www.Crossover-agm.de NECROMANCE: White Gothic
von rls

NECROMANCE: White Gothic   (Eigenproduktion)

Nomen Est Omen: Auf der Debüt-CD der Spremberger Necromance ist genau das drauf, was der Titel verheißt, nämlich Gothic mit christlichen Texten. Allen Zweiflern sei gleich gesagt, daß der Band dieses Zusammenführen zweier auf den ersten Blick eher antagonistisch wirkender Komponenten gut gelungen ist. Die Roots von Necromance liegen allerdings im Death Metal, wovon jedoch allenfalls in Runhardts Gesang ein paar Relikte zurückgeblieben sind. Nicht einmal die Metal-Schublade paßt noch, denn harte Gitarren sind zwar bedeutend reichlicher vertreten als auf einer "normalen" Gothic-Scheibe, stehen aber soundtechnisch relativ weit im Hintergrund. Statt dessen nehmen die Keyboards eine ziemlich dominante Stellung ein. Die Gesangsparts wurden zwischen Bandkopf Runhardt (rauhere männliche Vocals), Bassist Mike (cleane männliche Vocals) und Gitarristin Sandra (ähem, weibliche Vocals) aufgeteilt, so daß keine Langeweile aufkommt. Kurzweilig ist auch die Musik im allgemeinen: Ein gewisser Prozentsatz an Grunddüsternis ist zwar stets auszumachen, aber von diesem Boden aus entwickelt man sowohl dunkelromantische Tracks wie "Lilies Of The Field" als auch härtere Songs wie "Our Seas Are Empty". Abwechslung wird also groß geschrieben und auch durch die Running Order gestützt: Dem wohl emotional anregendsten Song "Mysterious Night", geschrieben übrigens von Sandra, folgt mit "God Is Might" der absolute Düsterhammer. In "Sounds Of Brainstorms" toppen Necromance gar die kreative Neulandbeschreitungsintensität, die My Dying Bride im Mittelteil von "The Crown Of Sympathy" manifestiert haben: Das Schlagzeug knüppelt im Hintergrund vor sich hin, während improvisationsartig anmutende Orgelklänge aus den Boxen und durch das Zimmer des Hörers wabern. Mitunter gehen Necromance aber auch einen Schritt zu weit, was belanglose Trällersongs wie "Morgenlied in böser Zeit" und "Eternal Glory" leider dokumentieren. Der Gesamtsound ist etwas zu höhenlastig ausgefallen (was zu dieser Sorte Mucke natürlich überhaupt nicht paßt), und auch das computerisiert steril klingende Drumming ist nicht ganz so mein Fall (die Erklärung findet sich im Namen des Schlagzeugers: Murd Retupmoc ...).
Ein Teil der Texte ist direkt der Bibel entnommen worden, andere sind zumindest davon beeinflußt - und fast alle sind sie, passend zur Musik, mit einem düsteren Unterton ausgestattet. Lobenswerterweise wurden im Booklet auch die deutschen Übersetzungen abgedruckt (bzw. die englischen, denn zwei Songs haben deutsche Lyrics), so daß jeder die Möglichkeit hat, sich genauer mit ihnen auseinanderzusetzen. Und das lohnt sich!
Bleibt als Fazit, daß hier eine gute CD mit einigen Schwächen und vielen Stärken vorliegt. Sicherlich werden sich Necromance auf ihrer zweiten CD, die im kommenden Winter eingespielt werden soll ("White Gothic" stammt bereits von 1997), noch zu steigern wissen. Bis dahin bestellen sich alle, die mit beschriebenen Sounds etwas anfangen können, "White Gothic" gegen ein Äquivalent von 20 Deutschmärkern bei Runhardt Scheffler, Albert-Zimmermann-Straße 7, 03130 Haidemühl.
 




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