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Long Heavy Night   21.09.2013   Eschwege, E-Werk
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Das Billing der fünften LONG HEAVY NIGHT in Eschwege stand schon seit Längerem fest, so dass sich jeder Metalhead bestens vorbereitet auf den Weg ins E-Werk machen konnte und genug Zeit hatte, seinen Favoriten des durchweg klassisch-metallisch orientierten Festivals auszumachen. Nachdem ich im vergangenen Jahr die LHN verpasst hatte, freute ich mich, wieder einmal Gast des kleinen, aber feinen Metalevents zu sein, das vom Eschweger CVJM mit viel Enthusiasmus und Engagement vorbereitet und durchgeführt wurde. Neben den Berliner Thrashern FATAL EMBRACE galt vor allem das Mainzer Damenensemble ARVEN mit seinem NIGHTWISH-verwandten Symphonic Metal im Vorfeld als das musikalische und optische Highlight. Leider blieb der große Besucheransturm aus, was der guten Stimmung aber nicht schaden konnte.

Abyss
Die Eschweger Lokalmatadoren ABYSS eröffneten den Abend mit ihrem kernigen Sauf-Punk-Thrashmetal, der einfach nur Spaß machte. Wenn man allerdings als einziger Gast mutterseelenallein vor der Bühne verharrt, so ist das weniger angenehm, sowohl für die Band wie auch für den Zuschauer. Dennoch legte sich das Quartett mächtig ins Zeug und nutzte die halbe Stunde Spielzeit, um sich musikalisch für weitere Festivals zu empfehlen.

Chaosbay  Chaosbay
Wenigstens die nachfolgenden Mannheimer Prog.-Metaller CHAOSBAY lockten doch schon mehr Zuschauer an, wobei das extrem vertrackte und alles andere als leicht zugängliche Songmaterial relativ banguntauglich anmutete. Die Jungspunde zeigten eine überaus professionelle wie tighte Performance und tischten dem Prog.-Liebhaber einen überaus wohlschmeckenden Cocktail aus wuchtigen Gitarrensalven, atmosphärischen Zwischenparts, permanenten Tempowechseln und filigranen Soli auf. Die wenigen Songs, die die Setlist zierten, übersprangen schon mal locker die 10-Minuten-Marke, so dass kaum Zeit zum Durchatmen blieb. Vergleiche zu bekannten Größen des Genres fallen schwer, sowohl DREAM THEATER wie auch EXTOL bzw. OPETH waren aber durchaus in Form ihres musikalischen Schaffens vertreten. Prog.-Metal-Fans sollten diese hochtalentierte Truppe im Auge behalten.

Brainbogs  Brainbogs
Die Frankfurter Groove-Metaller BRAINBOGS konnten die Stimmung dann überraschenderweise erstmals auf den Höhepunkt treiben und sorgten mit ihrem Set für durchweg zufriedene Gesichter. Das Trio rockte mit fetten Grooves, teils bluesigem Anstrich, teils SABBATH-lastigen Riffs mächtig drauf los und produzierte ein wohliges Grummeln in der Magengegend. Die Melange aus Heavy Rock und doomiger Grundfärbung funktionierte perfekt und man spürte, dass die drei Hessen nicht erst seit gestern zusammen musizieren. Sänger/Gitarrist Christian mimte die allzeit gut gelaunte Rampensau und feuerte die Besucher auch permanent an, während Conny am Tieftöner und Toby am Drumkit exzellente rhythmische Basisarbeit leisteten. Wer sich näher mit der Band beschäftigen möchte, sollte sich deren aktuelle CD "Marvin" mal durch die Gehörgänge pusten.

Sapid Steel  Sapid Steel
Als erste True-Metal-Combo des Abends enterten die Sachsen SAPID STEEL die Bühne. Der klassische Bangerstoff mit deutlicher ACCEPT- und MOTÖRHEAD-Schlagseite zündete vom ersten Ton an und machte deutlich, dass Heavyrock und Heavy Metal aus den glorreichen 1980ern nach wie vor ein Garant für gute Stimmung und erstklassige Songs ist. Auch mir bereitete der Fünfer aus Chemnitz viel Freude, einzig der phasenweise schräg jaulende Gesang von Hebbe tönte etwas gewöhnungsbedürftig, hin und wieder konnte man aber gewisse Dirkschneider-Adaptionen heraushören, was ja grundlegend schon mal positiv zu werten ist. Zum Abschluss des Sets gab es denn auch den ACCEPT-Klassiker "Balls To The Wall" zu hören, der in seiner erfrischenden Umsetzung dem Original schon recht nahe kam und für die ein oder andere fliegende Haarpracht gut war. In dieser Form schaue ich mir die Band gerne noch einmal auf einem reinrassigen True-Metal-Event an.
Setlist SAPID STEEL
Time To Win
Hungry For You
We're Gonna Blow You Up
Makin' Love
Feel The Fire
Rock It Hot
Scream Machine
Steelbreaker
Black Age
Balls To The Wall

Diabolos Dust  Diabolos Dust

Diabolos Dust
Die bajuwarische Combo DIABOLOS DUST zog den Härtegrad deutlich an und kredenzte den Besuchern eine deftige Mischung aus beinhartem Powermetal und melodischem Thrash, den man resümierend als spannend wie innovativ bezeichnen darf. War mir die Band bisher nur dem Namen nach bekannt, setzten die Süddeutschen ein deutliches Ausrufezeichen in punkto Spielfreude, mitsingtauglichen Refrains und massiver Bühnenpräsenz. Fronthüne Jürgen sang variabel und leidenschaftlich und erzeugte mit seinem voluminösen Organ die notwendige Aggressivität, während die Gitarrenfraktion kernige Riffs en masse aus dem Ärmel schüttelte. Die Musiker zeigten sich überaus kommunikativ und gut gelaunt auf der Bühne, so dass sich der Spaß unmittelbar auf die Zuschauer übertrug. Als Geheimtipp empfahlen sich die Süddeutschen für weitere Hallenfestivals und dürften sowohl bei Powermetal- wie auch Thrashfans auf offene Ohren stoßen.
Setlist DIABOLOS DUST
The Way
Wasting Time
Wheel Of Fortune
Devil Advocates
Clouds Of Malice
Grace Of Creation
Never Surrender
Judgement Day
Slave

Fatal Embrace  Fatal Embrace

Fatal Embrace
Der gefühlte Headliner der diesjährigen LHN hieß eindeutig FATAL EMBRACE. Die Berliner Thrashwalze gab von Beginn an Vollgas und deutlich zu erkennen, dass man nicht nach Eschwege angereist war, nur um ein paar Flaschen leckeren Klosterbräus zu verzehren. Mit old-schooligen Präzisionsriffs a la SLAYER und DEATH ANGEL zwirbelte das Quintett einen Nackenbrecher nach dem nächsten ins Hallenrund und legte das E-Werk förmlich in Schutt und Asche. So mancher Besucher schien von der mächtigen Soundwand geradezu überrollt zu werden, so dass die meisten Anwesenden wie angewachsen staunend verharrten. Aufgrund der geringen Aktivität vor der Bühne stellte sich bei der Band auch sichtbarer Frust ein, der sie letztlich dazu anspornte, noch intensiver die Äxte kreisen zu lassen. Sänger Heiländer röchelte und keifte sich mit maximalem Einsatz durch die Setlist, wie auch seine Mitstreiter das gesamte Register zogen. Im Underground ist die seit 20 Jahren existierende Band durchaus eine große Hausnummer, steht aber in punkto Songwriting den heimischen "Big Three" (SODOM, KREATOR, DESTRUCTION) in nichts nach. FATAL EMBRACE hätten schon allein wegen ihrer immensen Spielfreude und der großartigen Songs eine brechend volle Halle und zirkulierende Moshpits verdient gehabt.

Arven  Arven

Arven  Arven
Die Mainzer Symphonic-Metaller ARVEN waren nach diesem genialen Getrümmer nun wirklich nicht zu beneiden, mussten sie die Stimmung noch einmal zu ihren Gunsten drehen, was zu vorgerückter Stunde ein schwieriges Unterfangen war. Manche Herren der Schöpfung fühlten sich denn auch weniger durch die Musik als vielmehr durch die optischen Reize der Damen dazu veranlasst, dem Gig beizuwohnen und zumindest Höflichkeitsapplaus zu spenden. Aus musikalischer Sicht gab es nichts zu bemängeln. Opulente klassische Arrangements wechselten sich mit knackigen Riffs, mystischen Sounds und filigranen Soli ab. Man muss Frontfrau Carina schon Respekt zollen, wie sie die nicht ganz leichte Aufgabe meisterte, den Stilbruch weg zu moderieren und den Fokus komplett auf die ARVENsche Ausrichtung zu lenken. Die charmante Sängerin sang sich mit glockenklarer Stimme sicher durch die Setlist und zeigte eine durchweg gute gesangliche Leistung. In punkto professionelles Stageacting ließ die Band nichts anbrennen. Zwar geriet der ein oder andere Song aus meiner Sicht doch etwas cheesig und arg schwülstig, aber auch die poppige, eher balladeske Seite steht der Band gut zu Gesicht. Im Rahmen einer Tour mit NIGHTWISH, EPICA oder artverwandten Acts dürfte das Sextett aber noch mehr zünden als an diesem Abend.

Das Publikum
Fazit: Die LHN 2013 hat aus musikalischer Sicht mal wieder Akzente abseits des metallischen Mainstreams setzen und mit einer wohltuenden Durchmischung der stilistischen Spielarten überzeugen können. Schwerwiegende Gedanken muss man sich über den geringen Zuschauerzuspruch machen. Vielleicht ist es ratsam, sich über einen neuen Termin (1. oder 2. Quartal) Gedanken zu machen. Es wäre jedenfalls jammerschade, wenn dieses feine Metalevent wegen mangelnder Resonanz und daraus resultierender Negativeinnahmen eingestellt werden müsste. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Fotos: tk



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