www.Crossover-agm.de DRIVER: Sons Of Thunder
von gl

DRIVER: Sons Of Thunder   (Metal Heaven/Soulfood)

Es gibt Relikte aus einer Zeit, als die Kassette noch der dominante Tonträger war, um von Bands auf ihre Songs hinzuweisen, die nur in diesem Format erschienen. "A More Perfect Union" von ICON z.B. war solch ein rares Geschoss oder eben auch die von Paul Sabu produzierte EP von DRIVER aus dem Jahr 1989. Hinz und Kunz wurden gesignt, veröffentlicht, vergessen und oft sogar wiederveröffentlicht, doch die 5 Songs dieses Tapes blieben bei der großen Masse unbekannt. Durchweg ALLE, die die fünf grandiosen Kompositionen des Demos damals gehört haben, waren hellauf begeistert, attestierten der Truppe nur die besten Referenzen und es schien 1990 nur eine Frage der Zeit, bis "the next big thing" endlich ran durfte, aber es hat nicht sollen sein ... Die Legende besagt, East/West bevorzugten damals in einer Entweder/Oder-Auswahl ENUFF Z'NUFF ... Die Band löste sich 1991 entnervt und frustriert auf, Sänger Robert Rock ging zu IMPELLITTERI, Gitarrist Roy Z. arbeitete mit Mike Vescera und ging dann zu WARRIOR, gründete später TRIBE OF GYPSIES (nicht Tribe After Tribe, wie es hier im Info steht) und Bassist Emil Brando wanderte gar nach Deutschland aus! Es ist müßig zu lamentieren oder zu spekulieren, was die Gruppe mit diesen Songs damals erreicht hätte, denn jetzt ist nach nur 19 Jahren ein volles Album da. Als Fortsetzung des M.A.R.S.-"Project Driver"-Albums kann es nur bedingt angesehen werden, denn außer dem Sänger Rob hat diese Band nichts gemein mit der Veröffentlichung von 1987 auf Shrapnel. Wer in Kenntnis des Solo-Materials von Rob Rock ist, hat die Stilrichtung der Band schon auf dem Schirm, da bekanntlich sowohl Roy Z. als Produzent und Gitarrist und auch Drummer Reynold "Butch" Carlson dem charismatischen Sänger bei seinen Produktionen zur Seite stehen. So landete über die Jahre auch der eine oder andere DRIVER-Song auf den Solo-Platten ("Fields Of Fire" auf "Eyes Of Eternity" oder "When Darkness Reigns" mit verändertem Text auf "Holy Hell"). Die Urversion von letztgenanntem hieß jedoch "Fly Away" und liegt nun in einer wiederum mitreißenden rifflastigen Version vor. Das sich dramatisch aufbauende "Only Love Can Save Me Now", bei dem man automatisch mitrockt, und das zunächst melancholische "I Believe In Love" mit dem eingängigen Refrain haben den Transfer nicht nur überstanden sondern sind den alten Versionen ebenbürtig. Die zwei Sidekicks, die man sich 2007 in die Band geholt hat, sind alles andere als Greenhorns, sondern ebenfalls erfahrene Musiker: Ed Roth (u.a. IMPELLITERI, Glenn Hughes, Halford, FATES WARNING) an den Keyboards und Aaron Samson (u.a. ODIN, George Lynch) am Bass ergänzen hier absolut songdienlich bzw. spielen die Stücke perfekt originalgetreu nach. Robs gern live gespielter Trademark-Song "I'm A Warrior", ebenfalls solo und mit IMPELLITTERI bereits veröffentlicht, liegt nun endgültig in seiner Ur-Version vor mit den unvergleichlichen Licks von Roy Z. veredelt. Das von Bruce Dickinson damals für "Balls To Picasso" ... ähem ..."ausgeliehene" "Change Of Heart" erhält nun endlich seinen rechtmäßigen Platz und das muss schon ein grober Klotz sein, dem diese einfühlsame Ballade nicht zusagt, auf der sich die Band von ihrer ruhigen Seite genauso stark zeigt. Das Hätte/wäre/wenn-Gejammer bzgl. dieses Songs und seiner Airplay-Chancen 1990 spare ich mir, aber das Lied ist auch heute noch absolut gigantisch. Doch die fünf Neukompositionen stehen den alten Songs bemerkenswerterweise in nichts nach und bilden keineswegs einen Qualitätsabfall. Allein diese Tatsache ist schon sensationell genug, im Verbund mit den Ergebnissen, nämlich vor allem dass Robs Stimme nach dieser Zeit definitiv noch in der Lage ist, auch hohe Phrasierungen einwandfrei und so voluminös wie 1989 zu singen. (Es zahlt sich eben aus, seine Stimme zu pflegen und eben nicht eine Kippe nach der anderen anzustecken, oder, Herr Dokken?!?)
Da ist an neuen Songs der Titeltrack, ein schneller Brecher, der zum Headbangen animiert mit Roys wahnwitzigem Gefuddel an der Klampfe. Oder "Never Give Up", ein weiterer Track mit einem sich wiederholender Gitarren-Thema im Mid-Tempo, das ebenfalls "kommerzielle" Chancen haben könnte (aber was heißt das schon heute ...), ein eingängiger hochmelodischer Track mit absolutem Hitpotential. Und "Winds Of March", ein majestätisch dahingaloppierender Heavy Rock-Track, wiederum versehen mit den so einzigartigen Fills von Roy. Die Platte ist klangtechnisch über alle Zweifel erhaben und spieltechnisch sind die Musiker allen Bands, die einen ähnlichen Sound fahren, mindestens ebenbürtig, vermutlich sogar mehr. Eine CD ohne Fehl und Tadel: Melodic Metal at its best! (Und ausnahmsweise auch mal ein herzliches "Dankeschön" an meinen Namenskollegen Georg für die Veröffentlichung dieses Juwels!)
Kontakt: www.myspace.com/driverofficial, www.aorheaven.com

Tracklist:
01) Titans Of Speed
02) I'm A Warrior
03) Fly Away
04) Heart's On Fire
05) Sons Of Thunder
06) Never Give Up
07) Change Of Heart
08) Dark World
09) Winds Of March
10) Only Love Can Save Me Now
11) Tears That I Cry
12) I Believe In Love



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