www.Crossover-agm.de V.A.: Wasser für's Leben
von rls

Wasser für's Leben   (EC-Jugendbund Gebirge)

Dieser 15trackige Sampler istdie offizielle Begleit-CD zum EC-Fahrradmarathon 2000 und gleichzeitig eine interessante Gesamtschau des der mittelerzgebirgischen Region entstammenden christlichen Musikschaffens jenseits der klassischen Kirchenmusik. Nörgler mögen monieren, daß man den meisten Sangesbrüdern bzw. -schwestern auch anhört, woher sie kommen (Hochdeutsch ist gar nicht mal so einfach, das weiß ich selber am besten :-)), aber eben diese Akzente machen viele Bands richtig liebenswert und schaffen für den gebirgsbewohnenden Hörer gar ein Stück regionalkultureller Identität. Das würde zwar nix nützen, wenn dafür die allgemeine Qualität die Zschopau runterginge, aber der Compiler hat Geschmack bewiesen, diverse Exklusivtracks angeschleppt und nur ein paar kleine Schläfer im Programm versteckt, die von den sich nach einigen Durchläufen herauskristallisierenden Highlights locker dahin gestellt werden, wo sie hingehören: in den Schatten.
Da der Reinerlös des 2000er Fahrradmarathons (3 DM pro verkaufte CD inbegriffen) an ein Brunnenbauprojekt geht, das die Hilfsorganisation World Vision im Tschad durchführt, eröffnet kurzerhand die World Vision-Band mit "In The Eyes Of The Child" die CD - ein ordentlicher Song, der mit dem Terminus "Sacropop" wohl nicht falsch belegt ist (das soll jetzt nicht abwertend verstanden werden) und ohrenscheinlich von einer schwarzen Sängerin vokalisiert wird. "Könige" von Jesus Crew markiert an Position 2 schon den ersten Höhepunkt - eine Halbballade von exorbitanter Klasse, bei der sich Doris und Andreas Mittelbach die Vocals teilen. Profil steuern eine solide Version des Gospels "Where You There" bei, und auch Go Outs "Heimat", keineswegs Erzgebirgsfolklore auffahrend, sondern ein typischer Go Out-Normalorocker, fällt weder nach oben noch nach unten durchs Qualitätsraster. In Gestalt von "Um Frieden haben wir schon oft gebetet" aus der Feder des Liedermachers Klaus Biehl folgt der offizielle Fahrradmarathon-Song, ein interessanter Track von ursprünglich klassischem Liedermacher-Gestus, der durchaus auch der Tost-/Paul-Songschmiede hätte entsprungen sein können und den es auf der CD gleich in zwei Versionen zu hören gibt, wobei sich der Gymnasialchor Marienberg mehr ans Original hält und trotz der Tatsache, daß die Begleitinstrumente leider fast ausschließlich die Melodielinien nachzeichnen, die relativ freie Interpretation des Gymnasialchores Zschopau knapp aus dem Feld schlägt, obwohl auch letztere keinesfalls Brechreiz erzeugt. "Menschen dieser Welt" von Tom Haus & Jens Bräunig ist was für alle, die auf traditionelle Liedermacherduos stehen und einige schöne zweistimmige Gesangsharmonien zu schätzen wissen. Der Jugendchor Celebrate kann mit "Jesus, dein Licht" beide Gymnasialchöre nicht aus dem Feld schlagen, und dann kommt endlich auch die Elektrofraktion zu ihrem Recht: Der mir bisher apocryphe DJ Sei verkündet "Er ist hier", und Out Of Tunes "Freiheit" scheint von der 98er CD entsprungen zu sein (irgendwie hat mir die Demoversion damals besser gefallen). Zwischen diesen beiden Tracks hat sich allerdings ein weiteres Highlight niedergelassen: "Gedanken" von New Life ist ein neunminütiger, getragener Epicrocker, noch ohne Jenny am Gesang (diesen teilen sich Basser Stefan und Drummer Michael), mit unkompliziertem und trotz des Themas "Vergangenheitsbewältigung" kindertauglichem, aber alles andere als oberflächlichem Text, der durch Sprachsamples eines Österrrreicherrrs aus Brrrraunau, eines gewissen Walter U., eines Dachdeckers aus dem Saarland sowie eines Saumagenliebhabers seine Veredelung erfährt. Denkt man sich auf diesen Track jetzt noch Jennys Klassestimme, kann man sich ausmalen, zu was diese Band noch fähig sein wird. Zum Thema "Wasserversorgung in Afrika" paßt die Liedermacher-Soundcollage "Wir sind dabei" von Siegfried Fietz, die als tragendes Element ein afrikanisch besoundetes Fest hat, in erstklassiger Weise. Der härteste Track der CD geht aufs Konto von Street Of Hope, deren hardrockendes "Let's Rock People" die Möglichkeiten der Evangelisation durch harte Musik auslotet und zwar nicht der beste Song ihrer "Titanic"-Mini-CD ist, aber doch zu überzeugen weiß. Der allseits bekannte Wolfgang Tost schließt den regulären Teil der CD mit dem klassisch-konservativ-sacropoppigen "Auch morgen noch" ab, wobei der Gesang irgendwie eigenartig klingt (bist du das eigentlich selber, Wolfgang, oder klampfst du hier bloß?), und der 15. ist als Bonustrack deklariert: Das Trio Black Panthers, das keinen einzigen schwarzen US-Bürgerrechtler in seinen Reihen hat und sich genau eine Woche vor der Aufnahmesession gründete, hobelt die (Anti-)Telekom-Hymne "Pink Panther" mit Trompete, Keys und Drums runter und swingt sich dabei trotz der etwas dumpfen Produktion fast einen ab, damit den letzten Höhepunkt der CD markierend.
"Wasser für's Leben" ist also ein über weite Strecken absolut hörenswerter Sampler, der zudem in limitierter Auflage erscheint und seinen Preis von 19 DM auf alle Fälle wert ist, zumal man damit ja auch noch was Gutes für seine Mitmenschen im Tschad tut (remember: In Union We Stand ...). Ordern kann man das gute Stück auf www.fahrradmarathon.de, diverse Geschäfte rund um Marienberg verkaufen es auch, und wer am 8. und 9.7.2000 noch nichts vorhaben sollte, kann sich auch zum Fahrradmarathon nach Marienberg begeben und sich nach den gedrehten Runden mit der CD belohnen. Den Marathon gibt's übrigens alle zwei Jahre.
 




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