www.Crossover-agm.de IRON FIRE: Thunderstorm
von rls

IRON FIRE: Thunderstorm   (T&T/Noise)

Hier haben wir ein klassisches Beispiel für die ans Kultisch-Religiöse grenzende Verehrung eines Musikstils namens Heavy Metal. Ersetzt man nämlich in den Lyrics den Terminus "Metal" durch meinetwegen "Jesus", erhält man zu 90% astreine christliche Texte. Ein Titel wie "Glory To The King" ist dann nur noch die Spitze des Eisberges, der da aus Dänemark auf uns zugetrieben gekommen ist, um sich auch noch ein paar Gramm vom langsam zerbröckelnden Kuchen "Melodic Speed Metal" abzuschneiden. Dabei hat sich das Quintett den Aufwand, irgendwas Originelles fabrizieren zu wollen, von vornherein gespart, wenn man mal von einigen kleinen, blitzartig auftauchenden Überraschungseiern wie den bluesigen Gitarrenlicks in "Rise Of The Rainbow" oder der Mundharmonika zu Beginn von "Angel Of Light" absieht. Schon das Coverartwork indes zitiert mehr als deutlich HammerFalls "Glory To The Brave" (und stammt zu allem Überfluß auch von Kristian Wahlin - kopiert sich der Mann langsam selbst?), die Keyboards rufen Erinnerungen an dieselben auf den Spätachtziger-Scheiben von Helloween hervor, was auch kein Wunder ist (schließlich war ein gewisser Tommy Hansen sowohl an diesen als auch an jenen beteiligt), und über weite Strecken der etwa einstündigen Spielzeit ertappt man sich bei lustigen Ratespielchen, wo man dieses Riff oder jene Melodie schon mal in ähnlicher Form gehört (beim Eingangsriff zu "Rise Of The Rainbow" ist es mir immer noch nicht eingefallen, obwohl's mir quasi auf der Zunge liegt). Man muß den Jungs aus Tuborgland allerdings zugutehalten, daß sie auf ihrer Fahrt mit dem Einkaufskorb durch die Abteilungen Angra, Gamma Ray, Manowar, Stratovarius, HammerFall, Helloween, Labyrinth und noch ein paar andere mit sicherem Händchen fast nur qualitativ mindestens gutklassige Zutaten eingepackt haben. Diese sind dann im Korb etwas durcheinandergeraten, so daß jetzt einem Labyrinth-Solo ein Manowar-Riff mit Stratovarius-Gesang folgt oder so ähnlich. Wundersamerweise macht das die Songs sogar richtig interessant, mitreißend interpretiert sind sie auch, und nicht mal die Tatsachen, daß Herr Hansen ein paar arg komisch klingende Effekte eingebastelt hat, daß Sänger/Alleinkomponist Martin Steene den einen oder anderen Tonleiterwechsel nur mit leichten Unsauberkeiten hinbekommen hat und daß dem abschließenden Running Wild-Cover "Under Jolly Roger" (das es aber offenbar nur als Bonus auf dem Digipak gibt) ein bißchen die vorwärtspreschende Power fehlt, die das Original und auch Therions Umsetzung hatten, können da eine entscheidende Bresche in die Ritterrüstung schlagen. Die Zielgruppe macht somit nichts verkehrt, wenn sie sich auf ihr Streitroß schwingt und im Austausch gegen eine Handvoll Dukaten diese CD aus dem nächsten Plattenladen entführt. In diesem Sinne: "Glory To The King", wer auch immer das für jeden einzelnen ist (in bestimmten Interpretationsweisen ziehe ich diesen Slogan natürlich sofort zurück :-)).
 




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