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von rls

V.A.: Alternative II   (Pleitegeier Records)

Anno 1997 erschien der erste Teil dieser Samplerreihe, die das Ziel hat, dem geneigten Hörer querschnittsartig und stilübergreifend Einblicke zu verschaffen, was sich so deutschlandweit im christlichen Underground tut. Nun kommt also Teil II aus dem Schwabenländle geflogen und erreicht o.g. Ziel ebenfalls ohne größere Probleme.
Den Einstieg bestreiten klugerweise Anton And The Watergirls, ein Hamburger Trio aus zwei Frontmädels und einem männlichen Schlagwerker, das eingängigen, aber keineswegs flachen Indie-Poppunk von sich gibt. Besonders der erste Song "Western Tussy" ist ein Ohrwurm ohnegleichen. Da können die nachfolgenden Maybe June nicht ganz mithalten, allerdings wollen sie das wohl auch nicht, denn sonst hätten sie ihren Alternative Rock in "Dedicated To" nicht so sperrig angelegt. Ein eher relaxter Beginn steigert sich über verschiedenartige Zwischenstufen in einen wilden Energieausbruch hinein. Guter Song, gute Band (deren Kontaktmensch ganze sechs Kilometer von mir entfernt wohnt - und ich hatte bis jetzt keine Ahnung von der Existenz der Formation!). Internal sind die einzigen Nichtdeutschen des Samplers und halten ihre Identität geheim - man weiß lediglich, daß es sich um Mitglieder der neuseeländischen Band No Longer Music handelt. Sie reizen in "Meat" die möglichen Laut-Leise-Dynamics sehr weit aus, verlieren sich allerdings nicht in sinnlosen Lärmcollagen, sondern wissen, wie man "Spannung" buchstabiert. Christcore besitzen in den Kreisen der Jesus Freaks längst Kultstatus. Der Fünfer aus Celle spielt nicht sonderlich originellen, aber mitreißenden Punkrock, der trotz der deutschen Texte irgendwie so gar nicht nach typischem Deutschpunk klingen will, sondern eher ein bißchen California-Feeling rüberbringt, aber es wiederum nicht nötig hat, NoFX und Konsorten zu kopieren. Zwar lavieren gerade in diesem Spannungsfeld nicht gerade wenige Bands, aber Christcore sind gut. Punkt. Zum "White Gothic" von Necromance muß man wohl nicht mehr allzuviel sagen. "Wait For Me" stammt vom genannten Erstling und repräsentiert eher die Metal-Schlagseite der Spremberger, "Immortal Cry" wurde dem aktuellen Silberling "Wiederkehr der Schmerzen" entnommen und ist mehr im reinen Gothic anzusiedeln. Ein bißchen King's X-Schlagseite lassen Accuser's Enemy durchschimmern. Zwar ist es noch ein weiter Weg bis zu deren Klasse, aber besonders der zweite Track "Yeah" überzeugt - ein nicht allzukompliziertes Grundriff über einem Midtempo-Geradeausbeat, darüber eindringlicher, meist klarer Gesang mit der einen oder anderen mitgrölkompatiblen Passage ("Yeah, someone loves you - Jesus loves you" usw.); fertig! Red Barchetta sind die zweite deutschsprachige Combo des Samplers und musikalisch im puren Crossover zu Hause. Mit "Denk mal drüber nach" haben sie einen prächtigen Hit geschrieben, der vor allem von der harmonischen Gitarre-Baß-Kombination lebt und der nur in puncto Gesang leicht schwächelt, denn Axel Fischers Raps lassen besonders im Mittelteil etwas den Flow vermissen, da der Gute schlicht und einfach zu lange Textzeilen geschrieben hat, die er dann nicht mehr in der durch die Musik zur Verfügung stehenden Zeit unterbringen konnte. Trotzdem auf jeden Fall hörenswert, genau wie der zweite Song "Wer bist du", der relativ deutlich im Kielwasser der alten Such A Surge segelt, aber nicht kopistisch daran klebt. Fall Down Marigold sind im klassischen Singer-/Songwriter-Areal zu Hause. Das kurze "When Will You Come" zeigt das Duo von einer sehr harmonischen Seite, deren konsequente Pflege über Longplayerdistanz Langeweile hervorrufen könnte, die aber in kleineren Dosen sehr gut zu konsumieren ist und garantiert gegen Kopfschmerzen hilft. Ebensolche verursacht allerdings Bluetronics "The Rainbow" bei mir. Im Rahmen der Münchener Techno-Gottesdienste entstanden, ist diese weit über zehnminütige Ambient-Geräuschkulisse einfach zuviel für mich. Aber da dieses Stück netterweise die CD beschließt, können alle, denen es genauso geht wie mir, ja einfach die Stoptaste etwas eher drücken. Ein Urteil über die Qualität des Stückes im technoziden Sinne maße ich mir nicht an.
Ein Teil des Erlöses von Teil I ging an ein Jugendprojekt auf dem Balkan; ob auch bei Teil II solch eine Aktion läuft, ist mir nicht bekannt. Erwerbenswert für die im christlichen Sektor Überblickssuchenden ist der Dreizehntracker aber auch so, zumal das Booklet außer den Gedanken der Bands über Gott und die Welt auch die Kontaktadressen enthält. Über die Konditionen informieren euch Pleitegeier Records, Hirschstraße 19, 76133 Karlsruhe, Tel. 0721-9376868, Fax 0721-9376899, info@pleitegeier.com



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