www.Crossover-agm.de V.A.: Motorcitysonic Spring2000
von rls

V.A.: Motorcitysonic Spring2000   (Motorcitysonic)

"Motorcitysonic versteht sich als nichtkommerzielle Bookingagentur, die sich der Verbreitung von Ton und Wort entgegen dem Mainstream verpflichtet hat." Also wenn 'ne Band wie Rayon Seeds kein Mainstream ist (musikalisch betrachtet), dann weiß ich auch nicht mehr weiter, denn deren Mixtur aus Oasis und Postgrunge mit einem bißchen Hole-Noise könnte, wenn denn schon ein Major-A&R auf die Truppe aufmerksam geworden wäre, bei VIVA 2 rauf- und runtergedudelt werden. Aber bei einem guten Teil der vertretenen 13 Bands (bis auf Hoodoohookup stellt sich das gesamte Motorcitysonicprogramm mit je einem Song vor) fällt es zugegebenermaßen schon schwer, sie sich außerhalb des Spartenradios vorzustellen, etwa Bold Fish Inc., die so klingen, wie ihr Song heißt: "Psychedelic Roadrunner" (genug Pilze am Straßenrand gefunden, was?), oder die eröffnenden Gough, deren Instrumental "Katmandu" so relaxt reinschwebt, daß man je nach Stimmung das romantisch findet oder dabei einpennt. Die Gelb (was für 'n Bandname; Das Schwarz oder Der Orange können dagegen nicht anstinken, echt ...) ähneln Rayon Seeds etwas, The Gump ebenfalls, aber letztere lassen ihren Gitarren etwas freieren Lauf und rauhen sie zudem etwas auf, außerdem möchte der Sänger so gerne Ozzy Osbourne heißen, bleibt aber bei einer unnasalen Version von Billy Corgan kleben (sauschiefe Backings ham' se auch noch, und schöne, für diese Musikrichtung fast schon überfette Gitarren, aber das sagte ich ja schon). Sea Empress hobeln titelgemäß ihre "180 mph" in knapp zwei Minuten runter und vergegenwärtigen dem Hörer, wie Rainbow klingen könnten, wenn sie Punkrocker wären (nicht umsonst erinnert das kurze Keyboardintro an "Tarot Woman"). Yacht schrammelrocken sich dann behäbig durch den "Audiosupport", bevor sie in der Songmitte plötzlich astreine Black Sabbath-Gitarrenpassagen (auch Riffs, aber nicht nur) auspacken. Soulstrip haben ihre Stoner Rock-Lektionen ziemlich gut gebüffelt und doomen sich kratzgesängig dahin, daß es für den Anhänger von sowas eine wahre Freude ist. Dagegen weiß ich gar nicht so richtig, was das sein soll, was Throw Me A Cord da fabrizieren - irgendwie so Indierock, aber auch wieder nicht, gute Gitarrenharmonien, dann plötzlich nervensägendes Geschrammel und noch paar komische Effekte dazu; nee, nix für mich, definitiv nicht.
Gegen Ende der CD kommt dann auch noch die Elektrofraktion zu ihrem Recht, wobei mir Longjumpmin mit ihrem "Tele Phon (Avec Anne-Sopie Blanchot)" allerdings eine Spur zu avantgardistisch sind (aber wenigstens interessante Drumrhythmen zu bieten haben, die sogar ziemlich natürlich klingen), wohingegen Navels "Ursa Major Radio Tune" mit seinen sphärischen Klanglandschaften ideale Ausspannmucke ist. Ma Chérie For Painting versuchen mit "Live At Eindhoven" (soll wohl 'n Witz sein, der Titel, aber ich verstehe ihn leider nicht) Analoges, bauen aber reihenweise Störsounds ein, die die DDR-Antisabotage des Ochsenkopfs gut für ihre Zwecke hätte einsetzen können, und verhackstücken Gitarren und Hammondorgeln in interessanter Weise, die dem Rockpuristen allerdings Wein-Schreikrämpfe bescheren dürfte. Schlußendlich fahren Hotblack Desiato noch einmal eine Nummer mit (allerdings reichlich uncharismatischem, phasenweise sogar schiefem) Gesang auf: "Repayment" ist irgendwo im Progressive Rock-Spektrum anzusiedeln und musikalisch durchaus genießbar, im Mittelteil sogar richtig klasse mit schönem Gitarrensolo (hat was von mit den Eagles jammenden Pallas, die gesamte Mucke) - aber dieser Gesang verdirbt einem wirklich die Freude am Hören.
Eins muß ich zum Schluß noch loswerden: Die Aufmachung dieses Samplers ist alles andere als vorbildlich. Weitergehende Infos über die Bands und deren bisheriges Schaffen oder gar ihre Kontaktadressen sucht man vergeblich (immerhin steht wenigstens die snail- und e-mail-Adresse des Labels drin, über die man dann vielleicht weitere Infos beziehen kann), und mit seinem am Rande noch mit den Resten einer Perforierung versehenen Bookletpapier und dem spärlichen Layout macht das Ding auch optisch keinen einladenden Eindruck, und zumindestens den sollte ein Promosampler doch besitzen, Underground hin oder her (als vorbildliches Beispiel sei hier mal die DisDURPance-Serie genannt). Wer glaubt, den Sampler trotzdem besitzen zu müssen und/oder weitere Infos über eine der beteiligten Bands haben will, der schreibe an Motorcitysonic, Nagelstraße 3, 70182 Stuttgart, email motorcitysonic@gmx.de



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