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BANG YOUR HEAD!!!   12.07.2014   Balingen, Messegelände
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Seit 1996 existiert das süddeutsche BANG YOUR HEAD-Festival nun schon und ist von der traditionsmetallischen Festival-Landkarte nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ich nach wie vor große Open-Air-Festivals nicht favorisiere, hatte es das Billing des diesjährigen BYH wahrlich in sich. Neben altbekannten Dauergästen wie TWISTED SISTER und AXEL RUDI PELL konnten die Veranstalter auch einige hochinteressante Acts verpflichten, die eher niedrig frequentiert in unseren Breitengraden zu erleben sind. Außerdem beehrten die schwedischen Hardrock-Dinos EUROPE mal wieder den wilden Süden Deutschlands, derentwegen wohl auch viele Rockfans nach Balingen gepilgert waren. Besonderes Augenmerk meinerseits galt am zweiten Festivaltag aber dem Auftritt der frommen Metal-Ikonen STRYPER und ROB ROCK. Letzterer will nach fünfjähriger Abstinenz seiner Solo-Karriere neues Leben einhauchen. Beide Acts spielten auf der Open Air Stage direkt hintereinander. Jetzt musste nur noch das Wetter mitspielen.

Ektomorf
Pünktlich zum Gig der ungarischen Lärmcombo EKTOMORF traf ich auf dem Balinger Messegelände ein. Die Truppe fabrizierte ein brodelndes Gemisch aus groovendem Neo-Thrash mit Hardcore-Anleihen, wobei mir in diesem Soundbrei einfach die großen wie magischen Riffs fehlten, wie sie bei klassischen Thrashcombos der Marke EXODUS und ANTHRAX nun mal gang und gäbe sind. Das schien den mitgehenden Massen egal zu sein, denn die waren schließlich vor Ort, um die Sau rauszulassen. Was mir im Verlaufe des Gigs aber gehörig auf den Zeiger ging, waren die perpetualen "Fuck The Motherfucker"-Ergüsse des Frontmanns Zoltán Farkas, der mit VENGEANCE RISING-Legende Larry Farkas weder verschwistert noch verschwägert ist. Aber das nur am Rande.

Rob Rock
Nach dem rüden Sound der ungarischen Rüpel galt es sich auf gepflegten Melodicmetal einzustimmen. Vorher konnte ich aber noch eine Reihe altbekannter Gesichter aus der guten alten 1980er- und 1990er-Ära begrüßen, was die Stimmung meinerseits gleich noch mal hob, bevor ROB ROCK mit seiner Mannschaft, bestehend aus 3/4-NARNIA-Mitgliedern, die große Festivalbühne betrat. Mit einem ausgewogenen Livesound, der auch im vorderen Zuschauerbereich gut zu vernehmen war, legte die Band mehr als amtlich los. Rob ist stimmlich nach wie vor voll auf der Höhe und präsentierte engagiert und unterhaltsam sein umfangreiches gesangliches Repertoire, während er den einen oder anderen Songtext vom Blatt ablesen musste. Zuletzt gesundheitlich ziemlich gebeutelt zeigte er ohne jeden Zweifel eine der besten gesanglichen Leistungen des Festivals. Besonders beim pumpenden Banger "Slayer Of Souls" flogen doch etliche Haarkleider durchs Rund. Zur Überraschung aller kredenzte uns das Quintett den IMPELLITTERI-Track "Father Forgive Them" vom "Screaming Symphony"-Album, den offenbar nur eingefleischte Fans in den vorderen Reihen kannten. Calle Grimmark, inzwischen ohne auch nur ein Haar auf dem Haupt, schüttelte wieder etliche halsbrecherische Licks aus dem Ärmel, verstieg sich angesichts der knappen Spielzeit aber nicht in endlose Soli. Mit dem standesgemäßen DRIVER-Klassiker "I'm A Warrior" beendeten Rob und seine Mannen eine beeindruckende Show, die Lust auf mehr machte.

Michael Sweet  Oz Fox
Nach einem kurzen Soundcheck betraten dann endlich STRYPER unter tosendem Beifall die Bühne und ließen von Beginn an keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie nicht nach Balingen gekommen waren, um alte Klischees zu bedienen und denjenigen, die sich sowieso schon auf sie eingeschossen hatten, noch weiter Kanonenfutter zu liefern, sondern ausnahmslos musikalisch zu überzeugen.
Outfittechnisch tritt man inzwischen in einheitlich schwarzem Look auf, lediglich die Gitarren erinnern noch an die alten Glam-Zeiten. Ohne große Pausen zwischen den Songs zelebrierte die Band ein Best-Of-Programm, das aber doch so manchen Kracher, u.a. "The Rock That Makes Me Roll" vermissen ließ. Der satte, nicht überregulierte Livesound gehörte auch nach Bekunden des anwesenden Kollegen Georg mit zum Besten, was das diesjährige BYH zu bieten hatte. Besonders stach das perfekte Zusammenspiel der beiden Saiten-Protagonisten Michael und Oz hervor, welches einfach ein Ohrenschmaus par excellence war. So mancher Besucher zeigte sich überrascht ob der Spielfreudigkeit und Präzision, mit der das Quartett Klassiker wie den eröffnenden "Sing Along Song", "Free" und "More Than A Man" in die Menge feuerte. Michael verzichtete leider auf den Einsatz seiner Kopfstimme, so dass frenetische Screams ausblieben. Seine gesangliche Leistung möchte ich dennoch nicht schmälern, auch wenn er in der Vergangenheit schon mitreißender performt hat. Zur Überraschung vieler Fans spielte die Band das KISS-Cover "Shout It Out Loud", während vom aktuellen Album "No More Hell To Pay" lediglich das schleppend düstere "Marching Into Battle" dargeboten wurde. An dieser Stelle hätte ich mir dann doch eher das schmissige "Saved By Love" gewünscht. Sei's drum. Mit dem Rausschmeißer-Doppelpack "Soldiers Under Command" und "To Hell With The Devil" liefen Band und Fans aber noch mal zur Höchstform auf, was auch bei mir eine Gänsehaut nach sich zog. Dass STRYPER im Billing zumindest Co-Headlinerstatus verdient hätten, steht außer Frage. Als nachmittäglichen Pausenhappen haben die Veranstalter die Band schlichtweg unter Wert präsentiert. Allerdings dürfte die zahlreich versammelte Fanschar froh gewesen sein, sie überhaupt mal wieder auf einer deutschen Bühne gesehen zu haben.
Na, das Oberteil hat aber nicht ganz die richtige Farbkombination ...

Setlist STRYPER
Sing Along Song
Loud 'N' Clear
Reach Out
Calling On You
Free
More Than A Man
Shout It Out Loud
Marching Into Battle
All For One
Soldiers Under Command
To Hell With The Devil

Obituary
Das Wetter hatte diesmal ein perfektes Timing hingelegt, denn mit Beginn des Auftritts der US-Deathmetal-Legende OBITUARY fing es an, von Blitz und Donner begleitet, wie aus Eimern zu kübeln. Zumindest die ersten Takte hörte ich mir, schnell unter einen Merch-Stand geflüchtet, noch an, bevor ich mich entschloss, die lange Heimreise anzutreten.
Fazit: Trotz der kurzen Stippvisite hat sich der Besuch des BYH gelohnt. Mir ist das Festival allerdings eine Nummer zu groß. Man wühlt sich durch Menschenmassen an Unmengen von Verkaufsständen und Fast-Food-Buden vorbei, bis man endlich mal annähernd den Bühnenbereich erreicht hat, um dann feststellen zu müssen, dass man mindestens drei Meter zu klein ist. Da braucht man gar nicht wild zu bangen, um Nackenschmerzen zu bekommen. Positiv hervorheben möchte ich das freundliche Auftreten der Ordner und Mitarbeiter, die mit ihrer schwäbischen Gemütlichkeit einen wohltuenden Kontrapunkt zum hektischen Festivaltreiben bildeten.

Fotos: laut.de



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