www.Crossover-agm.de RE-VISION: Whore Venus
von rls

RE-VISION: Whore Venus   (B. Mind Records)

Bereits die 5-Track-Promo-CD, die re-Vision ein reichliches Jahr nach ihrem eigenproduzierten Debüt aufnahmen, machte deutlich, daß sich die Ruhrpottbewohner auf etwas gestraffteres Songwriting verlegt haben, und der nun vorliegende Longplayer "Whore Venus" ist der Beweis, daß das Quintett auf dem eingeschlagenen Weg geblieben ist. Breakorgien gab's zwar noch nie bei re-Vision, aber ich meine mal, daß straighte Songs wie "Barricade Exit" oder "Black Earth" (fast schon hitverdächtig) auf dem Debüt wie Fremdkörper gewirkt hätten. Allerdings müssen diejenigen, die an der Band eher die Verschachtelung der Strukturen schätzten, nun auch nicht gleich frustriert zur Flasche greifen, denn re-Vision wissen schon noch, wie man "progressiv" buchstabiert, und auch etliche andere Trademarks sind nach wie vor deutlich auszumachen, etwa das Spielen mit düsterrockigen Elementen oder Frank Wenners Gesang, der wie gehabt Bruce Dickinson-Schlagseite aufweist. Die beiden neuen Gitarristen Daniel Düring und Mario Feldhordt sind äußerst fähige Leute, die gleichermaßen mit Riff- wie mit Soloarbeit überzeugen können und durch den amtlichen Sound, für den u.a. Everon-Kopf Oliver Philipps, der bei "Drowning" auch als Gastsänger in Erscheinung tritt, und der Älteren von Grobschnitt bekannte Eroc mitverantwortlich waren, auch ins rechte Licht gerückt wurden. Vielleicht ist der Sound auch dafür verantwortlich, daß mir der Titeltrack auf vorliegender Scheibe bedeutend besser gefällt als auf der Promo. Anstelle von halbakustischen Strophengitarrenriffs, die wie eine Sitar klingen möchten, kommt in der neuen Version eine echte Sitar zum Zuge, die selbstredend auch wie eine Sitar klingt und nur als kleines Exempel dienen soll, was re-Vision noch so alles eingefallen ist (wer ein weiteres Exempel zum Appetitholen haben möchte, lausche dem atmosphärisch angeorchestralten Anfang von "Whispering"). Proggige Denkerlyrics sind ihnen auch noch eingefallen, dies nur nebenbei (den Anfangstenor von "Wake", daß es uncool ist, wenn man verbalen religiösen Bekenntnissen nicht ebensolche Taten folgen läßt, sollte sich jeder hinter die Ohren schreiben - auch wenn Frank den Text dann zu meiner kleinen Enttäuschung in relativ undifferenzierte Religionskritik weiterentwickelt). Somit haben wir unterm Strich also ein feines, gleichermaßen angedüstertes wie angeproggtes Stück Metal vor uns, das, wenn's nicht im Laden steht, sicher auch direkt bei B. Mind Records, Naugarder Straße 43, 10409 Berlin geordert werden kann.
 




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