www.Crossover-agm.de SEVENTYSEVENS: 8ighty 8ight / When Numbers Get Serious
von rls

SEVENTYSEVENS: 8ighty 8ight / When Numbers Get Serious   (Millennium Eight Records)

Wer wie ich ein Faible für typischen Siebzigerrock hat, für den dürfte dieser bis an den Rand vollgepackte Doppelsilberling ein Heiligtum darstellen. Die Seventysevens spielten nicht etwa Punk, wie man aufgrund ihres Namens vermuten könnte, sondern bewiesen, daß man auch in den Achtzigern diese Seventiesklänge noch ehrlich und mit Herzblut, dabei aber kein bißchen anachronistisch angestaubt, unter die Massen bringen kann. Klar, da bleiben Anklänge und Erinnerungen nicht aus; Ten Years After fallen einem ein (obwohl die Seventysevens keinen Egozentriker an der Gitarre stehen haben), auch Wishbone Ash (die allerdings durchgängig mit zwei Gitarren arbeiteten, was die Seventysevens nicht taten), nicht zu vergessen Rory Gallagher, die Sensational Alex Harvey Band, ganz frühe Deep Purple, die nicht so jazzigen Sachen der Ian Gillan Band und eine Riesenportion Blues, die sowieso fast jeder vernünftige Seventiesrocker außer vielleicht Rick Wakeman und Keith Emerson mit sich herumschleppte und die sich in "Mary And The Baby Elvis" fast in Reinkultur Bahn bricht. Daß der Opener von "8ighty 8ight" auf den Titel "Perfect Blues" hört, darf durchaus als programmatisch gewertet werden, obwohl Blues lediglich als Einfluß geltend gemacht werden kann, nicht aber als musikalische Hauptmarschrichtung. "8ighty 8ight" ist ein Livemitschnitt aus dem Jahre (wer errät's?) 1988, aufgenommen in Sacramento im sonnigen Kalifornien, und zeigt die Band von ihrer besten Seite. Bekanntermaßen dauerten die Songs der Seventiesrocker live ja immer dreimal so lange wie die Studioversionen, weil an allen Ecken und Enden eine gigantische Jam-Session eingeschoben wurde, die in beeindruckender Weise von der Spielfreude, dem Witz und der Energie der Musiker Rechenschaft ablegt - Verhaltensweisen, die mit dem Siegeszug reiner Konservenmusik in den Achtzigern mehr und mehr der Verpönung entgegensahen. Natürlich erweisen sich die Seventysevens in diesem Punkt als pures Kind der Siebziger, verweisen ab und an gar auf die Sechziger zurück und spielen sich förmlich die Seele aus dem Leib, damit einen Dank an den Schöpfer losschickend, daß er sie so reich begnadete. Die vier Musiker frickeln nicht kalt und steril drauflos, sondern gehen aufeinander ein, lassen mal den anderen zu Wort kommen, erweisen sich auch als der leisen Töne mächtig - und schrubben doch auch gerne ekstatisch drauflos. Schon die Songs 1-8 des Silberlings sind auf diese Weise recht opulent angelegt, und doch breiten sie nur den roten Teppich für "Mercy Mercy", "You Don't Scare Me" und "I Could Laugh" aus, die allesamt erst nach weit über zehn Minuten durchs Ziel laufen und diese CD endgültig zum Pflichtkauf für jeden Freund beschriebener Klänge machen.
Als wäre CD 1 noch nicht Erwerbsgrund genug, hat die Band noch einen weiteren Preßling dazugelegt. Dieser hört auf den Namen "When Numbers Get Serious" und beinhaltet rares Livematerial, das in den Achtzigern und Neunzigern bei verschiedenen Gelegenheiten und mit leicht differierenden Line-ups mitgeschnitten wurde und ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehen war. Im nachhinein scheint hier auch nichts nachbearbeitet worden zu sein, so daß die Soundqualität einesteils etwas schwankt und andererseits bedeutend rauher ausgefallen ist als der saubere, wenn auch nicht überpolierte "8ighty 8ight"-Gig. Neben einigen regulären Standards, die aus irgendwelchen Gründen nicht auf "8ighty 8ight" verewigt wurden, findet sich eine Reihe von Coverversionen wie "Bridge Of Sighs" vom ollen Robin Trower, der Led Zeppelin-Spätling "Nobody's Fault But Mine" oder (hergehört, liebe Fundamentalisten, man darf als christliche Band auch sowas covern) "Paint It Black" von den Stones, dazu unter dem Oberbegriff "Distinctive Rhythm Instrumentals" noch einige Basisversionen bzw. Spielereien der kreativen Musiker, die auch auf diesen knapp 79 Minuten eindrucksvoll unter Beweis stellen, was sie können, ohne das jedoch plakativ in den Vordergrund zu schieben. Mike Roe führt an Frontmikro und Gitarre souverän durchs Programm, auch wenn er sicher nicht der brillanteste Sänger unter der Sonne ist, und seine Mitstreiter können gar nicht anders, als ihm auf diesem Wege zu folgen. Nur das Publikum wurde in beiden Aufnahmen etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt, aber das ist auch schon alles, was es an diesen fast 160 Minuten zu bekritteln gibt. Was fasele ich hier eigentlich noch? Für den Freund klassischen Altrocks gab es in letzter Zeit wenige Gelegenheiten, 14,98 US-$ sinnvoller anzulegen. Ich habe keine Ahnung, ob dieser Silberling limitiert ist (das meiste bei M8 ist dies ja bekanntlich, aber hier auf der CD ist nichts vermerkt), aber zeitnahes Zuschlagen empfiehlt sich so oder so. Dies kann man am einfachsten bei M8 Distribution, 6061 Hart St., East Lansing, MI 48823, USA, m8@m8.com, www.m8.com, tun.



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