www.Crossover-agm.de STREET OF HOPE: Titanic
von rls

STREET OF HOPE: Titanic   (Eigenproduktion)

Das einleitende kurze Baßgedudel wird mit einem wohl ungewollt sächsisch-prollig klingenden "Hey" abgeschlossen und läßt einen schon das Schlimmste für den Rest des Tonträgers vermuten, aber dann eruieren Street Of Hope ein vernünftiges Grundriff und machen den Opener "Born Twice" doch noch zu einem ordentlichen Hardrocksong. Da stört es dann auch relativ wenig, daß das erzgebirgische Quintett den Terminus "Innovation" wohl erst im Fremdwörterbuch nachschlagen müßte: Nicht nur, daß neue Ideen in den sechs Songs so gut wie völlig abwesend sind, man ertappt sich sogar noch bei einem lustigen Ratespiel, wo man dieses oder jenes Riff schon mal gehört hat. Aber wen stört das eigentlich? Nicht jede Band muß unbedingt einen neuen Musikstil erfinden, und gerade im traditionellen Hardrockareal gehen krampfhafte Versuche, pseudoinnovative Ideen einzubasteln, nicht selten ins Beinkleid. Diese Klippe umschiffen Street Of Hope ganz gekonnt und siedeln sich irgendwo zwischen den Black Sabbath der Achtziger, den Gary Moore-Scheiben aus der gleichen Zeit sowie dem Frühwerk von Cinderella an, wobei Sänger Thomas "Oller" Schröer ein paar Parallelen zu Tom Keifer und David Lee Roth auf den Stimmbändern trägt, im Gegensatz zu den beiden Genannten aber christliche Texte mit hohem Intelligenzanspruch vorträgt (wenn auch streckenweise in Angelsächsisch, das fast so furchtbar wie meins klingt). Als besonders gelungen ist dabei "Let's Rock People" anzusehen, das energisch die Meinung vertritt, christliche Rockmusik sei ein probates Mittel zur Evangelisation (eine Tatsache, die bekanntermaßen immer noch antagonistische Äußerungen hervorruft - guten Morgen, Herr Heide!). In Anbetracht der alten Weisheit, man solle einen außergewöhnlichen Song zum Titeltrack erklären, haben sich Street Of Hope für "Titanic" entschieden, und dieser druckvolle und mit schönen Gitarrenpassagen gesegnete Song ist auch tatsächlich das Glanzlicht des 24minütigen Silberlings, auch wenn der Closer "Words", mit leicht modern angehauchten Elementen, so dem scheinbar durch einen Telefonhörer aufgenommenen Intro oder einem kurzen grungigen Part, spielend und Produzent Frank Bucher ein paar Backing Vocals beisteuern lassend, nur wenig nachsteht. Apropos Produktion: Auch die ist solide ausgefallen - sie bringt zwar den Putz nicht zum Von-der-Wand-Rieseln, aber ich will mein Wohnbüro sowieso erst im Sommer renovieren, und da ist mir das ganz lieb. Jedes Instrument hat seinen Platz, und so muß das ja auch sein. Also: Auch wenn die "Straße der Hoffnung" hier und da noch etwas uneben ist, so weist sie doch eine ordentliche Befahrbarkeit auf, und Schlaglöcher von der Größe, daß das titelgebende Schiff darin versinken könnte, sind dankenswerterweise abwesend. Wer ein Stück mitfahren möchte, der wende sich an Thomas Schröer, Bergstraße 9, 09468 Geyer, Tel. 037346/1379.
 



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