www.Crossover-agm.de V.A.: Rock Vs. Roll - M8 Sampler
von rls

V.A.: Rock Vs. Roll - M8 Sampler   (M8 Distribution)

Die aktuelle Produktschau aus dem Hause M8 (in eigenen Worten: "the world's largest limited edition Christian distribution company") fördert auf diesem kultig becoverten Sampler neun Tracks aus dem rockigen und acht aus dem metallischen Spektrum zutage. Mit letzteren geht's los, und zwar mit Bride, deren powermetallisch stampfendes "Under The Influence" zwar nicht zu den Highlights auf dem wiederveröffentlichten "Silence Is Madness"-Album gehört, aber nicht zuletzt durch Dales ungekünsteltes Gekreisch überzeugt. Titanic (nicht die aus Norwegen!) erinnern mich an irgendjemanden, aber mir will nicht einfallen, an wen. Das macht den traditionellen Metal mit einem mittellagigen Sänger aber natürlich nicht schlechter. Auf dem "Stryper Expo Sampler", der natürlich nichts mit dem Hannoveraner Milliardengrab zu tun hat, stehen lauter Bands, in denen Robert Sweet seit der Auflösung von Stryper hinterm Drumkit saß (bei Titanic war er übrigens auch mal involviert). Für den M8-Sampler wurden Xout ausgewählt, deren "Without Love" weniger an Stryper erinnert, als man zunächst zu vermuten versucht ist. Statt dessen gibt hier die auf den letzten Bloodgood-Scheiben zu hörende gemäßigte Hardrock-Richtung den Ton an. Trytan bei einem Blindfold-Test von Rush zu unterscheiden, dürfte ein Ding der völligen Unmöglichkeit sein. Den Trytan-Erstling "Celestial Messenger" haben M8 nun erstmals auf CD releast, und "Mr. Electric" weicht keinen stilistischen Millimeter vom eingeschlagenen Pfad ab. Vor allem angesichts der Tatsache, daß sich die Sänger Geddy und Larry stimmlich bis ins allerletzte Glied gleichen, staunt man immer wieder Bauklötze, und allein schon deshalb ist "Celestial Messenger" kaufenswert, da man heutzutage ja immer ein paar Jahre auf neue Rush-Platten warten muß. "I Shall Conquer" von Leviticus wurde in den Mittachtzigern aufgenommen und klingt auch so. Speziell die abebbende NWoBHM dürfte die Schweden damals reichlich inspiriert haben, die gerade aufkommende neoklassische Bewegung mit Yngwie Malmsteen's Rising Force an der Spitze dagegen weniger - Leviticus hielten's trotz hörbarer Filigranität eher mit solidem Metal-Kraftfutter. Ebensolches gibt's auch auf "Loud N' Clear" zu hören, welches von Guardians Coveralbum der ersten Stryper-Mini stammt. So energetisch sind Tony Palacios und seine Mannen lange nicht mehr zu Werke gegangen - unglücklicherweise hat sich auch Sänger Jamie Rowe auf eine sehr rauhe Artikulation verlegt, die nicht nur nicht richtig zum Song passen will (an dieser Stelle ein dreifaches Hoch auf Michael Sweets sauberen Gesang und die schönen Stryper-Chöre, vor denen Gotthilf Fischer ehrfürchtig auf die Knie gefallen wäre), sondern auch noch hilflos neben der originalen Gesangslinie herkrächzt. Dann schon lieber Philadelphia - deren "Razor's Edge" klingt in der vertretenen Liveversion auch mehr als ungeschliffen, aber dadurch authentisch, energetisch und kraftvoll. Oder, wie es der Anglophone ausdrücken würde: "This one rocks!" Harter, aber dennoch melodisch-strukturierter Mittachtziger-Power Metal war die Sache von Philadelphia - eine zweifellos gute Sache. Zu Bloodgood schließlich muß man wohl nicht mehr allzuviel sagen. "Crucify" ist einer der wenigen alten Klopfer auf der Livescheibe "To Germany, With Love!", welche die letzten Deutschland-Gigs der Seattle-Jungs, die so gar nicht nach dem Nirvana-Seattle, sondern vielmehr nach dem Metal Church-Queensryche-Seattle klangen, dokumentierte und sowieso in jeden vernünftigen Metaltonträgerschrank gehört.
Terry Taylor & Friends eröffnen mit "Let's Spin" die "Rock"-Seite und stellen mich vor die undankbare Aufgabe, etwas über ihren poppigen Rock sagen zu müssen, wo mir doch irgendwo etwas der Bezug dazu fehlt. Der Einfachheit halber also gleich weiter zu LSU, deren "Radio Satan" sowohl den kultigsten Songtitel als auch den bescheidensten Sound des kompletten Samplers vorzuweisen hat. Wüßte man nicht, daß das 'ne Liveaufnahme vom Cornerstone-Festival ist, könnte man auch vermuten, Michael Knott und seine Jungs hätten in einer Ölsardinenbüchse oder einer Telefonzelle spielen müssen. Musikalisch ist das aber guter Mainstream-Rock, der mich bisweilen etwas an die Heroes Del Silencio erinnert und dem ein Gesang aufgesetzt wurde, der nicht selten gen Udo Lindenberg schielt. Einen der stärksten Beiträge des kompletten Samplers steuern die 77's mit "Perfect Blues" bei, ebenfalls einer Liveaufnahme, entnommen ihrer "88"-Doppel-Live-CD. Hier muß einfach jeder, der auf klassischen Siebziger-Rock, wie er klassischer nicht sein könnte, steht, zuschlagen! Ein Tick Blues ist titelgemäß mit drin, und den hatte ja jeder vernünftige Seventies-Rock-Musiker auch, ob er nun Joe Cocker, Rory Gallagher, Alvin Lee oder Andy Powell hieß. Den Blues kriegt auch jeder, der Dale Thompsons Gekreisch nicht verträgt. Bride sind nämlich noch ein zweites Mal vertreten, diesmal mit einer Akustikversion von "Everybody Knows My Name", in der Dale versucht, seinem wildgewordenen Bruder Troy an der Akustikgitarre zu folgen. Gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls schlecht. Die Altar Boys wirken in der heutigen Zeit, wo an jeder Ecke eine Indierockband lauert und beteuert, sowohl die Smashing Pumpkins als auch Green Day zu mögen, schon fast anachronistisch, da ihre Platte "Mercy Thoughts" zu einer Zeit erschien, als angesprochenes Szenario noch fernab der Realität als Trugbild irgendwo in der Sahara herumschwirrte. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß "Well OK" einfach gut ist. Eingängig, flott, eine starke Gitarrenmelodie - fertig. LSUs "Wakin' Up The Dead" wird von M8 richtungsweisende Wirkung in der Geschichte der christlichen Rockmusik zugewiesen - mangels Hintergrundwissens kann ich das nicht beurteilen, aber fest steht, daß der hier zu hörende Track "The Bomb" stetig, wenn auch in verhaltenem Midtempo nach vorne marschiert, auch wenn er sich letztendlich als Blindgänger entpuppt, da die aufgestaute Spannung nicht explodiert. Aber Blindgänger sind ja bekanntermaßen besonders langlebig, und so ist's auch hier. The Walter Eugenes experimentieren in "Great White Lawyer" mit Funkeinflüssen, die sie in ein sich nicht so richtig zwischen traditionell und modern entscheiden könnendes Rockkorsett einzupassen versuchen, was ihnen recht ordentlich gelingt. Das Ergebnis klingt dann wie eine hypothetische Mixtur aus Mittsiebziger-Deep Purple, Mittneunziger-Glenn Hughes und Mittneunziger-Rage Against The Machine (ohne Rapvocals allerdings). Ein Buch- und Boxset gibt's von Alarma Chronicles und Daniel Amos, alle vier Alben der Band, alle Lyrics sowie eine Reihe weiterer Texte enthaltend. "Faces To The Window" laviert sich durchs poppige Rockareal und liegt härtegradmäßig etwa bei Toto. Die 77's steuern abschließend noch einen Song von ihrer aktuellen EP bei, die allerdings für viele Altfans mehr als ungenießbar ausgefallen sein dürfte, da sie mit dem klassischen Siebziger-Rock im Prinzip nichts mehr zu tun hat, sondern eher Areale besiedelt, die den genannten Alarma Chronicles entsprechen. "Sevens" hätten durchaus auch Toto schreiben können, allerdings in einer Stunde, wo sie sich sämtlichen Siebziger-Einflüssen erfolgreich entzogen hatten.
Den insgesamt fast durchgängig gut- bis hochklassigen Sampler gibt's zum Schnupperpreis von 4,98 $ (incl. P&V) bei M8 Distribution, 6061 Hart St., East Lansing, MI 48823, m8@m8.com, www.m8.com zu ordern, die CDs der einzelnen Acts ebenfalls. Achtung: Vor dem Bestellen sicherheitshalber eine Anfrage losschicken, da die CDs (außer dem Sampler natürlich) nur in limitierten Auflagen hergestellt werden und einige sicher rapide vergriffen sein dürften.



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