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out of tune
von rls anno 1997

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Im Sinne des demokratischen Ausgleichs gibt es diesmal ein Interview mit einer Band, die fast mit Minimalbesetzung operiert, nachdem wir beim letzten Mal in Gestalt der Pilgrims eine Truppe mit immerhin sieben musikalischen Angestellten hatten. Susanne (voc, synth) und Tobias (synth, voc) sorgen für die musikalische Komponente bei out of tune, drei weitere Herren sind allerdings noch für Sound, Licht und Diashow verantwortlich. Wir haben es also mit einem kreativen Duo zu tun, was schon gewisse Assoziationen zuläßt, welchen Sound die Band wohl nicht fährt. Vor ihrem Auftritt beim 1997er Röhrsdorf-Open Air standen mir Susanne und Tobias Rede und Antwort:

 out of tune

Eine langweilige Standardfrage zu Beginn: Wie sieht eure Bandgeschichte aus?

Tobias: Begonnen hat alles 1993, als ein Freund von mir an der Gitarre und ich am Klavier angefangen haben, einfache Lieder nachzuspielen. Tja, es hat uns Spaß gemacht, und schließlich habe ich mir einen Synthie gekauft und er sich eine E-Gitarre. Wir haben dann auch angefangen, eigene Lieder zu machen, und hatten nach einem halben Jahr Proben unser erstes Konzert. Das lief so eine Weile weiter, bis er Ende 1995 ausstieg. Ich stand dann erstmal alleine da und habe mir überlegt, wie es denn nun weitergehen soll. Anfang 1996 kam dann Susanne als Sängerin dazu - vorher hatte ich alleine gesungen - , und damit verbunden war auch ein kleiner Stilwechsel. Weil die E-Gitarre eben gefehlt hat, fiel das ganze rockige Element weg, und es ging hin zur reinen "Steckdosenmusik". Diesen Stil haben wir seither beibehalten. Zu erwähnen wäre noch ein Technikerwechsel, der ebenfalls Anfang 1996 stattgefunden hat.

"out of tune" heißt soviel wie "verstimmt". Was ist verstimmt, oder worüber seid ihr verstimmt?

Tobias: Wir reden uns bei jedem Konzert damit heraus, daß wir so heißen, wenn irgend etwas schief klingen sollte. Wir sagen dann immer, das muß so sein - insofern ist es ganz praktisch, wenn man so einen Bandnamen hat.

Susanne: Ansonsten hat der Name aber keinen tieferen Hintergrund.

Wo würdet ihr eure musikalischen Einflüsse ansiedeln?

Susanne: Also, ich höre eigentlich fast alles: Rock, ein bißchen Dancefloor ...

Tobias: Ich habe mein Spektrum auch so zwischen melodischem Hardrock, Dancefloor, Reggae und melodischem Tekkno (was es auch gibt!). Das sind eigentlich unsere Einflüsse, so daß wir auch in unseren Liedern ein ziemlich breites Spektrum behandeln können.

Wer schreibt die Songs bei euch?

Tobias: Das bin ich.

Die Texte pendeln zwischen Deutsch und Englisch. Warum?

Tobias: Also, in der Hauptsache machen wir schon deutsche Texte. Die englischen sind deutlich in der Minderzahl. Wir merken es auf Konzerten, daß immer etliche Leute dabei sind, die die englischen Texte nicht verstehen, und wenn man als deutsche Band für deutsche Leute etwas rüberbringen will, dann muß man es in deutsch singen.

Susanne: Was das Englisch angeht: Wir haben bei zwei Songs englische Refrains, und "I will remember" ist komplett in Englisch ...

Tobias: ... da haben wir bei Konzerten aber Dias mit dem kompletten deutschen Text dazu, für die Verständlichkeit. Das Pendeln erklärt sich vielleicht so: Ähnlich wie wir im musikalischen Bereich experimentieren, greift man manchmal auch eine coole englische Phrase auf, und die baut man dann irgendwo mit ein

Ich nehme an, ihr arbeitet mit Drumcomputern etc. ...

Tobias: Ich hole alle Sounds über Sequenzer aus meinem Synthie.

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach kommt dabei aber ein ziemlich kaltes Feeling rüber, das zwar zu Industrialbands paßt, die mit eben dieser Kälte als Stilmittel arbeiten, bei einer christlichen Truppe, die Wärme rüberbringen will, aber nicht so glücklich wirkt. Ich nehme an, ihr seht das etwas anders ...

Tobias: Naja, es ist nun mal nicht so, daß bei uns jedes Lied von vorn bis hinten mir 150 bpm klopft, sondern es sind auch andere Lieder dabei, normale Popsachen oder was aus dem Reggaebereich. Was uns fehlt, weil wir nun mal nicht so viele Leute auf der Bühne sind, das versuchen wir verstärkt durch eigene Bühnenshow wieder wettzumachen. Die Leute wollen schließlich auch was erleben. Wenn da nur ein fertiger Sound aus den Boxen kommt, dann kann man sich das auch zu Hause vor der Stereoanlage anhören.

Tretet ihr live als Duo auf, oder gibt's da noch Gastmusiker, die bestimmte Sachen einspielen?

Tobias: Nein. Wir machen alles alleine.

Gibt's Pläne für ein Scheibli?

Tobias: Pläne schon, aber das ist immer wieder an den Finanzen gescheitert. Die Pläne existieren eigentlich schon, solange es die Band gibt. In nächster Zeit wird sich da aber wohl noch nichts tun.” (Was sich in der Zwischenzeit geändert hat - Anm. rls)

Um das bekannte Stichwortbombardement kamen Susanne und Tobias natürlich auch nicht herum. Hier sind ihre Kommentare:

? Kurt Biedenkopf

Tobias: Unser Landespapa, der es auch immer wieder wagt, gegenüber der Bundesregierung den Mund aufzumachen.

? Die Anschlagswelle gegen kirchliche Einrichtungen in Hamburg und Lübeck

Tobias: Eine absolute Sauerei! Ich finde, das zeugt von großer Intoleranz und mangelnder Charakterstärke.

Susanne: Ich verstehe gar nicht, was die Leute damit erreichen wollen ...

? Wigald Boning

Susanne: Was ist denn das?

Tobias: Was zu essen?

? Tic Tac Toe

Susanne: Ich find's gut, daß sie jetzt ihren Namen weiterführen dürfen. Einige Texte sind mir allerdings zu aggressiv, andere wiederum gefallen mir sehr gut...

Tobias: ... der Sound ist cool ...

Susanne: ... gerade das Lied "Warum", da ist wirklich ein Hintergrund da.“

Tobias: Sie spielen nicht irgendwelches sinnloses Geleier herunter, sondern machen sich schon Gedanken mit ihren Texten. Allerdings ist die Ausdrucksweise nun wirklich nicht ganz ... (es folgt ein nicht zu beschreibendes Geräusch - rls)

? Die neue Scheibe von Depeche Mode

Susanne: Kenne ich gar nicht. Das ist nicht so mein Fall.

Tobias: Hab' ich auch noch nicht gehört.

? Greenpeace

Tobias: Ich find's gut, daß es so eine Organisation gibt, die auf Schäden in der Umwelt, auf Sachen, wo gesaubeutelt wird, aufmerksam macht und immer mal wieder die Leute wachputscht.“

? Opern

Susanne: Also, ich war schon öfters mal in der Oper. Ich habe ja auch ein bißchen klassische Gesangsausbildung gehabt und dabei auch solche Sachen gesungen.

? Die geplante Autobahn Dresden - Prag, die ja mitten durchs Erzgebirge gehen soll

Tobias: Solange sie nicht durch meinen Garten geht ...

? Brand-Erbisdorf

Susanne: Eine schöne gemütliche Kleinstadt.

Tobias: Freiberg zwischen Dresden und Chemnitz bei Brand-Erbisdorf ...

Eine Frage, die nicht meinem Hirn entsprungen ist: Du kommst nach Hause, öffnest den Kühlschrank - und ein Alien springt dir entgegen. Was tust du?

Tobias: Ich gucke nach, ob er alles aufgefressen hat, weil ich garantiert Hunger habe.

Abschlußfrage: Was war am Sonntag, dem 29.11.1988 - 1. Advent war's -, auf dem Weihnachtsmarkt in Brand-Erbisdorf los?

Susanne (nach längerem Rätselraten): Der Stollen?

Tobias: Nee, doch nicht schon am Ersten.

Stimmt schon: Es wurde der längste Weihnachtsstollen der DDR angeschnitten - mit 10,40 m.

Tobias: Also, jetzt ist das immer viel später. Außerdem war er voriges Jahr auch schon länger - über 13 m ...

Susanne: Die DDR war ja auch kleiner.

Tobias: ... da habe ich selber den Tisch mit hingestellt.

Brandheiße Fakten über die Musiker - nur bei uns in CrossOver!!
Bleibt noch zu sagen, daß nicht nur die Elektronikfetischistenfraktion den out of tune-Kompositionen mal ein Ohr leihen sollte, sondern diese auch für Normalkonsumenten oder Handmadefreaks goutierbar sind. Zwecks Kontaktadressenermittlung folgt dem in der "Scheibli"-Frage eingefügten Link. Außerdem gibt's auf der Homepage noch was Interessantes über out of tune zu lesen, und zwar hier.









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