www.Crossover-agm.de EXTOL: Blueprint
von ta

EXTOL: Blueprint   (Century Media)

Ich muss zugeben, nach dem ersten Durchlauf von "Blueprint" musste ich erst einmal schlucken, vielleicht auch mehrere Male. OK, Extol waren noch nie leichtverdaulich, weil stets Genre-übergreifend und darum angewöhnungsbedürftig, aber "Blueprint" ist sicherlich das Extol-Album, welches bis dato die meisten musikalischen Grenzen sprengt. Extol 2005 bedienen kaum noch ein musikalisches Klischee, sind einzigartig, genial, einzigartig genial, aber auch oder gerade deswegen sehr elitär.
Nach mehreren sehr guten Black/Death- und einer exzellenten Thrash-lastigen Scheibe ist "Blueprint" nicht mal tendenziell adäquat beschreibbar. Extol sind heavy, ohne Frage, komplex dazu noch immer, stets intensiv ohnehin, teilweise richtiggehend mit hypnotischer Wirkung, weil den Hörer überrennend. Gut, auf "Blueprint" bleibt im Gegensatz zum Vorläufer "Synergy" die Tempokeule eingepackt, die Songs wirken aber trotz aller verschachtelter Arrangements noch mehr auf den Punkt gespielt, streckenweise unglaublich dicht. Sänger Peter Espevoll schreit sich weiterhin die Bronchien wund, singt inzwischen immer mehr auch mit gebirgsbachklarer Stimme und das gut - weiß man ja. Die neue Gitarrenabteilung Tor Gildje/Ole Halvard Sveen hat im Gegensatz zum Vorgängerduo das Anschlagstempo halbiert, schüttelt sich aber ein Killerriff nach dem anderen aus dem Hemdsärmel, das vom detailreichen Drumming David Husviks zusammengehalten und vorangetrieben wird. Mann auch, Extol sind einfach keinen Deut schlechter geworden, aber anders. In Sachen Originalität den meisten anderen Bands schon weit entlaufen, darum auch fast völlig unvergleichlich. Mir fallen als Referenzgruppe nur noch die Amis Tourniquet ein, die ähnlich grenzenlos (aber weniger intensiv) musizieren.
Anspieltips verbieten sich von selbst, es muss nur zum Warmlaufen nicht unbedingt "Another Adam's Escape" sein. Dieser Song wirkt auf mich noch ein wenig unfertig. Einige Arrangements sind unverständlich, die Grundatmosphäre ist gehemmt. Selbstverständlich bleibt es das einzige, wirklich das einzige schwächelnde Stück.
Textlich gehen Extol nunmehr etwas offensiver ihrer christlichen Grundorientierung nach. Lobpreis, Vergebungs- und Fürbitte, die Freude am wahren Weg in die Freiheit, auch die an der Nachfolge werden thematisiert und ins alltägliche Leben transportiert, leider etwas zuungunsten der auf "Synergy" noch deutlich vorhandenen Gesellschaftskritik. Dabei gehören gerade Extol zu den Bands, die dem rein christlichen Zirkel längst entwachsen sind und von vielen inzwischen eher als Teil der Metal- als der christlichen Szene wahrgenommen werden. In so einem Fall wäre ein Teil gesellschaftsorientierter Texte keine Anbiederung, sondern ein Vermittlungsversuch. Aber das ist nur meine Einschätzung und soll keine Kritik sein.
Extol denken auch mit "Blueprint" nicht daran, im Ansatz zu schwächeln, selbst wenn die Herausforderungen, die sie an den Hörer stellen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, eher mehr als weniger werden. Aber das ist eigentlich auch schon wieder ein Lob.
Kontakt: www.centurymedia.de

Tracklist:
1. Gloriana
2. Soul Deprived
3. In Reversal
4. Pearl
5. From The Everyday Mountain Top
6. Another Adam's Escape
7. The Things I Found
8. Lost In Dismay
9. Essence
10. Void
11. The Death Sedative
12. Riding For A Fall (Bonustrack)
Pearl (Video Clip)
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver