www.Crossover-agm.de
VENI DOMINE: Tongues
von tk

VENI DOMINE: Tongues   (MCM Music)

Nur eineinhalb Jahre nach dem dramatisch fesselnden Werk "23:59" legen die schwedischen Ausnahme-Prog-Doomster VENI DOMINE pünktlich zum zwanzigsten Bandjubiläum ihr sechstes Studioalbum vor, welches in der metallischen Unterwelt schon für kollektives Raunen und Staunen gesorgt hat und dies völlig zu recht. Während das Vorgänger-Album noch in eine ähnlich experimentelle Richtung wie das 2004er Werk "IIII - The Album Of Labour" tendierte, besinnen sich die Schweden auf ihrem aktuellen Longplayer "Tongues" vor allem auf ihre progmetallischen Wurzeln und ziehen das Tempo mächtig an, so dass reinrassiger Doommetal allenfalls noch im Schlusstrack vorzufinden ist. Die Band ist mittlerweile zu einem Trio geschrumpft, arbeitet aber mit namhaften Gastmusikern zusammen, darunter Peter Carlsohn (JERUSALEM), Ez Gomér (Ex-LEVITICUS, JET CIRCUS), Andreas Olsson (NARNIA, ROB ROCK) und ihr ehemaliger Keyboarder Mattias Cederlund. Das geniale Riffmonster im Anfangstrack "October" bläst einem schon mal die Birne weg und überrascht mit einer trockenen Heaviness, wie ich sie selten bei VENI DOMINE gehört habe. Ähnlich heavy, aber etwas flotter geht man mit "Scream" zu Werke und "The Bell Of A Thousand Years" ist nicht etwa eine augenzwinkernde Hommage an den größten maltesischen Fan der Band (FORSAKEN-Basser Albert Bell ... Cheers brother!), sondern ein spannungsreich und dramatisch umgesetztes Progmetal-Feuerwerk, das mit einem der generösesten Gitarrensoli ausstaffiert wurde, was die Metalwelt im Jahr 2007 hören durfte. Fredrik verleiht mit seiner wandelfähigen Stimme den Songs die nötige Dramatik und Ausdruckskraft. Einmalig und geradezu unerreicht bleibt aber das verzückende Saitenspiel Torbjörns, der mit wahnwitzigen Soli und rhythmischer Akrobatik glänzen darf. Die QUEENSRYCHE- und FATES WARNING-Anleihen treten auf "Tongues" wieder stärker in den Vordergrund, wobei man mit den US-amerikanischen Urvätern stets auf Augenhöhe musiziert. Als mein absolutes Lieblingsstück habe ich den fast zehnminütigen Track "Tree Of Life" auserkoren, das wohl eingängigste und geradlinigste Stück Stahl, das VENI DOMINE in den vergangenen Jahren komponiert haben. Das finale Doom-Epos "Tongues" braucht allerdings schon etwas mehr Zeit, um sich vollends entfalten zu können. In einer eingearbeiteten Speaking-Collage (Bibelzitate in unterschiedlichen Sprachen) ist auch ein gewisser Christoph Haustein zu hören. "Moment mal", wird sich der CrossOver-vertraute Leser fragen. Yes, es ist unser aller Kollege! Wie biste denn an diesen Job geraten, Christoph? ;-)
Mit "Tongues" ist den Schweden ein erneuter Geniestreich gelungen, der sie als eine der letzten großen innovativen Bands der Metalszene bestätigt. Wer zudem einmal Gelegenheit hat, einen der raren Live-Auftritte VENI DOMINEs mitzuerleben, sollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.
Kontakt: www.venidomine.com, www.myspace.com/venidomine, www.mcm-music.de

Tracklist:
1. October
2. Scream
3. The Bell Of A Thousand Years
4. The Rider On The White Horse
5. Two Times
6. Bless My Pain
7. Stay With Me
8. You Leave Me Cold
9. Tree Of Life
10. Tongues



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver