www.Crossover-agm.de UFO: Covenant
von rls

UFO: Covenant   (Steamhammer)

Wer von dieser Platte was anderes erwartet hat als traditionellen Hardrock, glaubt wahrscheinlich auch an die Unbestechlichkeit von Politikern und an den Weihnachtsmann. UFO holen erneut elf gute Songs aus ihrem Fluggerät, die aber doch eine erstaunliche Entdeckung zulassen: Phil Mogg lernt im Alter offenbar noch richtig singen, jedenfalls klingt er hier so, als ob er Spuren von Kreidestaub inhaliert hätte. Ich möchte zwar nicht wissen, wie das live klingt (als ich die Jungs 1998 live gesehen habe, krächzte Phil ziemlich unsympathisch neben den feinziselierten Weisen des Herrn Schenker durch die Botanik), aber in der Studioversion nähern sich damit die Feingefühlpotentiale von Schenker und Mogg ein gewisses Stück. Apropos Michael Schenker: Der ist nach diversem Rein-und-Raus jetzt wieder dabei, und das ist gut so, denn er stellt auch hier wieder unter Beweis, daß er einer der besten Hardrockgitarristen ist, die derzeit unter der Sonne herumlaufen. Man höre sich nur mal die Interludien in "Serenade" an, das hat auch ein Carlos Santana nicht immer so hinbekommen. Im Vergleich zu seinen eigenen Projekten hält sich Michael auf "Covenant" allerdings etwas zurück, stellt sein Gitarrenspiel in den Dienst der Songs und läßt ihm nur in einigen Soli etwas freieren Lauf, wo man dann schon beim ersten Aufblitzen hört, wer hier seine Finger über die Saiten flitzen läßt - so ist beispielsweise der das Solo von "Midnight Train" einleitende Melodiebogen derart typisch Schenker, wie nur irgendein Melodiebogen typisch Schenker sein kann. Die stellenweise Zurückhaltung mag dem Gitarrenfreak etwas sauer aufstoßen, der Freund stringenter Hardrocksongs hingegen wird Schenker zu dieser Entscheidung beglückwünschen, und beweisen muß ein Michael Schenker nun wirklich niemandem mehr etwas. Zwar können die meisten Songs, tempomäßig von slowgroovend bis treibend-schnell, diverse Siebziger-Klassiker nicht aus dem Bett stoßen, aber damit dürfte auch niemand ernsthaft gerechnet haben, und wenn man sich mal einige UFO-Scheiben der letzten Zeit zu Gemüte führt, dann waren die keineswegs alle so stark wie "Covenant". Und wer unbedingt Klassiker hören will, der sehe zu, daß er die Erstauflage der CD noch erwischt, denn der liegt ein Bonussilberling mit sieben Tracks bei, die wohl auf der "Walk On Water"-Tour irgendwo in den USA live mitgeschnitten wurden und auf der sich Neulinge wie "Pushed To The Limit" mit Oldies Marke "Love To Love" die Hand reichen (wobei die Tracklist etwas durcheinandergeraten ist). Mit "Fool's Gold" haben UFO aber auch auf dem regulären Album zumindest einen Alltime-Classic untergebracht, der von einem ruhigen Intro unvermittelt in einen Speedknaller mit einem vor Enthusiasmus förmlich triefenden Instrumentalteil umschlägt, den man in solcher Spielfreude auch von Jüngeren nicht oft zu hören bekommt. Alles in allem eine gute bis sehr gute Platte, dazu sauber produziert von Mike Varney und nur etwas spartanisch ausgestattet - das Booklet ist 'n bissel arg dünn ausgefallen. Scheinbar soll die Musik für sich sprechen - das tut sie dann aber auch, und zwar nicht zu knapp.
Kontakt: www.spv.de



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver