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WISHBONE ASH: Live At Geneva
von rls

WISHBONE ASH: Live At Geneva   (Steamhammer/SPV)

Als ich Anfang 1998 dem UFO-Konzert in Chemnitz (Michael Schenker war mal wieder mit an Bord) beiwohnte, war ich mit meinen damals 21 Lenzen einer der Jüngsten in der Halle. Würde ich heute zu einem Wishbone Ash-Konzert gehen, wäre ich wahrscheinlich für eine noch radikalere Senkung des Altersdurchschnittes verantwortlich. Welcher Jugendliche kennt diese Band eigentlich noch und weiß, was sie für Verdienste in der Rockgeschichte hat? Die 1969 gegründeten Wishbone Ash waren die erste Band, die mit zwei Leadgitarren arbeitete und in ihre Songs zweistimmige Gitarrenleads en masse einbaute (ein Verdienst, das gerne Thin Lizzy, Judas Priest oder gar Iron Maiden zugeschrieben wird, aber das stimmt nicht), was ihnen die Fans in den 70ern mit mannigfachen Plattenkäufen dankten. Nun feiert die Band ihr 30jähriges Bestehen, und obwohl der letzte Studiolongplayer bereits von 1991 datiert, existiert die Truppe immer noch und tourt durch die Lande. So spielten sie u.a. auch 1995 auf dem Heroes Of Rock-Festival in Genf, und der Mitschnitt dieses Gigs erschien Anfang 1996 als Silberling. Nun, über drei Jahre später, kommt "Live At Geneva" ein zweites Mal in die Läden, deklariert als Jubiläums-CD anläßlich besagten 30jährigen Bestehens, und hat wie damals die undankbare Aufgabe, sich mit den bereits früher erschienenen Livemitschnitten vergleichen lassen zu müssen. Okay, die 73er "Live Dates"-Scheibe läuft außer Konkurrenz, denn dieses Ding schwebt jenseits aller Konventionen am Horizont des ewig Besten aus den 70ern durch den Äther, gemeinsam mit solchen Werken wie Deep Purples "Made In Japan" oder Rainbows "On Stage". Ein realistischerer Gegner ist da schon "Live In Chicago" aus dem Jahre 1992, das aber auch noch einen Tick authentischer klingt, weil da mit Ted Turner und Andy Powell noch beide Ur-Gitarristen spielten. Drei Jahre später war Powell letztes Urmitglied der Truppe, was zwar der Echtheit, aber nicht der Qualität geschadet hat. Die doppelläufigen Gitarren fräsen sich ohne Zeitverzug via Gehörgänge ins Hirn des Hörenden, der, wenn er Wishbone Ash vorher noch nicht kannte, völlig erstaunt zurückbleibt, daß ein Großteil dieser genialen Songs bereits aus den 70ern stammt und dem heutigen radiohörigen Menschen völlig apocryph ist. "The King Will Come" eröffnet in altbewährter Weise, aber der beste Song von Wishbone Ash ist und bleibt "Throw Down The Sword", dessen Anfang ähnlich stimmungsaufbauend wie der von "Child In Time" ist, aber nicht in eine Schreiorgie überleitet. "Blind Eye" mit seinem Rock'n'Roll-Touch stammt gar vom selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 1971 und unterstreicht, was diese Herrschaften damals schon zu vollbringen in der Lage waren. Ich höre Wishbone Ashs Livescheiben wirklich gerne und nehme mir vor, bei Gelegenheit auch endlich mal ein Konzert zu besuchen. Jedem Freund von 70er-Rockmusik sei dringend das gleiche Prozedere empfohlen.
Kontakt: www.spv.de
 




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