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Pilgrims
von rls anno 1997

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Und wieder mal ein Novum für mich: Von der Existenz einer neunköpfigen Band war mir bisher im rockmusikalischen Bereich nichts bekannt geworden. Gut, rechnet man die beiden Herren an der Technik ab, bleibt „nur" noch ein Septett übrig, aber auch bei dieser Besetzung fallen mir spontan lediglich die Schwaben Subway sowie die genialen Norweger Theatre Of Tragedy als Exempel ein (wohlgemerkt: Wir schreiben 1997!). Mit der letztgenannten Truppe haben die 1994 gegründeten Pilgrims aus Wolfen auch noch die Stellenbesetzung gemeinsam (Lead- und Backingstimmbänder, Tasten, zweimal sechs und einmal vier Saiten sowie Felle und Becken), musikalisch segelt man aber auf völlig anderen Meeren.

Die Wolfener sind nämlich eine Coverband und spielen „Songs aus den 80er und 90er Jahren der Blues-, Rock- und Popszene", wie mir Bandsprachrohr David Hohaus mitteilte. Auf der Habenseite der Band stehen neben zahlreichen Stadtfest-, Kirchentags- und Clubgigs fünf auf ein Demotape gebannte Songs, deren bekanntester wohl „Black Velvet" von Alannah Myles sein dürfte.

Meine neugierigen Fragen beantwortete David wie folgt:

Pilgrims

Wo habt ihr euren besten Gig in der Bandgeschichte gespielt?

In der Fuhneaue in Wolfen bei einem Konzert u.a. mit John Cincude. Da war eine bombastische Stimmung. Im Mai treten wir übrigens in Villefontaine, das ist in der Nähe von Lyon in Südfrankreich, auf. Dort spielen wir in der Partnerstadt von Wolfen auf zwei Veranstaltungen. Wir freuen uns schon riesig!

Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?

"Pilgrims" bedeutet ja soviel wie Pilgerer, und wir verstehen uns als ständig unterwegs - im geistigen und musikalischen Sinn.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die zu covernden Songs aus?

Erstens: Sie müssen uns aus dem Bauch heraus gefallen und von einer Frau gesungen werden. Zweitens: Sie müssen in unsere Bandbesetzung passen.

Ihr covert also keine Songs, bei denen im Original ein männliches Wesen am Mikro steht?

Nein. Manches Lied wirkt komisch, wenn es von einer Band mit einem Sänger stammt und dann von einer Frau gecovert wird.

Welchen Stellenwert haben die Lyrics der Songs für euch?

Das ist ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist, da man die Stimmung eines Liedes nur richtig wiedergeben kann, wenn man sich damit identifiziert. Dies ist natürlich vor allem für die Gesangsabteilung von Bedeutung.

Habt ihr ein Standardprogramm, oder stellt ihr für jeden Gig eine Extra-Setlist auf?

Wir sind sehr flexibel in der Gestaltung unserer Gigs und stellen für jeden Gig ein Programm auf, das sich nach der Art der Veranstaltung und dem zu erwartenden Publikum richtet.

Stellt bitte mal eine Liste auf, welche 10 Songs am häufigsten von euch gecovert werden!

Das wären "Black Velvet" von Alannah Myles, "Geheime Zeichen" von Anne Haigis, "What's up" und "Pleasently Blue" von den Four Non Blondes, "Ironic" von Alanis Morissette, "Let it rain" von Amanda Marshall, "Zombie" von den Cranberries, "Blueprint" von den Rainbirds, "I love Rock'n'Roll" von Joan Jett und - ganz aktuell - "Don't speak" von No Doubt.

Bis auf "Black Velvet" sind mir die Originale eurer Demo-Songs nicht bekannt. Bemüht ihr euch, möglichst nahe am Original zu bleiben, oder strebt ihr an, aus den verschiedenen Songs Pilgrims-typische Tracks zu machen?

Wenn wir einen neuen Song einstudieren, versuchen wir, so weit wie möglich am Original zu bleiben. Das ist wichtig, um das Lied erst einmal "zum Laufen" zu bekommen. Oft machen wir aber auch die Erfahrung, daß mehrere Gitarren- oder Keyboardspuren zu hören sind. Dann müssen wir das Ganze so arrangieren, daß die wesentlichen Bestandteile, die für das Lied charakteristisch sind, zu hören sind. Das kostet manchmal ganz schön Nerven. Wenn die Lieder sich dann gesetzt haben, basteln wir ab und zu eigene Sachen ein, aber eher sehr verhalten.

Arbeitet ihr mit Noten oder Songbooks, wenn ihr einen neuen Song einprobt, oder hört ihr die jeweiligen Riffs und Melodien heraus?

Wir arbeiten nur mit unseren Ohren. Wenn uns ein Lied gefällt, wird die CD gekauft, und jeder Musiker hört sich seine Stimme raus.

Könnt ihr euch vorstellen, auch mal einen Death Metal-, Techno- oder Volksmusik-Song zu covern?

Nur zum Fasching. Da machen wir schon mal etwas Blasmusik oder Songs wie "Hello Dolly", aber eben nur dort.

Eine Standardfrage, wenn man eine Coverband interviewt: Schreibt ihr eigentlich auch selber Songs?

Einige Texte sind schon in der Schublade, und musikalisch haben wir auch schon die eine oder andere Idee. In nächster Zeit werden wir hier wohl verstärkt Initiative zeigen. Unser langfristiges Ziel ist auf jeden Fall, eine CD mit eigenen Songs herauszubringen.

Die Produktion eures Demos ist zwar ein wenig drucklos, ansonsten aber sehr gut ausgefallen. Wo habt ihr produziert, und was hat die Aktion gekostet?

Da stand uns Christoph Noetzel hilfreich zur Seite. Er hatte es uns ermöglicht, bei ihm das Demo zu erstellen. Vielen Dank nochmal an Christoph! Wir hatten zwar wenig Zeit, aber viel Spaß. Kostenpunkt: Keine!!

Na klasse!

Soweit die Statements von David, den ich natürlich auch noch mit einer Reihe von Schlagwörtern konfrontierte. Hier sind seine Kommentare:

? Ostern

Ein tolles Fest. Es strahlt unheimlich viel Hoffnung aus und ist für uns als Christen wohl das wichtigste Fest. Wichtig ist aber auch davor die Fastenzeit, in der man sich wieder mal ganz bewußt auf das eine oder andere in seinem Leben konzentriert.

? Drumcomputer

Faxen! Für Effekte oder als Metronom geeignet, ansonsten für uns unbrauchbar.

? Die Christlich-Demokratische Union

Sie sollten öfters mal an das C in ihrem Namen denken ...

? Der Nahost-Konflikt

Das ist eine schwierige Sache und nicht zu unterschätzen. Hier tut sich jedoch die Frage auf, ob die Religionen wieder einmal als Deckmantel für die Durchsetzung von Machtansprüchen herhalten sollen.

? All-Girl-Bands

Haben mehr Pfiff als Boy Groups. Aber aus den persönlichen Erfahrungen in unserer Band können wir sagen, die Mischung macht's: half girl and half boy. (Im vorliegenden Fall also 4,5 Damen und 4,5 Herren, oder habe ich da was falsch verstanden? - Anm. rls)

? Die neue Scheibe der Münchener Freiheit

Kennen wir nicht.

? Philosophie

Darüber sollte man mal nachdenken ...

? Wolfen

„Eine wunderschöne Stadt im Herzen von Deutschland - unsere Heimatstadt. Leider gibt's sehr viele Arbeitslose und wenig Aussicht auf Besserung.

Naja, wenigstens scheint auf den Pilgrims-Gigs verstärkt die Sonne. Wer also female-fronted Bands liebt, aber nicht auf 20 Konzerte rennen will, bekommt bei den Wolfenern einen geballten Querschnitt geboten. Schaun mer mal, wie die Pilgerfahrt weitergeht.







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